Fußball & Landhockey stellen Tennis klar in den Schatten

So großartig und so spannend die Matches des olympischen Tennisturniers an diesem zweiten Spieltag auch waren, sie standen ganz eindeutig im Schatten des restlichen Geschehens der anderen Sportarten. Ein Überblick über die Tagesereignisse von C.L

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Mit Titelverteidiger Posteiner und Topfavorit Eberhard sind schon zwei Hochkaräter des Tischtennisturniers ausgeschieden

Tag 2 bei Olympia 06 war kein guter für die Topstars des Tischtennisturniers. Das große Favoritensterben setzte ein, und brachte das frühzeitige Aus der großen Goldmedaillen-Anwärter. Zunächst gab es gleich einmal im Achtelfinale das Scheitern des Titelverteidigers zu erleben. Olympiasieger Walter Posteiner musste sich im Tophit des Tages dem Silbermedaillengewinner von 2004 Tashi Liu glatt in drei Sätzen geschlagen geben. Damit hatte das Turnier seine erste Überraschung, die nächste sollte sogleich folgen. Der großte Favorit auf Gold, Mario Eberhard wird am Finaltag nur mehr Zuseher sein. Der ehemalige Landesligaspieler unterlag im Viertelfinale Stefan Wolf in einem abwechslungsreichen, interessanten Match in 5 Sätzen, und musste sich damit wie im Vorjahr ohne Edelmetallgewinn vom olympischen Tischtennisturnier verabschieden. Souverän durch den Raster düste bisher auch Andreas Harbarth, der auf seinem Weg ins Viertelfinale noch ohne Satzverlust blieb. Dort wartet im Geschlechter-Duell Gerti Kerschenbauer, die immerhin den höher eingeschätzen Alex Szele aus dem Bewerb warf und im Achtelfinale auch gegen Jessica Glatzl die Oberhand behielt. Einem Doppelpack ohne Satzverlust verdankt es auch Reinhard Bittermann, dass er bereits im Viertelfinale steht, wo Gerry Kury das im Tischtennisbewerb aufgebaute und zur Schau gestellte Understatement nicht mehr lange wird halten können. Posteiner draußen, Eberhard draußen, doch der nächste Kracher steht uns schon ins Haus. Philipp Svatek, Silberner von 2005 gegen Tashi Liu, Silberner von 2004 und 2006 beide noch ohne Satzverlust duellieren sich im Viertelfinale.

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Gala der Mozart-Knaben zum Auftakt des Fußball-Turniers

Am Samstag Nachmittag wurde auch endlich das mit Spannung erwartete Fußballturnier angepfiffen. Die Gruppe A gelangte zur Austragung und brachte den überraschenden Gruppensieg des von Michael Holzer angeführten Teams. Das für das “Cafe Mozart” agierende Quartett in der Besetzung Michael Holzer, Rene Karlik, Christian Glössner und Markus Hafner spielte groß auf, und begeisterte Fans und Mitspieler mit herrlichem Kombinationsfußball und jeder Menge Tore. Mit 7 Punkten aus den drei Vorrundenspielen sicherten sich die “Mozartknaben” den Gruppensieg, der ihnen im Halbfinale vermutlich die leichtere Partie beschert. “Wir haben heute sehr gut und konzentriert gespielt, ich glaube wir zählen spätestens jetzt zu den Favoriten auf Gold”, jubelte Holzer, während Karlik gleich auf die Euphoriebremse stieg. “Wir kennen nicht einmal noch die Mannschaften der Gruppe B. Von daher ist es viel zu verfrüht über die Goldmedaille nachzudenken”. Während die vermeintlichen Underdogs also den Gruppensieg und ihre Galavorstellung mit einem Bier begossen, saßen die hoch eingeschätzten Starkicker des Philipp Svatek wie begossene Pudel da. Die Bronzemedaillengewinner von 2005 enttäuschten in allen Bereichen. Langsam, behäbig wurden die Angriffe vorgetragen, im Abschluss zaudernd und uneffektiv, setzte es für die Svatek-Truppe neben einem mickrigen Punkt gegen Team Leiner zwei heftige Watschn in Form von zwei Debakeln. 2:6 gegen Team Harbarth, und gar 0:5 im entscheidenden letzten Gruppenspiel gegen die Mozart-Knaben. Da vermisste man bei einer der favorisierten Turniermannschaften nicht nur spielerische Linie, sondern bald auch den entsprechenden Kampfgeist. Allerdings ging das Spiel gegen Holzer & Co denkbar schlecht für das Svatek-Team los. Mit drei Toren in den ersten beiden Minuten des Spieles, nahmen die taktisch und spielerisch überzeugenden Cafe-Kicker dem Match bald die Brisanz, und den Gegnern die Motivation. Ein mäßiger Mittelteil des Spieles wurde schließlich von einem “finale furioso” der Mozart-Kicker beendet. 5:0 lautete der Endstand. Knapp fiel die Entscheidung aus, wer die Holzer-Truppe mit ins Halbfiinale begleiten durfte. Am Ende waren Harbarth-Pokitsch-Wolf & Ronca die glücklichen Vier, die nur dank der besseren Tordifferenz weiter von einer Medaille träumen dürfen. Team Leiner-Liu-Möth und Chang nützte da selbst der Sieg im direkten Duell mit dem Harbarth-Quartett nichts. Die Gruppe B wurde übrigens auch mit einem Spiel eröffnet. Dabei trennten sich die Teams Szele-Eberhard-Kovar-König & Berzengi-Meinhart-Kerschenbauer-Saurugger 3:3.

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Dramatik pur im olympischen Landhockeyturnier

Fußball wie erwartet und wie jedes Jahr der große Publikums-Magnet, doch die meiste Spannung, die meiste Dramatik und den größten Fun brachte am späten Samstag-Nachmittag der erstmals ausgetragene Landhockey-Bewerb. Das aus acht Mannschaften bestehende Turnier startete mit dem Viertelfinal-Duell der Teams Berzengi-Meinhart-Leiner und der Schwing-Familie. 7 Minuten lang verwalteten die Schwings die rasche 1:0 Führung durch Regina Schwing, ehe drei verheerende Schlussminuten doch noch das nicht mehr zu erwartende Aus für Alois & Co brachten. Doch was heißt Minuten, die ganze Dramatik einer superspannenden Schlußphase des Hockey-Eröffnungsspieles entlud sich in der vorletzten Sekunde dieses rassigen Duells. 5-4-3-2 zählte der Schiedsrichter die letzten Sekunden des Spieles laut herunter, als der Ball plötzlich im Netz der Schwing-Familie zappelte. Riesen Jubel beim Leiner-Team und die verständliche Enttäuschung bei einem über weite Strecken besser spielenden Schwing-Team. “Das ist ärgerlich, weil wir so knapp dran, und diese 10 Minuten ganz schön anstrengend waren”, kommentierte Alois die unglückliche Niederlage.

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Matthias Tader Show im Viertelfinale mit 4 Treffern

Nicht minder spektakulär, wenngleich weniger spannend dann die zweite Partie des Viertelfinales zwischen den Mannschaften Tader-Bittermann-Eggert und Liu-Mötz-Zak. Zu sehen bekam man 10 Minuten lang die große Matthias Tader-Show, der allein mit 4 Treffern zum Vater des Sieges wurde. Der Ottakringer spielte groß auf, glänzend unterstützt von Laufmaschine Reinhard Bittermann und Supertormann Sebastian Eggert. Der One-Man-Show des Matthias T. hatten die Gegner nur den zweimaligen Ausgleich entgegenzusetzen, ehe Tader den Sieg sicher stellte und sich zum besten Spieler des Tages kürte. Hochspannung und Dramatik pur dann wieder im dritten Viertelfinalvergleich zwischen dem Team Altsinger-Eberhard-Chang und dem Junior-Quartett der Sauruggers & Kerschenbauers. Die als krasse Außenseiter gehandelten Jungstars gingen überraschend durch einen Treffer von Bernd Saurugger in Führung. Danach folgte eine Abwehrschlacht in Reinkultur, fuhren die Young-Boys nur noch sporadische Konter in Richtung des gegnerischen Tores. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die von Markus Altsinger dirigierte Mannschaft zum Ausgleich und sogar zur Führung kam. Und was Matthias Tader für sein Team im Match davor war, das war in diesem dritten Viertelfinale Ten Zing Chang für seine Mannen. Der junge Chinese sorgte mit einem Doppelpack für die scheinbare Entscheidung. Doch als viele schon mit dem knappen Erfolg der Altsinger-Truppe rechneten schlug aus heiterem Himmel Clemens Kerschenbauer zu. Der 10jährige erzielte mit unglaublicher Kaltschnäutzigkeit und Routine den vielumjubelten Ausgleich. Alle warteten auf das erste Penalty-Schießen des Turniers, als aus einer Unaufmerksamkeit der Juniors heraus knapp vor Abpfiff der Siegestreffer der Chang-Truppe fiel. Dachte man in diesem Spiel schon den Gipfel der Dramatik des Hockey-Turniers erlebt zu haben, wurde man 10 Minuten später im letzten Spiel des Tages eines besseren belehrt. Team Tader gegen Team Berzengi, das war zunächst ein hochklassiger Schlagabtausch zweier motiverter, taktisch disziplinierter und technischer sensationell agierender Mannschaften. Es war am Ende aber auch ein unschöner, häßlicher von Emotionen bestimmter Kleinkrieg, der durch so manche kuriose Spielszene ausgelöst wurde. Tader mit Turniertreffer Nr. 5 und sein kongenialer Partner Sebastian Eggert mit seinem ersten Tor sorgten für eine rasche 2:0 Führung und scheinbar klare Verhältnisse. Die Topfavoriten auf Gold bestimmten weiter das Geschehen, verabsäumten aber den alles entscheidenden dritten Treffer zu erzielen. Stattdessen fing man sich aus einem Gegenstoß das 1:2 ein, und plötzlich lief das bis dahin famose Spiel der Tader-Truppe nicht mehr wie geschmiert. Der Ausgleich durch Berzengi war die Folge und am Ende musste man froh sein, in allerletzter Sekunde noch den zwischenzeitlichen durch den zweiten Leiner-Treffer entstandenen 2:3 Rückstand egalisiert zu haben. 3:3, das erste Penalty-Schießen musste die Entscheidung bringen, wer sich für das Finalspiel um Gold qualifizieren konnte. Und in diesem Thriller wurde es dann leider wie eingangs erwähnt gehässig. Da wollte man Stangenschüsse als Treffer sehen, die gegnerischen Torhüter außerhalb ihres Gehäuses wissen und die Gegner mit verbalen Attacken einschüchtern. Am Ende hatten beide Teams mehrmals die Chance auf den Sieg, ehe Team Berzengi mit 2:1 als glücklichere Mannschaft über den Endspieleinzug jubeln konnte.

Claus Lippert, 27. August 2006