Im siebenten Saisonturnier gibts den siebenten Sieger

Die oftmals von den Akteuren gelobte Breite der Hobby-Tennis-Tour beschränkt sich mittlerweile nicht mehr nur auf die Teilnehmerfelder. Auch an der Spitze – dort wo es um Titel und Trophäen geht – hat sich längst eine unglaubliche Dichte entwickelt. Schon vor den beiden Halbfinal-Spielen des 5. Februar-WTB-Turniers am Montag Abend steht fest, die Tour bekommt beim siebenten Saison-Event bereits das siebente neue Siegergesicht. Ein Bericht von C.L

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Multikulti auf der Hobby-Tennis-Tour und 2 Vereine die den Ton im Circuit angeben

Apropos Breite! Turniere der Hobby-Tennis-Tour sind auch schon lange keine internen Vereinsmeisterschaften des TC Top Serve mehr. Hatte einst der Simmeringer Traditionsclub als Basis der HTT einen Großteil der Teilnehmer gestellt, sind Tour-Veranstaltungen in den letzten Jahren längst mit einem breitgefächerten Potpourri an Spielern aus unzähligen Tennisclubs des Landes gesegnet. Multikulti-Sport mit tennisbegeisterten Damen und Herren unterschiedlichster Spielstärken aus den verschiedensten Ländern dieser Erde. Und längst mischen viele Tennisvereine im Circuit mit. Egal ob große und Mitglieder starke Nobel-Clubs wie BMTC oder WAC oder kleine Vorstadtvereine aus Wien und den Bundesländern, von überall her strömen die besten Hobby-Tennis-Spieler des Landes zur Tour. Beim derzeit stattfindenden 5. Februar-WTB-Turnier sind 17 Vereine aus vier Bundesländern mit ihren Akteuren vertreten. In führender Rolle dabei zwei Tennis-Clubs, die in Sachen Hobby-Tennis klar den Ton angeben. Der TC Top Serve aus Simmering und der TC Terra Rossa aus Hernals arbeiten am intensivsten mit der HTT zusammen und stellen Woche für Woche auch das Gros an Teilnehmern. Beim zweiten WTB-Turnier der Saison im UTC La Ville waren gleich 15 Starter aus der Rosensteingasse und der Leberstraße mit von der Partie. Und die Stars dieser beiden Tennisclubs haben auch die bisherige Saison mit ihren Erfolgen geprägt. Während die “Top Server aus Simmering” schon zwei Titel an Land gezogen haben, sicherten sich die “Rothemden aus Hernals” mit Lukas Planteus Erfolg beim Jänner-Grand-Slam-Turnier den bislang wichtigsten Saison-Titel. Und der Zweikampf geht auch beim dieser Tage statfindenden Februar-WTB-Turnier weiter und in seine nächste spannende Runde.

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Renee Glatzl deklassiert auf privater “Wiedergutmachungs-Tour” auch Markus Seitner

Die Hoffnungen des TC Terra Rossa trägt dabei Jungstar Renee Glatzl. Eine Woche nach seinem Aufsehen erregenden Finaleinzug beim Februar-Grand-Prix-Turnier hat der 16jährige beim zweiten WTB-Turnier des Jahres souverän das Semifinale erreicht und dabei mit Markus Seitner und David Hühne zwei der aussichtsreichsten Top-Serve-Titel-Aspiranten aus dem Rennen genommen. Und die derzeitigen Glatzl-Auftritte im Tour-Zirkus sind nicht nur wahnsinnig imposant, sondern haben irgendwie wie auch was von einer “Abrechnung mit der Vergangenheit”. Alle die dem 16jährigen in den ersten Jahren seiner Tour-Karriere bittere Momente bescherten, kassieren dieser Tage eine grimmige Revanche dafür. Alte Rechnungen begleichen, unter diesem Motto mischt der 2fache Second-Series-Champion aus dem Jahre 2008 nun die Konkurrenz auf. Nachdem am Samstag Abend Markus Posteiner wie berichtet mit einer Doppel-Null besonders grausig abgefertigt wurde, musste sich am Sonntag Nachmittag auch Markus Seitner im Achtelfinale der Dominanz des Juniors beugen. Beim März-WTB 2009 hatte Glatzl ohne Game-Gewinn verletzt aufgeben müssen, “und dafür will ich heute Revanche”, gab sich Glatzl vor dem Achtelfinal-Schlager kämpferisch,während sich Seitner ohne Erwartungshaltung in das zweite Duell mit dem 16jährigen begab. Was blieb waren mit 2:6, 3:6 die nackten Zahlen eines mehr als matten Seitner-Auftritts, der allerdings durchaus seine Ursachen hatte. Mit 39,5 Grad Fieber hatte den in Neusiedl lebenden Salzburger vor einer Woche eine Grippe ganz ordentlich erwischt und nachhaltig geschwächt. So konnte sich der 31jährige nicht auf seine gewohnten Stärken wie Beinarbeit und Laufbereitschaft verlassen, und so stand der 10fache Turniersieger auch rasch auf verlorenem Posten. “Es war enorm schwer. Ich hatte letzte Woche hohes Fieber und heute einfach keine Luft. Ich wusste phasenweise nicht wo ich bin. Der Glatzl hat echt was auf dem Kasten, allerdings war meine Gegenwehr heute eher düftig”, zog der WTB-Rekordsieger (6 Titel) eine ernüchternde Bilanz.

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David Hühne kann sich für Duell mit Renee Glatzl nicht motivieren und läßt damit die Chance aus, als dritter Spieler der Geschichte einen WTB-Titel-Hattrick zu schaffen

Eine Runde und eine Stunde später hatte Glatzl zwei der größten Top-Serve-Hoffnungen im Doppelpack vernascht, denn auch David Hühne im Viertelfinale war dem Jungstar aus Hernals nicht gewachsen. Wobei Deutschlands Nummer 1 nicht nur an der gewaltigen Performance seines Gegenübers scheiterte, sondern vorallem an sich selbst. Nach intensiven 1:45 Stunden Spielzeit im Achtelfinal-Kracher gegen Lokalmatador Armando Rotter, konnte sich Hühne für das im Anschluss auf dem Programm stehende Treffen mit Glatzl nicht mehr motivieren. “Es ist enorm schwer und kraftraubend auf diesem Belag zwei Matches hintereinander zu bestreiten”, übte der 30jährige vom Bodensee Kritik an der Spielansetzung. Das sich der Champions-Race-Vierte im Duell mit Glatzl nicht überwinden und motivieren konnte war übrigens doppelt schade. Denn Vorjahresfinalist David Hühne musste sich bei seinem vierten Februar-WTB-Start erstmals überhaupt vor dem Semifinale geschlagen geben. Und obendrein verpasste der Deutsche die große Chance, als dritter Spieler der Geschichte nach Markus Seitner und Stefan Schaaf einen WTB-Titel-Hatrrick zu realisieren. “Ich bin mit schöner Regelmäßigkeit immer der Letzte, der am Sonntag Abend die Halle verläßt. Und ich ärgere mich auch über die Spielansetzung. Zwei so schwere Matches noch dazu auf diesem Belag sind hintereinander nicht zu schaffen”, so der amtierende Jänner-WTB-Sieger. Davor freilich hatte Hühne in einem interessanten Achtelfinal-Match La-Villes letzte Hoffnung auf einen Heimsieg auf dem Rennen genommen. Armando Rotter der zum Auftakt am Freitag Abend Donaufeld-Routinier Gerald Scheller in drei Sätzen niedergekämpft hatte, lieferte phasenweise auch im Duell mit Hühne den Beweis für sein großartiges Können ab, doch mit massigst Leerlauf zwischendurch, erschwerte sich das von Josef Herman trainierte La-Ville-Talent die durchaus lösbare Aufgabe selbst. Armandos Höhen und Tiefen in den rund 105 Minuten sorgten auch im Publikum für gemischte Gefühle. Mit phantastischen Grundschlägen und tollen Aufholjagden schürte der 17jährige bei Papa und Trainer immer wieder Hoffnungen, die er aber letztlich mit dazwischen eingeschobenen, lustlos und beinahe aufreizend wirkenden Phasen letztlich nicht erfüllte.

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Der neue Stefan Rieger – spielerisch und kämpferisch stark verbessert – will seinen ersten Titel auf der Hobby-Tennis-Tour gewinnen

Ebenfalls im Semifinale des 5. Februar-WTB-Turniers stehen Stefan Rieger, Christoph Kramer und Olympiasieger Philipp Mayer. Rieger setzte seinen – selbst von der Konkurrenz längst bemerkten – Aufwärtstrend auch im Viertelfinale gegen Tour-Neuling Armin Klaps weiter fort. Gestützt auf einen prächtig funktionierenden ersten Aufschlag hatte Rieger den ersten Satz recht rasch und problemlos in der Tasche, während der zweite Teil zum Halbfinal-Aufstieg dann doch ein hart umkämpfter wurde. Klaps führte zwischenzeitlich 4:1 und ließ mit Serien an grandios platzierten Vorhand-Winnern einen Kopf schüttelnden und plötzlich unsicher wirkenden Gegner zurück. Allerdings hat sich der Stefan Rieger von 2011 nicht nur spielerisch stark verbessert, nein mittlerweile weiß der 30jähirge auch was “kämpfen” heißt. Weitaus selbstbewusster und routinierter als in den letzten Jahren, weiß Rieger plötzlich auch mit Rückständen umzugehen. Natürlich fällt einem das ein wenig leichter, wenn auf der anderen Seite des Netzes ein Tour-Debütant versucht, eine 4:1 Führung ins Tockene zu retten. Doch alleine der Umstand, dass der Doppel-Masterssieger immer dann sofort präsent war, wenn sein Gegner auch nur kurz einmal nachlässig und unaufmerksam war, zeigt welch große Fortschritte Rieger in Zusammenarbeit mit seinem Coach Christoph Krenn zuletzt machte. “Der Stefan ist wirklich ein unangenehmer Gegner gewesen. Natürlich wäre im zweiten Satz mit meiner 4:1 Führung mehr drinnen gewesen, aber mit dem ersten Break bin ich total eingegangen”, zeigte sich Neuling Armin Klaps selbstkritisch.

Was kümmert Christoph Kramer ein Olympiasieger als Halbfinalgegner?

In den möglichen Zweikampf um den Februar-WTB-Titel zwischen den Cracks des TC Top Serve und des TC Terra Rossa, könnte mit Philipp Mayer womöglich ein ungebetener Gast aus Oberösterreich eingreifen. Der Olympiasieger vom ATSV Schärding setzte bislang zwar keine Glanzlichter im Rahmen seines Februar-WTB-Auftritts, ungefährdet blieb der 28jährige auf seinem Weg in die Vorschluss-Runde allemal. Gegen Ronald Raith genügten dem Olympia-Goldenen aus Schärding konzentriert gespielte Schlussphasen in beiden Sätzen, um einen gar nicht schlecht agierenden Gegner mit 7:5, und 6:3 auszuschalten. Ein kampfloser Aufstieg gegen einen verletzt absagenden Josef Buberl bescherte Mayer den ersten Halbfinaleinzug in dieser Saison. Gegner dort wird Christoph Kramer sein, der seine bis Freitag äußerst katastrophale Februar-WTB-Karriere-Bilanz an diesem Wochenende kräftig aufbesserte. Von 2007 bis 2010 sieglos, feierte der 28jährige binnen 72 Stunden seinen dritten Februar-WTB-Einzelsieg und den Einzug ins Halbfinale. Überraschend deutlich dabei der Sieg über Rainer Stolz im Viertelfinale, den Insider eigentlich als Geheimfavoriten für den zweiten WTB-Saison-Titel auf der Rechnung hatten. Und Kramer: Der will sich eigentlich gar nicht mit dem Semifinale befassen, und denkt viel eher bereits an das Endspiel. “Ich werde derjenige sein, der den Renee Glatzl hier stoppt”. Wir sind gespannt.

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Die Heim-Vereine der 39 Februar-WTB-Teilnehmer
1. TC TERRA ROSSA Wien 8 Teilnehmer
2. TC TOP SERVE Wien 7 Teilnehmer
3. UC LA VILLE Wien 3 Teilnehmer
4. SV SOZIALMINISTERIUM Wien 2 Teilnehmer
TC DONAUFELD Wien 2 Teilnehmer
6. FREIZEITPARK 21 Wien 1 Teilnehmer
WIENER ATHLETIKSPORT CLUB Wien 1 Teilnehmer
TC HRUBESCH Wien 1 Teilnehmer
TENNISPOINT SÜDSTADT Niederösterreich 1 Teilnehmer
ATUS GUMPOLDSKIRCHEN Niederösterreich 1 Teilnehmer
ATSV SCHÄRDING Oberösterreich 1 Teilnehmer
TC TRUMAU Niederösterreich 1 Teilnehmer
BETTER TENNIS TRAISKIRCHEN Niederösterreich 1 Teilnehmer
TC HAHN KAPELLERFELD Niederösterreich 1 Teilnehmer
TENNISTREFF OSWALD Wien 1 Teilnehmer
TENNISZENTRUM SÜD HENNERSDORF Niederösterreich 1 Teilnehmer
TC NEUSTIFT-INNERMANZING Niederösterreich 1 Teilnehmer
V E R E I N S L O S 5 Teilnehmer

Claus Lippert, 14. Februar 2011