Spaniens Luis Agullo Castell sorgt für 90. internationalen Turniersieg der Open Ära

Luis Agullo Castell hat am Dienstag Abend für den 90. internationalen Turniersieg der Hobby-Tennis-Tour-Geschichte gesorgt. Der 21jährige Katalonier gewann mit dem Endspiel des November-Future-Turniers im UTC La Ville gegen Hartmuth Beck nicht nur seinen ersten HTT-Karriere-Titel, sondern er eroberte quasi am letzten Abdruck auch noch ein Ticket für die Future-Tour-Finals von 14. bis 18. November 2014 im UTC La Ville. Der Überraschungsmann aus Spanien, bei seinem sechsten Antreten auf der HTT nur als Nr. 471 gesetzt, bezwang im Finale des letzten Future-Saison-Events den ohne Satzverlust ins Endspiel gestürmten Mocker-Ersatz Hartmuth Beck in 1:16 Stunden mit 7:6, 6:2, und holte damit überdies auch noch den insgesamt fünften Titel Spaniens in der Open Ära. Für den unterlegenen Hartmuth Beck hingegen setzte es auch in seinem dritten HTT-Endspiel eine Niederlage. Ein Bericht von C.L

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Agullo-Auftauchen läßt Erinnerungen an Februar letzten Jahres wach werden

Als vor wenigen Wochen das Handy des Veranstalters klingelte, und Tennisschulen-Besitzer Randal May am anderen Ende der Leitung einen spanischen Newcomer avisierte, war man seitens der Tour-Organisation sofort an die ersten Wochen der Saison 2013 erinnert. Damals sorgte ein Ibero-Rookie für Aufsehen und diskussionsreiche Tage innerhalb des Circuits. Ignacio Martin “narrte” damals ungewollt die Szene mit seinen Siegen beim Februar-Future und beim Februar-HTT-150-Turnier, ehe er mit vier Saisonerfolgen und teils grandiosen Leistungen sogar den Sprung unter die Top 8 zum Masters schaffte. Einen ähnlichen Werdegang kann man zwar “vorerst” noch ausschließen beim “Reserve-Ignacio” aus Katalonien, doch ein bißchen fühlte es sich am gestrigen Dienstag Abend im UTC La Ville schon an wie damals am 13. Februar 2014, als Senor Ignacio im Endspiel des Februar-Future-Turniers gegen den serbischen Jungstar Daniel Strezoski für den spanischen Premieren-Titel sorgte.

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Abwechslungsreicher erster Satz geht nach 49 Minuten mit 7:6 an Luis Agullo-Castell

Erstmals seit April 2013, also seit eineinhalb Jahren hat das “Königreich Espana” wieder auf der HTT zugeschlagen. Und nicht etwa wie allgemein erwartet durch Spaniens Nr. 1 und Top-Ten-Star Ignacio Martin, sondern durch den erst seit 5 Wochen in Wien weilenden Überraschungsmann Luis Agullo Castell. Der 21jährige aus Barcelona krallte sich bei seinem erst sechsten Turnierstart den ersten Titel, und qualifizierte sich damit am letzten Abdruck auch für die Future-Tour-Finals im UTC La Ville. Bevor Spaniens Nr. 2 aber für den neunzigsten internationalen Eintrag in die Siegerlisten der Hobby-Tennis-Tour-Geschichte sorgte, hatte er jedoch speziell im ersten Satz des November-Future-Finales gegen Hartmuth Beck, Schwerstarbeit zu verrichten. Beide Akteure legten unerschrocken los, hielten ihre Aufschlag-Games bis 3:3 und sorgten für einen recht unterhaltsamen, flotten, abwechslungsreichen und ganz guten Future-Tour-Final-Abend. Vorallem der spätere Sieger zeigte sich bei seinen Service-Games von einer ganz souveränen Seite, und holte seine ersten drei Aufschlag-Spiele jeweils zu Null. Just als dem Katalonier aber das erste Break zum 4:3 gelungen war, begann er beim Service zu schwächeln, und leitete so eine Serie an Breaks ein. Bei 5:4 und eigenem Aufschlag fand Agullo-Castell dennoch zwei Satzbälle vor. Den ersten freilich vernebelte der 21jährige mit einem hektisch geschlagenen Passierball, und auch bei Satzball Nr. 2, stellte sich der Spanier mit einer verzogenen Vorhand nicht gerade professionell an. Mit dem vierten Break in Serie rettete sich Beck zum 5:5, und fand Minuten später seinerseits bei einer 6:5 Führung und 30:40 einen Satzball vor. Agullo konterte aber im Stile eines Klasse-Mannes, setzte einen Vorhand-Winner exakt an die Linie, und hievte den spannungsgeladenen ersten Satz in einen Tie-Break. Dort patzte Beck allerdings mit vier Fehlern, als krönenden Abschluss sogar mit Doppelfehler Nr. 4.

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Mit südländischem Temperament pusht sich Spaniens Nr. 2 zum Premieren-Titel

Damit war der erste Satz aus Sicht des spanischen Überraschungs-Mannes nach 49 Minuten unter Dach und Fach gebracht, und der 21jährige fortan auch mit dem nötigen Selbstvertrauen unterwegs. Beck hingegen dürfte in dieser Phase wohl klar geworden sein, dass sich die dritte Niederlage beim dritten finalen Antreten auf der Hobby-Tennis-Tour nur mehr schwerlich verhindern wird lassen. Über drei Sätze gegen einen 26 Jahre jüngeren Kontrahenten zu gehen, vorallem aber seine beiden riesigen Blasen an den Fußsohlen, machten ein Comeback in diesem Finale so richtig schwierig. Mit aller Macht und letztem Einsatz wehrte sich der 47jährige zwar zunächst erfolgreich gegen die drohende Niederlage, aber mit dem ersten kassierten Break zum 4:2, war die Sache gegen einen stark sowie konstant servierenden Gegner durch. Immer wieder brach jetzt auch das überschäumende südländische Temperament beim 21jährigen aus Katalonien durch, und mit diesem pushte er sich letztlich zu den nötigen restlichen zwei Games. Nach 1:16 Stunden war fünfte spanische Turniersieg der Open Ära perfekt, und die Freude beim 262. Siegergesicht der HTT-Geschichte riesig groß.

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Die Stimmen zum Endspiel des letzten Future-Turniers des Jahres

“Die Bedeutung die dieser Turniersieg für mich hat ist sehr sehr groß. Weil ich vor meiner Ankunft hier in Österreich vor 5 Wochen, insgesamt 8 Monate nicht Tennis spielen konnte. Ich hatte mir beim Fußball meinen Meniskus gerissen, und die Zeit ohne Tennis war ziemlich hart, erzählte der einundvierzigste internationale Spieler mit einem HTT-Titel in perfektem Deutsch. “Ich habe daheim in Barcelona die deutsche Schule besucht, und mit 14 Jahren auch ein Jahr in Deutschland gelebt”, so der 21jährige zu seinem fließenden Deutsch. Vor 5 Wochen führte ihn sein Weg dann wie erwähnt nach Österreich, wo er als BWL-Student nur zufällig auf die Hobby-Tennis-Tour stieß. Eigentlich habe ich im Internet nach einem Trainer gesucht, und die Tennisschule von Randal May gefunden. Dort bin ich dann zum “Vladi” gekommen, und der hat mir die HTT empfohlen”, so der frischgebackene November-Future-Champion, der durchaus noch Ziele hat. “Der Vladi ist der beste Trainer, und mit ihm kann ich mich sicher noch stark verbessern. Ich würde gerne das Future-Tour-Final gewinnen, das ist mein Nahziel für den Rest des Jahres. Längerfristig muss man abwarten, wie sich mein Tennis entwickelt. Aber der Daviscup-Sieg gemeinsam mit Ignacio Martin für Spanien wäre eine tolle Sache”, so Agullo-Castell. “Wenn man so viele Fehler macht wie ich am heutigen Abend, dann kann man einfach nicht gewinnen”, zeigte sich derweil der unterlegene Hartmuth Beck nach seiner dritten Niederlage im dritten Karriere-Finale zurecht geknickt.

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