Bärenstarke Newcomer am 2. Spieltag beim Sangenor Sport Mai Grand Slam-Turnier

Bei äußerst ungastlichen und schwierigen Wetterbedingungen ist die 23. Auflage des Sangenor Sport Mai-Grand-Slam-Turniers 2014 am gestrigen Freitag so richtig angelaufen. Nach einem eher verregneten Eröffnungstag mit den Quali spielenden Challenger-Stars in der Hauptrolle, blieben den Akteuren des zweiten Spieltages zwar die ärgerlichen Regenpausen erspart, von angenehmen Verhältnissen wie man sie Ende Mai eigentlich erwarten dürfte, war man bei fröstelnden und windigen 13 Grad unter einem Wolken verhangenen Himmel aber meilenweit entfernt. Die HTT-French-Open-Stars müssen sich am letzten Mai-Wochenende also auf herbstliche Gegebenheiten einstellen, die einiges an Flexibilität und Motivation erfordert. So richtig schnelles Tennis kann man auf der roten Asche des UTC La Ville vorerst nicht spielen, und für das anstehende Wochenende ist auch keine Besserung in Sicht. Spannung, Dramatik und tolle Matches verspricht der Rekordraster des 35. Saisonturniers am Altmannsdorfer Ast aber allemal. Ein Bericht von C.L img_6482

HTT-French-Open mit Teilnehmer-Rekord wieder das “Nummer 1 Turnier” der Szene

Das Mai-Grand-Slam-Turnier, heuer dank neuem Sponsor erstmals als Sangenor Sport Mai-Grand-Slam im Tourkalender etabliert, hat nach vier Monaten Unterbrechung wieder den Status “größtes Event der Hobby-Tennis-Tour” erlangt. Nachdem im Winter das Jänner-Grand-Slam-Turnier mit 92 Teilnehmern die jahrelange Vorherrschaft der HTT-French-Open als “Turnier mit den meisten Startern” durchbrach, holte sich der Sandplatz-Klassiker mit abermals phantastischen 92 Nennungen den Rekord zurück. Wobei in Sachen “Wertigkeit” das zweite Major-Event des Jahres unabhängig von der Anzahl der Teilnehmer ohnehin einsam an der Spitze liegte. In den öffentlichen Wahrnehmung, gilt das Sangenor Sport Mai Grand Slam Turnier in der Tennis-Szene als bedeutendste Veranstaltung im Breitensport-Tennis. Selbst die allergrößten HTT-Kritiker müssen sich mittlerweile eingestehen, dass an den “HTT-French-Open” niemand vorbeikommt. Ein Sieg beim Masters gegen die Top 8 ist womöglich lukrativer, ein Erfolg bei der Babolat-Trophy in Kitzbühel ganz sicher emotionaler, aber beim prestigeträchtigsten aller Events mit einem an Stars gespickten Tableau zu triumphieren, macht die Sieger in der Hobby-Tennis-Historie unsterblich. Dementsprechend groß ist auch heuer wieder die Dichte an absoluten Topspielern, die uns sieben garantiert hochklassige Tennistage im UTC La Ville bescheren.

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Internationale Tour-Stars zeigen sich zum Major-Auftakt in Spiellaune

Als erster der vielen Mitfavoriten ist am Freitag Nachmittag Spaniens Nr. 1 Ignacio Martin in das insgesamt 90. Grand-Slam-Turnier der Open Ära gestartet. Der 26jährige Madrilene sorgte mit einem – zumindest auf dem Papier – überzeugend wirkenden 6:1, 6:2 Erfolg über BMTC-Star Clemens Beywinkler für einen gelungenen Start. Allerdings war der junge Niederösterreicher, der 2012 hier im Semifinale stand, am Freitag Nachmittag bei windigen und kalten Verhältnissen weit weg von seiner Bestform, und dem spanischen Top-Ten-Star damit in knapp 55 Minuten nicht wirklich ein ernster Gegner. Weitaus mehr Mühe – zumindest im ersten Satz – hatte da schon die britische Nummer 1 Adam Goodsell. Der 24jährige aus Südost-England, mühte sich gegen Tour-Neuling Florian Jagitsch über einen gewonnenen Tie-Break in Durchgang 2, wo der an Nr. 10 gesetzte WAT-Landstrasse-Star schließlich mit 6:2 den Aufstieg in die zweite Runde fixierte. Den höchst erfolgreichen Tag aus internationaler Sicht, machte schließlich noch Serbiens Nr. 2 Filip Markovic komplett. Obwohl der 19jährige in Abwesenheit von HTT-Wimbledon-Champion und Olympiasieger Vladimir Vukicevic die Fahne Serbiens hochhält und als die Titelhoffnung der Balkan-Republik gilt, zeigte sich Markovic in seiner Auftakt-Begegnung am Centercourt gegen Martin Vesely vom WAC unbeeindruckt, und beim glatten 6:1, 6:1 in blendender Spiellaune. “Ich bin sehr gut in Form”, konstatierte der serbische Jungstar an die Adresse seiner nächsten Gegner. img_7304

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HTT-French-Open-Rekord-Champion müht sich gegen Future-Tour-Star in die 2. Runde

Einen Erfolg im Doppelpack feierten am gestrigen zweiten Spieltag auch die beiden HTT-Legenden Martin Kova und Christoph Kramer. Zusammen haben sie 496 Turniere bestritten, 1.137 Matches absolviert, und die HTT-French-Open insgesamt schon 29 Mal mit ihrer Anwesenheit beehrt. Wobei natürlich vorallem Martin Kova eine ganz spezielle Beziehung zu diesem Turnier hat. Niemand war hier beim Mai-Grand-Slam-Turnier öfters am Start, und kein Spieler in der 25jährigen Geschichte auch nur annähernd so erfolgreich wie er. Vier Mal (2000, 2001, 2003 und 2004) eroberte der mittlerweile bereits 31jährige die begehrteste Trophäe im Hobby-Tennis-Sport, womit er gemeinsam mit Klaus Hofer auch Rekordsieger dieser Veranstaltung ist. Insgesamt 8 Mal bei 16 Teilnahmen stand der 30fache Turniersieger zumindest im Semifinale, kein Wunder also, dass der ehemalige Ranglisten-Erste immer wieder und vorallem mit großer Freude an die Stätte einstiger Erfolge zurückkehrt. Natürlich sind die alten Zeiten längst vorbei, und Kova ist keiner der vielen Nostalgiker, die ewig in der ach so erfolgreichen Vergangenheit abhängen. Mit dem Titel wird der inzwischen auf Position Nr. 84 im HTT-Ranking abgerutschte Kova nichts zu tun haben, und auch ein Spitzen-Resultat mit einem Einzug unter die Top 8 scheint illusorisch. Zum ersten Mal bei den HTT-French-Open ungesetzt, hatte der 4fache Champion in seinem Auftakt-Spiel auch viel mehr Mühe als erwartet, um den mit einer Wildcard in den Hauptbewerb gehievten Future-Tour-Spieler Benjamin Rehberger in drei Sätzen in die Knie zu zwingen. In den Sätzen 1 und 3 spielte Kova seine Klasse aus, im zweiten Satz fehlte dem ehemaligen Ranglisten-Ersten aber “bei Flutlicht” der Durchblick, und so feierte ein ambitioniert spielender und immer besser werdender Rehbeger mit gewonnenem Tie-Break einen schönen Achtungserfolg.

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Christoph Kramer beendet Negativ-Serie bei Grand-Slam-Turnieren

Im September 2012 feierte er seinen wichtigsten Karriere-Erfolg, während Kritiker und Spötter den sportlichen Coup seines Lebens eher als “größte Erbschaft der HTT-Geschichte” bezeichneten. Die Rede ist natürlich von Christoph Kramer, der sich im Spätsommer 2012 bei den US-Open der HTT in die Major-Siegerliste eintrug, und das nach einem kampflosen Finalerfolg. Mit dem Triumph auf den Hartplätzen im Tennispoint Südstadt, nahm die Karriere des 31jährigen aber eine Kehrtwende. Aus dem Vielspieler, der mit permanenten wöchentlichen Auftritten zum absoluten Rekordspieler in Sachen Turnierteilnahmen avancierte, und der mit dem September-Grand-Slam-Sieg kurzfristig zur Nr. 2 der HTT aufstieg, ist ein motivationsloser Mitläufer geworden. Erfolgslos obendrein, denn seit dem Mega-Erfolg konnte Kramer bei vier Major-Starts nicht ein einziges Match mehr für sich entschieden. Am Freitag Nachmittag beendete Kramer diese Negativserie aber, nachdem er sich am Show-Court des UTC La Ville in knapp drei Stunden gegen Routinier Herbert Bittermann mit 6:3, 5:7, 6:3 durchsetzen konnte. Von Brillanz war bei der Kramer’schen Vorstellung  zwar nichts zu sehen, doch nach Monaten der Erfolglosigkeit und nachdem der 31jährige seiner Form komplett verlustig wurde, tut so ein Sieg schon richtig gut. “Ich bin froh, dass ich endlich wieder einmal ein Match gewonnen habe”, stellte Kramer später im Interview bei HTT-TV fest. Als Belohnung winkt nun in Runde 2 ein Treffen mit dem Ranglisten-Ersten und Titelverteidiger Peter Klager, und das noch dazu im 550. Match seiner Karriere.

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Mitfavorit Bernd Bittermann wird von Tour-Neuling Stephan Brabec vorgeführt

Apropos Bittermann! Es war kein guter Tag für die Tennisfamilie vom TC Sierndorf. Eigentlich war es ein rabenschwarzer Freitag, denn nachdem Papa Herbert drei Stunden lang umsonst auf der langsamen roten Asche im UTC La Ville geschuftet hatte, betrat Sohnemann Bernd den “kleinen Centercourt”, um dort in nur 50 Minuten mit 1:6, 1:6 wahrlich runtergeprügelt zu werden. Er der 24jährige, der sich in den ersten Monaten des Jahres mit großartigen Leistungen bis knapp ran an die Top 50 geschoben hat, und der für viele Insider und Experten zum erweiterten Kreis der Favoriten zählte, wurde am frühen Freitag Abend von einem “noch” Unbekannten aus allen Titelträumen gerissen. Stephan Brabec ist sein Name, und der 32jährige vom TC Kalksburg wurde mit imposanter Leistung im Circuit vorstellig. Den Ball richtig gut am Schläger, dominierte ein spielfreudig wirkender Debütant das Geschehen, und qualifizierte sich souveränst für die zweite Runde, wo wahrscheinlich der heuer noch ungeschlagene Martin Mayer warten wird.

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Mit großer Spannung wartete man am zweiten Spieltag des Sangenor Sport Mai Grand Slam Turniers auch auf den Auftritt von Masterssieger Philipp Schneider. Denn für den an Nummer 2 gereihten Niederösterreicher könnte diese 23. Auflage der HTT-French Open zu einer ganz besonderen werden. Der 34jährige ist ausgezogen, um beim zweiten Major-Event des Jahres eine perfekt gespielte erste Tour-Saison zu krönen. “Mein Ziel ist es, nach diesem Turnier die Nummer 1 der HTT zu sein”, gab der Masters-Champion seine Linie klar vor. Dazu braucht es im Falle einer erfolgreichen Titelverteidung des derzeit vor ihm liegenden Peter Klager einen Finaleinzug, oder eben fremde Hilfe der Konkurrenz. Denn sollte Klager an einem neuerlichen HTT-French-Open-Titelgewinn scheitern – und er wäre nach 2005/2006 Bernhard Nagl der erste Spieler dem eine erfolgreich Titelverteidigung gelingt – dann ist er seine prestigeträchtige Leader-Position nach knapp einem halben Jahr wieder los. Experten rechnen freilich, dass Schneider angesichts einer Hammer-Auslosung auf fremde Hilfe angewiesen sein könnte. Ist der Ranglisten-Zweite gut genug in Form, um im Jahr 2014 endlich seinen ersten Titel zu holen? Rückschlüsse ließ sein Auftakt-Match am Centercourt gegen die türkische Nummer 1 Hüseyin Tüfekci freilich nicht zu. Mit 6:3, 6:1 schickte Schneider den beim Aufschlag schwächelnden Bosporus-Server vom Platz, womit der Linkshänder aus Izmir so wie im Vorjahr in Runde 1 scheiterte.

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Martin Zehetner deklassiert frischgebackenen Mai-HTT-250-Champion Robert Gravogl

Nachdem mit Stephan Brabec bereits ein “Rookie” am Freitag Nachmittag für Furore sorgte, ließ sich auch Martin Zehetner bei seinem Tour-Debüt nicht “lumpen”, und meldete mit einem ungefährdeten 6:1, 6:1 Erfolg über den frischgebackenen Mai-HTT-250-Champion Robert Gravogl seine Ansprüche bei der heurigen Titelvergabe an. Der 33jährige Niederösterreicher, der übrigens auch bei der Weinviertler ITN Tour in führender Position fungiert, ist für viele Beobachter sogar der “heißeste Tipp” auf den Sieg. Bei feucht kühlen Verhältnissen gegen einen völlig überforderten Gegner, musste der für den TC Deutsch Wagram Meisterschaft spielende Tour-Newcomer freilich noch nicht wirklich aus sich herausgehen. Was er zu leisten im Stande ist, könnten aber durchaus Gegner wie der amtierende Kitzbühel-Sieger Damian Roman zeigen.

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Das restliche Geschehen am 2. Spieltag beim Sangenor Sport Mai Grand Slam

Was tat sich sonst noch am zweiten Spieltag beim 23. Sangenor Sport Mai Grand-Slam 2014 im UTC La Ville? Marco Melotte, vielversprechender Tour-Neuling und Sieger des April-HTT-250-Turniers vom BMTC hatte mit Kunz-Ersatzmann Thomas Peyerl unerwartet viel Mühe. Nachdem sich der 23jährige mit den äußeren Bedingungen nicht wirklich anfreunden konnte, und ein wenig motivationslos wirkte, und sich zudem der als vermeitlicher Underdog spielende Thomas Peyerl engagiert in Szene setzte, hatte Melotte über die volle Distanz von drei Sätzen zu gehen, ehe er sein Zweitrunden-Ticket gelöst hatte. Ohne den erhofften Sieg endete der zweite Turniertag derweil für den Gastgeber-Verein. Sebastian Riba, der vom Veranstalter auch mit einer Wildcard für den Hauptbewerb bedacht wurde, hatte mit Serbiens aufstrebender Nachwuchs-Hoffnung Nemanja Dejanovic alle Hände voll zu tun, um am Ende mit nur einem gewonnenen Game auch schon wieder Abschied von den HTT-French-Open nehmen zu müssen. In Runde 2 bekommt der junge Serbe nun Gelegenheit zur Revanche, und zwar an Mario Kiss. Im Vorjahr auf Rasen spielte Kiss im Duell mit dem Rising-Star seine große Klasse aus, jetzt sinnt Dejanovic auf Revanche und brennt auf das zweite Treffen mit dem Ranglisten-Elften, der sich am Freitag Nachmittag ohne zu glänzen mit 6:3, 6:0 gegen Michael Schwärzli für die zweite Runde qualifzieren konnte. Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt! Markus Eichleter hat erstmals in seiner Karriere die erste Runde des Mai-Grand-Slam-Turniers überstanden, und sich mit einem 6:2, 6:3 Sieg über Andre Prinz für ein zweites Match empfohlen. Unter Flutlicht kämpfte sich auch der an Nummer 12 gesetzte Andreas Tolunay unter die letzten 32 des Turniers. Der Terra-Rossa-Star stellte mit einem 6:2, 7:5 Erfolg über einen beherzt spielenden Reinhard Paizoni auf 2:1 im Head to Head, und zeigte sich danach nicht nur über den Auftaktsieg erfreut. “Ich kann mich diesmal auch nicht über die Auslosung beschweren”, ergänzte der Wiener. 4:6, 6:1, 7:6 nach über 2:35 Stunden Spielzeit, mit diesem Ergebnis sicherte sich Wolfgang Dworzak sein Ticket für das Zweitrunden-Duell mit Andreas Tolunay. Der WAC-Spieler kämpfte in einer ausgeglichenen Partie, am Ende als der etwas glücklichere Spieler einen wieder langsam Form zeigenden Alexander Lovrek nieder. Die einzige Dame im Feld, die Oberösterreicherin Julia Burgstaller warf mit Peter Baumann den ersten Gesetzten aus dem Bewerb, Vorjahresfinalist Bernd Jaschke sorgte mit einem 7:5, 6:0 Erfolg über Markus Hobiger für das sechste Grand-Slam-Turnier in Serie, in dem sein Gegner erfolglos blieb, womit auch Karriere-Einzelsieg Nr. 150 zumindest noch eine Woche auf sich warten läßt. Ebenfalls locker die zweite Runde erreichten schließlich noch Ex-HTT-Wimbledonsieger Thomas Müller (6:2, 6:4 über Rene Degrinis) und der an Nr. 9 gesetzte Mathias Wagner, der mit einem völlig unerwarteten 6:1, 6:0 über den sehr hoch eingeschätzten Hans Kunst vielleicht sogar für das sensationellste Ergebnis des zweiten Spieltages sorgte.

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