Trio kämpft um August-Without-Top-Titel 2006

Das 45. Without-Top-Ten-Turnier und 115. Sandplatz-Event der Hobby-Tennis-Tour-Geschichte geht heute und morgen ins seine finale Phase. Sieht man einmal vom frühzeitigen verletzungsbedingten Aus von Turnierfavorit Christian Weiss und der unglücklichen Auslosung von Tour-Debütant Gerry Kury ab, dann haben knapp 30 Stunden vor Turnierende drei Spieler die Chance auf den 5. Without-Top-Ten-Titel des Jahres, die man durchaus im Halbfinale erwarten konnte und die echte August-Without-Top-Ten-Spezailisten sind. Mit Philipp Svatek steht die Nummer 1 des Turniers im Endspiel, mit Michael Berger kann sich der Vorjahressieger berechtigte Hoffnungen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung machen, und komplettiert wird das Trio von Andreas Hradtezky, der als Rekordteilnehmer des Turniers bei seinem 5. Start erstmals die Vorschlussrunde erreichte. Ein kleiner Überblick über die sportliche Bilanz der letzten Tage von C.L

Die Nummer 1 des Turniers Philipp Svatek steht als erster Finalist fest

Philipp Svatek ist der erste Finalist beim 5. August-Without-Top-Ten-Turnier 2006. Der 25jährige war allerdings auf dem Weg ins sein 3. Karriere-Finale schwerstens unterbeschäftigt. Nach dem verregneten Samstag und dem aus beruflichen Gründen für Svatek ebenfalls entfallenen Montag, drohte der Feiertag zum Monster-Arbeitstag für den Juli-Without-Top-Ten-Champion von 2005 zu werden. Doch dann marschierten die Herren Armin Zadic im Viertelfinale und Christian Weiss im Halbfinale nach jeweils einem Satz überraschender Weise ans Netz zum Shakehands. Dem Überraschungsmann des Turniers Armin Zadic ging gegen Ende des ersten Satzes die Besaitung seines Rackets kaputt. Mit einem nicht annähernd adäquaten Ersatzschläger wollte Zadic den Versuch den Satzausgleich zu schaffen nicht in Angriff nehmen. “Das hätte keinen Sinn gemacht. Ich bin mit dem Abschneiden hier beim August-Without-Top-Ten aber dennoch sehr zufrieden. Es war viel besser als bei den letzten Bewerben. Einen großen Teil hat sicherlich mein neues Racket ausgemacht. Dazu habe ich zuletzt wieder das Training aufgenommen”, zog Armin zufrieden Bilanz. Eine knappe Dreiviertelstunde später war auch für den erklärten Turnierfavoriten Christian Weiss die Zeit gekommen, um seinen zweiten Tourstart Revue passieren zu lassen. Mit hartnäckigen Schmerzen im Schlagarm entschloss sich die Nummer 1 von WAT Landstrasse trotz 5:3 Führung zur vorzeitigen Aufgabe. “Das macht keinen Sinn. Ich möchte nach meiner Urlaubsrückkehr wieder Tennisspielen und das womöglich schmerzfrei”, konstatierte der 31jährige, ehe er sich Richtung Tunesien verabschiedete. Zurück blieb eine verdutzter Philipp Svatek, der seinen dritten Finaleinzug auf der Tour ähnlich kurz kommentierte wie seine beide Auftritte im Turnier davor. “Ein glücklicher Doppel-Schlag”.

Italien-Juli-Turniere_05_2903.jpg

Titelverteidiger Michael Berger seit 8 Spielen beim August-Without-Top-Ten unbesiegt

Weiter auf Kurs Titelverteidigung rast auch der “Berger-Express” durch den August-Without-Top-Ten-Raster. Und das in Rekordgeschwindigkeit, steht der 39jährige Vorjahressieger doch mit einer Spielzeit von knapp über 2 Stunden 45 Minuten und lediglich 4 abgegebenen Games bereits im Semifinale. Nach seinen Kantersiegen über Ronald Raith und Jessica Glatzl fertigte Michael Berger am Dienstag Nachmittag im Viertelfinale am Centercourt auch Jungstar Patrick Meinhart ab. Der 16jährige war beim 1:6, 1:6 chancenlos, konnte zu keiner Zeit des Duells mit dem Titelverteidiger sein ganzes Können ausspielen, und schlitterte am Ende bei seinem August-Without-Top-Ten-Debüt in die vierte Erstrundenschlappe in Serie. “Ich habe ganz schlecht gespielt, weiß aber nicht warum”, meinte der Junior ehe er sich von Tour-Coach Harald Selak eine Moralpredigt in Sachen Beinarbeit, Laufbereitschaft und Taktikverhalten anzuhören hatte. Derweil saß Berger den Ausführungen Selaks aufmerksam lauschend neben seinem jugendlichen Gegner und versuchte diesen mit Komplimenten wieder aufzurichten. “Also ich finde Patrick hat phasenweise sehr gut gespielt”, befand Berger, ehe er zu seiner eigenen Leistung Stellung bezog. “Ich habe einige Winner geschlagen, und bin mit dem klaren Sieg zufrieden, obwohl ich mich körperlich nicht gut gefühlt habe. Die Jungen, dazu gehört auch Patrick spielen wirklich exzellentes Tennis, vorallem technisch sind sie sehr stark. Doch sie machen halt sehr viele Fehler”, urteilte der Titelverteidiger, der mit dem dritten Kantersieg im Verlauf des Turniers bereits seit 8 Spielen in Folge beim August-Without-Top-Ten-Turnier ungeschlagen ist.

Italien-Juli-Turniere_05_2927.jpg

Hradtezky gegen Moller – der viertelfinale Klassiker am Feiertag

Letzte Hürde für einen neuerlichen Finaleinzug Bergers ist am Donnerstag Nachmittag Andreas Hradtezky. Der 29jährige Rekordteilnehmer des August-Without-Top-Ten-Turniers krönt dieser Tage seinen 5. Auftritt mit einem exzellenten Resultat. Nach zwei Erstrundenniederlagen in Folge startete der Niederösterreicher am Freitag in seinem 85. Karriere-Match gegen Matthias Burianek zwar mit einiger Mühe in drei Sätzen, letztlich aber doch erfolgreich ins Turniergeschehen. Nach einem relativ glatten Achtelfinalsieg über Günther Glatzl kam es im Viertelfinale zu einem echten “August-Without-Top-Ten-Klassiker und zu einem absoluten Novum auf der Tour”. Andreas Hradtezky gegen Christian Moller standen sich bislang dreimal auf der Tour, und am Dienstag Abend auch um den Einzug ins Semifinale gegenüber. Kurios dabei, dass sämtliche Duelle der beiden Tourspieler im Rahmen des August-Without-Top-Ten-Turniers über die Bühne gingen. 2004 auf der Schmelz behielt Moller im ersten Aufeinandertreffen mit Hradtezky im Viertelfinale mit 6:1, 2:6, 6:4 die Oberhand und qualifizierte sich für das Semifinale. Ein Jahr später erhöhte Moller im Head to Head auf 2:0, eliminierte Hradtezky mit 7:5, 4:6, 5:2, w.o. abermals in drei Sätzen, und zog ins Viertelfinale ein. Das auch der dritte Showdown zwischen Moller und Hradtezky über drei Sätze gehen wird, schien schon vor dem viertelfinalen Duell am Feiertag nicht nur statistisch gesehen klar. Doch dann wurde aus dem “August-Without-Top-Ten-Klassiker mit Dreisatzgarantie ein echter Thriller, ein Knaller mit Spannung und Dramatik im Kampf gegen die hereinbrechende Dunkelheit. Ein Match mit “Up an downs” auf beiden Seiten. Es wurde gelitten, geflucht, geschwitzt, gekämpft und bis zum bitteren Ende gehofft.

Italien-Juli-Turniere_05_2932.jpg

Hradtezky erstmals Sieger gegen Moller und nun Halbfinalgegner von Berger

Die 2 Stunden und 49 Minuten dauernde Hochschaubahnfahrt der Gefühle begann für Hradtezky im ersten Satz beinahe wie gewohnt. Der Traiskirchner verjubelte eine klare 5:1 Führung, ließ bei 5:3 2 Satzbälle, und im Tie-Break ein 6:2 ungenützt. Insgesamt 7 Satzbälle abgewehrt, holte sich Moller den Tie-Break und damit Satz 1 mit 7:6. Als der Linkshänder dann im zweiten Heat mit 4:1 davonzog, roch es stark nach dem dritten Moller-Erfolg im dritten Duell mit Hradtezky und dem ersten Zweisatzsieg im Duell der beiden 29jährigen. Doch der Rekordspieler des August-Without-Top-Ten-Events entwickelte in der 169minütigen Grundlinienschlacht einen bei ihm selten gesehenen Kampfgeist. Hradtezky egalisierte nicht nur einen 1:4 Rückstand im zweiten Durchgang um mit 6:4 den Satzausgleich zu schaffen, sondern er zeigte auch im entscheidenden dritten Teil des Viertelfinal-Fights ungeahnte Stärken und mentale Fähigkeiten. 1:4, 2:5, Moller sah wie der sichere Sieger aus, hatte bei 5:3 zwei Matchbälle am Schläger, stand am Ende aber doch mit leeren Händen da. Längst hatten beide Akteure mit der Dämmerung einen gemeinsamen Gegner bekommen, und obwohl der Wettlauf mit der Dunkelheit knapp gewonnen wurde, schrammte das Spiel gegen Ende am Rande der Regularität vorbei. “Viel haben wir nicht mehr gesehen”, meinten beide Spieler uniso nach der geschlagenen Schlacht. Im Fußball würde man davon sprechen, dass eiin Remis gerecht gewesen wäre, doch im Tennis muss es einen Sieger geben, und der hieß erstmals im dritten Duell mit Moller Andreas Hradtezky. “Ich bin froh, endlich einmal ein so knappes Match gewonnen zu haben. Der erste Satz war frustrierend, dann habe ich super gekämpft”, meinte der 29jährige Sieger.

Italien-Juli-Turniere_05_2934.jpg

Claus Lippert, 17. August 2006