Martin Zehetner kommt als frischgebackener Turniersieger zum HTT-Masters

Martin Zehetner ist seiner Favoritenrolle beim letzten HTT-500-Saisonturnier gerecht geworden, und hat am Donnerstag Abend die 23. Auflage des November-HTT-500-Turniers für sich entschieden. Der 33jährige Niederösterreicher setzte sich im 93. HTT-Saisonfinale gegen Mayrhuber-Bezwinger Stefan Grubmüller nach drei hart umkämpften Sätzen und 2:08 Stunden Spielzeit mit 6:3, 5:7, 6:4 durch, und feierte damit seinen insgesamt zweiten HTT-Karriere-Titel. Mit seinem ersten Turniersieg außerhalb der Weinviertler ITN-Tour verbesserte sich Zehetner zudem in der am Freitag veröffentlichten Entry-List auf Position Nr. 6, und eroberte damit vorläufig sein Karriere-High-Ranking. Für den unterlegenen Stefan Grubmüller setzte es nach einer mehr als beachtlichen Leistung hingegen die vierte Niederlage im vierten Saisonfinale. Ein Bericht von C.L

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Zehetner nützt die einzige Break-Chance des gesamten ersten Durchgangs zur 1:0 Satzführung

HTT-US-Open-Finalist Martin Zehetner wird die am kommenden Donnerstag beginnenden HTT-Tour-Finals als frischgebackener November-HTT-500-Sieger und mit jeder Menge Selbstvertrauen in Angriff nehmen. Der 33jährige vom TC Deutsch Wagram gewann am Donnerstag Abend die HTT-Masters-Generalprobe im UTC La Ville, musste allerdings hart kämpfen und am Ende sein ganzes Können aufbieten, um einen vorzüglich spielenden und großartig fightenden Stefan Grubmüller nach 128 intensiven Minuten in drei knappen Sätzen in die Schranken weisen zu können. Ganze 5 gewonnene Punkte mehr als sein Gegenüber, und das nach 191 ausgespielten Ballwechseln, demonstrieren eindeutig, wie eng die Angelegenheit am Centercourt des UTC La Ville am Donnerstag Abend wirklich war. Selbst der erste Satz – nach nur 30 Minuten zu Ende und mit 6:3 ergebnistechnisch relativ klar ausgefallen, war in Wahrheit eine richtig “enge Kiste”. Denn ein einziger Breakball, den Zehetner nach dem einzig schwächlich gespielten Game seines Gegners vorfand, genügte dem späteren Sieger, um das entscheidende Break zum 5:3 zu holen, und kurz darauf den ersten Satz mit 6:3 auszuservieren.

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Grubmüller holt sich mit erstem Break eine komfortabel scheinende 4:1 Führung

Das sich in diesem 93igsten und viertletzten Finale der HTT-Saison 2014 vielleicht eine Trendwende abzeichnen könnte, bekam man als Zuschauer recht rasch zu Beginn des zweiten Satzes zu sehen. Gleich im ersten Aufschlagspiel von Zehetner, fand Grubmüller zwei Break-Chancen (übrigens seine ersten beiden in diesem Finale) vor, ließ die beiden big points aber mit einem verschossenen Vorhandball und einem verzogenen Passierball ungenützt. 5 Mal musste Zehetner in diesem hart umkämpften Aufschlagspiel über Einstand, ehe er zum 1:1 ausgeglichen hatte. Trotzdem hatte Grubmüller “Blut geleckt”, und spätestens in diesem zweiten Game des zweiten Satzes gemerkt, dass an diesem Abend gegen einen der absoluten HTT-Topstars mehr möglich war, als anständig mitzuspielen und in zwei Sätzen als Verlierer vom Platz zu schleichen. Zehetner wirkte an diesem Abend alles andere als unantastbar, und vorallem auf der Rückhand extrem unsicher und fehleranfällig. Alleine drei Rückhand-Patzer leistete sich der Zistersdorf-Open-Champion in seinem zweiten Aufschlagspiel des zweiten Satzes, und damit war der erste Aufschlagverlust zum 1:3 unausweichlich. Erstmals ging in diesem Moment auch Zehetners Racket zu Boden, womit ganz klar die Unzufriedenheit des Masters-Starters zum Ausdruck kam. Nach einem souverän gespielten Game Grubmüllers zum 4:1 hatte man sich gedanklich schon auf einen dritten Satz eingestellt, als der 28jährige seinerseits zu schwächeln begann und offenbarte, wo er noch Defizite im Vergleich zu den Topstars der Szene aufweist. Konstanz und Konzentration stehen für 2015 ganz oben auf der Agenda des Stefan Grubmüller.

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Zehetner muss bei 5:6 noch einmal sein Service abgeben, und ein dritter Satz die Entscheidung bringen

Der 28jährige ist spielerisch, kämpferisch und läuferisch längst in der Elieliga angekommen, allerdings muss der 4fache Saisonfinalist permanent auf höchstem Level spielen, um die “Besten der Besten” fordern zu können. Das geht freilich noch nicht über die volle Distanz eines Dreisatz-Finales, und einmal das Top-Niveau verlassend, bekommt Grubmüller gegen Spieler eines Kalibers wie vor einigen Wochen Philipp Schneider oder am Donnerstag Abend Martin Zehetner sofort massive Probleme. Ein bißchen die Körperspannung verloren (was bei 4:1 sogar verständlich ist), muss man dennoch schneller wieder den Fokus auf die Partie bekommen, was Grubmüller in dieser Phase nicht gelang. 6 Punkte in Serie – teilweise durch unnötige Fehler – musste der 28jährige abgeben, und damit war der Vorteil des früh eroberten Breaks auch schon wieder beim Teufel. In der Folge dominierten die Aufschläger das Geschehen auf dem Platz, was bei 5:6 aus Sicht des späteren Siegers dazu führte, dass er gegen den Satzausgleich zu servieren hatte. Was zum 5:5 noch souveränst klappte, ging in diesen Augenblicken aber gründlich in die Hose. Einerseits weil Zehetner wieder mit akuter Rückhand-Schwäche kämpfte, und andererseits weil Grubmüller in diesem Return-Game weitaus aggressiver als in den Games zuvor zu Werke ging. Damit war nach weiteren 47 gespielten Minuten der Satzgleichstand hergestellt, und die 23. Auflage des November-HTT-500-Finales in einem entscheidenden dritten Durchgang angelangt.

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Zwei Rückhandfehler von Stefan Grubmüller sorgen letztlich für die Entscheidung im dritten Satz des 23. November-HTT-500-Finales

Zehetner hatte also seinen ersten Satz im Turnierverlauf abgegeben, und der 33jährige schien davon nicht unbeeindruckt. Denn das Eröffnungsgame lief komplett am Niederösterreicher vorbei. Grubmüller feuerte in der Euphorie des Satzgewinnes aus allen Rohren und obendrein noch recht präzise seine Winner ins Feld des Gegners zur 1:0 Führung. Den vermeintlich ersten “big point” in der Entscheidung setzte aber Martin Zehetner, der sich per Break zum 2:1 in eine exzellente Ausgangsposition für das Finish brachte. Grubmüllers Konter ließ aber nicht lange auf sich warten, und mit dem prompten Re-Break zum 2:2 leitete der 28jährige endgültig eine “superspannende” Entscheidung ein. In der das ominöse und berühmte siebente Game letztlich herhalten musste, in dem Grubmüller zunächst mit einem missglückten Rückhandball einen Spielball zum 4:3 ausläßt, und wenig später das letztlich entscheidende Break zum 3:4 abermals mit einem Rückhand-Fehler kassiert. Damit war der “Käse gegessen”, Zehetner “eingecheckt” in Richtung Titelgewinn und 19 Minuten später nach viertem verwandelten Matchball auch als großer Sieger vorne am Netz zum Shakehands angetanzt.

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Frischgebackener November-HTT-500-Sieger gibt Masters-Semifinale als nächstes Ziel aus

“Natürlich freut mich dieser Turniersieg, das ist kein Thema. Trotzdem finde ich, dass ich das ganze Turnier über nicht mein bestes Tennis gespielt habe. Allerdings habe ich meine Partien dennoch gewonnen, was natürlich auch nicht schlecht ist. Das Finale heute war “ganz ganz” eng. Ich hatte ja vorher noch nie gegen den Stefan gespielt. Jetzt weiß ich, was er alles zurückbringen kann. Ein echter Dauerläufer. Ich bin froh, dass ich diese Partie gewonnen habe”, freute sich der 19. Spieler, der in der 23jährigen Geschichte dieses Turniers hier einen Titel erobern konnte, ehe er noch analysierte, warum es am Ende doch knapp für ihn reichte: “Das Entscheidende war sicher, dass ich im dritten Satz noch ein bißchen zulegen konnte. Da sind dann auch meine Schläge wieder besser gekommen. Der erste Satz war von uns beiden nicht so gut, und im dritten Satz war es wie schon erwähnt einfach extrem eng”, so der 33jährige, der jetzt als Titelmitfavorit zum HTT-Masters ins UTC La Ville kommt. “Ein Turniersieg gibt natürlich immer Selbstvertrauen, auch wenn ich mit meinem Tennis nicht ganz zufrieden bin. Mein großes Ziel für heuer war die Mastersteilnahme. Jetzt wo ich dabei bin, möchte ich natürlich ins Halbfinale, obwohl das schwer wird, sehr schwer sogar”, zeigt der frischgebackene November-HTT-500-Champion Respekt vor der kommenden Aufgabe.

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Silber-Sammler Stefan Grubmüller hat derzeit riesig Spaß “einfach nur gut Tennis zu spielen”

4 in Silber gehaltene Teller zieren seit heuer den Grubmüller’schen Haushalt und belegen, dass der 28jährige eine ganz passable erste volle HTT-Saison absolviert hat. 4 Teller heißen natürlich vier Mal im Finale verloren zu haben, doch für den 28jährigen sind “Sieg oder Niederlage” bzw. die großen Titel -zumindest vorerst noch – reine Nebensache. Grubmüller macht sich nicht soviel daraus, ob am Ende des Tages ein Titel zu Buche steht, oder ob er “nur” seine Silber-Trophäen-Sammlung aufstockt. Der Spaß am Spiel, die Freude am Tennis, das sind jene Faktoren, an denen der 4fache Saisonfinalist festmacht, ob ein Turnier erfolgreich war oder nicht. “4 Teller daheim zu haben, das sehe ich ganz locker. Das ist überhaupt kein Problem für mich. In drei Endspielen hätte ich Chancen gehabt, mehr zu erreichen, nur in meinem ersten Finale gegen Martin Mayer war ich komplett chancenlos. Wie es kommt so kommt es! Es macht mir zur Zeit riesigen Spaß, gut Tennis zu spielen. Mir taugt, dass ich das Nenngeld voll ausnutzen, und jeden Tag Tennis spielen kann. Es war wieder ein superschönes Turnier, und ich habe viele gute Leute geschlagen”, betonte der unterlegene Finalist, ehe er zum Match an sich Stellung bezog: “Den ersten Satz habe ich komplett verschlafen und nicht gut gespielt. Da habe ich mich gar nicht wohl gefühlt, wobei wir im ersten Durchgang beide schwach gespielt haben. Im zweiten Satz habe ich versucht, mich zu motiveren und reinzubeißen in die Partie, was mir dann auch gelungen ist, wobei mir der Martin da sicher auch ein bißchen geholfen hat. Im dritten Satz haben wir beide wirklich gutes Tennis gespielt. Da konnte ich die Bälle früher nehmen. Was schließlich ausschlaggebend war, dass es nicht gereicht hat, ist so knapp nach dem Spiel schwer zu sagen. Vielleicht habe ich in manchen Phasen taktisch ein bißchen falsch gespielt, in dem ich ihm zum Beispiel mit meinem Rückhand-Slice geholfen habe, wieder Druck in die Ballwechsel zu bringen. Insgesamt bin ich aber mit dem Turnier und auch mit dem Finale zufrieden. Das ich mit einem Spieler wie dem Martin voll mithalten konnte, taugt mir schon sehr”. so der 28jährige.

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