Teenager-Festival geht weiter – Christof Prüger sorgt für bereits 23. Jugend-Saison-Titel

Das im heurigen Februar mit dem Sieg des damals 14jährigen Nemanja Dejanovic beim Februar-Challenger-Turnier angelaufene “Teenager-Festival” geht auch zu Saisonende munter weiter. Christof Prüger, 18 Jahre jung und aus Zwölfaxing kommend, prolongierte nämlich am Mittwoch Abend mit einem Zweisatzsieg über Kevin Alexander Köck im Endspiel des 19. November-HTT-250-Turniers die Erfolgsbilanz der HTT-Jugendlichen bis 19 Jahre. Der junge Niederösterreicher wurde in einem höchst interessanten und im zweiten Satz teilweise auch recht hochklassigen Finale seiner Favoritenrolle gerecht, und behielt nach 1:18 Stunden mit 6:1, 6:4 die Oberhand gegenüber Mayrhuber-Bezwinger Kevin Alexander Köck. Damit sorgte Prüger für den bereits 23. Turniersieg eines maximal 19jährigen in diesem Jahr, was bei bisher 88 ausgetragenen Saison-Events mehr als ein Viertel aller heurigen Titelträger ausmacht. Die Teenager-Revolte ist also nicht mehr aufzuhalten! Ein Bericht von C.L

img_1751

Teenager mischen den Tour-Zirkus gewaltig auf

Unter einem Teenager versteht man laut freier Enzyklopädie Wikipedia folgenden Typ von Person: “Der Begriff teenager, verkürzt auch teen, stammt aus dem Englischen und bezeichnet eigentlich einen Menschen, der mindestens 13 (thirteen) und höchstens 19 (nineteen) Jahre alt ist, umfasst aber manchmal auch jüngere und ältere Menschen. Die Zahlen 13 bis 19 enden im Englischen auf „teen”, die Endung „ager” bezieht sich auf das englische Wort age für (Lebens-)Alter”. Und diese Teenager mischen spätestens seit heuer die Tour-Szene ganz gewaltig auf. Schon die 13- und 14jährigen scheuen nicht davor zurück, an den Dienstagen dieser Tennissaison nach Trophäen und massigst Punkten für die Rangliste zu greifen. In breitester Front machen sie trotz mangelnder Routine mobil, und sorgen mit ihren Erfolgen für jede Menge Aufsehen im Tour-Zirkus. Den letzten der heuer bislang errungenen 23 Teenager-Titel steuerte am Mittwoch Abend Christof Prüger bei. Der 18jährige setzte sich im finalen Junior-Duell gegen den 2 Jahre jüngeren Kevin Alexander Köck mit 6:1, 6:4 durch, und jubelte nach exakt 78 Minuten über seinen Premieren-Erfolg.

img_1738

Köck schlittert “mental nicht bereit” in ein 1:6 Debakel im ersten Satz

Prüger erwies sich im Duell zweier Endspiel-Debütanten um die Spur reifer, sicherer von der Grundlinie agierend und auch abgebrühter als sein jüngeres Gegenüber. Köck zeigte zwar schon in den ersten Minuten des 88. Saisonfinales immer wieder sein phantastisches Können, schien allerdings auch mit einer gewissen Nervosität zu kämpfen. Das letztlich deutliche 1:6 im ersten Satz nach einer halben Stunde lag nicht etwa an einem möglichen Klassenunterschied zwischen Prüger und Köck, sondern einzig und allein an der Tatsasche, dass sich Köck “mental” nicht mit der finalen Situation arrangieren konnte. Nach nur 11 Minuten stand es bereits 0:3 aus Sicht des 16jährigen, der bei Aufschlag Prüger zwei Break-Chancen zum 1:2 ausgelassen hatte, ehe er sich hektisch und ungestüm ein zweites Break zum 0:4 eingehandelt hatte. Damit war der erste Heat durch, Prüger nicht mehr aufzuhalten, und das obwohl Köck mit einem Break zum 1:4 erstmals in dieser Partie angeschrieben hatte. Doch der 16jährige schaffte es im ersten Satz seiner Final-Premiere nicht, eines seiner Aufschlagspiele durchzubringen, und so war Köck mit 20 unforced errors in das eigentlich unnötige 1:6 Debakel gerauscht.

img_1675

img_1096

Auch die Anfangsphase des zweites Satzes steht klar im Zeichen des späteren Siegers

Der zweite Satz – wie wir wissen – wurde letztlich um einiges enger, und es hätte in der Nachbetrachtung wesentlich mehr für den später unterlegenen Tour-Newcomer rausschauen können, wenn er nicht in vielen entscheidenden Situation für ärgerliche Fehler gesorgt hätte. Christof Prüger war sich jedenfalls nach dem Spiel sicher: “Wenn der Kevin einige seiner vielen Chancen genützt hätte, dann wären wir ganz sicher in einen dritten Satz gegangen”, so der spätere Sieger. Und in der Tat hatte Köck Großchancen en masse vor der Brust. Zunächst einmal gleich im Eröffnungs-Game des zweiten Satzes, als der 16jährige beim Spielball zum 1:0 mit Doppelfehler Nr. 3 negativ auffällig wird. Gleich darauf probiert er bei Breakball seines Gegners das Kunststück, einen Ball verkehrt zum Netz stehend, durch die Beine zu schlagen. Spektakulär, aber völlig unangebracht nach einem 1:6 und der Chance auf eine erstmalige Führung samt möglicher Trendwende. Das Game zum 2:0 kann man ohne Übertreibung als “Geschenk” an Christof Prüger bezeichnen, denn mit vier Fehlern en suite, musste Prüger eigentlich nur den Ball ins Spiel bringen, um zum Punktgewinn zu kommen. Womöglich wäre Köck sogar ins totale Debakel gelaufen, wenn er nicht bei 0:2 und der nächsten Break-Chance seines Gegners drei phantastische Bälle ausgepackt, und mit seinem ersten durchgebrachten Aufschlagspiel auf 1:2 verkürzt hätte.

img_1089

img_1689

Köck zeigt über weite Strecken des zweiten Satzes sein großartiges Können

Denn mit diesen drei höchst gelungenen Punktgewinnen, manövrierte sich Köck aus der spielerischen und metalen Umklammerung, die ihn rund 40 Minuten lang am Centercourt des UTC La Ville in seinem Tennis hämmte. Plötzlich war der 16jährige der “Chef im Ring”, zauberte zur Freude seines im Publikum sitzenden Fan-Clubs echt sensationelles Tennis auf den Platz, und bekam zusehends Zugriff auf ein eigentlich schon entschiedenes Match. Jetzt entfaltete der Junior vom WAT Meidling sein ganzes Repertoire an großartigen Schlägen, womit Köck seinen Gegner zum 2:2 “breakte”, zu Null auf 3:2 stellte und damit erstmalig in diesem Endspiel in Führung ging. Und in dieser Phase hätte der 16jährige Final-Neuling seinem Gegner einen dritten Satz aufdrücken können. Erst recht, als er plötzlich zwei Break-Chancen zum 4:2 sein Eigen nennen kann, diese aber wieder leichtfertigst versemmelt. Da war er wieder dieser jugendliche Schlendrian und Übermut, der Köck an diesem Abend des 29. Oktober letztlich die Chance auf drei Sätze und womöglich mehr kostete. Denn beim ersten Breakball versucht Köck einen spektakulär wirkenden Rückhand-Smash verkehrt zum Netz stehend zu spielen, und bei den Breakchancen Nr. 2 und 3, erweisen sich schlampig ausgeführte Vorhandbälle als Hinderungsgrund auf ein mögliches 4:2. Das die Partie in dieser Phase leicht hätte kippen können, zeigt auch der Umstand, dass sich Prüger trotz erkämpftem 3:3 in der Folge weitaus schwerer tat, sein Service zu halten. Köck kam leicht zum 4:3, während sein Gegenüber sogar noch eine Break-Möglichkeit zum möglichen 5:3 für den 16jährigen abzuwehren hatte. Im Finish entschied dann wieder die reifere Performance von Prüger, der sich mit dem Break zum 5:4 auf die Siegerstraße hievte, und mit einem perfekt vorgetragenen und zu Null gewonnenen Aufschlagspiel letztlich den Sack zumachte. Ein Vorhand-Return als 50. unerzwungener Fehler von Köck beim Matchball ins Out geprügelt, stand symptomatisch für 78 sonst recht unterhaltsame und abwechslunsgreiche Minuten.

img_1735

“Mit derart vielen unerzwungenen Fehlern kannst Du halt kein Match gewinnen”

“Ich bin mit dem Turnier im Großen und Ganzen eigentlich schon sehr zufrieden. Nur mit dem Finale heute bin ich nicht glücklich. Mir fehlte im Endspiel irgendwie der gewohnte Touch, und mit derart vielen unerzwungenen Fehlern kannst Du halt kein Match gewinnen”, analysierte Köck nach einem ansonsten tadellosen dritten HTT-Karriere-Start, der in einem 64er-Raster mit Siegen über Hummel, Wlaschitz, Mayrhuber, Gravogl und Hackl erfolgreich endete. Zum Schluss äußerte sich Köck auch noch über die ITN-Debatte betreffend seines Finalgegners und stellte dazu folgendes klar. “Ich habe heute nicht das Gefühl gehabt, dass der Christof für mich zu stark gewesen wäre. Ich bin mir schon bewusst, dass ich heute selbst sehr viel zu meiner Niederlage beigetragen habe. Und das Prüger eines besseren ITN hat, störte mich überhaupt nicht”.

img_1746

img_1736

“Dieser Sieg hat einen extrem hohen Stellenwert für mich”

Nicht mehr als ein Lächeln hatte auch der Sieger für die ITN-Debatte über. “Was soll ich dazu noch sagen. Ich war lange Zeit verletzt, habe darum angefragt, und ganz ehrlich: Ich hatte schon in der erste Runde gegen Rüdiger Klermund große Probleme um siegreich zu bleiben. Vom Finale heute ganz abgesehen, denn der Kevin hat teilweise unglaublich gespielt. Wenn er seine Chancen konsequent nützt, dann spielen wir ohne “wenn & aber” einen dritten Satz. Ich bin froh, dass mir der Veranstalter nach meiner Verletzungspause die Chance gegeben hat, hier zu spielen und Matchpraxis zu sammeln”, so der 18jährige. “Dieser Turniersieg hat einen enorm hohen Stellenwert für mich. Weil ich eben so viele Verletzungen und Rückschläge zu überstehen hatte, und weil ich schon sehr lange Zeit kein Turnier mehr gewonnen habe. Auf ÖTV-Ebene ist das für mich fast unmöglich, und so ist die Hobby-Tennis-Tour perfekt für mich. Hier spiele ich immer gegen gute Leute. Zum Finale heute kann ich sagen, dass ich mit meiner Defensiv-Leistung sehr zufrieden bin. Meine Schläge sonst waren jetzt nicht so überragend, aber am Ende zählt natürlich nur der Sieg”, so Prüger, der sich zum insgesamt 263. Turniersieger der Geschichte und zum 79. verschiedenen Titelträger im 88. Saisonturnier kürte.

img_1739