Schlagen neuerlich die internationalen Tour-Stars zu?

Im vergangenen Jahr feierte das November-First-Series-Turnier seine Premiere, mit 32 Teilnehmern, jede Menge attraktiver Matches und dem bulgarischen Titelgewinner Hristo Paunov. Gut möglich, dass an diesem Wochenende bei der 2. Auflage des letzten First-Series-Saison-Events abermals ein internationales Siegergesicht vom Titelbild der Tour-Homepage lächeln könnte. Denn schenkt man den Diskussionen der Turnier-Teilnehmer Glauben, dann sind die ausländischen Stars auch diesmal klar zu favorisieren. Zwei Deutsche und ein Perser gelten aus aussichtsreichste Titelkandidaten und als große Hoffnungen auf den vierten internationalen Turniersieg im Jahr 2009. Die rot-weiss-roten Cracks werden von der Nummer 1 des Turniers Martin Mayerhofer angeführt, der an diesem Wochenende endlich seinen ersten Karriere-Titel feiern möchte, und so wie die Nummer 2 des November-First-Series-Bewerbs Markus Hobiger auch noch um den achten und letzten Masters-Startplatz kämpft. Was sich im Falle von Hobiger freilich schon nach dem Eröffnungstag erledigt hat. Ein Bericht von C.L

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Hühne gewinnt erstmals nach 6 Erstrundenniederlagen wieder eine Auftaktpartie

Das die internationale Konkurrenz an diesem vorletzten Wochenende vor dem Masters mehr als nur ein Wörtchen mitreden wird um den Titel beim 2. November-First-Series-Turnier, machten schon am gestrigen Eröffnungstag David Hühne und Jan Ohanessi deutlich. Speziell Deutschlands Nummer 2 David Hühne scheint nach seinem Auftakterfolg über September-First-Series-Champion Roman Riegler bereit und motiviert für höhere Aufgaben. Mit einem 6:0, 6:4 im Eröffnungsspiel am Centercourt des TPV scheint der 29jährige aus Singen die Erfolgskurve wieder gekratzt zu haben. Denn zuletzt lief beim Mann vom Bodensee nicht mehr wirklich viel zusammen. Seinen letzten Einzelsieg hatte Hühne am 30. August dieses Jahres gefeiert, ehe er danach in ein halbes Dutzend teilweise ernüchternder Erstrunden-Niederlagen schlitterte. Diese anhaltende Erfolgslosigkeit hatte zur Folge, dass der Oktober-WTB-Sieger von 2008 seinen Platz in den Top 20 verlor, Tendenz weiter fallend. Denn als Vorjahresfinalist stehen für den 29jährigen an diesem Weekend weitere 195 Entry-Punkte auf dem Spiel, die bei fehlender Verteidigung einen weiteren Absturz im Ranking bis an die Top 30 verursachen würden. Doch daran verschwendet Hühne keinen Gedanken, erst recht nicht nach seinem Erstrunden-Auftritt gegen Roman Riegler. Von der großen Form des vergangenen Winters zwar noch immer meilenweilt entfernt, gelang es Hühne am Freitag Abend aber zumindest einmal nach erwähnten 6 Auftaktpleiten ein Erfolgserlebnis einzufahren. Hühne war in diesem Erstrunden-Duell aggressiver als sein Gegenüber und bis 6:0, 2:0 drauf und dran, den gebürtigen Oberösterreicher mit der Höchststrafe nach Hause zu schicken. Doch Riegler fing sich, führte zwischenzeitlich sogar mit 4:3, ehe er sich mit einem “unbeständigen Finish” geschlagen geben musste. Und da es im Tennis ja bekanntlich kein Unentschieden gibt, war diese Auftaktpartie für die beiden zuletzt fast schon notorisch Erfolglosen, “Fluch & Segen” zugleich. Für einen – nämlich Deutschlands Nummer 2 – musste die Negativ-Serie zu Ende gehen, für den anderen – September-First-Series-Sieger Roman Riegler – entpuppte sich “Freitag der 13te” als weiterer Tiefpunkt. Riegler kassierte bei seinem 30. Saison-Start bereits seine 19. Erstrunden-Niederlage, er verlor zum 4. Mal in Folge ein Auftaktmatch in der Halle und zum insgesamt bereits 5. Mal in Serie seit seinem September-First-Series-Triumph. “Es ist heute nur im zweiten Satz kurzfristig so gelaufen wie ich mir das vorgestellt habe. Da hatte ich die entsprechende Länge in den Schlägen, und da konnte ich seinen 2. Aufschlag attackieren. Doch davor war ich lange Zeit zu kurz , und bis 0:6, 0:2 auch nicht aktiv am Platz”, wusste Riegler um die Gründe seines Scheiterns.

Jan Ohanessi und was er seit seinem Tour-Debüt dazugelernt hat

David Hühne hingegen witterte im Interview nach nur einem einzigen Sieg bereits wieder “Morgenluft”. “Jetzt hoffe ich schon auf ein Halbfinale”, zeigte sich der 29jährige optimisisch. Und das kann man ohne weiteres verstehen, scheint doch die Auslosung für den Deutschen bis in die Vorschluss-Runde durchaus machbar. “Ich habe heute vorallem besser gespielt als in den letzten Wochen. Bis 6:0, 2:0 habe ich sogar sehr gut gespielt. Danach ist wieder der Schlendrian in mein Tennis eingekehrt und ich habe wie üblich nachgelassen. Ich war nicht mehr konsequent und ich habe viele Flüchtigkeitsfehler begangen”, analysierte Hühne. Deutschlands Nummer 2 steht also im Achtelfinale, doch die größten schwarz-rot-goldenen Hoffnungen trägt diesmal ein anderer. Max Morwind wird von der Konkurrenz nicht nur als aussichtsreicher als Hühne eingeschätzt, sondern als ganz großer Titelfavorit gehandelt. Der 23jährige Düsseldorfer greift allerdings erst am heutigen Samstag ins Turniergeschehen ein. Bereits im Achtelfinale steht hingegen der letzte aus dem favorisierten “International-Trio”, nämlich Terra-Rossa-Star Jan Ohanessi. Der 27jährige hatte zwar harte 110 Minuten zu kämpfen, um gegen Jungstar Michael Karner in drei Sätzen die Oberhand zu behalten, doch am Ende hatte sich der Perser nicht nur in seinem 10. Karriere-Single durchgesetzt, sondern auch eine kleine persönliche Bestmarke verteidigt. Ohanessi ist noch bei keinem seiner vier Turnierstarts in Runde 1 ausgeschieden. “Das war wieder eine Superpartie. Ich habe auch schon 3:2 im zweiten Satz geführt, aber danach hatte ich Probleme mit meiner Leiste. Ich bin trotzdem sehr zufrieden, vorallem mit meiner Entwicklung seit ich auf der Tour spiele. Ich bin hier bei den Turnieren auf alles gefasst. Ich habe gelernt, hier darfst du keinen Spieler unterschätzen. Daher bin ich auch immer voll konzentriert. Seit meinem Tour-Debüt habe ich keinen Schläger mehr zerstört und ich bin auch viel ruhiger geworden”, zog der Terra-Rossa-Star eine erste kleine Zwischenbilanz. Jetzt wartet auf “Jan” im Achtelfinale ein Second-Series-Spieler und davor am heutigen Samstag noch ein entspannter Thermentag. Und was meinte der unterlegene Michael Karner: Das war der volle “brain damage”, klagte der 19jährige Niederösterreicher.

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Bitterer Abend für Markus Hobiger und seine Masters-Ambitionen

Das große Thema am gestrigen Eröffnungstag des 2. November-First-Series-Turniers war aber ohne Zweifel der Auftritt von Markus Hobiger. Der 32jährige kämpfte am Freitag Abend im Duell mit November-Second-Series-Sieger Karl Pater um einen Platz im Achtelfinale, vorallem aber um sein großes Ziel, die Masters-Qualifikation zu schaffen. Doch seit exakt 22:48 Uhr sind Hobigers Chancen auf eine Teilnahme beim Saisonabschluss-Turnier der Top 8 nur mehr von theoretischer Natur. Der 32jährige leistete sich im Duell mit Pater eine bittere 3:6, 4:6 Schlappe, womit sich das Thema Masters wohl endgültig erledigt hat. Damit sollten für die Nummer 2 des Turniers auch wieder ruhigere Zeiten angebrochen sein, denn mit dem Druck “Masters” ist Hobiger vorallem an diesem gestrigen Abend nicht fertig geworden. Es war kein gewöhnliches Erstrunden-Match, und auch nicht das gewohnte Warten knapp vor 21 Uhr auf den freien Platz. Hobiger saß im Foyer des TPV, rückte nervös und unentspannt auf der Sitzbank vor den Garderoben hin und her und ahnte wohl schon, das ihm nicht nur ein ganz wichtiges, sondern vorallem schwieriges Unterfangen ins Haus stehen sollte. Der vermeintlich “angenehme Auftaktgegner” entpuppte sich nämlich als Sargnagel für Hobigers Masters-Ambitionen. Da steht auf der anderen Seite des Netzes ein 50jähriger Mann, “nur” die Nummer 91 im Computer und heuer noch ohne Turnierstart, scheinbar ein echtes Traumlos für Hobiger, um im Fernduell mit Gerald Kostolani Boden gut zu machen. Doch für Insider der Szene und den Masterskandidaten aus Guntramsdorf war Pater natürlich kein unbeschriebenes Blatt und schon gar nicht das erhoffte Traumlos zum Auftakt. “Ich habe gegen den Karl früher schon öfters gespielt und noch nie gewonnen”, seufzte Hobiger Minuten vor dem Spiel. Die letztlich deutliche Abfuhr, die der 32jährige vom zweifachen Mixed-Olympiasieger erhielt, war aber trotzdem eine, die Hobiger durch Mark und Bein ging. Immerhin feierte Pater am Freitag Abend in der Tat sein Saison-Debüt, und dennoch dominierte der Routinier vom WAT Ottakring das Duell mit Hobiger speziell in der Anfangsphase nach Belieben. Nervös, hektisch und ohne den nötigen Rhythmus findend, taumelte der Februar-First-Series-Champion von 2008 in einen raschen 0:5 Rückstand. Die Phrase “völlig von der Rolle”, sie passte in diesen Momenten perfekt zu Hobiger. Zwar konnte er sich mit Fortdauer der Begegnung steigern und vorallem seine Nervosität ablegen, um den routnierten Karl Pater aus der Reserve zu locken, dafür reichte es aber bei weitem nicht.

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Hobiger im ausführlichen Interview: “Ich muss 10kg abnehmen für nächste Saison”

Um 22:48 Uhr beendete “Hobi” dann mit einem Netzroller der knapp im Out landete nicht nur eine hektische Schlussphase, sondern auch seine Chancen auf die so heiß ersehnte und als Ziel ausgegebene Masters-Teilnahme. “Das war es definitiv. So kurz nach dem Match bin ich jetzt natürlich sehr enttäuscht. Ich bin sehr angespannt in diese Partie gegangen. Wenn man so knapp vor dem Masters steht, beginnt man ganz einfach zu überlegen. Am Anfang war die Nervosität extrem, erst nach dem 0:5 bin ich lockerer geworden. Ich habe schon nach der Auslosung gewusst, dass das eine ganz schwere Aufgabe wird. Aber ich war guter Dinge nach meinem Match gegen Harbarth vor einer Woche. Aber der Karl liegt mir vom Spielstil ganz einfach nicht. Und mit so einer Leistung wie heute, hätte ich beim Masters auch nichts verloren. Es ist trotzdem schade. Jetzt kann ich wenigstens das November-Grand-Prix-Turnier unbelastet bestreiten, und dann werde ich mich auf die neue Saison vorbereiten. Ich muss 10 kg abnehmen, denn meine Beinarbeit ist derzeit sehr schlecht. Nächstes Jahr werde ich das Ganze auch anders machen. Ich werde einfach zu den Turnieren gehen, locker spielen, und nicht vorzeitig ans Masters denken. Es wird aber definitiv nicht leichter nächstes Jahr, weil die Tour sicher auch wieder stärker wird. Von daher war das heuer schon eine einmalige Chance”, analysierte Hobiger ausführlichst. Dem Dämpfer am Court, folgte dann noch ein verbaler Keulenschlag von Karl Pater hinterher. “Ich habe heute sehr schlecht gespielt und mit der Beleuchtung nichts gesehen”. Und dennoch reichte es für Hobiger nicht zum erhofften Sieg. “Mir ist egal, ob ich derjenige bin, der Hobiger aus dem Mastersrennen wirft. Ich will um mein Startgeld immer zumindest zwei Mal spielen”, und das ist mir gelungen”, meinte der Sieger. Für Hobiger stellte sich beim Abgang dann noch eine letzte Frage. War es klug, die beiden Oktober-Events (WTB & First-Series) auszulassen? “Im Nachhinein war das ein Fehler”, bekannte Hobiger. Für den neutralen Beobachter war es weniger ein Fehler, als vielmehr der Witz des Jahres.

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Martin Vytisk absolvierte gegen Harald Rieder eine Therapiestunde am Tenniscourt

Ein tollen Kontrast bot an diesem gestrigen Eröffnungstag das Geschehen auf den Courts Nr. 7 und 8. Während am “7er” Markus Hobiger völlig unentspannt um seine letzte Masters-Chance kämpfte, spazierte am “8er” mit Martin Vytisk ein ehemaliger Top-Spieler gemütlich durch den späten Abend. Noch im Jahr 2005 Top-Ten-Spieler und dazu Sieger von 2 Turnieren auf der Hobby-Tennis-Tour (Jänner-WTT 2004 und Juni-Grand-Prix 2005), ist der Niederösterreicher mittlerweile in den Tiefen der Rangliste angekommen. Als Nummer 163 im Computer rangieren im aktuellen Teilnehmerfeld hinter Vytisk nur mehr die Neulinge Balthazar, Somloi und Böck, sowie Comeback-Mann Christian Moller. Den Absturz in die Bedeutungslosigkeit was das Ranking betrifft, den verkraftet der 2fache Turniersieger wohl locker, schlimmer ist da schon der Grund, für seine knapp 75 Minuten dauernde Therapiestunde im Auftaktmatch gegen Harald Rieder. Es war in der Tat eine Art Therapie, die Vytisk da absolvierte. Weil ein Rückenwirbel unstabil für Schmerzen sorgte, verordnete der Arzt nicht nur eine Therapie, sondern nach längerer Zeit der Schonung auch wieder sportliche Betätigung. Da bot sich ein Start beim November-First-Series-Turnier an, um die erwähnte Therapie-Stunde abzuleisten. “Darum sehe ich das alles “easy” hier”, meinte Martin und amüsierte sich über einen heftigen Hobiger-Ausraster am Nebenplatz. Im 86. Single-Match seiner Karriere ging es für Vytisk also nicht um den 53. Einzelsieg seiner Laufbahn, sondern um halbwegs schmerzfrei Tennis spielen zu können. “Entscheidend wird der morgige Tag danach”, wusste Vytisk, der sich Harald Rieder beim Comeback mit 2:6, 3:6 geschlagen geben musste. Rieder drückte aufs Tempo, diktierte die Ballwechsel und freute sich nach seinem gelungenen Hallen-Debüt auf der Hobby-Tennis-Tour über die “beste Leistung seit ich auf der Tour bin”. Ob der Aufschlagriese freilch weiter im Bewerb bleibt, ist zur Stunde fraglich. Am Sonntag steht ein privater unaufschiebbarer Termin an, daher wackelt Rieders Start im Achtelfinale. “Ich bin trotzdem jetzt schon zufrieden. Ich wollte unbedingt ein Match hier machen, und das ist heute super gegangen. Ich habe zwar ab Mitte des ersten Satzes bereits bemerkt, dass mein Gegner nicht voll fit ist, aber ich habe ganz einfach versucht mein Tennis zu spielen. Ich habe heute keinen Aufschlag abgegeben, das zeigt, wie wohl ich mich gefühlt habe. Mir hat es voll getaugt. Das war mein bislang bestes Spiel auf der Hobby-Tennis-Tour”, so Rieder.

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Stefan Rieger sichert sich in 3 Sätzen gegen Marhold erneut Platz im Achtelfinale

Was das nötige Selbstvertrauen in einem Tennismatch ausmacht, das bekam man am Eröffnungstag schließlich noch im zweiten Centercourt-Duell zwischen Gerald Marhold und Stefan Rieger demonstriert. Während Rieger mit dem neu gewonnenen Selbstbewusstsein seines Doppel-Masters-Triumphs agierte, spielte Marhold – gefangen in einem echten Negativ-Run – wieder einmal weit von seiner Bestform entfernt. Rieger gewann nach 1:36 Stunden mit 6:2, 5:7, 6:2 und qualifizierte sich nur eine Woche nach seinem Viertelfinaleinzug beim November-Super-4-Turnier erneut für eine zweite Runde. Der 27jährige war in einer durchaus attraktiv geführten Partie jener Mann, der für die spektakulären Szenen und Punkte zuständig war. Der Doppel-Masterssieger war aber vorallem in der entscheidenden Schlussphase jener Akteur, der auf den mentalen Schiene seine Vorteile fand. Weil “Stefan” in den letzten Wochen, u.a beim Doppel-Masters so viele enge und heikle Situationen löste, war er im Finish um die Spur lockerer bei der Sache, während Marhold die fehlende Coolness aufgrund der fehlenden Ergebnisse in letzter Zeit anzumerken war. “Ich habe mich zunächst einmal gefreut, gegen den Marhold spielen zu dürfen. Ganz ehrlich, ich hätte nicht geglaubt, gegen den Gerald gewinnen zu können. Er läuft sehr viel, verfügt über Punktschläge und ist im Normalfall auch sicherer als ich. Dafür serviere ich besser”, strahlte Rieger, der im Achtelfinale auf den Sieger der Partie Kovarik-Paizoni treffen wird. Für Gerald Marhold ist die Saison hingegen seit Freitag Abend beendet. “Ich wollte einen schönen Saisonabschluss haben. Das Viertelfinale war mein Ziel, dann wäre ich halbwegs zufrieden gewesen. Aber so ist die Saison für mich vorbei. Es läuft spielerisch derzeit auch nicht wirklich. Wenn ich Druck machen will, dann passieren mit viel zu viele Fehler”, gestand der Mann, der heuer u.a auch schon Christoph Kramer schlagen konnte.

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Claus Lippert, 14. November 2009