Titelverteidiger Philipp Schneider zittert um Halbfinalteilnahme bei der Tour-Finals

Der 2fache HTT-French-Open-Gewinner Peter Klager hat bei den HTT-Tour-Finals im UTC La Ville seinen zweiten Vorrunden-Sieg eingefahren, und steht damit mit einem Bein im Semifinale des Saisonabschluss-Turniers am Altmannsdorfer Ast. Der Ranglisten-Zweite vom TWR 21 bezwang im Topspiel des dritten Masters-Spieltages in einer Neuauflage des Vorjahres-Endspiels seinen Lieblingsgegner Philipp Schneider nach 1:25 Stunden mit 6:2, 7:6, und feierte im 6. direkten Duell den 5. Sieg. Seine Chancen, beim Masters-Debüt das Semifinale zu erreichen, wahrte am Samstag Abend auch Martin Zehetner. Der November-HTT-500-Champion düpierte einen abermals enttäuschend spielenden Mathias Wagner in rekordverdächtigen 51 Minuten mit 6:0, 6:2, und darf sich nach seiner Auftaktniederlage gegen Titelverteidiger Philipp Schneider doch wieder berechtigten Aufstiegs-Hoffnungen hingeben. Ein Bericht von C.L

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Rezeptloser Schneider wird von Klager im ersten Satz sportlich zum Durchschnittsspieler degradiert

Wer weiß, vielleicht ist es ja ein gutes Omen, dass Titelverteidiger Philipp Schneider am Samstag Nachmittag bei den HTT-Tour-Finals im UTC La Ville sein Vorrundenspiel gegen Peter Klager verloren hat. Im Vorjahr passierte dem 33jährigen ja das selbe Malheur, und wie die “Finals 2013” endeten, ist jedermann bekannt. Große Freude wird Philipp Schneider derweil aber nicht haben, mit der fünften Niederlage im sechsten Duell gegen seinen ausgewiesenen Angstgegner. Denn einmal mehr entpuppte sich der 2fache HTT-French-Open-Champion als unüberwindbare Hürde für jenen Mann, der insgesamt schon 8. Turniersiege auf der Hobby-Tennis-Tour feiern konnte, und 15 Wochen an der Ranglisten-Spitze verbrachte. Doch wenn auf der anderen Seite des Netzes dieser gewisse Peter Klager “seine Meter macht”, dann wird selbst Ausnahmekönner Schneider zum Durchschnittsspieler. Zumindest sehen seine Bemühungen und Aktivitäten auf dem Platz so aus, denn Rezept wie man gegen diesen Bringerkönig zum Erfolg kommt, hat Schneider scheinbar keines. Das wurde auch im ersten Satz des gestrigen Vorrunden-Schlagers am Centercourt des UTC La Ville wieder augenscheinlich. Schon im ersten Game wurde die Schneider’sche Ohnmacht ersichtlich, als der 33jährige mit drei Doppelfehlern einen matten Einstand zum Besten gab, und Klager ein erstes Break am Präsentierteller servierte. Zwar holte sich der Titelverteidiger im vierten Game das früh kassierte Break wieder zurück, doch damit hatte der Niederösterreicher sein Pulver für den ersten Satz auch schon verschossen. Was dann folgte glich eher einer sportlichen Demontage, die man in den Open Ära bei einem Duell zweier absoluter Topspieler noch selten gesehen hat. Schneider machte im ersten Heat kein Game mehr, und gerade einmal einen einzigen Punkt, während Klager mit insgesamt vier zu Null gewonenen Games einen gemütlichen 25 Minuten Spaziergang absolvierte.

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Schneider mit Steigerung im zweiten Satz, gegen Bringerkönig Klager reichte es aber wieder einmal nicht

Mit 21 unforced errors patzte Schneider seine Match-Statistik an, die sich wie eine schauderliche Horror-Geschichte las. Allerdings wäre Schneider nicht die aktuelle Nr. 3 der hochgejazzten Hobby-Tennis-Tour, wenn er nicht auch aus solch einer misslichen Situation artgerecht und eines Champions würdig herausfinden würde. Schneider nach desolater Vorstellung mit 0:1 in Sätzen zurück, gleich darauf mit einem weiteren Break auch “ungeschickt” in Durchgang 2 gestartet, begann sich in die Partie hineinzukämpfen. Der Niederösterreicher wurde aktiver, ging aggressiver in die Ballwechsel und er schraubte vorallem am Aufschlag-Percentage. Von 54 auf 71 Prozent beim ersten Aufschlag, damit war Klager plötzlich am Return ein wenig mehr unter Druck, und das Spiel auf einmal offen. Im ersten Satz noch der totale Dominator, sah sich Klager auf einmal mit einem Gegner auf Augenhöhe und einem 2:4 Rückstand konfrontiert. Von seinem Konzept rückte der Sandplatzkönig aber auch in dieser Phase nicht ab, baute weiter auf seine unfassbaren Stärken im Defensiv-Bereich weit hinter der Grundlinie, und wurde für seinen unbändigen Kampfgeist und phantastisch erlaufene Bälle in aussichtslosesten Situation mit dem Re-Break und dem Gamegewinn zum 4:4 belohnt. Schwächen offenbarte Klager im Finish nur, als er zwei Mal in Fogle scheiterte, das Match auszuservieren. Erst in einem hauchdünnen und megaspannenden Tie-Break machte Klager dann alles klar. Mit dem sechsten Sieg bei seinem siebenten Mastersspiel öffnete sich Klager die Türe in Richtung Semifinale, fix steht aber auch der HTT-French-Open-Sieger noch nicht unter den Top 4 dieses Mega-Events.

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Die Stimmen zum Topspiel des dritten Turniertages bei den HTT-Tour-Finals 2014

“Das Rezept gegen den Philipp ist es, extrem passiv zu spielen, weil er sich ab und zu verschießt. Heute war ich aber vorallem im zweiten Satz viel zu passiv. Da habe ich mich auch schlecht bewegt. Allerdings Sieg ist Sieg, und nur der zählt. Ich bin zwar noch nicht durch, aber es schaut nicht schlecht aus mit dem Semifinale. Gegen den Zehetner werde ich nicht zu Null verlieren, zumindest habe ich das nicht vor”, betonte Klager in einer ersten Stellungnahme noch direkt am Centercourt. Und angesprochen auf seinen 5. Sieg im 6. Spiel mit Schneider meinte der 2fache HTT-French-Open-Sieger: “Ja er liegt mir schon, weil ich gut verteidige, und genau das muss man gegen ihn machen. Das ich einmal gegen ihn verloren habe, und das ausgerechnet im Mastersfinale im letzten Jahr war, ist zwar blöd, kann man aber nicht mehr ändern. Ich hatte dieses Match heute auch nicht im Kopf, obwohl ich schon nervös war. Allerdings deshalb, weil wenn ich heute verloren hätte, dann hätte es in der Gruppe schlecht ausgesehen für mich”, so der 22jährige nach seinem 62. HTT-Karriere-Einzelsieg. Später bei der Pressekonferenz stellte sich dann auch Philipp Schneider den Fragen des Veranstalters und vorallem nochmals der Aufarbeitung eines ersten Satzes, der getrost als sportliche Nullnummer bezeichnet werden kann. “Ja, ich bin nicht gescheit in die Partie reingekommen. Der Aufschlag hat mich heute komplett im Stich gelassen. So konnte ich mein Spiel nicht aufziehen. Ich habe zwar anständig retourniert, aber ich kann mich nicht verlassen, jedes Returnspiel zu gewinnen. Das geht nicht auf diesem Niveau”, analysierte der Titelverteidiger, der sich auch zu Angstgegner Peter Klager äußerte: “Es ist schwierig gegen ihn. Da sind sicher einmal die vielen Niederlagen gegen ihn im Hinterkopf, und er liegt mir halt auch nicht, weil er so viel zurückbringt”. In Sachen Aufstieg ins Semifinale plagen Schneider aber bereits leichte Zweifel! “Ich habe ein kleines Horrorszenario vor Augen. Wenn der Zehetner gegen den Klager in zwei Sätzen gewinnt, haben sie beide den Vorteil, dass sie gegen den Wagner hoch gewonnen haben. Ich wäre dann so unglaublich unter Druck, dass ich dann eventuell 6:1, 6:1 gewinnen müsste, und das wäre schon ein arges Szenario. Weil der Wagner braucht dann nur ein paar gute Aufschlag-Games spielen, und für mich wäre es vorbei”.

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Mathias Wagner “verspielt” gerade mit desaströsem Masters-Auftritt seine über die Saison hinweg aufgebaute Reputation im Circuit

Allerdings müsste Wagner erst einmal richtig gut aufschlagen, was er dieser Tage bei seinem Tour-Finals-Debüt im UTC La Ville noch nicht getan hat. Im Gegenteil: Der Wagner-Auftritt verkommt derzeit zu einem echten Masters-Flop. 2 Spiele, 2 Niederlagen, 0:4 Sätze, gerade einmal 5 Games erobert, läuft der 23jährige vom TK Big Point Muckendorf gerade Gefahr, eine starke Saison – gekrönt mit einer Superleistung und dem ersten Titelgewinn beim Juni-HTT-500-Turnier – mit einer desaströsen Vorstellung bei den Tour-Finals zu entwerten. In der Vorschau zu diesem Turnier wurde Wagner unschön als mögliche “Schießbude” abqualifiziert, doch genau als solche präsentiert er sich mittlerweile hier beim Showdown der Top 8 im UTC La Ville. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Juni-HTT-500-Sieger am Ende einer langer Saison, ein wenig Kraft und Motivation verloren hat. 21 Turniere hat er gespielt, um sich in mühsamer und harter Arbeit einen Startplatz im Kreis der HTT-Superstars zu sichern. Doch der Preis den Wagner jetzt für diese Hetzjagd durch den HTT-Kalender zahlt, ist hoch. Mit seinen Auftritten verliert er gerade einiges an jener Reputation, die er sich über die Saison hinweg auch bei den absoluten Tour-Größen aufgebaut hat. Andererseits ist Wagner natürlich in einem Dilemma. Er musste teilweise drei Mal so viele Turniere spielen wie die nun “frischen” Mastersgegner, nur ohne das Marathonjahr mit 21 Teilnahmen wäre Wagner jetzt maximal Masters-Zuschauer.

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Zehetner demontiert Wagner in nur 51 Minuten mit 6:0, 6:2

Am Samstag Abend im abschließenden Match am T.O.P. Perfumes Day hatte Wagner auch nur die Zuschauerrolle inne, zwar direkt am Centercourt, aber mehr war es nicht. Der 23jährige konnte nur mitansehen, wie er von einem Martin Zehetner vorgeführt wurde, der nach seiner Auftakt-Niederlage gegen Philipp Schneider unter Erfolgszwang stand, und obendrein mit ganz speziellen Fans kämpft, die ihm Qualitäten absprechen, um hier beim Masters berechtigter Weise dabei sein zu dürfen. Der 33jährige, sensibel und nachdenklich nach solchen Angriffen, machte seine Sache am Centercourt des UTC La Ville aber vortrefflich, und spielte seinen Part gegen einen völlig indisponierten Gegner konzentriert zu Ende. Was gar nicht so einfach ist! Den Fokus aufrecht zu erhalten, die Games konzentriert zu bestreiten, den ach so schächlich agierenden Gegner nicht plötzlich unterschätzen, Zehetner passierte nichts von diesen Dingen, auch nicht als er bei 6:0, 2:0 erstmals ein Game seinem Gegner überlassen musste. Im Finish wollte Wagner noch ein bisschen Masters-Atmosphäre genießen, zögerte das Debakel mit einem zweiten gewonnenen Aufschlagspiel noch ein wenig hinaus, ehe er nach 51 Minuten das Trauerspiel aus seiner Sicht mit einem Rückhand-Fehler persönlich beendete. “Das gibts nicht viel zu sagen. Ich bin derzeit spielerisch und köperlich einfach zu schwach. Viel mehr braucht man nicht sagen. Ich kann mich nicht einmal über den Ausgang des Matches beschweren. Es war genau so zu befürchten”, zeigte sich Wagner ernüchtert.

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