Auch der zweite Spieltag beim Juli-GP ist im Trockenen

Samstag Abend 19 Uhr. Pünktlich mit verwandeltem Matchball im letzten Spiel des zweiten Tages beim Juli-GP-Turnier 2006, setzte der erwartete Regen ein. Glück im Unglück auch für den Veranstalter, ist doch trotz durchgehend bewölktem und kühlen Wetter die angekündigte Regenfront ausgeblieben, und auch der 2. Spieltag somit komplett unter Dach und Fach. Stimmung konnte freilich nicht so recht aufkommen, waren einerseits die in den Keller gerutschten Temperaturen “stimmungshemmend”, und auf der anderen Seite die Spiele zum Tag höflich ausgedrückt “zu wenig ausgeglichen”. Der Tagesbericht nachfolgend von C.L

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Juli-GP 2006: Die 13. Ausgabe mit Teilnehmer -und Wild-Card-Rekord

Das 13. Juli-Grand-Prix-Turnier wird als jenes mit den meisten vergebenen Wild-Cards nach der Auslosung in die Geschichte eingehen. Waren ursprünglich 28 Spieler im Einzel und dazu 3 Akteure im Doppel (11 Teams) gemeldet, sind nach Beendigung des zweiten Spieltages beinahe beide Turnierraster voll. Mittlerweile kann das Juli-GP-Turnier neuen Teilnehmerrekord verzeichnen, sind insgesamt 38 Spieler vor Ort, wobei sich 31 im Einzel um den Titel streiten, und 14 Doppelteams auf der Jagd nach den 50 Champions-Race-Punkten sind. Neben Michael Berger am Freitag, Elaf Al-Ani am Samstag Vormittag, hat am Abend auch noch Future-Tour-Star Matthias Lohr vom Veranstalter eine nachträglich Starterlaubnis erhalten.

Turnierfavorit Harbarth steht nach Doppelpack im Viertelfinale

Unabhängig davon haben die Favoriten des Juli-GP-Turniers auch den zweiten Spieltag souverän und beinahe im Schongang hinter sich gebracht. Allen voran natürlich der Topfavorit auf den 16. Saisontitel Andreas Harbarth. Der “Wimbledonsieger der Hobby-Tennis-Tour” sicherte sich mit seinen Einzelsiegen 12 und 13 seit seiner Tourzugehörigkeit einen der acht zu vergebenden Plätze im Viertelfinale. Die “Brille” mit 6:0, 6:0 gegen den ältesten Teilnehmer im Feld Herbert Stegmüller und ein 6:2, 6:2 Sieg über seinen Vereinskollegen Holger Brandt brachten den 21jährigen dem angepeilten Titel-Hattrick wieder zwei Schritte näher. “Er spielt wie ein Tennislehrer. Ich habe nur drei Punkte gemacht, davon waren zwei Bälle durch den Wind begünstigt und ein Doppelfehler von ihm dabei. Er spielt hohes Tempo und ist zudem noch extrem sicher. Er wollte auch ein wenig ins Spiel kommen, und hat mich daher vornehmer Weise mitspielen lassen”, zeigte sich Stegmüller von seinem Bezwinger begeistert.

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Florian Urach nähert sich seiner alten Form und dem Juli-GP-Finale

Begeisterungsstürme wie in alten Zeiten hätte auch Florian Urach entfacht, wenn der Centercourt ähnlich besucht gewesen wäre wie bei seinem Titelgewinn im Jahre 2003. Zur damaligen Performance fehlen dem 19jährigen zwar noch Welten, in die richtige Richtung geht der vierte Juli-GP-Auftritt Urachs aber allemal. Nach seinem doch recht mühsamen Auftakterfolg über Alexander Udovc, deklassierte der 6fache Turniersieger im Achtelfinale Werner Novak mit 6:0 und 6:2. Der 36jährige Erstrundenbezwinger von Tatjana Aubram spielte sein 70. Karriere-Einzel, wobei er sich seinen Jubiläumsauftritt wohl anders vorgestellt hatte. Vor dem Duell mit Urach noch optimistisch, dem Jungstar ein Bein auf dessen Weg ins sein viertes Juli-GP-Viertelfinale stellen zu können, zeigte sich Novak nach dem Debakel böse auf seinen Vater. “Ich habe am Vormittag schon wieder beinahe 4 Stunden Tennis mit meinem Vater gespielt. Jetzt hat mir die Frische und die Spritzigkeit gefehlt um Urach voll fordern zu können”, urteilte Novak. Gewohnt diskret kommentierte “Flo” seinen 6. Einzelsieg beim Juli-GP-Turnier in Serie. Antwortete der Jungstar gestern noch auf die Frage wie es denn gegen Udovc so war mit “ziemlich nass”, bekam der Veranstalter diesmal “recht kühl” als ultimative informative Antwort.

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Ach April-Without-Top-Ten-Sieger Filip Vladkov steht bereits im Viertelfinale

Diskrete Zurückhaltung wie bei den Interviews wird Urach im Viertelfinale am Sonntag aber nicht weiterhelfen. Da wird volle Attacke gefragt sein, bekommt es der Jungstar doch mit Filip Valdkov zu tun. Der bulgarische April-Without-Top-Ten-Champion qualifizierte sich mit einem souveränen Doppelpack gegen die Herren Jakob Kerschenbauer und Walter Posteiner für den Viertelfinal-Schlager gegen Urach. Dem heillos überforderten Future-Tour-Junior Jakob Kerschenbauer war in Runde 1 kein Gamegewinn gegönnt, und auch Achtelfinalgegner Walter Posteiner musste nach hartnäckig geleistetem Widerstand in Satz 1 letztlich klar die Überlegenheit Vladkovs anerkennen. Dem 6:3, 6:2 Erfolg war aber ein beinahe einstündiger Startsatz vorangegangen, in dem Posteiner sein später siegreiches Gegenüber vor allem mit seiner unermüdlichen Laufarbeit und den unmöglichst erlaufenen Bällen in den Wahnsinn trieb. Der unbedingte Wille zum Sieg war erst zur Mitte von Durchang 2 gebrochen, genauso übrigens wie Walter`s Racket. Das musste gegen Ende der Partie mehrmals als Posteiners Aggressionsdämpfer herhalten und brutal zu Boden. Bei einem Spritzer “dampfte” der Hitzkopf nach Spielende vorerst einmal aus, ehe er sich zu einem ersten Statement bereit erklärte. “Mit meiner Leistung bin ich gar nicht so unzufrieden. Speziell der erste Satz war schwer in Ordnung. Aber ich habe Probleme mit dem Erkennen der Bälle, sehe nicht sehr gut und kann daher nicht das Optimum herausholen. Das ärgert mich gewaltig”, stellte Posteiner klar. Als erste Konsequenz drohte der November-Without-Top-Ten-Finalist sogar mit einer Absage seines Doppelstarts. Mittlerweile ist davon aber keine Rede mehr, gilt die volle Konzentration dem Erreichen eines erfolgreiches Doppel-Resultats an der Seite seines Neffen Philipp Svatek.

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Helmut Pokitsch deklassiert zum Auftakt Hans Krammer

Endlich aus dem langen Schatten ihres Mannschaftsführers ist auch die “Gefolgschaft” des Andreas Harbarth getreten. Mit soliden Leistungen und erfreulich guten Ergebnissen, schafften die Herren von ITC Leopoldsdorf eine perfekte Rehabilitierung für die letzten unerfolgreichen Turniere. Den stärksten Eindruck dabei hinterließ ohne Zweifel Helmut Pokitsch. Der 40jährige deklassierte im letzten Match des Tages am Centercourt Johann Krammer nach starker Vorstellung mit 6:1 und 6:0. Damit musste sich der 59jährige Champions-Race-Neunte wie im letzten Jahr in Runde 1 vom Holiday-GP verabschieden. Die große Stunde Krammers schlägt aber ohnehin erst am Sonntag, wenn er einerseits an der Seite von Robert Piatek im Doppel auf Punktezuwachs im Champions-Race hofft, und andererseits am Nachmittag für seine Tour-Treue im Jahr 2006 geehrt wird. Von solchen “Ehrungen” ist Helmut Pokitsch zwar noch weit entfernt, doch auch seine Perspektiven für den anstehenden Sonntag sind nicht die Schlechtesten. Gegen den Sieger der Partie Berzengi-Al-Ani kann sich der für ITC Leopoldsdorf spielende Pokitsch genauso exzellente Chancen ausrechnen, wie eine Runde später in einem möglichen Viertelfinale mit Roman Klos. “Es ist heute ganz gut gegangen. Ich habe die Schulter seit meinem letzten Turnierantreten beim Juni-Grand-Slam nicht mehr belastet und geschont. Wenn ich beschwerdefrei bin, dann läuft mein Spiel ganz ordentlich”, zeigte sich der 40jährige zufrieden.

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Klos gewinnt einziges Dreisatzspiel des Tages und Arian Golzar sein Tour-Debüt

Sollte Pokitsch seinem Premierensieg auf der Hobby-Tennis-Tour noch einen weiteren Erfolg im Achtelfinale hinzufügen, dann wäre wie erwähnt Roman Klos der Gegner im Kampf um ein Ticket fürs Halbfinale. Der routinierte Pole hat am Samstag Vormittag das einzige Dreisatzmatch des Tages gewonnen, und dem Tour-Newcomer Peter Golzar eine knappe 1:6, 6:0, 6:4 Niederlage zugefügt. Nach seinem Kantersieg in Runde 1 gegen Andreas Krendl (6:0, 6:0) kam Golzar zunächst auch in ersten Satz gegen Klos gleich voll zur Sache. Doch der 6:1 Satzgewinn schien der Korger-Trainings-Schützling mehr zu hemmen, denn zu beflügeln. Gestützt auf seine famose Beinarbeit kämpfte sich Klos in Match zurück, und den im Anschluss an die Partie enttäuscht Revue passierenden Golzar mit 6:0 und 6:4 nieder. “Es war verdammt schwer gegen Roman zu spielen. Er ist läuferisch unheimlich stark. Ich bin gegen Ende des Spieles aber immer mehr zum Samariter geworden”, ärgerte sich Golzar, der sich insgesamt aber über einen weiteren schönen Tennistag zufrieden äußerte. Eine Talentprobe legte auch Golzar-Sohn Arian bei seinem Tour-Debüt ab. Der 12jährige behielt im Jugend-Duell zur 1. Runde gegen Bambini-Star & Heißsporn Clemens Kerschenbauer mit 6:1 und 7:5 die Oberhand. Das am Centercourt angesetzte Jugend-Derby hatte zeitweise schöne und interessante Ballwechsel zu bieten. Insgesamt zeigte sich Arian als der reifere konstantere Spieler, der letztlich in einer hitzigen Schlussphase die Nerven behielt. Da musste Clemens nach einigen unschönen Szenen gegen sein eigenes Racket und von Mama Gerti sowie vom Platzwart mehrmals getadelt, die ganze Kraft an Selbstbeherrschung aufbieten, um das Match mit Golzar ohne Eklat und Abbruch zu beenden. So war das letzte, von Clemens regelrecht verschenkte Game noch der smarteste Abschluss der Partie. Insgesamt kann aber auch der Auftritt des 10jährigen Future-Tour-Spielers beim Juli-GP als weitere Steigerung gegenüber den letzten Spielen betrachtet werden. Clemens hat auf spielerischer Ebene in den letzten Wochen enorm viel dazugelernt. Das bestätigt auch sein Coach Franz Korger. “Er steigert sich von Trainingseinheit zu Trainingseinheit, und am mentalen Sektor arbeiten wird auch schon verstärkt”.

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Golzar-Boys bejubeln Break gegen eigenen Trainer und Lippert-Korger den 22. Sieg in Serie

Trotz Sieg beim Debüt recht unzufrieden zeigte sich Arian Golzar nach dem Match gegen Kerschenbauer. “Ich habe sehr schlecht gespielt heute. Dennoch freue ich mich jetzt auf das Treffen mit der Nummer 1 des Turniers”, meinte der 12jährige. Im Einzel also eine Runde weiter, endete der Debütauftritt Arian`s im Doppel an der Seite seines Vaters bereits in Runde 1. Gegen die Turnierfavoriten Lippert-Korger gelang dem Familien-Duo zwar der ein oder andere schöne Ballwechsel, ein möglicher Aufstieg lag aber nie in Reichweite. Bejubelt wurde von den Golzar-Boys hingegen das Break zum 1:4 und das gegen den eigenen Trainer. Ein Aufschlagverlust, den Lippert-Korger locker verkraften konnten, immerhin sind die Champions-Race & Masterssieger im Doppel nunmehr bereits seit 22 Spielen in Serie ungeschlagen.

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Harbarth-Gefolgschaft kann beim Juli-GP voll überzeugen

Von den Golzar-Boys zurück zu den Harbarth-Jungs. Neben Helmut Pokitsch hat auch der Rest der Harbarth-Bande eine vorzügliche Tagesbilanz vorzuweisen. Papa Franz Harbarth ließ im Oldies-Duell dem Juni-Grand-Prix-Halbfinalisten Robert Piatek keine Chance. Harbarth sen. diktierte Tempo und Spielverlauf nach Belieben und qualifizierte sich mit einem 6:1, 6:2 locker für das Achtelfinale. Dort trifft der 52jährige auf Michael Berger. Ebenfalls die Runde der letzten 16 kann Holger Brandt als Ergebnis seines zweiten Tour-Starts notieren. Der 23jährige war beim 6:1, 6:1 Erstrundensieg gegen Jaswinder Saroy genauso ungefährdet, wie eine Stunde später im Achtelfinale gegen Andreas Harbarth ohne Chance. Dennoch zeigte sich Brandt gegenüber seinem Kunstrasen-Auftritt von vor zwei Wochen verbessert. Ergebnistechnisch mit dem Erreichen des Achtelfinales sowieso, ist doch das Zweitrundenlos Harbarth ohne Zweifel in die Rubrik Pech einzuordnen. Gegen jeden anderen Gegner wäre Brandt an diesem trüben Samstag Nachmittag sehr hoch einzuschätzen gewesen. “Es ist schon so in Ordnung. Im Spiel mit Saroy war der Wind recht heftig, und die alten Bälle waren auch extrem schwer zu spielen. Wir hatten Mühe, sie über das Netz zu bringen”, scherzte Brandt. Mühe hatte Holger auch im Doppel an der Seite von Michael Merkstallinger. 5:7, 3:6, lautete der enttäuschende Endstand gegen das Duo Novak-Dinter. “Jetzt gehen wir auf das Finale los”, tönte Novak nach dem achtelfinalen Erfolg im Doppel, der übrigens schon das zweite Aufeinandertreffen der Herren Dinter und Merkstallinger an diesem Tag brachte. Im Einzel standen sich die beiden Akteure nämlich auch schon gegenüber. Der 6:1, 6:1 Erfolg Dinter`s kam wenig überraschend, wenn man Merkstallinger`s zweiten Tour-Auftritt näher betrachtete. Fehler am Laufband, unerzwungen und kaum erklärbar, bescherten Dinter einen leichten, auch in dieser Höhe verdienten Sieg. Dabei hatte man beim Einspielen zu dieser Erstrundenpartie und beim näheren Beobachten von Merkstallinger wieder das Gefühl, eine enge spannende Partie könnte bevorstehen. Saubere Technik und feine Punktgewinne muss man dem Harbarth-Freund auch diesmal wieder zugestehen, einzig die Konstanz läßt beim Trainingsweltmeister zu wünschen übrig. “Irgendwann muss es ja besser werden”, meinte er beim Abgang. Das gilt übrigens auch für das bescheidene Sommerwetter dieser Tage. Womit für den 3. Spieltag auch die Hoffnung auf ein trockenes Abwickeln des Super-Sundays besteht.

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Claus Lippert, 6.August 2006