Juni-HTT-500-Turnier avanciert wie in den vergangenen Jahren zu einer einzigen Farce

Nachdem die ersten beiden Spieltage der Rasenssaison 2014 ganz im Zeichen der Challenger-Asse beim 9. Juni-Challenger-Turnier standen, ist am gestrigen Sonntag auch das Turnier-Geschehen bei der 17. Auflage des Juni-HTT-500-Events am Wasserpark ins Rollen gekommen. Prickelnd war das was man beim 777. Single-Event der Open Ära am nördlichen Ende der Alten Donau in Floridsdorf zu sehen bekam aber nicht. Nachdem schon ein Mini-Raster mit nur 20 Teilnehmern kaum das Flair eines großartigen Tennisturniers aufkommen ließ, sorgte ein “w.o.-Welle” am ersten umfangreichen Spieltag dafür, dass das 39. Saison-Turnier – sollte nicht noch das Endspiel zu einem grandiosen Highlight werden – zu einer echten Farce avancierte. Ein Bericht von C.L

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Juni-HTT-500-Turnier als “sportliche Missgeburt” weiter auf rasanter Talfahrt

Wir müssen über das Juni-HTT-500-Turnier reden! Das erste Gastspiel der Hobby-Tennis-Tour in diesem Jahr jenseits der Donau ist schon vor dem morgigen Finaltag zu einer einzigen Farce ausgeartet, und freigegeben für “Spott & Hohn” im Circuit. Eine sportliche Missgeburt, die Jahr für Jahr weniger Flair verbreitet, die bei den Spielern nicht ankommen will, und die weiter heimatlos ein “Stiefmütterchendasein”führt. Die als Auftakt der Rasensaison im Kalender etablierte Veranstaltung ist so unbeliebt, dass seit vier Jahren kein Titelverteidiger mehr anreiste, um hier Punkte und Pokal zu verteidigen. Ja nicht einmal die Aussicht, aufgrund der breiten Ablehnung an billige Ranglisten-Punkte zu kommen, dient als mögliche Verlockung, hier als Top-Ten-Mann anzureisen. Das Juni-HTT-500-Turnier wird also zum 5. Mal in Folge im Fiasko enden, und damit festigt diese ruinöse Veranstaltung weiter ihren Ruf, das mit Abstand schlechteste 500er-Turnier im gesamten Tour-Zirkus zu sein.

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Juni-HTT-500-Turnier im “Grand-Slam-Sandwich” und die möglichen Gründe dieser Jahr für Jahr im Fiasko endenden Turnier-Veranstaltung

Doch was sind die Gründe für diese seit Jahren bestehende Ablehnung, die die ansonsten so zahlreich und in breiter Front aufmarschierenden Tour-Stars dem Juni-HTT-500-Turnier entgegenbringen. Ist es der unbeliebte Platz im Tourkalender, wo der mit 500 Siegpunkten dotierte Bewerb im “Grand-Slam-Sandwich” zwischen HTT-French-Open und HTT-Wimbledon” und damit den beiden größten und wichtigsten Turnieren des Jahres liegt? Sind es die fehlende Struktur dieses Events, die mangelnde Tradition, und die Heimatlosigkeit des Juni-HTT-500-Turniers, das seit bald zwei Jahrzehnten als echter Wanderzirkus gilt, und auch heuer wieder nach zwei Jahren “Heimatgefühl am WAT Landstraße” einen neuen Austragungsort suchen musste. Seit 1992, als ein gewisser Gerald Müllner die Premieren-Auflage dieses Turniers für sich entschied, wechselte unfassbare 6 Mal die Wahl des Bodenbelages, und zudem gleich 8 Mal der Austragungsort, was natürlich jeglicher Tradtionsbildung wenig förderlich ist.

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“Walk Over Welle” in oberer Rasterhälfte des Juni-HTT-500-Turniers

Ein Blick auf die Nennlisten der vergangenen Jahre zeigt deutlich: Seit der Saison 2009 gab es keinen vollen 32er-Raster mehr, insgesamt in 17 Juni-HTT-500-Jahren nur 2 x “ein ausverkauft”, und 2005 mit 36 Teilnehmern auch einen eher “dünnen Rekord” zu vermelden. Naja, und die 2014er-Ausgabe kann wohl auch nur mehr ein Jahrhundert-Finale retten, ansonsten sich die 17. Auflage nahtlos in die Pleiten-Serie der vergangenen Jahre einreiht. Und weil die heurige Veranstaltung ohnehin schon am Boden lag, bevor Scheller & Co zum ersten Aufschlag geschreitet waren, passte es nur zu gut ins Bild, dass die handelnden Akteure auch nicht tatkräftig mithalfen, das Wasserpark-Comeback der 500er-Series zu einer Lachnummer zu machen. Es ist nämlich bei aller Wertschätzung für die Leistungen der Future- und Challenger-Spieler dem Renommee eines HTT-500er-Turniers nicht zuträglich, wenn sich im Viertelfinale beispielsweise Future-Tour-Star Michael Kenn tummelt. 217 Ranglisten-Punkte hat der 44jährige heuer bei 19 Turnierstarts fleißiger Weise gesammelt, alleine 90 Punkte “erbt” Kenn für seinen Achtelfinal-Erfolg über Lucky Loser Robert Priewasser, der den wieder einmal kurzfristig absagenden Christian Geiger ersetzte. Die beiden für “walk over” stehenden Buchstaben w.o zierten am Ende auch unter zwei weiteren Partien der oberen Raster-Hälfte. Thomas Lenzinger stellte nach eineinhalb Sätzen und 15 gespielten Games sein Rasen-Debüt auf der HTT ruhend. Zunächst profitierte der Routinier von der Aufgabe Motyckas, der bei 1:6, 4:4 Zeitprobleme bekam, dann “schenkte” sich der 49jährige – nach einem intensiven Fußball-Samstag – die viertelfinale Partie mit Turnierfavorit Bernd Jaschke.

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Lichtblick David Hühne – Deutschlands Nr. 2 steht nach starker Leistung zum zweiten Mal nach 2008 im Semifinale des Juni-HTT-500-Turniers

Tja und hätte der HTT-Veranstalter nicht in die Trickkiste gegriffen, dann wären in der unteren Tableau-Hälfte gleich nochmals drei weitere Partien “w.o.” gegangen. Am Ende des Tages breitete man frohen Mutes den Mantel des Schweigens über dieses Pleite-Turniere und die skandalträchtige untere Rasterhälfte, aus der sich letztlich mit dem Semifinale David Hühne gegen Mathias Wagner wenigstens eine halbwegs attraktive Paarung ergeben hat. Vorallem Deutschlands Nr. 2 David Hühne hatte am Sonntag Nachmittag einen recht überzeugenden Auftritt. In seiner vielleicht besten Partie der vergangenen beiden Jahre, zeigte sich der 6fache Turniersieger im viertelfinalen Duell mit Juni-HTT-250-Champion Robert Gravogl in blendender Form und vorallen in großer Spiellaune, und zog mit einem 6:4, 6:1 Erfolg zum zweiten Mal nach 2008 ins Semifinale des Juni-HTT-500-Turniers ein.

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Andreas Tolunay mit “endlich geschnittenen Haaren” und einem “Beinahe-deja vu” im Auftakt-Match gegen HTT-French-Open-Achtelfinalist Bernd Jaschke

Bereits im Endspiel des 17. Juni-HTT-500-Turniers steht derweil HTT-French-Open-Achtelfinalist Bernd Jaschke. Der 37jährige – dem Fachleute einen Sololauf in Richtung Premieren-Titel vorhersagen – ließ bei seinem Rasen-Debüt nichts anbrennen, und fixierte ohne Satzverlust seinen zweiten HTT-Finaleinzug nach der Endspielteilnahme bei den Racketvision Open 2012 in Kapellerfeld. Zunächst zwang Jaschke in seinem Auftakt-Match den vor einer Woche von Mario Kiss vom Platz geprügelten Andreas Tolunay in die Knie, und sorgte beim Terra-Rossa-Star im ersten Satz für ein bitteres “deja vu”. Als nämlich ein im ersten Satz wahrlich fehlerfreier Bernd Jaschke ein 6:0 herausgeschossen hatte, war Tolunay nach der von Kiss kassierten “Brille” mit dem dritten zu Null verlorenen Satz in Folge konfrontiert, und nach dem Verlust des Auftakt-Spieles in Durchgang 2 sogar 19 Games in Serie ohne Spielgewinn geblieben. Immerhin bewies die vom Lospech verfolgte Nummer 3 des Turniers aber Moral, und fightete ganz ansehnlich spielend zurück. 4:1 lag der 5fache Turniersieger in seinem 238. Karriere-Match sogar zwischenzeitlich voran, ehe der in dieser Phase leicht unkonzentriert wirkende Jaschke wieder den Ernst der Lage erkannte, und mit einem bißchen “Zwischengas” den Viertelfinal-Aufstieg realisierte.

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Frisch gestylter Andreas Tolunay kündigt den Stars der Hobby-Tennis-Tour für den Fall seiner Masters-Qualifikation einen “heißen Tanz” an

Tolunay wiederum war nach abgewendeter zweiter Doppel-Null in Serie nicht nur froh, sondern nach seinem “braven” zweiten Satz sogar in richtig guter Laune. Natürlich sind 45 Punkte für die Rangliste nicht unbedingt das, was sich der 21jährige vom TC Terra Rossa für dieses Turnier im Vorfeld – und vorallem vor der Auslosung – erwartet hatte. Doch mühsam ernährt sich bekanntlich das Eichhörnchen, und im Stile eines solches sammelt Tolunay Woche für Woche, Pünktchen für Pünktchen, um sich am Jahresende den großen Traum von seiner ersten Masters-Teilnahme und den Duellen mit den Topstars der Hobby-Tennis-Szene zu erfüllen. “Und eines sage ich Dir”, so Tolunay in Richtung Veranstalter. “Sollte ich mich wirklich für das Tour-Final qualifizieren, dann werde ich es den besten Spielern der Tour so richtig schwer machen”, so der mit neuem Haarschnitt auffallende Hernalser. Scheinbar dürfte der TC Terra Rossa seit letzter Woche einen Friseur engagiert haben, denn neben Tolunay ist ja auch der im Juni-Challenger-Turnier im Einsatz befindliche Thomas Peyerl am Freitag mit flottem Kurzhaarschnitt erschienen.

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Semifinal-Aus des an Nummer 1 gesetzten Alexander Scheller

180 Ranglisten-Punkte kann sich hingegen Alexander Scheller im am kommenden Mittwoch neu erscheinenden HTT-Ranking gutschreiben lassen. Der 26jährige fühlte sich vor dem Semifinal-Hit gegen Bernd Jaschke wohl an alte vergangene Zeiten erinnert, als der ganz junge Alex Scheller noch durch die Challenger-Tour tingelte, und im Februar 2007 seinen ersten Karriere-Titel bei einem Challenger-Turnier feiern konnte. Seither ist viel passiert, hat sich der mittlerweile 26jährige zu einem der Topspieler im Circuit entwickelt, einen Platz in den aktuellen Top Ten inne, und das Zeug, jederzeit auch die absolut besten Spieler der Hobby-Tennis-Tour zu schlagen. Die beiden nachmittäglichen Spaziergänge gegen Clemens Wimmer und Michael Kenn waren nicht schuld, dass Scheller im Semifinale gegen Jaschke ein 1:6 Debakel im ersten Heat erlitt, ehe er sich mit einem besseren zweiten Satz von seiner Rasen-Premiere verabschiedete. “Mein Gegner hat einfach sehr gut gespielt, und das Spielglück ist derzeit nicht unbedingt auf meiner Seite”, analysierte der Ranglisten-Sechste.