Stadthallen-Triumph für Tour-Newcomer Dominik Negrin

Tour-Newcomer Dominik Negrin hat am vergangenen Samstag das grandios besetzte Erste Bank Open Masters Turnier für sich entschieden, und seinen zweiten Karriere-Titel auf der Hobby-Tennis-Tour gewonnen. Der 28jährige Wiener besiegte in einem matten und über weite Strecken recht enttäuschenden Endspiel den an Nr. 2 gesetzten 2fachen HTT-French-Open-Champion Peter Klager in nur 71 Minuten mit 6:1, 6:4, und feierte den insgesamt 10. HTT-Einzelsieg seiner Laufbahn. Insgesamt ist Negrin der 41. Spieler der Open Ära, der bei einem der bislang 101 zur Austragung gelangten Masters-Series-1000-Events einen Titel an Land ziehen konnte. Obendrein avancierte der Tour-Neuling zum 75. verschiedenen Siegergesicht im 83. Saisonturnier. Eine wahrlich unfassbare Ausgeglichenheit und Dichte im aktuellen Circuit! Für den unterlegenen Finalisten Peter Klager blieb derweil nach der enttäuschenden Niederlage im 12. Finale seiner HTT-Karriere ein mehr als feines Trostpflaster. Der 22jährige kletterte mit der Endspielteilnahme wieder auf Position Nr. 1 im HTT-Entry-Ranking und damit vorbei am diesmal bereits im Viertelfinale gescheiterten Vorjahressieger Philipp Schneider. Ein Bericht von C.L

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Erste Bank Open sorgen für sensationellen Rahmen des HTT-Finaltages

18. Oktober 2014, gut möglich, dass dieser Tag als größter in die Geschichte der bald 25jährigen HTT-Ära eingehen wird. Bei Österreichs größtem ATP-Hallen-Turnier, den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle im Rahmenprogramm etabliert zu sein, galt im Vorfeld dieses Events ohnehin schon als Volltreffer. Doch dann wurden am vergangenen Samstag die kühnsten Erwartungen der Tour-Familie noch einmal gewaltigst übertroffen. Die Backstage-Führung mit Alt-Turnier-Direktor Leo Günther Huemer war gerade zu Ende gegangen, als der Stadthallen-Pionier den Finalisten zwei Dosen Tennisbälle in die Hand drückte, und das Eintreffen der Ballkinder für die kommenden Minuten ankündigte. Das war ja alles erwartet worden, doch als der ehemalige Erste Bank Open Turnier-Direktor auch noch zwei ATP-Schiedsrichter avisierte, und kurz darauf auch noch die Anzeigetafel in Betrieb ging, leuchteten nicht nur die Augen der beiden Finalisten vor Freude. Draußen in Publikum in einer recht ordentlich gefüllten B-Halle, staunte man angesichts der sensationellen “On Court-Aufführung”, und wahrscheinlich hätten viele der draußen sitzenden bekannten HTT-Gesichter gerne mit Klager und Negrin getauscht.

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Lob und Anerkennung von anerkannten Größen des österreichischen Tennissports und die Kritiker sind wieder einmal aus ihren Löchern gekrochen

Es war die perfekte Inszenierung des finalen Höhepunktes einer außergewöhnlichen Veranstaltung, die weit über die HTT-Grenzen hinaus, für Furore und Gesprächstoff sorgte. Mit 208 Spielern aus 80 verschiedenen ÖTV-Vereinen aus 6 Bundesländern und 16 Nationen, waren die HTT-Erste Bank Open 2014 auch wahrlich nicht zu übersehen, und so setzte es am Finaltag Gratulationen und anerkennende Worte von höchster Stelle und den Tennisgranden dieses Landes. Sogar von Verbandsseite gab es ein Kompliment, und Vertreter großer Sportartikelfirmen drückten ihren Respekt für ein Ausnahme-Event aus. Dieses Turnier im Rahmen der Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle war aber mehr als ein Triumph für die Hobby-Tennis-Tour, es war ein großer Erfolg für die gesamte Breitensport-Tennis-Szene, für die sich nach dieser Turnier-Woche neue Chancen in jeder Hinsicht ergeben könnten. Nur schade, dass just im Moment des großes Erfolges, die Kritiker wieder aus ihren Löchern gekrochen kamen, und sich bemüssigt fühlten, wieder einmal zum großen Rundumschlag auszuholen. Ein einzelnes und gar nicht böse gemeintes Posting, von Challenger-Star Clemens Wimmer abgesetzt, hat eine teils schräge Diskussion in den Sozialen Netzwerken ausgelöst, die gar in einer angedachten Gewerkschaftsgründung und Installierung einer Arbeitsgruppe für das österreichische Turnierwesen gipfelte. Zumindest die Erinnerungen an ein tolles Event kann aber auch die Handvoll Kritiker nicht zerstören!

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Peter Klager liefert 20minütige Chaos-Vorstellung im ersten Satz ab

Und dieser exklusive Rahmen mit ATP-Bedingungen machte wohl auch den beiden Final-Protagonisten Dominik Negrin und Peter Klager – zumindest in der Anfangsphase – extrem zu schaffen. Die Nervosität am Court B war greif- und spürbar, als sich die beiden HTT-Stars einschlugen, und vom Schiedsrichter in ATP-Manier vorgestellt wurden. Klager hatte die Wahl gewonnen, und sich ob der vorherrschenden Spannung in der Halle vorsorglich für Rückschlag entschieden. Ein gute Wahl, zumal Negrin mit drei Eigenpatzern startete, und sich prompt ein erstes Break einfing. Doch die Nervosität hatte sich damit keineswegs gelegt. Klager versagten gleich drei Mal beim zweiten Aufschlag die Nerven, und mit drei Doppelfehlern handelte sich der 2fache HTT-French-Open-Champion postwendend das Re-Break ein. Ja mehr noch, der Aufschlagverlust im ersten Service-Game wurde zur Ouvertüre eines 20minütigen Chaos-Auftritts, den Klager vor den Augen seiner Eltern und Freunde auf den ATP-geprüften Court in Halle B hinlegte. Mit 6 in Serie abgegebenen Games, in denen der Ranglisten-Zweite nur auf 12 magere Pünktchen kam, und mit 18 unforced errors und einer erschreckenden Aufschlag-Quote glänzte, lieferte Klager die mit Sicherheit schlechteste Leistung seiner bisherigen HTT-Karriere ab.

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Durchgang 2 bringt zumindest sowas wie Spannung

Ein doppelt bitter wiegender Umstand, denn auf der anderen Seite des Netzes überzeugte Dominik Negrin auch nicht gerade mit Powertennis vom Feinsten. Auch der 28jährige geizte mit spektakulären Winner-Schlägen, und hatte eigentlich nichts anderes zu tun, als sich von der Fehler-Lawine seines Gegenübers zum 6:1 Satzgewinn treiben zu lassen. Den insgesamt enttäuschenden Eindruck, den die beiden Final-Stars auf Court B hinterließen, konnten “Klager und Negrin” auch im zweiten Satz nicht mehr verwischen, immerhin kam aber sowas wie ein wenig Spannung auf. Weil der an Nr. 2 gesetzte Klager trotz spielerischer Defizite zumindest seine Kampfkraft in die Schlacht warf, und Negrin mit dem Satzgewinn im Rücken die Spur lockerer an diese heikle finale Aufgabe heran gehen konnte. Zusammen aber agierten die beiden HTT-Stars nie auf höchstem Niveau, und so blieben sehenswerte Rallyes mit Applaus des für jeden tollen Ballwechsel so dankbaren Publikums die Ausnahme. Klager hatte gleich im ersten Game des zweiten Satzes zwei Break-Chancen Negrins abgewehrt, und nach 6 in Folge verlorenen Games wieder angeschrieben.

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Negrin-Break im neunten Game sorgt schließlich für die endgültige Entscheidung

Vielleicht hätte das Endspiel aus Sicht des HTT-French-Open-Siegers doch noch einen anderen Verlauf genommen, wenn er im Folge-Game bei Aufschlag Negrin eine seiner beiden Break-Chancen genützt hätte. Doch Klager patzte zweimal mit der Vorhand, und quasi im Schockzustand auch gleich im nächsten Aufschlagspiel mit drei weiteren Doppelfehlern, womit das Match zumindest vorentschieden schien. Was für einen “halbwegs normal” spielenden Klager an diesem Vormittag möglich gewesen wäre, zeigte sich im vierten Game des zweiten Satzes. Denn auch Negrin haderte weiter mit fehlender Sicherheit und einer Fehlerquote, die seinem großartigen Können nie und nimmer gerecht wurde. Immerhin konnten beide Akteure dann bis 4:4 ihren Aufschlag halten, wobei Klager sogar noch eine weitere per Doppelfehler geschenkte Break-Gelegenheit leichtfertig ausließ. Die Entscheidung fiel dann im neunten Game von Durchgang 2, als sich Klager Doppelfehler Nr. 10 leistete, und Negrin damit das entscheidende Break am Präsentierteller servierte. Negrin ließ sich nicht lange bitten, und servierte schließlich nach exakt 1:11 Stunden mit 6:1 und 6:4 die Partie aus.

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Erste Gratulationen vom Herrn Papa am Handy

Mit einem strahlenden Lächeln, überglücklich und verfolgt von einem mit Handtuch bewaffneten Balljungen, ging es dann zum Shakehands ans Netz, ehe dem Erste-Bank-Open-Masters-Triumphator ein Handy gereicht wurde. Am anderen Ende der Leitung gratulierte der in der Steiermark auf einem Kongress befindliche Herr Papa recht herzlich zum Sieg, bevor es zur Pressekonferenz ging. Dort äußerte sich Negrin zu einem Finale, das doch einiges an Erwartungen schuldig blieb, und auch zur Diskussion zu seiner Person, die für zu stark für den Tour-Zirkus abgestempelt wurde. “Ich freue mich sehr über diesen Erfolg. In der Stadthalle spielen zu dürfen, das war man großes Ziel. Der Turniersieg ist natürlich eine Wahnsinns-Draufgabe für mich. Es war insgesamt eine extrem harte Woche für mich. Ich musste viele starke Gegner bekämpfen, und das ich mich am Ende hier in diesem tollen Feld durchsetzen konnte, macht die Freude umso größer” jubilierte der Sieger.

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“Unter diesen Rahmenbedingungen hätte kein Spieler der HTT seine beste Leistung gebracht”

Dann äußerte sich Negrin auch noch zum eher matten Finalspiel selbst: “Ich war am Anfang auch sehr nervös. Das war aber aus meiner Sicht ganz normal. Vor so einer Kulisse und so einem einzigartigen Rahmen mit Ballkindern, Schiedsrichter, Anzeigetafel und das alles in der Wiener Stadthalle, spielt man halt nicht alle Tage. Mir ist es glaube ich dann einfach leichter gefallen, mit Fortdauer des Matches die Nervosität abzulegen. Ich habe versucht, dieses Match und das Drumherum einfach zu genießen. Mir war egal, ob es einen Sieg oder eine Niederlage setzt, ich wollte nur diesen Tag genießen. im zweiten Satz ist der Peter dann besser ins Spiel gekommen, und ich musste am Ende vollste Konzentration aufbringen, um zu gewinnen. Man darf auch nicht außer Acht lassen, dass wir auf diesem Bodenbelag sonst nie spielen. Die Umstellung war gar nicht so leicht, und auch von daher ist vielleicht das schwächere Spiel insgesamt zu begründen. Ich kann aber alle Kritiker beruhigen und ihnen mitteilen, dass wohl keiner der Spieler auf der HTT bei solch einem imposanten Rahmen seine beste Leistung abgerufen hätte”, so Negrin.

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