Nachfolger von Patrick Schwing gesucht

Jänner-Grand-Slam-Turnier erhält bei seiner 15. Auflage einen neuen Sieger

Schon vor dem Endspiel des 15. Jänner-Grand-Slam-Turniers steht fest: Der mit 200 Punkten dotierte Hallen-Klassiker erhält einen neuen Sieger. Bernhard Nagl oder Christoph Wagner, einer der beiden Topspieler wird am Abend erstmals den Siegerpokal für den Jänner-Grand-Slam-Titel in Empfang nehmen, und die Nachfolge des verletzten Vorjahressiegers Patrick Schwing antreten. Eine Vorschau von C.L

Neuauflage des Masters-Finales und das 6. Duell zwischen Nagl und Wagner

Das größte und am besten besetzte Hallen-Grand-Slam-Turnier der Geschichte endet also am Abend nach bisher 4 Spieltagen und 36 Matches mit dem großen Finalspiel zwischen dem an Nummer 1 gesetzten Ranglistenleader Bernhard Nagl und der Nummer 3 des Turniers dem September-Grand-Slam-Champion Christoph Wagner. Damit kommt es nur rund 2 Monate nach dem letzten Aufeinandertreffen der beiden Tourstars zu einem weiteren Duell, dem 6. insgesamt und zur Neuauflage des Mastersfinales von Ende November. Für Wagner die große Chance auf Revanche und die Gelegenheit, im Head to Head Boden gut zu machen. Vorerst führt nämlich der Ranglisten-Erste mit 4:1. Erstmals blieb Nagl bei seinem Tour-Debüt beim Mai-Super-4-Turnier 2004 im Viertelfinale gegen den Junior mit 6:2, 6:4 erfolgreich, zuletzt siegte er wie erwähnt beim Masters, dazwischen liegen die beiden weiteren Siege, aber auch der bislang einzige Triumph von Wagner, realisiert im Endspiel des Juni-Super-4-Turniers 05.

Christoph Wagner in 180 Tagen zwar nicht um die Welt gereist, dafür aber fast am Gipfel der Hobby-Tennis-Tour angekommen

4:6, 6:2, 6:4, die Eckdaten zu Wagner`s Durchbruch auf der Tour beim Juni-Super-4-Erfolg. Seither sind zwar erst 6 Monate vergangen, doch der 15jährige blickt auf ein turbulentes Halbjahr zurück. Vom Tourmitläufer zum Siegspieler, vom Without-Top-Ten-Teilnehmer zum September-Grand-Slam-Sieger, vom Masters-Ersatzmann zum Masters-Finalisten, vom Top 30 Spieler zur Nummer 2 der neuesten Entry-List. Wagner machte in 180 Tagen zwar nicht die Reise um die Welt, dafür aber einen Sprung vom Niemandsland ins Rampenlicht der Hobby-Tennis-Tour. Bei den letzten drei Turnieren in denen er am Start war, stand er zumindest immer im Finale. Das gilt auch für Großereignisse (Masters, Grand-Slam, Super-4), wo Wagner sogar 4x in Folge das Endspiel erreichte. In sein 2. Grand-Slam-Finale und sein 6. Karriere-Endspiel startet der Jungstar zwar mit der beeindruckenden Bilanz von 8 Einzelsiegen auf Grand-Slam-Ebene in Folge, dennoch gilt der 15jährige im Duell mit Nagl als Außenseiter. “Ich bin noch bei weitem nicht in Hochform”, konstatierte Wagner am letzten Wochenende nach dem Achtelfinale. Eine Einschätzung, die auch seine bisherigen Auftritte im Verlauf des Turniers bestätigen. Gegen Hans Ebner im Achtelfinale kam der Turbo des Christoph W. erst recht spät und mit erheblichen Startproblemen auf Touren, im Viertelfinale gegen Christoph Foitik zeigte er sich speziell im zweiten Satz alles andere als souverän, und auch im Halbfinale gegen Markus Altsinger wirkte die Nummer 3 des Turniers trotz klarem Erfolg weit entfernt von seinen gegen Jahresende gezeigten Leistungen. Man vermisste die spektakulären Schläge und die gigantische Power, mit der Wagner seine Gegner zuletzt vom Platz schoss. Vielleicht hindern ihn auch die Schmerzen im Schlagarm. Mit Sicherheit braucht Wagner am heutigen Abend aber eine gewaltige Leistungssteigerung, wenn er dem König der Hobby-Tennis-Tour Paroli bieten möchte.

Bernhard Nagl in Hochform und mit imposanter Siegesserie auf der Jagd nach seinem 8. Karriere- und 3. Grand-Slam-Titel

Denn der 27jährige Mödlinger präsentierte sich an den bisherigen 4 Spieltagen von seiner besten Seite. Mit einer unglaublichen Konstanz und Sicherheit in seinen Schlägen zermürbte der Masterssieger auch beim 1. Saisonhöhepunkt bislang die Konkurrenz. Daneben glänzte er aber auch mit Powertennis, was zusammen mit der oben erwähnten Konstanz einen unschlagbaren Mix für Seriensiege ergibt. 9 Einzelsiege seit seiner letzten Niederlage im Viertelfinale des September-Grand-Prix-Turniers und sensationelle 14 Einzelsiege bei Grand-Slam-Turnieren in Serie sind das aktuelle Ergebnis seiner imposanten Leistungen. “Bernie” steht in seinem 11. Finale, dazu im 3. Grand-Slam-Endspiel seiner Karriere, und er könnte mit einem weiteren Turniersieg, dem 8.Titel seiner Laufbahn auf Rang 7 der Ewigenbestenliste vorstoßen, womit er mit Roman Hamm (ebenfalls 8 Titel) gleichziehen würde. Mit seinem möglichen 3. Grand-Slam-Erfolg stünde er auf einer Stufe mir Patrick Schwing und Roman Ainberger, die es ebenfalls auf 3 Grand-Slam-Titel gebracht haben. Und vor seinem 65. Match auf Tourebene äußerte der 27jährige nur einen Wunsch “Fünf Sätze muss ich nicht unbedingt spielen”.

2 Fragezeichen vor dem Endspiel: Welche Serie endet, und gibt es erstmals in der Tourgeschichte ein 5-Satz-Finale?

Womit wir schon bei einem weiteren interessanten Aspekt des abendlichen Showdowns wären. Sehen wir erstmals in der Tourgeschichte ein Grand-Slam-Finale über 5 Sätze? In 16 Versuchen seit Einführung der “best of five” Regelung im Jahre 2002 ist es den Akteuren noch nie gelungen, ein Match über die volle Distanz zu spielen. 10x wurde der Sieger immerhin in 4 Sätzen ermittelt, 6x ging es glatt in drei Sätzen über die Bühne. Apropos Satzverlust. Ins erste Grand-Slam-Endspiel der neuen Saison sind die beiden Finalisten ohne Satzverlust eingezogen. Neben dem wunderschönen Pokal, den 200 Champions-Race-Punkten die ab Freitag auch die Führung im Champions-Race bedeuten, stehen für die beiden Spieler aber auch deren persönliche Grand-Slam-Bilanzen auf dem Spiel. Eine Serie endet heute mit Sicherheit. Entweder verliert Nagl nach 2 Erfolgen erstmals in einem Grand-Slam-Finale und dazu seine 14 Spiele andauernde Siegerserie, oder Wagner muss sich nach seinem September-Grand-Slam-Sieg erstmals in einem “200-Punkte-Finale” geschlagen geben, womit er auch seine 8 Spiele umfassende Erfolgsserie einbüssen würde. Einziger Fixpunkt: Nagl bleibt auch bei einer Niederlage die Nummer 1 im Entry-Ranking. Wenn Du willst, dann bist Du am Abend ab 20 Uhr live beim großen Finale im “Live-Score” dabei.

Claus Lippert, 26.Jänner 2006