Future-Tour-Stars zum März-Masters-Series-1000-Auftakt auf verlorenem Posten

“Saison-Opening – unter freiem Himmel – Teil 2”. Unter diesem Motto steht das letzte März-Wochenende im Tennispoint Südstadt, an dem die Hobby-Tennis-Tour nach dem letztwöchigen wetterbedingten Unterbruch beim Auftakt-Turnier in die Freiluftsaison, mit der 19. Auflage des März-Masters-Series-1000-Turniers einen zweiten Versuch unternimmt, den ersten Outdoor-Champion des Jahres zu küren. Das März-1000er als “Miami der HTT”, bei den Profis auf der ATP-Tour gilt das Event im Crandon Park zu Key Biscayne als “heimlicher” fünfter Grand-Slam, während der Hartplatz-Klassiker in Maria Enzersdorf auf die Stars der Hobby-Tennis-Tour weiterhin “unheimlich” wenig Attraktivität und Anziehungskraft auszuüben scheint. Anders ist es nicht zu erklären, dass das zweitgrößte Hartplatzturnier der Szene auch bei seiner 19. Auflage mit einer recht dünnen Promi-Dichte aufwartet. Masterssieger Philipp Schneider hat sich in die Südstadt “verirrt”, der Vorjahresfinalist Matthias Wagner vertritt zusätzlich die großteils abwesende Top-Ten-Elite, und wenn nicht in letzter Minute noch zwei Fixstarter ihre Nennung zurückgezogen hätten, und der Ranglisten-Achte Alexander Scheller dadurch in den Hauptbewerb rutschte, dann wären erstmals in der Geschichte dieses Turniers überhaupt nur zwei Top-Ten-Asse am Start gewesen. Ein Bericht von C.L

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Die aussichtsreichsten Kandidaten auf ein Topresultat beim März-Masters-Series-Turnier

Die Liste jener Topstars aufzuzählen, die an diesem letzten März-Wochenende des Jahres durch Abwesenheit beim 19. März-Masters-Series-1000-Turnier glänzen, würde den Rahmen dieses Berichts sprengen, und auch nicht den vielen starken Spielern gerecht werden, die an diesem Weekend bei prächtigst prognostizierten Frühlings-Bedingungen um die ersten 1000 Freiluft-Ranglistenpunkte des Jahres kämpfen werden. Ob die HTT-Mega-Promis ihren Südstadt-Boykott mit der frühen Jahreszeit, dem Bodenbelag oder der Location rechtfertigen, interessiert spätestens seit der Auslosung ohnehin niemanden mehr. Der Fokus gilt ab sofort den Stars vor Ort, und da sind neben erwähntem Top-Ten-Trio auch noch einige Damen & Herren mit dabei, die für absolut “großes” Hartplatztennis auf Top-Niveau in Frage kommen. Stefan Grubmüler stand heuer bereits im Jänner-HTT-500-Finale, und möchte mit einem weiteren Spitzen-Resultat erstmals in die Top 30 vorstoßen. Mit Harald Schachinger kommt immerhin ein aktueller Jänner-Grand-Slam-Viertelfinalist in die Südstadt, wo man auch auf das HTT-Freiluft-Debüt von Alexander Pichler höchst gespannt ist, scheiterte der doch beim letzten 500er-Turnier im La Ville erst knapp im dritten Satz seines Achtelfinal-Duells mit Jänner-Grand-Slam-Champion Renee Glatzl. Mit Thomas Müller ist zudem ein ehemaliger Ranglisten-Erster am Start, der obendrein als ausgewiesener Hartplatz-Spezialist gilt, und spielstarke Typen wie Clemens Beywinkler, Christoph Straninger oder Jürgen Buchhammer, sind jederzeit für eine Überraschung gut. Und aufgepasst auch auf die 6fache Olympiasiegerin Ines Kreilinger, die sich auf Hartplatz so richtig wohl fühlt, und dem starken Geschlecht an diesem Wochenende durchaus den Rang ablaufen könnte.

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Future-Tour-Stars mit Auslosungspech

Ein Jahr für Jahr auftretendes Phänomen beim HTT-1000er-Turnier in der Südstadt ist auch das recht dichte Aufgebot an Future- und Challenger-Spielern, die natürlich versuchen, mit etwas Auslosungsglück an massigst “big points” für die Rangliste zu kommen. Und weil die Turniere in der Südstadt aufgrund der geringen Platz-Kapazitäten stets für limitierte Teilnehmerfelder bekannt sind, und die wenigen Startplätze nach dem Prinzip “wer zuerst kommt, mahlt zuerst” vergeben werden, ziert immer wieder ein beachtliches Gros an Future- und Challenger-Stars das Tableau des zweiten Masters-Series-1000-Saison-Turniers. So ist der Hartplatz-1000er an der südlichen Stadtgrenze Wiens auch das einzige Turnier dieser Serie, in der keine Qualifikation ansteht, und so “hoffen & bangen” die Stars aus der zweiten Reihe bei der am Donnerstag Abend stattfindenden Auslosung immer extrem auf ein Glückslos. 12 der Challenger-Tour zuzuordnenden Akteure sind an diesem Wochenende mit von der Partie, und gleich acht von ihnen haben bei der Auslosung ein Hammerlos gezogen. Glücklich durfte sich nur das Quartett “Kovarik-Bieling-Ferrari-Böö” schätzen, dass zum Auftakt gegeneinander gelost wurde.

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Wener Kovariks 330. Karriere-Match und sein erster Auftritt nach dem Final-Trauma beim März-Future-Turnier bringen Sieg über Leo Claudius Bieling und wahrscheinliche Rückkehr in die Top 100 der HTT-Computer-Rangliste

Eines der beiden Future-Duelle stand dann um 15 Uhr als Eröffnungsspiel des 19. März-Masters-Series-1000-Turniers auf dem Programm, und die Partie zwischen Werner Kovarik und dem Deutschen Leo Claudius Bieling war trotz vermeintlicher “Unattraktivität”, für Tour-Insider eine ganz interessante. Denn allgemein war man gespannt auf den ersten Auftritt Werner Kovariks nach seiner bitteren Finalpleite beim März-Future-Turnier vor drei Wochen. Nach 15 Jahren Tourzugehörigkeit und 210 gespielten Turnieren hatte der Ottakringer die einmalige Chance, in seinem ersten Karriere-Finale endlich den heiß und lange ersehnten Tourtitel zu erringen. Wie es letztlich ausging, ist allgemein bekannt! Wie Kovarik auf diesen Final-Schock reagieren würde, das war bis gestern Nachmittag offen! Das der 39jährige bei seinem Freiluft-Debüt mit Bieling einen Future-Tour-Kollegen zum Gegner hatte, machte die Sache für den gescheiterten März-Future-Finalisten natürlich “machbar” was ein mögliches Erfolgslebnis betraf, und realistisch beurteilbar, wie der Tour-Evergreen das Trauma “Final-Pleite” weggesteckt hat. Nun, nach exakt einer Stunde Spielzeit und einem auf dem Papier recht souverän wirkenden 6:0, 6:4 Erfolg, kann man davon ausgehen, dass Kovarik keine “bleibenden mentalen Schäden” davongetragen hat. Der glatte Auftaktsieg – noch dazu im 330. Karriere-Einzelmatch – tat gut für die zuletzt geschundene Seele, und er könnte Kovarik im am kommenden Mittwoch erscheinenden neusten Tour-Ranking wieder zurück unter die mittlerweile doch recht prestigeträchtigen Top 100 der Hobby-Tennis-Tour bringen. 40 Minuten hatte Kovarik die Erstrunden-Partie mit einem extrem fehlerhaften Gegner unter Kontrolle, ehe er im Finish ein bißchen zu “wackeln” begann, und Bieling auf 4:5 herankommen lassen musste. “Zum heutigen Match kann ich eigentlich nur sagen, ich habe gewonnen. Da waren keine Höhepunkte, das war eine einzige Fehlerorgie, seinerseits noch mehr als von mir. Ich bin froh, bei einem stärkeren Gegner hätte ich heute verloren. Ich habe mich heute noch nicht so wohl gefühlt auf dem neuen Hartplatz. Und im Hinterkopf habe ich immer noch meine “depperte” Finalniederlage beim März-Future-Turnier gegen Robert Rother. Ich fühle mich derzeit ziemlich unsicher. Ich muss jetzt wieder abschalten, und versuchen morgen ein besseres Tennis zu spielen. Dann schauen wir weiter”, so der 39jährige, während Deutschlands Future-Tour-Star Leo Claudius Bieling seine vierte Erstrunden-Niederlage in Serie zu erklären versuchte: “Ja, das waren heute wieder zu viele Fehler. Ich komme derzeit in keinen Rhythmus rein. Mit viel spielen und Training nebenbei, hoffe ich wieder sicherer im Schlag zu werden”, so der 24jährige aus Kassel.

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Mario Ferrari mit fehlendem Durchblick und einer 0:6, 5:7 Niederlage gegen Jänner-Future-Champion Martin Böö

Das zweite reine Future-Tour-Duell in Runde 1 des März-Masters-Series-1000-Turniers bestritten zum Abschluss des Eröffnungstages Martin Böö und Mario Ferrari. Letztgenannter “probierte” sich erstmals überhaupt mit neuen Kontaktlinsen, und diese kleinen “optischen Sehhilfen” wurden dem Neo-Donaufelder in seinem 157. Karriere-Single am Ende zum Verhängnis. Vor allem mit dem Abschätzen von Entfernungen hatte der 32jährige speziell zu Beginn des Matches seine liebe Not, und so kassierte Ferrari eine von insgesamt vier “Nullen” am heutigen ersten Spieltag. Im zweiten Satz fand sich Ferrari mit seinen Haftschalen immer besser zurecht und zusehends auch in eine Partie, in der aus seiner Sicht durchaus mehr möglich gewesen wäre. Böö hatte in seinem allerersten Versuch auf Hartplatz Tennis zu spielen, trotz klar gewonnenem ersten Satz nicht die erwartete Selbstverständlichkeit, um sich problemlos für die besten 16 des Turniers zu qualifizieren. Im Gegenteil: Im Finish wurde es ein eher krampfhaft wirkender Kampf, der in einem Wettlauf gegen die hereinbrechende Dunkelheit endete. Böö hatte bei 3:4 Rückstand und 0:40 bei eigenem Aufschlag drei Breakchancen seines Gegners und eine wirklich heikle Situation zu überstehen, ehe er sich mit seinem 15. Einzelsieg die Achtelfinal-Teilnahme bei seinem allerersten Masters-Series-1000-Start sichern konnte.

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Jürgen Buchhammer und Thomas Müller schlagen sich ganz locker für den weiteren Turnierverlauf ein

Dort trifft der 28jährige Jänner-Future-Champion auf Jürgen Buchhammer, der sich als Nummer 4 des zweiten Masters-1000-Saisonturniers mit einem lockeren 6:1, 6:0 Erfolg über Maximilian Fötsch für den weiteren Verlauf des Bewerbs einspielte. Mehr als sich an die Bedingungen – mit dem erstmaligen Schlagen und freiem Himmel und auf Hartplatz – zu gewöhnen war es nicht, auch wenn Buchhammer “statistisch” gesehen, seinen bislang größten Erfolg bei diesem Event erzielen konnte. Denn noch nie überstand der 31jährige vom UTC La Ville beim März-Masters-Series-1000-Turnier die erste Runde. 2012 scheiterte er an Michael Kovar, und im Vorjahr war gleich zum Auftakt gegen Christoph Straninger Endstation. “Ich habe endlich einmal eine gute Auslosung, und die gilt es an diesem Wochenende zu nützen”, freute sich Buchhammer am Freitag Nachmittag. Ebenfalls mit einer “Aufwärmübung” und einer “Kennenlernstunde” war am Freitag Nachmittag WAC-Star Thomas Müller beschäftigt. Der 44jährige, der 2009 als bisher einziger Spieler der Geschichte das “Rasen-Triple” mit Siegen beim Juni-HTT-500-Turnier, beim Juni-Masters-Series-1000, und im HTT-Wimbledon erringen konnte, und daraufhin auch für 13 Wochen zur Nummer 1 der HTT avancierte, liebt das Spiel auf Hartplatz, und demonstrierte seine Spielfreude auf dem neuen Centercourt im Tennispoint Südstadt mit einem 6:1, 6:0 Kantersieg über Future-Tour-Ass David Klapil. Der 21jährige zeigte sich bemüht, kämpfte an der Grundlinie beherzt um jeden Ball und jeden Punkt, und wurde am Ende mit einem Ehrengame belohnt. Mehr war für Klapil in seinem 30. Karriere-Match beim besten Willen nicht möglich. Und auch wenn das Resultat natürlich ernüchternd ausfiel, so ließ die Nr. 138 der HTT-Computer-Rangliste doch eine deutliche Steigerung im spielerischen Bereich erkennen.

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BMTC-Jungstar Stefan Roch gewinnt “NÖ-Derby” gegen Thomas Holy vom WTC Bad Vöslau

In der zweiten Centercourt-Partie des Eröffnungstages wurde dann noch der achtelfinale Gegner von Thomas Müller ermittelt, und zwar im Duell zwischen Tour-Neuling Stefan Roch vom BMTC und Thomas Holy, der sich nach dreieinhalb Jahren Tourpause wieder einmal im Circuit blicken ließ. Der Niederösterreicher vom WTC Bad Vöslau, debütierte im September 2010 beim HTT-250-Turnier in Traiskirchen, und schied dort erst im Viertelfinale gegen Reinhard Paizoni aus. Seither sind dreieinhalb Jahre vergangen, in denen Holy einen gewaltigen Entwicklungsschritt machen konnte. Der großgewachsene Comebacker spielt mittlerweile richtig dynamisch an der Grundlinie, auch wenn er sein bestes Tennis am gestrigen Freitag wohl nicht abrufen konnte. Das lag sicher auch an seiner Einstellung! Die war auf dem Platz prinzipiell in Ordnung, nur dürfte der Vöslauer-Jungstar auf eine gänzlich andere Aufgabenstellung im Vorfeld fokussiert gewesen sein. “Was wir spielen im Freien”, fragte Holy staunend in Richtung Tour-Veranstalter, und damit schien irgendwie die Luft raus zu sein beim 18jährigen Niederösterreicher, der das blau-gelbe Erstrunden-Derby am Ende nach knapp 90 Minuten Spielzeit mit 2:6, 4:6 gegen Stefan Roch verloren hatte. Der 19jährige vom BMTC, der auf Engagement seines Vereinskollegen Clemens Beywinkler sein Tour-Debüt beim März-Masters-Series-1000-Turnier in der Südstadt feierte, überzeugte derweil mit einer beherzt und willensstarken Darbietung, mit der er nicht nur sein Achtelfinal-Ticket löste, sondern auch Anerkennung bei seinem nächsten Gegner – dem ehemaligen HTT-Wimbledonsieger Thomas Müller – erntete. Für “Tom” ist der BMTC-Jungstar in jedem Fall kein Unbekannter. “Der Stefan ist der Sohn meines Notars, der übrigens ein exzellenter Tennisspieler ist” erklärte Müller. Roch jun. überzeugte derweil bei seiner Tour-Premiere mit einer quirlig wirkenden Vorstellung. Immer in Bewegung, immer im Vorwärtsdrang und offensiv orientiert, holte sich der Linkshänder den ersten Satz mit 6:2. Das der 19jährige vom BMTC auch kämpfen kann, bewies er dann in Durchgang 2, als er einen 1:3 Rückstand aufholte, und schließlich die Partie bei 5:4 ausservierte. “Ich habe heute gut gespielt, und vorallem perfekt volliert, und das überraschender Weise”, betonte der Sieger, während sich Thomas Holy mit einem kurzen aber vielsagenden Statement verabschiedete: “Das Einspielen war noch stark”.

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