Hühne-Pleite in Schwarz-Rot-Gold

Happy Birthday – Hobby-Tennis-Tour! Am gestrigen Samstag feierte “Österreichs bestes Angebot für Hobbyspieler” (Zitat Tennis Sports) 21. Geburtstag. Genau am 24. September 1990 wurde die HTT mit ihrer Premieren-Veranstaltung samt erster mittels “Zeitung” veröffentlichter Rangliste sozusagen “urkundlich erwähnt”. Seither haben in mehr als zwei Jahrzehnten des Bestandes knapp 800 Spieler im Rahmen der Hobby-Tennis-Tour aufgeschlagen und mit über 550 ausgetragenen Einzelturnieren für eine umfangreiche Historie gesorgt. Den 21. Geburtstag am gestrigen zweiten Spieltag der Single-Events Nr. 553 und 554 wurde von den Stars der Szene dann auch gebührlich gefeiert. Vorallem die Asse des September-HTT-500-Turniers ließen sich zur Feier des Tages nicht lumpen, und bescherten der Hobby-Tennis-Tour ein Feiertags-Szenario allererster Güte. Mit einem an Spannung kaum mehr überbietbaren Matchball-Krimi am Centercourt und dem Aufstand der Underdogs. Ein Bericht von C.L

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Die unglaublichen ersten 15 Karriere-Monate des Rares Maftei

Wir bemühen wieder einmal die freie Enzyklopädie Wikipedia, diesmal zum Thema Herbst. Das Wort Herbst hat sprachgeschichtlich denselben Ursprung wie das englische Wort harvest (dt. Erntezeit), lat. carpere (dt. pflücken, Ernte) und griech. karpós (Frucht, Ertrag): es kommt vom indogermanischen Verb sker, dt. schneiden. Ursprünglich bedeutete der Begriff Herbst „Zeit der Früchte“, „Zeit des Pflückens“, „Erntezeit“. Und Erntezeit scheint dieser Tage auch für Rumäniens Rares Maftei zu sein. Der 29jährige Shooting-Star aus Bukarest spielt in der Form seines Lebens, schwebt förmlich auf einer Welle des Erfolgs und erntet in diesen Wochen des Spätsommers 2011 die Früchte seiner in den letzten eineinhalb Jahren mit viel Enthusiamus betriebenen Trainingsarbeit. Dem “Karpaten-Server” vom TC Terra Rossa geht derzeit so gut wie alles auf. Vor 5 Wochen feierte Rares ausgerechnet beim August-HTT-150-Turnier daheim in der Hernalser Rosensteingasse seinen ersten Titelgewinn auf der Hobby-Tennis-Tour. Wenige Tage später freute sich der sympathische Rumäne über die Geburt seines zweiten Kindes, ehe er beim September-HTT-150-Turnier beim TC Top Serve seinen zweiten Tourtitel fixierte und zumindest an Turniersiegen gemessen, zum erfolgreichsten rumänischen Spieler der Open Ära Adrian Tismanariu aufschloss. Quasi im Vorbeigehen düpierte Maftei dann in seinem Heimverein auch noch die Kollegenschaft, und krallte sich zum “drüberstreuen” den Clubmeister-Titel beim TC Terra Rossa. Lohn für den Super-Monat ist der erstmalige Einzug in die Top 20 der Hobby-Tennis-Tour, gipfelnd mit dem aktuellen Karriere-High-Ranking auf Position Nr. 17. Und das alles knapp 15 Monate nach seiner Premieren-Vorstellung im Circuit, die nett ausgedrückt einem echten Fiasko glich. Damals nach Mafteis gründlich in die Hose gegangenem Tour-Debüt stand Veranstalter Claus Lippert am Spielfeldrand und überlegte krampfhaft, wie er dem auf verlorenem Posten und mit untauglichen Mitteln kämpften Rumänen schonend erklären soll, dass Tennis nicht so unbedingt seine Sportart wäre, und ihm ein Schachkurs womöglich mehr Spaß bereiten könnte. Ein fataler Irrtum, konnte doch zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen, dass sich Maftei so richtig intensiv und leidenschaftlich in die Materie mit dem kleinen gelben Fiz verbeißen sollte. Jetzt 15 Monate später ist Maftei nicht nur 2facher Hobby-Tennis-Tour-Sieger, sondern ein anerkanntes Vorbild aller nach oben strebenden Stars aus der Challenger-Szene und das Aushängeschild der Asse aus der zweiten Reihe schlechthin.

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Rumäniens Shooting-Star gibt vor neuestem Coup das Saisonziel für 2012 aus: “Ich will in die Top Ten der HTT”

Und gut möglich ist, dass Rares Maftei seit Samstag Nachmittag ein bißchen sowas wie Heldenstatus bei der Kollegenschaft genießt. Denn dem unaufhaltsam nach oben strebenden rumänischen Shooting-Star ist bei seinem derzeit scheinbar keine Grenzen kennenden Erfolgsrun der nächste und womöglich bislang größte Coup seiner HTT-Karriere gelungen. Im internationalen Auftakt-Duell mit Deutschlands Nummer 1 David Hühne lieferte der 29jährige am Centercourt des TC Top Serve die ganz große Sensation ab, und zog mit einem 6:0, 7:6 Erfolg ins Viertelfinale des 18. September-HTT-500-Turniers ein. Als Maftei am vergangenen Mittwoch mit einem 6:1, 6:2 Erfolg über Karl Ader das Endspiel des September-HTT-150-Turniers für sich entschieden hatte, ließ er im anschließenden Sieger-Interview mit einer gewagten wie selbstbewussten Aussage aufhorchen. “Mein Ziel für 2012 sind ganz klar die Top 10 der Hobby-Tennis-Tour”. Friedrich Pliemitscher und Friedrich Böck sind sich uniso einig: “Wenn er so weitermacht, dann kann er das schaffen. Die Top 10 sind ihm sicher zuzutrauen”. Nun, am Samstag Nachmittag zeigte Maftei einmal, dass er es mit der aktuellen Nummer 11 “locker” aufnehmen kann. Natürlich sei erwähnt, dass diese Nummer 11 in Person von Deutschlands David Hühne im Augenblick alles andere als in Bestform über die Courts der HTT stolpert. Schon vor einer Woche im Viertelfinale des September-HTT-250-Turniers mühte sich der Mann vom Bodensee mehr “schlecht als recht” in die Vorschluss-Runde. Und wenn Gegner Peter Steinberger nicht Opfer eines klassischen Blackouts wird, und einen sicheren Outball des Deutschen übermütig returniert, dann ist Deutschlands momentanes Aushängeschild schon vor einer Woche erstmals von einem Challenger-Star besiegt. Das Hühne im Sommer eher Feier-Biest als fleißiger Trainierer ist, ist auch keine Neuheit, die matte Form mit der sich der 31jährige aber derzeit und speziell am gestrigen Samstag präsentierte, schockiert dann doch.

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Maftei nur einen einzigen Punkt von einem 6:0, 6:0 Erfolg über Hühne entfernt, ehe schwarz-rot-goldene Arroganz Wirkung zeigte

Denn letztlich ist das 0:6, 6:7 noch ein recht schmeichelhaftes Resultat, mit dem sich Hühne “anstandsvoll” aus der bitteren Auftakt-Affäre am Centercourt des TC Top Serve ziehen konnte. Schließlich fehlte einem couragiert und clever agierenden Rares Maftei nur ein einziger Punkt, um Deutschlands Leader eine Doppel-Null anzuhängen. Mit der Höchststrafe von 0:6, 0:6 von einem Challenger-Spieler abgefertigt, da wäre David Hühne ganz ordentlich für das “Abfeiern” der letzten Monate abgestraft worden. Das aus einem Aufsehen erregenden Mega-Debakel letztlich eine – wenn auch durchaus überraschende – gewöhnliche Erstrunden-Niederlage wurde, lag am berühmt berüchtigten deutschen Kampfgeist mit dem sich “Davide” gegen die Super-Pleite wehrte, sowie am einzigen Schwachpunkt Mafteis. Wenn man derzeit ein Haar in der “rumänischen Delikatessen-Suppe” finden möchte, dann ist es die mentale Seite, die bei Rares noch lange kein Top-Ten-Niveau hat. Das der 29jährige bei 6:0, 5:0 den ersten von insgesamt 10 Matchbällen vergab, war letztlich ein Versehen und nicht mehr als eine Fußnote am Rande. Als Maftei aber bei 5:1 den zweiten Matchball ungenützt ließ, und sein Gegner zu einer sehenswerten Aufholjagd ansetzte, wirkte der bis dahin groß aufspielende Rumäne plötzlich mega-unsicher. Zudem ließ er sich von Hühnes Psycho-Spielchen einschüchtern, die abseits des Centercourts im Zuseherraum für geteilte Meinungen sorgten. Hart an der Grenze bis zu komplett überzogen und unsportlich, so wurde Hühnes Versuch den Gegner aus dem Konzept zu bringen, von den Kollegen beurteilt. Und in der Tat war es wohl grenzwertig, was der Ranglisten-Elfte im Duell der deutschen mit der rumänischen Nummer 1 plötzlich aus dem Hut zauberte. Verbal mit Ansagen wie “im Winter in der Halle bist du für mich Futter”, oder “gegen so eine Flasche 0:6 zu verlieren ist eine echte Schande für mich”, machte sich David keine Freunde. Viel eher verfiel der 31jährige in alte Zeiten und alte Muster, als er anno 2007 den Ruf hatte, mit Niederlagen nicht so ganz einfach umgehen zu können. Und auch diesmal packte Deutschlands Topstar alle erlaubten und unerlaubten Mätzchen aus. “Die zwei vergebenen Matchbälle werden dir noch weh tun”, pflaumte Hühne beim Seitenwechsel und beim Stand von 2:5 sein Gegenüber lautstark an. Und als der nicht hörte oder hören wollte, fragte David in Richtung Publikum wie denn überhaupt der Name seines Gegners wäre. Und die schwarz-rot-goldene Arroganz schien Wirkung zu haben. In Mafteis Kopf begann es zu “rattern” und zu arbeiten. 5:2, 5:3, 5:4, 5:5, der Vorsprung war rasant geschmolzen und der 2fache Saisonsieger plötzlich ziemlich blass um die Nasenspitze. Bei 5:6 gelang dem Rumänen dann endlich wieder ein Game-Gewinn, mit dem er den Satzverlust abwehrte und sich in ein Tie-Break rettete, das an Spannung und Dramatik kaum überbietbar war.

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Maftei nützt in einem “irren” Tie-Break seinen 10. Matchball zum Einzug ins Viertelfinale des September-HTT-500-Turniers

Bei 6:3 in diesem geschichtsträchtigen Tie-Break fand Maftei die wohl alles entscheidenden Matchbälle Nr. 3, 4, und 5 vor. Zumindest dachte man das draußen im Publikum, wo man gespannt die Dramaturgie am Centercourt verfolgte, und zudem mitbekam, wie Hühne zum nächsten Mental-Streich ausholte. Den Punkt zum 6:3 wollte der Deutsche nämlich nicht anerkennen, spazierte zielgerichtet auf Mafteis Seite des Platzes und stellte die Entscheidung des Rumänen in Frage. Ein kurzer Sitzstreik folgte, und wieder schien er damit Erfolg zu haben. Maftei “versagten” abermals die Nerven, und so nahm die Entscheidung einen ganz irren Lauf. Insgesamt hatte Hühne in diesem Tie-Break sogar zwei Satzbälle vorgefunden und nicht weniger als 9 Matchbälle abgewehrt, ehe Maftei seine zehnte Chance zum 14:12 nützte, und ins Viertelfinale gegen Mario Kiss (sicherer 6:0, 6:1 Sieger gegen Wildcard-Mann Karl Winkler) einzog. “Ich bin derzeit einfach nicht in der Verfassung, aber ich habe wie ein Löwe gekämpft. Ich wollte dieses Match noch weiter hinauszögern und unbedingt gewinnen”, erklärte der Unterlegene, während der Sieger sich einen Abgang ohne Kommentar erbat.

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Aufstand der Underdogs: Philipp Baumgartner schickt Titelverteidiger Christoph Kramer vorzeitig auf den Heimweg

Mafteis Sensationssieg war aber an diesem Nachmittag noch nicht alles. was der Geburtstag der HTT zu bieten hatte. Der Centercourt des TC Top Serve wurde zum “Friedhof der Stars”, denn zwei Stunden später hatte es nach der Nummer 5 des Turniers auch den Vorjahressieger erwischt. Titelverteidiger Christoph Kramer, die aktuelle Nummer 10 der Hobby-Tennis-Tour musste sich im Viertelfinale des September-HTT-500-Turniers gegen Underdog und Wimmer-Bezwinger Philipp Baumgartner geschlagen geben. Mit 3:6, 2:6 obendrein noch echt deutlich, womit das vorzeitige Aus so richtig bitter schmeckte. Vor einem Monat beim 250er-Turnier des TC Donaufeld mit Karriere-Titel Nr. 8 noch der gefeierte Star, hat der 28jährige seither scheinbar seine Form verloren. Irgendwo zwischen der Floridsdorfer Nordmanngasse und der Tennispoint-Anlage in Maria-Enzersdorf ist Kramer jener Top-Verfassung verlustig geworden, mit der er seinen erneuten Masters-Start fixieren wollte. Doch stattdessen ist der Leopoldsdorfer seit seinem Triumph “auf Donaufeld” ohne Sieg und ratlos in eine echte Formkrise geschlittert. Dabei hatte Kramer dieser Tage wirklich “Großes” vor. Kein Wunder, stand doch mit dem September-HTT-Turnier ein Event auf dem Programm, mit dem der 8fache Turniersieger ganz spezielle Erinnerungen verbindet. Denn auch wenn der Tour-Rekordler beim letzten Freitluft-500er der Saison in der Vergangenheit zumeist und mit nur einer Ausnahme recht unerfolgreich das Racket schwang, hat diese Veranstaltung für ihn eine ganz besondere Bedeutung. 1997, als 14jähriges mutiges Bürscherl, probierte Christoph vor nunmehr 14 Jahren den Sprung von der Future-Tour hinein in den Circuit der Erwachsenen. Beim Debüt vom späteren Turniersieger Claus Lippert mit einem 1:6, 3:6 ganz nett im Konzert der Großen empfangen, machte sich Kramer in den Jahren danach auf, Geschichte zu schreiben. Beim September-HTT 2009 war es dann soweit. Der Leopoldsdorfer knackte mit seinem 72. in Serie gespielten Turnier den Uralt-Rekord von Claus Lippert, und schraubte diesen in der Folge sogar auf 128 ohne Unterbrechung absolvierte Single-Turniere. Im Vorjahr dann gelang Kramer auch ergebnistechnisch der große Wurf. Nach 5 September-HTT-500-Teilnahmen ohne einen einzigen Einzelerfolg, sicherte er sich den Titel, und einen ganz besonderen obendrein. Denn erstens lag Kramer in diesem denkwürdigen Vorjahresfinale schon 0:6, und 0:1 zurück, und zweitens vereitelte er mit seinem Erfolg den ach so nahen 30. Karriere-Titel von Martin Kova. Ein Jahr später hat sich Kramer aber wieder in seinen tristen September-HTT-Alltag eingefügt und mit seinem 6. Erstrunden-Aus beim 7. Antreten für “business as usual” gesorgt. Übrigens: Der zweite Spieltag beim 14. Saison-Doppelpack der HTT war auch der Samstag der vergebenen Matchbälle. Zwei dieser ausgelassenen “big points” fand auch Martin Thier in seinem Erstrunden-Match gegen Andreas Tolunay vor. Bei 6:4, 6:5  “zauderte” der November-First-Series-Finalist und ließ einen wie immer unermüdlich kämpfenden Hernalser Jungstar zurück ins Spiel. “Das war ein ruhmloser Auftritt von mir. Einen der beiden Punkte muss ich halt machen, da gibt es keine Entschuldigung. Allerdings muss man auch den Gegner loben, er hat wirklich gut gespielt”, zeigte sich Thier als fairer Verlierer.

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“Karlinator” Ader in nur 4 Wochen vom Newcomer zum Tour-Star mit Kult-Status

Machen wir noch einen Abstecher zum Geschehen des zweiten Spieltages beim 6. September-Challenger-Turnier 2011 auf der Anlage des TC Top Serve. Mann des Tages war einmal mehr Oldboy Karl Ader. Der Tennis-Opa vom TC Donaufeld, der seit Wochen die Kollegenschaft begeistert, hat erneut und vorallem in atemberaubender Manier zugeschlagen. In Runde 1 am Centercourt erteilte der 68jährige im Generationen-Duell mit Nihad Berzengi seinem fast ein halbes Jahrhundert jüngeren Gegner eine Lehrstunde in Sachen Kampfgeist. Mit verloreném Tie-Break in Rückstand geraten, ließ der September-HTT-150-Finalist dem Jungstar vom TC Top Serve in der Folge nur mehr die Rolle eines Statisten. Mit 6:0, 6:1 feierte der “Karlinator” ein Traum-Comeback und den Einzug ins Achtelfinale. Dort wartet mit Russlands Diana Ulojan eine anerkannte Größe im Circuit und Aders zweites Karriere-Duell mit dem weiblichen Geschlecht. Pünktlich vor Spielbeginn drückte der “Oldie” wie immer auf die Euphorie-Bremse, ehe er dann auf der Simmeringer Asche mit “Vollgas” über die 4fache Olympiasiegerin aus Russland hinweg ins Viertelfinale brauste. “Ich habe es mit Stoppbällen versucht, mich danach aber eh dafür entschuldigt”, mit nur einem Satz seines Sieger-Statements zeigte der Donaufelder, warum er in Spielerkreisen so beliebt ist, und in nur 4 Wochen Tour-Zugehörigkeit bereits Kult-Status erreicht hat.

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Tolunay auf Mafteis Spuren und Titelverteidiger Fritz Pliemitscher souverän ins Viertelfinale

3:20 Stunden Spielzeit, 9 vergebene Matchbälle in einem verrückten Achtelfinale, was die 500er-Stars eine Etage höher lieferten, haben die Challenger-Asse locker auch drauf. Und wieder war ein Terra-Rossa-Spieler in einen irren Matchball-Krimi verwickelt. Andreas Tolunay, September-Challenger-Champion kämpfte in einem sensationellen Zweitrunden-Treffen seinen Gegner Josef Winkler mit 7:5, 6:7 und 6:3 nieder und darf weiter mit seinem zweiten Karriere-Titel spekulieren. Den hat auch Thomas Pratsch fest im Visier, der am Samstag Nachmittag Donaufeld-Sieger Bernhard Sladek in drei Sätzen aus dem Bewerb warf. Sicher in zwei Sätzen erreichten schließlich noch Christian Mayer und Titelverteidiger Fritz Pliemitscher das Viertelfinale. Ein Ergebnis, von dem hingegen Marcel Pliemitscher derzeit nur träumen kann. Der 18jährige kämpft momentan mit dem schlimmsten Formtief seiner noch jungen Karriere und musste sich am Samstag Vormittag gegen Manuel Sladek in Runde 1 sang- und klanglos mit 5:7, 4:6 verabschieden. Und das ausgerechnet bei jenem Turnier, wo der Pliemitscher-Junior vor exakt zwei Jahren für mächtig Furore sorgte und seinen Einstand in der Liste der HTT-Turnier-Champions feierte. Die Bilder und Szenen von jenen unglaublichen Momenten, als Marcel nach verwandeltem Matchball im Endspiel gegen Papa Fritz rücklings zu Boden fiel und im Simmeringer Sand seinen größten Triumph von herrlichen Emotionen begleitet genoss, sind noch frisch und gefühlt noch gar nicht lange her, als sich Pliemitscher am Samstag Vormittag nach dem frühen Auftakt-Aus dem Interview am Ort des damaligen Triumphes stellt. “Ach Gott seufzt Marcel als er sich an den Interview-Tisch setzt. Ein Szene mit Symbol-Charakter, plagen den Jungstar doch nicht nur körperliche Wehwehchen sondern auch seelische Schmerzen.

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Hallo Marcel! Verspürst du gerade Schmerzen?

Ja, im Ellbogen. Bei der letzten Meisterschaftsrunde ist es passiert. Die zuständige Ärztin hat mir empfohlen Voltarän zu schmieren. In den letzten Tagen im Training ist es dann auch gut gegangen, genauso wie gestern in Teil 1 des Matches mit dem Manuel Sladek. Doch heute bei 4:5 habe ich plötzlich wieder diesen ziehenden Schmerz verspürt.

Zur Zeit plagen dich aber auch seelische Schmerzen, könnte ich mir zumindest vorstellen, oder?

Ja, schon ein bißchen. Ich bin in dieses Turnier gegangen und wollte sehen was passiert. Ich wusste es wird schwer, und ich habe alles gegeben. Phasenweise habe ich sogar gut gespielt, die Rückhand war ganz solide. Mit der Vorhand habe ich zeitweise richtig Druck gemacht, allerdings sind mir halt auch viele Fehler unterlaufen. Ich führe das aber auf ein Problem mit meinem Racket zurück. Seit ich das neue Roddick-Racket aus Frankreich habe, komme ich mit dem Topspin nicht mehr zu recht.

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Erfasst Dich nicht ein wenig Sehnsucht, wenn du auf den Platz hinter Dir schaust und an die tollen Momente Deines Turniersieges 2009 denkst?

Diese Bilder sind irgendwie schon verblasst! Die Motivation ist zwar nachwievor da, aber mir fehlt total das Selbstvertrauen. Ich bin aber auch nicht zu 100 Prozent bei der Sache. Ich schaffe es derzeit einfach nicht, mich auf Tennis zu konzentrieren. Da sind auch viele andere Dinge in meinem Leben. So hatte ich zuletzt viel Stress mit meiner Matura, mit meinem Führerschein, mit Mädels und jetzt wartet das Bundesheer auf mich.

Was ist jetzt aus Deiner sicht anders als zu Deinen besten Zeiten?

Ich bin gerade dabei, meinen Aufschlag umzustellen. Allerdings habe ich jetzt gemerkt, dass ich damit nicht wirklich Erfolg habe. Vielleicht kann ich die Varinate mit Spin nach Außen als guten und effektiven zweiten Aufschlag in der Zukunft einsetzen. Außerdem habe ich versucht, meine Aggressivität ein wenig runter zu schrauben, aber scheinbar war das zuviel. Jetzt fehlt mir irgendwie das Feuer. 2009 war Tennis mein “Ein & Alles”, da war ich voll fokussiert. Aber jetzt bin ich nicht frei im Kopf. Dieses Turnier hier war mir zwar schon wichtig, zumindest wollte ich ein gutes Abschneiden erreichen. Aber eine Quali für das Challenger-Final bedeutet mir nichts. Was sollte ich auch in meiner momentanen Form bei diesem “Final”.

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Hast Du Dich nach Deinem Titelgewinn beim September-Second-Series-Turnier 2009 vielleicht selbst zu stark unter Druck gesetzt?

Mit Sicherheit. Nach dem Turniersieg habe ich mir persönlich einen großen Druck auferlegt. Speziell zu Beginn der Sandplatzsaison 2010 wollte ich voll durchstarten. Da hatte ich große Erwartungen in mich selbst, doch nach 2 bis 3 Erstrunden-Niederlagen war es vorbei mit dem Selbstvertrauen. Und ich bleibe dabei, ein bißchen liegt es auch am Racket!

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