Thomas Peyerl liefert Husarenstück zum Auftakt der Challenger-Tour-Finals

12 Spieler, 4 Gruppen, 1 Ziel. unter diesem Motto steht das Turnier-Geschehen des vorletzten HTT-Weekends der in zwei Wochen zu Ende gehenden Tennissaison 2014. Den Sieg beim großen “Final der HTT-Challenger-Tour” zu erringen, einen 300 Euro Gutschein von Toursponsor Babolat zu gewinnen, und sich ein ganzes Jahr Hobby-Tennis-Tour im Wert von 2.000 Euro zu sichern, dieses große und äußerst schwierig zu realisierende Ziel, haben alle 12 Teilnehmer des 5. Challenger-Tour-Finals 2014 vor Augen. Und diese 5. Auflage des “kleinen Masters für die Stars aus der zweiten Reihe”, setzt den Schlusspunkt hinter eine gigantische und rekordverdächtige “Challenger-Super-Saison”. Mit vier Vorrunden-Partien der bis Sonntag andauernden Gruppenphase sind die HTT-Challenger-Finals am Freitag Abend angelaufen. Ein Bericht von C.L

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Challenger-Saison der Superlative mit beeindruckenden Zahlen geht zu Ende

Zum bereits 5. Mal seit der Premieren-Veranstaltung im Jahr 2010, geht ein Tennisjahr der Stars aus der zweiten Reihe mit dem sogenannten Challenger-Tour-Final zu Ende. Heuer bildet das große Saisonfinale in den heiligen Hallen des UTC La Ville den Schlusspunkt hinter eine phantastische und noch nie dagewesene Challenger-Saison. Es sind Zahlen der Superlative, die die Hobby-Tennis-Tour am Eröffnungstag des Challenger-Finals präsentierte, und die eindrucksvoll belegen, dass sich die Turnierserie hinter den Topstars zu einem höchst erfolgreichen Unternehmen entwickelt hat. 20 Turniere in vier verschiedenen Bundesländern umfasst die HTT-Challenger-Tour mittlerweile, und welchen Beliebtheitsgrad diese Serie bei den Spielern erreicht hat, dokumentieren höchst imposante Teilnehmerzahlen. Insgesamt 895 Nennungen sorgten für einen kaum zu glaubenden Saisonschnitt von 45 Teilnehmern pro Turnier, der nur auf Wien bezogen sogar auf 48 Spieler pro Veranstaltung anwächst. Dementsprechend hart war der Weg, um sich bei einem der 20 Challenger-Saison-Events für das abschließende Tour-Final zu qualifizieren. 857 Challenger-Matches wurden bei den 20 Turnieren auf dem Weg “ins La Ville” ausgetragen, und  trotzdem blieben viele namhafte Challenger-Stars der letzten Jahre im Kampf um ein Ticket beim prestigeträchtigen Saisonfinale auf der Strecke. Sascha Kobsik beispielsweise, bekleidet als jener Mann, der über die ganze Saison gesehen die meisten Punkte auf Challenger-Ebene eroberte, nur die Rolle des ersten Ersatzmannes. Auch Challenger-Rekord-Champion Clemens Wimmer blieb anno 2014 ohne Titel, und nur der Platz als zweiter Ersatzmann. Wenn selbst Vorjahressieger Gerald Marhold ohne der nötigen Qualifikation keine Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung hat, wenn Vielspieler Markus Hobiger nur unter den Zuschauern weilt, und wenn ein so routinierter Mann wie Peter Baumann oder ein so talentierter Jungstar wie Stadthallen-Finalist Daniel Riel den Sprung unter die Top 12 verfehlt haben, dann wissen selbst Laien, welche Qualität das heurige 12 Mann umfassende Starterfeld hat.

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Michael Kunz gewinnt “Oldies-Schlager” der Gruppe A gegen Thomas Lenzinger in drei Sätzen

Ein bißchen was von dieser enorm hohen Qualität, bekam man dann auch gleich am gestrigen Eröffnungstag des 5. Challenger-Tour-Finals 2014 präsentiert. In Gruppe A – laut Papierform sicherlich der stärkste Pool – stieg gleich zum Auftakt der Oldies-Schlager zwischen Arpil-Challenger-Champion Thomas Lenzinger und dem ehemaligen HTT-Wimbledonsieger Michael Kunz. Nach eineinhalb Stunden Spielzeit und 28 teils heftig umkämpften Games, freute sich der Ex-Major-Champion über einen 6:4, 2:6, 6:4 Erfolg, den Kunz als ganz wichtigen ersten Schritt und Grundstein für einen möglichen Aufstieg ins Semifinale bezeichnete. Die beiden Tour-Final-Neulinge zeigten sich im ersten Satz konstant und stark beim Aufschlag, und das bis 4:4, ehe Kunz das zum Satzgewinn entscheidende Break zum 5:4 glückte. 6 Wochen Tennispause machten sich bei Kunz dann allerdings im zweiten Satz bemerkbar, wo der Deutsch Wagramer trotz raschem Break zum 1:0 den Zugriff auf die Eröffnungspartie der Gruppe A verlor, und insgesamt drei Mal sein Service abgeben musste. Dem stilistisch wie immer überzeugend spielenden Thomas Lenzinger fehlte allerdings wiederum wie so oft in den letzten Wochen die Effektivität, um dem Oldies-Hit dauerhaft eine Wende geben zu können. Gleich im ersten Aufschlagspiel des dritten Durchgangs durchbrach Kunz den Aufschlag seines Gegners, und dieses Break transportierte der dann souverän aufschlagende Niederösterreicher bis ans Satzende, wo er das Auftaktmatch seines 135. Karriere-Turnierstarts schließlich mit 6:4 siegreich beendete. “Nach 6 Wochen Pause muss man zufrieden sein, wenn es am Ende für den Sieg reicht”, zeigte sich Kunz erleichtert.

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0:6, 0:2, Thomas Peyerl – Challenger-Tour-Final-Champion von 2012 – liefert grandioses Husarenstück und gewinnt trotz klarem Rückstand sein Duell mit Valentin Krenkel

Ein famoses Husarenstück und ein erstes echtes Highlight beim Challenger-Tour-Final lieferte am Freitag Abend Terra-Rossa-Star Thomas Peyerl ab. Der 30jährige, der sich 2012 schon einmal die “Krone der Challenger-Stars” aufsetzte, und den Titel beim Challenger-Tour-Final davontrug, kam im Duell mit Oktober-Challenger-Sieger Valentin Krenkel trotz 0:6 und 0:2 Rückstand noch zu einem aus zwei Aspekten ganz wichtigen und mit 0:6, 6:3, 7:5 überaus knapp ausgefallen Arbeitssieg. Vorallem natürlich war der geglückte Kraftakt in Blickrichtung Semifinal-Aufstieg von immenser Wichtigkeit. In einer Gruppe mit Benjamin Knapp und Valentin Krenkel, das ist wahrlich kein Zuckerschlecken, und von daher war der Auftaktsieg Peyerls bei seinem bereits 153. HTT-Karriere-Turnierstart in Sachen Aufstieg von großer Bedeutung. Und dann ist da ja auch noch seine “weiße Weste”, die der 30jährige vom TC Terra Rossa beim Challenger-Tour-Final inne hat, und die er mit dem mühsam errungen Auftaktsieg wahrte. Insgesamt ist “Tom” jetzt beim Challenger-Tour-Final bereits seit 5 Spielen ungeschlagen, und damit bereit für den Samstags-Hit gegen Benjamin Knapp. Allerdings wird es einer Steigerung bedürfen, vorallem gegenüber seiner Vorstellung in den ersten eineinhalb Sätzen gegen Valentin Krenkel. Da wurde Peyerl vom 20jährigen Oktober-Challenger-Sieger mit 8 in Serie gewonnenen Games geradezu vorgeführt, ehe Peyerl die Routine von 270 absolvierten HTT-Matches in die Waagschale warf, und so doch noch ein unglaubliches Comeback vollbrachte. Mit dem ersten Break zum 2:2 und einem weiteren zum 4:2 leitete der Challenger-Tour-Final-Gewinner von 2012 die Wende ein, die dann im dritten Satz gestoppt schien. Krenkel lag zwei Mal (zum 3:1 und 4:2) mit Break voran, gab diesen Vorteil aber jeweils postwendend wieder aus der Hand, ehe im Finish vielleicht die physische Robustheit Peyerls und die größere Geduld auf Seiten des 30jährigen den Ausschlag gaben. Das mächtig umkämpfte Game zum 5:5 gewonnen, das Break zum 6:5 geschafft, fixierte Peyerl schließlich nach 2:32 Stunden den viel umjubelten Auftaktsieg in Gruppe B. “Es war ein gutes Match, aber ich habe am Ende leider körperlich abgebaut und blöde Fehler gemacht”, klagte der Unterlegene, während sich Thomas Peyerl natürlich über einen famosen Comebacksieg freute: “Nach so einem ersten Satz muss man klarer Weise zufrieden sein. Das war ein mental extrem hartes Match, weil nach 0:8 noch zurückzukommen, ist nicht ohne. Der Valentin hat zum Glück im zweiten Satz nachgelassen, und ich habe meine Chancen genützt. Im dritten Satz war es wieder verdammt knapp. Er hat schon 4:2 geführt, und vielleicht hat am Ende die Fitness den Ausschlag gegeben”, lächelte der Sieger zufrieden.

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Stadthallensieger Nils Klermund deklassiert enttäuschend spielenden Thomas Löffelmann

Weitaus klarer verliefen derweil die Start-Matches in den Gruppen C und D. In Pool C wurde Stadthallensieger Nils Klermund seiner Favoritenrolle mehr als gerecht, und deklassierte in seinem 60. Karriere-Match auf der Hobby-Tennis-Tour den heuer auf Rasen beim Juni-Challenger-Turnier erfolgreich gebliebenen Thomas Löffelmann. Der 35jährige, der sich zum dritten Mal in Folge nach 2012 und 2013 für das Challenger-Tour-Final qualifizieren konnte, stand mit Ausnahme der Anfangsphase in Satz 1 permanent auf verlorenem Posten. “Leffe”, ohne große Erwartungen in sein drittes Challenger-Tour-Final-Gastspiel gestartet, hielt gegen einen in der Anfangsphase nervös wirkenden Klermund zumindest seinen Aufschlag, und damit die am Ende doch recht einseitig verlaufende Partie bis 3:2 offen. Dann kassierte der Routinier vom Floridsdorfer TV sein erstes Break, und mit diesem ersten Aufschlagverlust brachen bei Löffelmann plötzlich alle Dämme. Der 35jährige konnte in der Folge nicht einen einzigen Game-Gewinn verzeichnen, auch wenn sich dem  3fachen Challenger-Sieger speziell im zweiten Satz durchaus Chancen dafür geboten hätten. Bei 0:2 konnte Löffelmann ein 30:0 nicht verwerten, bei 0:3 gelingt dem Routinier das bedenkliche Kunststück, eine durch drei Doppelfehler seines Gegners entstandene Triple-Break-Chance auszulassen. Mit Sicherheit der Höhepunkt einer indiskutablen Vorstellung, die ganz klar auf die mangelnde Spielpraxis des 35jährigen im heurigen Jahr zurückzuführen ist, und die Löffelmann sichtlich ärgerte: “Ich bin zwar bekannt als Optimist, aber so realistisch war ich schon, dass ich wusste, gegen den Nils brauche ich einen sehr guten Tag, und dazu von ihm einen schlechten. Das war aber heute leider beides nicht der Fall, und daher habe ich glatt verloren. Ärgerlich ist der zweite Satz, wo ich meine wenigen Chancen nicht genützt habe. Von daher ist die Niederlage völlig verdient”, so der Juni-Challenger-Champion, der sich bei seinem 60. Karriere-Turnierstart nun am Samstag mit einem Sieg über Lukas Obermüller ehrenvoll verabschieden, und seine traditionelle Challenger-Tour-Final Bilanz (sowohl 2012 als auch 2013 stieg er mit 1:1 aus) aufrecht halten möchte. “Ich habe die ersten zwei Games sehr ängstlich gespielt, danach ging es, war ich aggressiver und ich habe vorallem gut aufgeschlagen. Da hatte Thomas keine Chance mehr”, bilanzierte derweil der junge Franzose.

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Deutschlands Karsten Schütze steht nach 3:6, 3:6 Niederlage gegen Felix Sagasser bereits unter Zugzwang

In Gruppe D steht Deutschlands Turnierbeitrag Karsten Schütze schon nach dem ersten Spieltag unter Zugzwang. Der 38jährige aus Mühlheim nahe Düsseldorf, der durch seinen Jänner-Challenger-Triumph als erster Spieler für die Finals qualifiziert war, verpatzte den Auftakt gegen September-Challenger-Sieger Felix Sagasser, und schlitterte in eine am Ende doch recht deutliche 3:6, 3:6 Niederlage. Dabei begann das 30. Karriere-Match des Deutschen vielversprechend, lag der Routinier doch rasch mit 2:0 in Führung. Doch die erhoffte Sicherheit im Spiel des 2fachen HTT-Turniersiegers blieb aus, und mit dem ersten kassierten Break zum 3:3, war es mit der deutschen Herrlichkeit am Centercourt auch schon vorbei. Sagasser legte ein furioses Finish hin, holte sich drei Games en suite und den ersten Satz mit 6:3. Im zweiten Heat, der zu einer wahren Breakorgie ausartete, genügte dem Jungstar schließlich ein durchgebrachtes Aufschlagspiel zum 3:1, um sich mit 6:3, 6:3 in eine prächtige Ausgangsposition im Kampf um das anvisierte Halbfinal-Ticket zu bringen. “Ich habe am Anfang ein bißchen Zeit gebraucht um in die Partie zu finden, weil ich länger kein Match mehr hatte. Insgesamt war es eine solide Leistung, mehr noch nicht”, blieb Sagasser bescheiden, während sich Karsten Schütze in Sarkasmus übte: “Ich war bemüht, gleich zu Beginn aggressiv und druckvoll zu spielen, und lag auch gleich 2:0 voran. Dann habe ich probiert, ihn mit meinen unforced errors aus dem Rhythmus zu bringen, und das ist mir auch gelungen, bis ich bei 1:4 beschlossen hatte, den Ball vielleicht auch einmal auf seine Rückhand zu spielen. Das war dann nicht schlecht, aber zu spät” lachte der Deutsche über seinen Selbstfaller zum Start der heurigen Challenger-Tour-Finals.

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