Erste Doppel-Veranstaltung des Jahres steht im Semifinale

Tag 3 bei der ersten von insgesamt elf geplanten Hobby-Tennis-Tour-Doppelveranstaltungen des Jahres, mit einigen handfesten Überraschungen und elf auch dramaturgisch perfekt aneinander gereihten Stunden. Zu “High Noon” machten die Second-Series-Asse im La Ville den Auftakt, ehe die Stars der Szene beim 20. Februar-Grand-Prix-Turnier den Super-Sonntag in der Kirchfeldgasse ausklingen ließen. Dazwischen gab es jede Menge “unerwarteter Resultate” und auf Grand-Prix-Ebene irgendwie auch die Fortsetzung eines sich schon beim Jänner-Grand-Slam-Turnier abzeichnenden Trends, dass deftige Überraschungen an der Tagesodnung stehen und klingende Namen und große Titel längst keine Garantie mehr für ein Halbfinal-Ticket sind. Ein Bericht von C.L

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Alles neu 2011 – Die Second-Series und ihre Sterne

Beginnen wir unsere Tageszusammenfassung mit jenen Damen und Herren, die sich bei der 5. Februar-Second-Series-Auflage im UTC La Ville um Punkte und Prestige bemühen. Die vom Spielniveau her schwächste Turnierserie der Hobby-Tennis-Tour ist ja aufgrund des großen Erfolgs im Vorjahr seit Saisonbeginn nochmals nachhaltig aufgewertet und verbessert worden. Die Anzahl der “Sterne” vor dem Turniernamen weisen seit Jänner 2011 die Stärke des jeweiligen Second-Series-Events aus. Drei Sterne stehen für die höchste Kategorie und sollen die im November letzten Jahres eingestelle Frist-Series ersetzen. Mit zwei Sternen sind Turnier-Veranstaltungen ausgwiesen, die mit den ursprünglichen und in bisheriger Form bekannten Second-Series-Events vergleichbar sind. Und durch Turniere mit einem Stern bekommt das Thema “Hobby-Tennis” in seiner ursprünglichsten Form eine neue Bedeutung und der echte Hobbytennis-Crack die Gelegenheit, sein Spiel zu verbessern und nebenbei auch mal auf eine der herrlichen Trophäen im Tour-Circuit hoffen zu können.

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Second-Series als “Wundertüte” und Markus Fessel erstmals in einem “Indoor-Semi”

Erstmals stand also an diesem ersten Februar-Wochenende des Jahres ein “1 Stern-Second-Series” auf dem Programm, und die Premiere sorgte bei den Akteuren “vorerst” für rund um zufriedene Gesichter. Noch ist das “Baby zwar nicht in trockenen Tüchern”, aber die allgemeine Stimmung und die Resonanz unter den Spielern an den ersten dei Spieltagen bis zum Semifinale war durchwegs positiv. Kein Wunder, muss man doch als aktiver Spieler dieser Tage das Gefühl haben in einem Bewerb dabei zu sein, wo “Vieles” wenn nicht “Alles” möglich ist. Ja, die Second-Series ist derzeit wie eine Wundertüte. Du machst sie auf, und weißt im Voraus nicht was drinnen ist. Und in der Tat scheint im Zirkus der Second-Series-Asse derzeit einfach alles möglich. Jeder kann Jeden schlagen, wie die Resultate der beiden vergangenen Second-Series-Wochenenden zeigen. Da wird beispielsweise vor einer Woche bei der 2-Stern-Jänner-Ausgabe Rudolf Ronovsky von Terra-Rossa-Lady Alexandra Schrötter recht unsanft und deutlich aus dem Vienna Sporthotel befördert, ehe die 41jährige eine Runde später von ihrem Vereinskollegen Lucas Rydl wenig “ladylike” des Jänner-Second-Series-Turniers verwiesen wird. Und sieben Tage später nimmt sich gescholtener Rudolf Ronovsky diesen Lucas Rydl zur Brust und fixiert eine Woche nach seiner Trauer-Vorstellung den Einzug ins aktuelle Viertelfinale. Man sieht, der oft strapazierte Begriff “Alles ist möglich” gilt nicht für fürs Lotto. Das weiß seit Sonntag auch Markus Fessel, der sich erstmals in seiner Hobby-Tennis-Tour-Karriere für ein Hallen-Semifinale qualifzieren konnte. Der 27jährige Wilhelmsburger hatte bis zu diesem Wochenende eine äußerst trauige und magere Saison-Bilanz ohne einen einzigen Matcherfolg vorzuweisen, ehe er sich binnen 24 Stunden mit einem Triple-Pack an Einzelsiegen aus der Krise manövrierte. Mit Kampfgeist, Leidenschaft und einer äußert schwer lesbaren Vorhand, trotzte der Niederösterreicher den Herren Peter Prinz, Markus Schiller, Werner Kovarik und einer hartnäckigen Augeninfektion. Dennoch behielt Fessel den Überblick und darf sich nun auf ein Vorschluss-Runden-Duell mit Rares Maftei freuen.

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Rudolf Ronovsky – der heimliche Sieger des Februar-Second-Series-Wochenendes

Der 28jährige Rumäne avancierte am Sonntag Nachmittag für viele seiner Mitspieler zum Geheimtipp auf den ersten Second-Series-1-Stern-Titel der Geschichte. “Weil der Rares enorm sicher spielt”, meinte Rudolf Ronovsky, nachdem er sich im Viertelfinale dem Karpaten-Server knapp in zwei Sätzen geschlagen geben musste. Eine Runde davor hatte Maftei das Tour-Debüt von Rudolf Geider in zwei Sätzen beendet, nicht aber dessen Motivation gebrochen. “Wir sehen uns am kommenden Freitag beim WTB wieder” stellte der 54jährige Neuling klar. Obwohl nicht mehr in der Entscheidung dabei, ist auch Rudolf Ronovsky einer der “heimlichen Sieger” des vergangenen Wochenendes. Weil er sich eindrucksvoll für das Vorwochen-Debakel – und ein solches war es – rehabilitieren konnte, und mit dem Erreichen des Viertelfinales beim Februar-Second-Series ein kräftiges Lebenszeichen von sich gab. Wobei speziell die achtelfinale Auseinandersetzung mit Lucas Rydl dem 45jährigen vom TC Hahn Kapellerfeld am Herzen lag. “Weil ich da für mich die Leistung vom Vortag bestätigen wollte”, so Ronovsky. Was auch gelang, obwohl nach der Vortages-Gala gegen Alfred Kallab im direkten Vergleich beinahe jede Darbietung im Achtelfinale eine schwächere sein musste. Aber der 45jährige nüzte das “seelische Hoch” und nahm Mitfavorit Lucas Rydl in zwei Sätzen aus dem spannenden Titelrennen, ehe er selbst eine Runde später in Rares Maftei seinen Meister für diesen Nachmittag fand. “Ich bin trotzdem sehr zufrieden. Nach der Niederlage vor einer Woche gegen Alexandra Schrötter habe ich zu meiner Frau gesagt, dass ich am Wochenende wieder Turnier spiele weil ich dieses Ergebnis so nicht stehen lassen kann”.

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Aufregung um viertelfinale Schrötter-Gala – ist sie zu stark für dieses Turnier?

Apropos Schrötter. Die 41jährige vom TC Terra Rossa steht erstmals in ihrer noch kurzen Hobby-Tennis-Tour-Karriere im Semifinale. Die Abdelmoneim-Bezwingerin stellte am Sonntag Abend mit einem 6:0, 6:1 Kantersieg eindrucksvoll die Weichen Richtung Vorschluss-Runde. Und wer weiß, wohin die Reise in diesem Turnier noch führen wird? Geht es nach Herbert Roitner, dann wird der “Schrötter-Express” ungebremst die Endstation – sprich das Finale erreichen. Der überdeutliche Erfolg der Hernalserin über Roitner-Junior Erik löste beim Roitner Senior einiges an Aufregung aus. Der 48jährige echauffierte sich über eine “Dame im falschen Turnier”, die hier an diesem Wochenende von Niemandem zu stoppen wäre. Doch gleich an dieser Stelle endet auch bereits wieder die Diskussion über den aktuellen Schrötter-Auftritt. Ok, natürlich agiert die 41jährige momentan in absoluter Hochform, doch zu stark für die 1-Stern-Second-Series-Premiere ist die Terra-Rosa-Lady bei aller Wertschätzung nicht. Denn “eine Schwalbe macht noch keinen Sommer”, und die überirdisch wirkende Gala-Vorstellung gegen Erik Roitner die Hernalserin noch lange nicht zur Februar-Second-Series-Championesse. Nicht vergessen darf man nämlich auch, dass 24 Stunden zuvor im Terra-Rossa-internen Geschlechter-Vergleich mit Ägyptens Basel Abdelmoneim erst ein 160minütiger Kraftakt zum Sieg führte. Ein Marathon der gut und gerne auch verloren gehen hätte können, womit sich die Aufregung um die viertelfinale Schrötter-Demo erübrigt hätte. Nichtsdestotrotz hat sich Schrötter am Sonntag Abend in einen echten “Tennisrausch” gespielt, und euphorisiert vom Vortags-Erfolg über Abdelmoneim ein echtes Glanzlicht gesetzt. “Ich war noch voll im Schlag vom Match gegen den Basel”, freute sich Alexandra und zeigte sich gleichzeitig auch ein wenig verunsichert ob der Aussagen des Roitner-Seniors. Der hat aber momentan wahscheinlich ohnehin ganz andere Probleme, nämlich jene mit einem vermutlich gezerrten Band. Im emotional geführten Duell mit Werner Kovarik rutschte Roitner zu Beginn des dritten Satzes unglücklich aus, blieb mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und humpelte nach einer 15minütigen Unterbrechung in einem 3:6 im Schluss-Durchgang. “Es ist nichts gerissen, das ist für mich das Wichtigste, jetzt folgt am Abend eine Eis-Behandlung”, meinte der 48jährige.

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Werner Kovarik und Jaswinder Saroy verabschieden sich am Super-Sonntag

Nicht mehr im Kampf um Titelehren sind seit Sonntag Abend auch die Herren Werner Kovarik und Jaswinder Saroy. Kovarik erreichte zwar zum dritten Mal in Folge das Februar-Second-Series-Viertelfinale, doch richtig glücklich machte ihn dieses Resultat nicht. “Weil ich derzeit richtig schlecht Tennis spiele und so überhaupt nicht in Form komme. Das ist äußerst frustrierend für mich”. Frustrierend war auch das Aus im Viertelfinle gegen Fessel, zumal er zu Beginn des dritten Satzes noch in Führung lag. Eher unwürdig fiel am Sonntag Abend auch der Abschied von Jaswinder Saroy vom Februar-Second-Series-Turnier aus. Teil 2 des mit Spannung erwarteten Tour-Comebacks der indischen Second-Series-Legende dauerte gerade einmal 50 Minuten und endete so wie im Jahr 2007 im Achtelfinale. Gegen Erik Roitner war der 33jährige ohne Chance aber nicht ohne sein “Lächeln” zu Werke. Und Jaswinders Freude über die geglückte Rückkehr auf die Hobby-Tennis-Tour ist nur zu verständlich, wenn man seine Leidensgeschichte der letzten Jahre kennt. “Myasthenia gravis” eine Muskelschwäche-Krankheit machte dem immer frohen Jaswinder zu schaffen und das Ausüben seines Lieblingssports unmöglich. Doch jetzt ist Saroy zurück, und die Tourfamilie freut sich darüber.

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Franz Korger wehrt im Viertelfinal-Hit gegen Mario Kiss zwei Matchbälle ab, ehe er die Night-Session mit 1:6, 7:6, und 6:1 für sich entscheidet

Rinnende Nasen, gezerrte Leisten und akute Tennisarme, der Super-Sunday im UTC La Ville bescherte dem an und für sich durchaus starken Februar-Grand-Prix-Raster doch einige Lücken. So mischten plötzlich Leute im Konzert der Großen mit, die mit den dort anstehenden Aufgaben überfordert waren. Alexander Würz profitierte von der Absage von Mastersfinalist Thomas Guem, der sich nach seinem Auftakt-Erfolg über Alexander Widhofner schon kränklich gefühlt hatte. Und so musste sich Würz im Viertelfinale gegen November-GP-Champion Markus Kurzemann “bildliche Orhfeigen” abholen. Der 6:0, 6:0 Kantersieg war übrigens bereits der achte Einzelerfolg des Vorarlbergers auf Grand-Prix-Ebene in ununterbrochener Reihenfolge. Im Semifinale wird der Mann aus dem Ländle auf Jänner-Grand-Slam-Halbfinalist Franz Korger treffen, der sich am Sonntag Abend im Viertelfinal-Schlagerspiel gegen die Nummer 1 des Turniers Mario Kiss in drei Sätzen durchsetzen konnte. Die attraktive Night-Session zwischen dem Olympiasieger von 2006 und dem Wimbledon-Champ von 2007 sorgte für großes Publikums-Interesse in der Halle und für einen gelungenen Abschluss eines langen Tennistages. Kiss legte fulminant los, brachte Korger mit seiner wuchtigen Vorhand ein ums andere Mal in Bedrängnis und sah eigentlich wie der sichere Sieger aus. Zwar konterte Korger im zweiten Heat um zwischenzeitlich bei 5:4 sogar auf den Satzausgleich zu seriveren, doch bei 5:6 und 15:40 zweifelte keiner der viele Besucher, dass Kiss einen dieser beiden Matchbälle zum Halbfinal-Aufstieg nützen würde. Doch Korger spielte in dieser heiklen Phase sein großes Können aus und brillierte mit zwei perfekt vorgetragenen, vorallem aber grandios abgeschlossenen Netzangriffen. Der 2,02 Meter-Riese rettete sich ins Tie-Break und mit 7:5 sogar in den dritten Satz. Dort angekommen legte Korger rasch drei Games zwischen sich und seinen Gegner, womit die Vorentscheidung gefallen war. Einmal war Kiss noch in Reichweite, eventuell dieses Match noch drehen zu können. “Bei 1:3 und 0:40 hatte ich noch einmal meine Chance. Das hätte ich mir bei 2:3 schon noch gerne angeschaut”, meinte Kiss später im Interview. Doch zum Schauen kam der 32jährige nicht mehr. Dem 9fachen Titelträger fehlte im Finish die Kraft und damit auch der Glaube, um einem nun frech aufspielenden Gegner entspreched Paroli bieten zu können. Korger siegte 6:1 und freute sich danach, seinen Angstgegner bezwungen zu haben. “Ich hatte zwar spielerisch ein gutes Gefühl, aber im ersten Satz hat der Mario sehr viel Druck gemacht. Für mich war der Verlust des ersten Durchgangs aber kein Drama. Ich kenne den Mario. Er legt immer am Anfang mit irrem Tempo los, aber das ist halt auch schwer durchzuhalten. Der Knackpunkt waren natürlich die zwei abgewehrten Matchbälle. Jetzt freue ich mich schon sehr auf das Halbfinale gegen Kurzemann”, strahlte der Sieger. Wenig amüsmiert war logischer Weise Mario Kiss: “Eine bittere Niederlage! Die zwei vergebenen Matchbälle sind das eine, aber es darf ja eigentlich gar nicht so weit kommen das diese Partie ins Tie-Break geht. Ab diesem Zeitpunkt bin ich von Schlag zu Schlag müder geworden und dann wird es eben “zäh”. Auch die Präzision ging dann verloren. Im dritten Satz hat der Korger dann ganz gut gespielt, und mir fehlte wie gesagt die Kraft auch um exakte Passierbälle zu spielen. Und wenn der Franz zum Volley kommt wissen wir ja, wie gut er die spielt. Trotzdem bin ich nicht unzufrieden. Die Schläge passen, die Kaft ist halt ein anderes Thema”, so der 32jährige.

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Wanka gegen Glatzl – zwei Jungstars im Duell um ein Februar-GP-Final-Ticket

Im Semifinale der oberen Rasterhälfte oder wie sie nach der Absage von Geisler und der Aufgabe von Milabersky auch heißt “Tableau der großen Chance”, matchen sich am Montag Abend zwei Jungstars um eines der beiden Februar-GP-Final-Tickets. Einen äußerst starken Eindruck hinterließ dabei Albert Wanka, der sich ohne Satzverlust ins Halbfinale spielte. Der 18jährige Weinviertler deklassierte in einem flotten und attraktiv anzusehenden Achtelfinale zumindest ergebnistechnisch sein Gegenüber Emanul Layr. Eine Runde später stoppte Wanka auch Sergi-Bezwinger Robert Rath. Weitaus umkämpfter erreichte Wankas nächster Gegner Renee Glatzl das Halbfinale. Wie schon in Runde 1 gegen Stefan Rieger, musste der 16jährige auch im Achtelfinale gegen Christoph Kramer über die volle Distanz. Wieder beklagte der Terra-Rossa-Jungstar Umstellungsprobleme, die sich aufgrund seines Trainings auf Sand und des Wetbewerbs hier auf Teppich für ihn ergeben würden. Vielleicht war für den dann eingespielten Glatzl daher auch das unmittelbar im Anschluss stattfindende Viertelfinale gegen Olympiasieger Philipp Mayer die leichtere Partie. “Eingespielt” fixierte Glatzl seinen ersten Zweisatzsieg in diesem Turnier, womit das Jugend-Duell im Semifinale gegen Wanka perfekt war. “Da war mehr drinnen”, meinte hingegen Christoph Kramer, der sich bei seinem bereits achten Februar-GP-Start zum dritten Mal im Achtelfinale geschlagen geben musste. Indes: Der Leopoldsdofer spielte an diesem Wochenende sein 115. Turnier in ununterbrochener Reihenfolge. Wer will Kramer dieses Kunststück nachmachen! Das schafft niemand – NEVER EVER

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Claus Lippert, 7. Februar 2011