Titelverteidiger Berger folgt Svatek ins Endspiel nach

Das Finale beim 5. August-Without-Top-Ten wird zum Duell der Nummer 1 des Turniers Philipp Svatek und dem Titelverteidiger der 40-Punkte Veranstaltung Michael Berger. Während Svatek sich schon am vergangenen Dienstag sein Final-Ticket sicherte, zog am Donnerstag Nachmittag auch der Vorjahressieger nach. Berger feierte im 40. Match seiner Tour-Karriere einen neuerlichen Kantersieg, und ließ dabei Moller-Bezwinger Andreas Hradtezky mit 6:0 und 6:1 keine Chance. Ein Bericht vom zweiten Halbfinale und eine kleine Endspielvorschau von C.L

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Berger-Sprint zum 9. August-Without-Top-Ten-Einzelsieg in Serie

Der “Berger-Sprint” durch das untere Tableau des August-Without-Top-Ten-Turniers geht also weiter. Der 39jährige deklassierte im zweiten Halbfinale Rekordteilnehmer Andreas Hradtezky und baute seine Super-Serie beim 5. Without-Top-Ten-Event der Saison auf 9 Spiele ohne Niederlage aus. Der 2fache Titelträger auf der Tour war seinem 29jährigen Gegenüber vom ersten Ballwechsel an klar überlegen und steuerte in souveräner Manier dem vierten Kantersieg in Folge entgegen. Kaum eine dreiviertel Stunde dauerte der ungleiche Kampf, ehe Berger sein fünftes Karriere-Finale erreicht hatte. Hradtezky hingegen scheiterte auch im 7. Versuch, erstmals in ein Tour-Endspiel einzuziehen. Und das noch dazu recht deutlich und in kläglicher Weise. Mit teils untauglichen Mitteln versuchte der Traiskirchner das Bollwerk Berger zu erschüttern, freilich vergeblich. Während nämlich Hradetzky mit Fehlern en masse glänzte, und mit “Teufel komm raus-Returns” sein Glück versuchte, zog Berger sein bekanntes und bei vielen Gegnern gefürchtetes “Tennis-Schach” auf. Drei, vier Züge – pardon Schläge auf die Rückhand – ehe der 100kg Mann mit einem ansatzlosen Vorhandwinner für das “Schach-Matt” sorgte. Famose Beinarbeit, das Auge für die Situation und den richtigen Ball, sowie ein solides sicheres Tennis von der Grundlinie machten aus der Nummer 29 im Ranking für Hradtezky eine “unbezwingbare Übernummer”. Mit einer gigantischen Länge in seinen Schlägen, zumeist recht hoch ausgeführt auf die Rückhand seines Gegners, punktete der Vorjahressieger nach Lust und Laune.

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Hradtezky nach Katastrophenleistung mit kritischem Resümee

Die Laune gründlich vergangen ist in den knapp 45 halbfinalen Minuten hingegen Andreas Hradezky. Das war dem 29jährigen Niederösterreicher nicht nur während des Spieles anzumerken, wo er sein Missfallen an der Partie mehrmals lautstark äußerte, und wo als Höhepunkt sogar sein Racket mit dem Boden des Centercourts Bekanntschaft machen musste. Frustriert und enttäuscht stellte sich Hradetzky nach dem Halbfinal-Aus auch den Fragen des Veranstalters. Und die abschließende Analyse nach seinem 5. August-Without-Top-Ten-Antreten fiel dementsprechend kritisch aus. “Ich bin ärgstens sauer nach diesem Match. So macht Tennis keinen Spass. Ich wollte schon vor dem Matchball aufgeben, weil heute so überhaupt nichts funktionierte. Es hat schon beim Einspielen angefangen. Da lief es auch nicht nach Wunsch, hat mir Berger dauernd hohe Bälle nach hinten gespielt. So war von Einspielen keine Rede. Während des Spieles hat er ständig meine Rückhand mit hohen Bällen attackiert. Ich hatte überhaupt keine Chance. Dazu hat mein Aufschlag nicht geklappt, und die Returns landeten entweder im Netz oder am Zaun. Ich hatte keine Sicherheit in meinem Spiel, und bin nie in den richtigen Rhythmus gekommen. Natürlich war mir im Vorfeld klar, dass es gegen Berger sehr schwer werden würde, und ich verlieren werde. Aber ich habe nicht gerechnet, dass es in dieser Art und Weise passieren wird. Immerhin habe ich am Montag noch einen Satz im Training gegen ihn gespielt und dabei nur 3:6 verloren. Ich glaube es ist auch ein mentales Problem, spiele ich doch immer in den Semifinali mein schlechtestes Tennis. Aber ich habe eine Hoffnung und die heißt Christoph Wagner. Er war früher auch mental sehr labil, und heute ist er die Nummer 1”, resümierte Hradtezky ausführlichst.

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“Er muss wohl einen schlechten Tag gehabt haben”

Kurz und knapp wie die bisherigen Auftritte beim August-Without-Top-Ten kommentierte hingegen Michael Berger die Wiederholgung seines letztjährigen Finaleinzuges. “Zu diesem Spiel gibt es nicht viel zu sagen. Hradtezky hat sehr schwach gespielt, viele unerzwungene Fehler gemacht. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag, war nervös oder ähnliches”, meinte der 39jährige. Und Berger sprach auch den von Hradtezky erwähnten Trainingssatz vom letzten Montag an. “Da hat er sich als starker Spieler präsentiert”, so Berger.

Berger geht trotz 3:0 Führung im Head to Head mit großem Respekt ins Finale gegen Svatek

Das im neuerlichen Kantersieg endende Halbfinalspiel schien den Wiener nicht mehr sonderlich zu interessieren, schon eher sein Laptop, mit dem er seit kurzer Zeit eifriger Leser der Tour-Homepage ist, und auch der finale Showdown mit der Nummer 1 des Turniers Philipp Svatek scheint schon im Kopf Berger`s zu sein. Denn das große Endspiel mit dem Juli-Without-Top-Ten-Sieger des Vorjahres scheint alles andere als ein Selbstgänger zu werden und könnte für den 39jährigen zur echten Kraftprobe avancieren. Auch wenn die Statistik ein anderes Wort spricht, Berger im Head to Head mit 3:0 klar voran liegt, erwartet der Titelverteidiger einen heißen Tanz. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, prognostizieren die Meteorologen nämlich einen heißen Freitag Nachmittag mit bis zu 32 Grad. “Das wird ein ganz schweres Spiel. Ich habe großen Respekt vor Svatek und seinem Tennis. Er hat in unserer letzten Partie exzellentes Tennis gespielt und als besserer Spieler verloren”, ist sich Berger der Schwere der Aufgabe im Finale bewußt. Und dieses angesprochene letzte Aufeinandertreffen der beiden Without-Top-Ten-Stars vor exakt 14 Tagen hat tatsächlich gezeigt, wie nahe beieinander Svatek und Berger wirklich liegen. Erst ein superspannender Tie-Break im dritten Satz brachte letztlich die Entscheidung. “Es wird sehr eng. Vielleicht ist Philipp um den Tick motivierter, weil er erst einen Turniersieg hat, und den zweiten Titel womöglich um die Spur mehr anstrebt. Ich persönlich setze mir aber vorallem nach den bisherigen Leistungen im Verlauf des Turniers den Titelgewinn als oberstes Ziel. Drei Turniersiege auf der Tour wären eine schöne Sache. Dann hätte ich schon einiges erreicht und wäre hoch zufrieden”, philosophierte Berger im Rahmen eines Trainingsspieles am Mittwoch Vormittag mit Klaus Leister.

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Svatek ist zuversichtlich, Berger erstmals schlagen zu können

Für Berger der übrigens in seinem 5. Tour-Finale steht, und dabei eine ausgeglichene Bilanz (2 Siege, 2 Niederlagen) vorweisen kann, wäre der neuerliche Titelgewinn bereits Without-Top-Ten-Turniersieg Nummer 3, womit er in der Ewigenbilanz mit Spitzenreiter Michael Schremmer gleichziehen würde. Zudem könnte sich der 39jährige zum erst zweiten erfolgreichen Titelverteidiger der Saison machen. Das Kunststück seinen Vorjahressieg mit Erfolg zu wiederholen gelang heuer erst einem Mann, nämlich Bernahrd Nagl der den Mai-Grand-Slam-Titel erfolgreich verteidigte. Im dritten Finale seiner Laufbahn (1 Sieg, 1 Niederlage) hofft hingegen Philpp Svatek auf seinen zweiten Turniersieg. Der 25jährige könnte dabei ausgerechnet beim Jubiläumsauftritt (Svatek bestreitet gerade sein 20. Turnier) die lang ersehnte Bestätigung für seinen Premierentitel beim Juli-Without-Top-Ten 2005 erbringen. Dabei vertraut die Nummer 1 des Turniers auch auf seinen Finalrekord bei Without-Top-Ten-Bewerben, der mit 1:0 positiv ist, genauso positiv wie Svateks Erwartungen für das große Finale. “Ich bin zuversichtlich, dass es diesmal mit einem Sieg klappen wird. Ich kann die Serie von drei Niederlagen gegen Berger beenden, davon bin ich überzeugt”, glaubt der 25jährige der wie gewohnt auch auf die Unterstützung seiner Freundin bauen kann. Das große Fragezeichen könnte die angesagte Hitze sein. “Kein Problem”, zerstreute Berger gleich etwaige Hoffnungen seines Konkurrenten auf einen konditionell nicht in Topform befindlichen Gegner. Ein heißes Spiel können wir dennoch erwarten.

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Claus Lippert, 18.August 2006