Martin Zehetner feiert Pyrrhussieg über HTT-French-Open-Champion Peter Klager

Seit Montag Abend sind drei der vier Semifinalisten bei den HTT-Tour-Finals 2014 im UTC La Ville bekannt. Nachdem sich der rumänische HTT-US-Open-Sieger Damian Roman bereits am Tag zuvor mit seinem Dreisatzerfolg über Vladimir Vukicevic als erster Spieler einen Halbfinal-Platz sicherte, lösten am gestrigen Montag auch Peter Klager und Philipp Schneider in Gruppe B ihre Tickets für die Vorschluss-Runde des Saisonfinales der Top 8 im UTC La Ville. Die beiden Vorjahresfinalisten haben am Ende einer völlig offenen und ausgeglichenen Vorrunden-Gruppe die zur Halbfinal-Teilnahme nötigen Top-Plätze inne, während November-HTT-500-Sieger Martin Zehetner mit einem Dreisatz-Erfolg über Peter Klager zum tragischen Helden des sechsten Spieltages avancierte. Und weil Underdog Mathias Wagner im abschließenden Gruppen-Match gegen Titelverteidiger Philipp Schneider glatt verlor und keine Schützenhilfe leistete, muss Martin Zehetner trotz zweier Vorrunden-Erfolge das Masters ab sofort aus der Zuseherrolle verfolgen. Ein Bericht von C.L

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Am Ende hätte Martin Zehetner ein einziger Punkt zum Aufstieg ins Semifinale gereicht

Es waren kuriose Szenen, die sich am Montag Abend unmittelbar nach dem Topspiel des “Saibel Sicherheitstechnik-Days” am Centercourt des UTC La Ville abgespielt hatten. Martin Zehetner hatte gerade nach exakt 90 Minuten Spielzeit sein letztes Gruppen-Match bei den HTT-Tour-Finals gegen den Ranglisten-Zweiten und 2fachen HTT-French-Open-Champion Peter Klager mit 6:3, 1:6, 6:1 gewonnen, 200 Punkte für die Rangliste erobert und seinen zweiten Vorrunden-Erfolg gefeiert, da schleuderte der 33jährige Deutsch Wagramer unmittelbar nach dem Shakehands mit Klager, sein Racket enttäuscht und wutentbrannt in Richtung Spielerbank. Knapp vor 21 Uhr war dem Ranglisten-Fünften bewusst geworden, dass ihm der Durchhänger im zweiten Satz des Premieren-Duells mit Peter Klager wohl zum Verhängnis geworden ist. Die Hoffnung Zehetners, doch noch irgendwie ins Semifinale der Tour-Finals einziehen zu können, bekam dann noch einen letzten Dämpfer, als er erfahren musste, dass ausschließlich ein Wagner-Sieg ihm das so sehr erhoffte Halbfinal-Ticket bringen würde. In zwei Sätzen hätte Zehetner sein drittes Vorrunden-Duell gegen Klager gewinnen müssen, dann hätte er Philipp Schneider im abschließenden Match gegen Wagner extrem unter Druck gesetzt. Womöglich hat Zehetner aber seine Aufstiegs-Chancen schon am Eröffnungsspieltag im Treffen mit Titelverteidiger Philipp Schneider vertan, wo er im zweiten Satz bei 5:4 und eigenem Aufschlag zwei Satzbälle mit zwei komplett leichten und unnötigen Vorhand-Fehlern vergeigte. Ein Punkt hätte gereicht, ein lächerlicher Punkt, und Zehetner hätte gegen Schneider einen Satz gewonnen, womit der gestrige Dreisatz-Sieg zum Aufstieg ins Halbfinale gereicht hätte.

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Zehetner mit dem richtigen Rezept und gewonnenem ersten Satz gegen Klager

“Hätte, wenn und aber” hilft jetzt alles nicht mehr, Zehetner ist bei den HTT-Tour-Finals 2014 mit zwei Vorrundensiegen ausgeschieden, und hat am Montag Abend wohl den wertlosesten Sieg seiner Karriere gefeiert. Dabei hatte es so gut für den 33jährigen Niederösterreicher begonnen. Er fand ganz gut jene Mischung, mit der man Bringerkönig Peter Klager begegnen muss. Mit Konstanz und Geduld, vorallem mit der richtigen Länge in der Grundschlägen, und dann wieder – wenn sich die Gelegenheit bietet – aggressiv in den Ball und auf den Punkt zu gehen. Dieses Rezept passte ganz gut, weil Klager es als Meister der Defensive irgendwie vermisste, permanent in Höllentempo auf ihn zu fliegende Geschosse zu entschärfen. Das macht Klager am liebsten, aber dazu kam er im ersten Durchgang nicht so oft. Und dann, wenn Klager selbst initiativ werden muss, dann findet sich der 2fache HTT-French-Open-Sieger in einer Rolle, die ihm weniger auf den Leib geschneidert ist. Zwar lag der Ranglisten-Zweite vom TWR 21 in seinem 74. Karriere-Match mit dem ersten Break des Matches mit 3:2 voran, das war es aber letztlich auch schon, was der 22jährige im ersten Satz zu bieten hatte. Mit der für Klager ungewöhnlich hohen Quote von 21 unerzwungenen Fehlern in nur einem Durchgang, war der erste Satz nach 35 Minuten mit 6:3 an Zehetner gegangen, und die Deutsch Wagramer Tennis Community begeistert und zuversichtlich, dass sich ihr “Bester” auf der HTT doch noch aussichtsreich in Stellung für das Semifinale bei den HTT-Tour-Finals bringen kann.

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Zehetner vergibt mit Bankrott-Leistung im zweiten Satz seine Chancen auf das Semifinale bei den HTT-Tour-Finals 2014 im UTC La Ville

Doch anstatt aufgepusht nach der Satzführung in den zweiten Heat zu gehen, lieferte Zehetner einen zweiten Durchgang ab, der getrost als sportliche Bankrott-Erklärung bezeichnet werden kann. Nach nur 10 Minuten 0:3 zurück, war der 33jährige von Beginn an mächtig unter Druck. In dieser Phase ging es schlicht und einfach nur darum, so wenige Games wie möglich abzugeben, um im Falle eines Zweisatzsieges, auf den im Anschluss spielenden Philipp Schneider den Druck zu erhöhen. Schneider selbst zitterte derweil auf der Heimfahrt von einem beruflichen Termin in Gmunden am Live-Ticker mit, und seine Nervosität legte sich in diesem zweiten Heat praktisch von Game zu Game. Denn Zehetner wirkte total blockiert und nicht annähernd so stabil wie noch eine halbe Stunde zuvor in Durchgang 1. Der Deutsch Wagramer spielte plötzlich ohne Vorhand, und auch die Match-Facts zu jenem zweiten Satz, der Zehetner letztlich die letzte Halbfinal-Chance raubte, lesen sich wenig schmeichelhaft. In nur 26 Minuten kam der Niederösterreicher auf gerade einmal 12 Punkte, er konnte im gesamten zweiten Satz nur 2 Winner anbringen, und mit unfassbar “dünnen” 17 Prozent an Punkten nach dem zweiten Aufschlag, verzeichnete Zehetner Werte die jeder bessere Future-Tour-Spieler locker übertrifft.

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Martin Zehetner gewinnt dritten Satz und zieht nach Pyrrhussieg über Klager ein Resümee nach seinem Tour-Finals-Debüt

Klager hatte damit den zweiten Satz gewonnen, vorallem aber sein Tagesziel erreicht, und sich mit einem Satzgewinn als zweiter Spieler hinter Damian Roman und so wie im Vorjahr für das Semifinale der HTT-Tour-Finals zu qualifizieren. Und dieser Umstand führte dazu, dass man am Centercourt des UTC La Ville einen kuriosen Entscheidungssatz zu sehen bekam. Klager schaltete mehrere Gänge zurück – um nicht zu sagen er schaltete komplett ab, und Zehetner – von dem jeglicher Druck abgefallen war – spielte ohne zu glänzen seinen Part zu Ende. In 28 Minuten war das kurios anmutende Schauspiel vor den Augen von Tagessponsor Mario Saibel zu Ende, und der Verlierer mega happy, während der Sieger wie erwähnt sein Racket schwer enttäuscht einem Haltbarkeitstest unterzog, ehe er sich noch am Centercourt dem ersten Interview stellte. “Natürlich ist es jetzt so kurz nach dem Spiel sehr bitter, aber ich finde ich habe mir heute auch nicht mehr verdient, weil ich schlecht gespielt habe. Im dritten Satz hat der Peter vielleicht nicht mehr alles gegeben. Dabei habe ich nach dem ersten Satz noch geglaubt, dass heute was gehen könnte. Ich habe dann aber einfach viel zu viele Fehler gemacht. Wenn ich mir die Statistik anschaue, wird mir wahrscheinlich schlecht werden”, äußerte sich der 33jährige, der ja zu diesem Zeitpunkt theoretisch noch im Rennen um einen Halbfinalplatz war, und auf die Schützenhilfe von Mathias Wagner bauen musste. “Ich habe das Thema Semifinale abgehakt. Ich hätte mir sehr gerne angeschaut, wenn ich in zwei Sätzen gewonnen hätte, und der Philipp ein entsprechendes Ergebnis gebraucht hätte. Aber wie schon gesagt, ich habe mir das auch nicht verdient, ich war nicht gut genug. Die Situation in unserer Gruppe war heute vor dem Match schon eine Belastung für mich, während des Spieles selbst denkt man aber nicht an mögliche Aufstiegs-Szenarien”, schilderte Zehetner, der sich angesichts der geringen Chancen auf eine Wagner-Sensation im Schluss-Single der Gruppe gegen Philipp Schneider, auch gleich mit einem Resümee zu seinem Masters-Debüt verabschiedete: “Die Organisation hier war sensationell. So geil habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich habe ja im Vorfeld schon viel über dieses Turnier gehört, und deshalb wollte ich ja unbedingt dabei sein. Players-Lounge, Jacken, Plakate usw., es war wirklich geil. Sportlich bin ich natürlich nicht zufrieden, obwohl ich zwei Siege habe. Aber ich habe an allen drei Tagen nicht wirklich gut gespielt”, bilanzierte ein sichtlich enttäuschter Martin Zehetner.

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Peter Klager: “Ich habe ein große Freude, mehr habe ich nicht gebraucht”

Scheinbar einfach war hingegen die Entscheidung für Peter Klager, nach gewonnenem zweiten Satz gegen Martin Zehetner, die Partie vorzeitig aufzugeben, und Energie für den weiteren Turnierverlauf zu sparen. Im Vorjahr war dem Sandplatzkönig ja der grobe Fehler unterlaufen, sich in einem bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen Fabian Mayrhuber in einem mühsamen Dreisatz-Fight aufzureiben, um am Ende im Finale gegen Philipp Schneider vorallem aufgrund körperlicher Probleme zu verlieren. “Diesen Fehler habe ich diesmal nicht gemacht”, lachte Klager ehe er zur Pressekonferenz kam. “Ich habe eine große Freude. Mehr habe ich nicht gebraucht, und wichtig war für mich, nicht zu viel Kraft liegen zu lassen”, bestätigte Klager die im Interview davor aufgestellten Vermutungen seines Bezwingers, er wäre den dritten Satz eher locker angegangen. “Ich habe im dritten Satz gar nichts mehr gemacht, vorallem auch weil die Schulter ein bisschen zu zwicken begonnen hat. Ich habe mich auch nicht mehr bewegt, nur zu Bällen die cool in meine Richtung gespielt waren”, erzählte der Ranglisten-Zweite, ehe er noch auf eine interssante Frage in Zusammenhang mit dem Nummer 1 Rennen zum Jahresende konfrontiert wurde. Ob ihm denn nicht die liegen gelassenen 200 Punkte für einen möglichen Sieg gegen Zehetner weh tun würden? “Nein, weil der Schneider ist 100 Punkte hinter mir wenn er den Wagner schlägt, und dann kommt es sowieso auf das Semifinale an. Und auch beim “Vladi” – wenn er noch den Aufstieg schafft – kommt es auf das Semifinale an. Und dort macht man ohnehin mehr Punkte”, so der Ranglisten-Zweite.

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Masterssieger Philipp Schneider gewinnt auch das fünfte Saison-Duell gegen Mathias Wagner und steigt als Gruppen-Zweiter hinter Peter Klager ins Semifinale auf

Dem Jubiläums-Turnier zur 25. Auflage der HTT-Tour-Finals im UTC La Ville ist der Titelverteidiger erhalten geblieben. Vorjahressieger Philipp Schneider hat sein letztes Gruppen-Match beim Saisonfinale der Top 8 am Altmannsdorfer Ast gegen Mathias Wagner souverän gewonnen, und den Ranglisten-Achten vom TK Big Point Muckendorf in nur 55 Minuten mit 6:1, 6:2 vom Platz gefegt. Damit ging auch das fünfte Saison-Duell der beiden Niederösterreicher ganz klar an Schneider, der mit dem zweiten Halbfinal-Einzug in Folge auch seine Anwartschaft auf die Nummer 1 Position am Jahresende untermauerte. Dem 34jährigen, der – nach dem Satzgewinn von Peter Klager beim Pyrrhussieg Zehetners – etwas entspannter in die Night-Session am Saibel-Sicherheitstechnik-Day starten konnte, und der “nur” mehr einen Sieg gegen Wagner – egal in welcher Höhe – benötigte, merkte man zu Beginn durchaus die Anspannung an, die sein letzten Auftritt in der Gruppenphase mit sich brachte. Gleich im Auftakt-Game war Schneider mit zwei Break-Chancen seines bislang im Turnier mehr als enttäuschend spielenden Gegners konfrontiert, ehe er die erwartete Solo-Show abziehen konnte. Nach 26 Minuten war der erste Durchgang vorüber, und Wagner mit einem Ehren-Game ausgestattet.

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Wagner mit halbwegs versöhnlichem Abschied von den HTT-Tour-Finals 2014

Jegliche Hoffnungen auf einen knapperen zweiten Satz mit womöglich herzeigbarem Ergebnis, kappte Wagner dann gleich im ersten Aufschlagspiel des zweiten Durchgangs. Mit 4 Doppelfehlern, davon drei en suite zum 0:1, hatte sich der Königstettner endgültig auf die Verliererstrasse gebracht. Nach einer Viertelstunde stand es bereits 4:0, ehe sich Wagner mit einer “anständig gespielten” Schluss-Phase von den HTT-Tour-Finals 2014 verabschiedete. Der 23jährige hämmerte seine Asse Nr. 5 und 6 übers Netz, überholte in dieser Statistik sogar sein prominentes Gegenüber, und schafft im Spiel darauf unter kräftiger und gütiger Mithilfe seines Gegners das erste Break zum 2:4. Es war das zweite Break im gesamten Turnier, in dem Wagner letztlich nicht über die Rolle eines Statisten hinauskam, und mit drei klaren Niederlagen ein eher bescheidenes Masters-Debüt verzeichnete. Ein bisschen Ergebniskosmetik und einen noch versöhnlicheren Abgang hätte Wagner sogar selbst in der Hand gehabt, aber bei 2:4, 40:15 und eigenem Aufschlag verhielt sich Wagner stümperhaft, schaufelte seine Doppelfehler Nr. 11 bis 13 übers Netz, und war Minuten später auch schon damit beschäftigt, seinem Bezwinger am Netz zum Sieg und Aufstieg ins Semifinale zu gratulieren.

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Von mangelnder Qualität und glücklichem Aufstieg – die Stimmen zum Spiel

“Ich habe mich besser gefühlt als bei den anderen beiden Matches, und es war auch das einzige von den drei Masters-Matches, denen ich ein bisserl nachtrauern darf. Weil ich doch das Gefühl hatte, dass ich bei seinen Aufschlag-Games recht gut dabei war. Ich habe nur ein Break gemacht, das ist fast zu wenig für die Chancen die da waren. Aber natürlich war meine Aufschlagleistung eine Katastrophe. Ich meine 13 Doppelfehler in so wenigen Games, da kann man nicht mehr von Zufall sprechen, das ist dann einfach mangelnde Qualität, und insofern habe ich eh kein besseres Ergebnis verdient. Aber es wäre heute sicher ein bisschen mehr drinnen gewesen”, meinte Wagner in einer ersten Analyse. “Es war für mich keinesfalls selbstverständlich, dass ich diese Partie irgendwie locker gewinne, und ich bin daher komplett konzentriert in die Partie hinein gegangen. Ich habe diese Aufgabe heute zu 100 Prozent ernst genommen. Im ersten Game hat der Mathias gut retourniert, und ich fange oft in meinen Matches schleppend an, das ist jetzt nicht ungewöhnlich. Ich war trotzdem froh, dass die Partei schnell in meine Richtung gelaufen ist”, so Schneider zum Match, ehe er sich auch zum Thema Semifinal-Aufstieg äußerte: “Ich bin extrem froh, dass sich das jetzt mit dem Halbfinaleinzug ausgegangen ist. Einerseits natürlich verdient mit zwei Siegen, andererseits ist der Aufstieg auch extrem glücklich, und für Martin Zehetner halt sehr unglücklich. Er war zu 100 Prozent auf Augenhöhe in dieser Gruppe mit dem Peter und mir, er hat halt das Pech gehabt, dass es sich knapp nicht ausgegangen ist”, zeigte Schneider sich sportlich fair. Wen er denn im Semifinale lieber als Gegner hätte, wurde der Masterssieger des letzten Jahres noch gefragt: “Das ist unmöglich zu sagen, ob ich irgend einen Spieler bevorzugen würde. In der anderen Gruppe sind alle vier Spieler so eng beieinander vom Niveau her, wie man ja schon letzten Sonntag gesehen hat. Es kommt viel auf die Tagesverfassung an, und ich finde das sich das Thema Tagesform gerade auf Opticourt noch mehr verstärkt, weil wir alle zusammen auf diesem Belag eher selten spielen”, so Schneider.

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