Von der Hitze direkt in den Kühlschrank Juli-GP-Turnier

Von den Backöfen Juni-Grand-Slam und Juli-Without-Top-Ten in den Kühlschrank des Juli-GP-Turniers. Die Stars der Hobby-Tennis-Tour-Szene durchleben derzeit hautnah die Wetterkapriolen des Sommers 2006. Den Kälteschock recht gut überwunden haben derweil die Akteure des ersten Spieltages beim 13. Juli-GP-Turnier. Ein Bericht von C.L

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Werner Novak schlägt Tatjana Aubram und steht vor 70. Karriere-Match

Die Favoriten des ersten Spieltages beim Holiday-GP haben ihre Auftakthürden meist problemlos übersprungen. So auch Werner Novak, der sich im Eröffnungsspiel am wolkenverhangenen Centercourt gegen die einzige Dame im Feld Tatjana Aubram klar in zwei Sätzen durchsetzte. 6:0, 6:2 in einer starken Dreiviertelstunde, Novak sicherte sich nicht nur seinen 20. Karriere-Einzelsieg, sondern auch einen weiteren Auftritt, nämlich seinen 70. auf der Tour im Achtelfinale am Samstag. “Das waren nicht meine Bedingungen, ich brauche Plätze auf denen man rutschen kann, und dazu waren die Courts heute zu nass”, schimpfte Aubram, während sich der 36jährige Gegner zu einer Trainingseinheit mit Doppelpartner Florian Dinter zurückzog.

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Florian Urach holt in beiden Sätzen Rückstand gegen Alex Udovc auf

Im Achtelfinale bekommt es Novak nun mit Florian Urach zu tun. Der Juli-GP-Sieger von 2003 feierte mit einem 6:4, 7:5 über Alexander Udovc den 70. Karriere-Einzelsieg und den 5. Einzelsieg beim Juli-GP-Turnier in Serie. Der Schlager am Centercourt entwickelte sich in beiden Sätzen zur großen Aufholjagd des Florian Urach. Der Juni-GP-Halbfinalist machte im ersten Durchgang einen 1:4 Rückstand wett, und auch im zweiten Heat der nach einer kurzen Regenunterbrechung in Szene ging, behielt der 19jährige trotz 2:5 Rückstand die Nerven. Zwei Satzbälle abgewehrt, stürmte Urach in die nächste Runde und in die trockene Kantine. “Es war zeimlich nass und ungemütlich” war der wieder einmal recht magere Kommentar des ehemaligen Top-Ten-Spielers. Ausführlicher plauderte da schon der Besiegte über seinen ersten Juli-GP-Start. “Das wurmt sich schon gewaltig. Ich hätte heute gegen ein wirklich guten Spieler gewinnen können, und die Chancen dazu waren da. Aber das ist eben mein Spiel. Ich bin unberechenbar”, zeigte sich Udovc über die unnötige Niederlage zum Auftakt verärgert.

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Klos & Posteiner mit klaren Zweisatzsiegen zum Auftakt

Mit zwei deutlichen Erstrundenerfolgen sicherten sich auch die Herren Klos und Posteiner ihr Achtelfinal-Ticket. Roman Klos, erstmals seit dem April-Without-Top-Ten-Turnier wieder im Einsatz, war beim Comeback ungefährdet und nach einem 6:1, 6:1 gegen Rene Karlik auch Sieger im Wettrennen mit den immer näher kommenden dicken Regenwolken. “Hauptsache verletzungsfrei geblieben, das ist heute das Wichtigste”, kommentierte der routinierte Pole seinen lockeren Nachmittagsausflug nach Simmering, während Karlik seine bislang schwächste Leistung auf der Tour kaum fassen konnte. “So schlecht habe ich noch nie gespielt. Kein Aufschlag hat funktioniert, und die Rückhand landete öfters am Zaun als im Feld”. Einen gelungenen Start ins Turnier konnte auch Walter Posteiner verzeichnen. Bei seinem 20. Turnierstart im 35. Match seiner Laufbahn klarer 6:2, 6:2 Sieger über Matthias Burianek und damit erstmals im Achtelfinale beim Juli-GP. Der kühle Abend am Centercourt wurde in jeder Hinsicht ein Erfolg für den erstmals seit 17. Juni wieder im Einsatz befindlichen Posteiner. Dabei hatte er sich auf einen langen intensiven Schlagabtausch mit Burianek eingestellt, immerhin ging das erste Treffen der beiden Tourstars vor knapp einem Jahr über drei enge Sätze. “Keine Ahnung, heute hat nichts geklappt, aber Walter spielt schon ein sehr gutes Tennis”, lobte der Besiegte.

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Berger ringt Svatek in drei Sätzen nieder und bleibt dessen Angstgegner

Den Höhepunkt des ersten Spieltages lieferten dann aber die Herren Berger und Svatek ab. In einem hochdramatischen Krimi blieb der erst mit einer Wildcard ins Turnier gehievte Berger im Tie-Break des dritten Satzes siegreich. Mit dem 6:3, 4:6, 7:6 entpuppte sich Berger auch im dritten direkten Duell der beiden Without-Top-Ten-Sieger als unbesiegbar und als neuer Angstgegner Svateks. Der hatte im vorerst letzten Aufeinandertreffen mit Berger aber durchaus seine Möglichkeiten, die Negativserie im Head to Head mit dem 39jährigen Gegenüber zu beenden. Bei 5:3 servierte Svatek erfolglos auf das Match genauso wie bei 6:5. Im Tie-Break ließ er zur “Krönung der vernebelten Chancen” eine 4:2 bzw. 5:4 Führung aus, ehe Berger mit einem 7:5 erschöpft aber glücklich den Weg zur Gratulation ans Netz antrat. “Großes Lob an Svatek. Heute hat mit Sicherheit der bessere Spieler verloren. Ich bin vielleicht beim Stand von 6:3 und 4:2 für mich zu lässig geworden, habe ein wenig die Konzentration verloren. Es war ein verdammt hartes Match”. Nach Worten und passenden Erklärungen suchte derweil Svatek, der wie im Vorjahr nach seinem ersten Match beim Juli-GP die Heimreise antreten muss. Den möglichen 25. Einzelsieg seiner Karriere vor Augen, scheiterte der Juli-Without-Top-Ten-Sieger von 2005 auch an seiner fehlenden Spielpraxis. Urlaub, Verletzungspause, Top-Ten-Status, der letzte Svatek-Auftritt lag immerhin 10 Wochen zurück. “Unglaublich, bei 5:3 im dritten Satz war ich mir ziemlich sicher die Partie zu gewinnen, immerhin hatte ich ja auch Aufschlag. Aber da habe ich ganz schlecht gespielt, sind die Aufschlagspiele echt verrückt gelaufen. Jetzt freue ich mich aber auf nächste Woche. Beim August-Without-Top-Ten-Turnier werde ich voll angreifen”.

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Claus Lippert, 5. August 2006