Riesentöter Christoph Beutler triumphiert beim März-HTT-500-Turnier über die Tour-Elite

Das letzte große Hallenturnier der Indoor-Saison 2013/14 ist am Dienstag Abend mit einem Sieg von Tour-Newcomer Christoph Beutler zu Ende gegangen. Der 29jährige Wiener entschied die 11. Auflage des März-HTT-500-Turniers im UTC La Ville für sich, und trat mit einem in 94 Minuten errungenen 6:3, 3:6, 6:4 Erfolg über Masterssieger Philipp Schneider die Nachfolge des deutschen Vorjahresjahressiegers Jan-Philip Hupasch an. In einem äußerst interessanten und vorallem im Finish auch hochspannenden 15. Saisonfinale, avancierte Beutler auch entgültig zum Riesentöter der heurigen Ausgabe des März-HTT-500-Turniers, hatte der Tour-Neuling vom Union Freizeitclub Marswiese doch bereits im Semifinale mit Renee Glatzl den amtierenden Jänner-Grand-Slam-Sieger ausschalten können. Im Endspiel knackte Beutler dann auch noch den aktuellen Masters-Gewinner, und nach Siegen über die Nummern 2 und 3 des aktuellen HTT-Computer-Rankings stieg der 29jährige mit seinem Premieren-Triumph nach seinem Freund und Clubkollegen Matthias Braun zum zweiten Debüt-Champion der heurigen Saison auf. Bitter – zumindest aus rein statistischer Sicht – endete derweil das März-HTT-500-Finale für Philipp Schneider. Der 33jährige vom UTC Waidhofen/Thaya büßte mit seiner Dreisatz-Niederlage gleich zwei seiner höchst imposanten Erfolgsbilanzen ein. Einerseits musste sich Schneider in seinem 7. Karriere-Finale nach 6:0 Siegen erstmals überhaupt in einem Endspiel geschlagen geben, und andererseits setzte es für den 33jährigen nach 12 Einzelerfolgen auf HTT-500er-Ebene en suite, die erste Niederlage seit 24. September des Vorjahres, als er im Achtelfinale des September-HTT-500-Turniers Jungstar und Kitzbühel-Semifinalist Stefan Kraberger in drei Sätzen unterlag. Ein Bericht von C.L

img_4351

Der “als bester Spieler der jemals auf der HTT im Einsatz war” titulierte Christoph Beutler war zunächst einmal der beste Spieler des März-HTT-500-Turniers und damit hoch verdienter Sieger des 15. Saisonturniers im UTC La Ville

Als bester Spieler, der jemals auf der Hobby-Tennis-Tour aufgeschlagen hat, so wurde der frischgebackene März-HTT-500-Sieger nach seinem Debüt-Auftritt in Runde 1 von einem chancenlosen Gerald Marhold bezeichnet. Nun, ob Beutler tatsächlich der beste Spieler aller HTT-Zeiten ist, wird der 29jährige erst noch beweisen müssen, der beste Spieler beim am vergangenen Dienstag zu Ende gegangenen 754. Single-Event der Open Ära war Beutler aber allemal, und damit letztlich auch völlig verdienter Sieger des 11. März-HTT-500-Turniers. Der 29jährige hatte ein famoses Debüt auf die Teppich-Courts im UTC La Ville gezaubert, zunächst die beiden Challenger-Stars Gerald Marhold und Peter Baumann zu Statisten degradiert, und sich dabei perfekt für den erfolgreichen Triple-Schlag gegen die Top 3 des aktuellen Turniers eingeschlagen. Im Viertelfinale verhinderte Beutler mit einem 0:6, 6:2, 6:0 Erfolg über die Nummer 3 des Turniers Alexander Scheller dessen 60. Karriere-Einzelsieg, ehe er im Semifinale dem seit acht Spielen ungeschlagenen Jänner-Grand-Slam-Champion Renee Glatzl  ebenfalls in drei Sätzen die erste Saisonniederlage zufügte. Die Nummer 1 des 285. Hallenturniers der Geschichte besiegt, damit hatte sich Beutler endgültig in den Fokus der Tour-Community gespielt. Und auch der bis dahin recht souverän wirkende Masterssieger war damit vorgewarnt, und dementsprechend “unlocker” startete Schneider auch in sein erstes Saisonfinale.

img_4339

Christoph Beutler mit frühem Break zum 1:0 und einer großartigen Performance im ersten Satz des 11. März-HTT-500-Turniers

Zwei Grundschläge nicht wie in gewohnter Präzision ausgeführt, und schon sah sich Schneider im Auftakt-Gmae des Problems eines abzuwehrenden Breakballes ausgesetzt. Und just in dieser Situation stellte Beutler gleich einmal sein großes Können unter Beweis, ballerte dem Masterssieger einen grandiosen Vorhand-Winner um die Ohren, und hatte sich spätestens jetzt den letzten möglichen Zweiflern nachhaltig vorgestellt. Gespielt waren erst drei Minuten, und doch hatten die Zuschauer am Centercourt des UTC La Ville bereits die entscheidenden Szenen des ersten Durchgangs gesehen. Weil der Masterssieger im gesamten ersten Durchgang bei allen vier Aufschlagspielen seines Gegners nicht zu einer einzigen Break-Gelegenheit kam. Hauptverantwortlich für dieses Entwicklung war die auffallend akute Return-Schwäche des 6fachen Turniersiegers, der “am Return” weit unter seinen Möglichkeiten blieb, während Beutler seinerseits sich sogar den Luxus leisten konnte, Break-Chancen zuhauf zu vergeben. Der Final-Debütant ließ zwei Break-Chancen zum 4:1 aus, und bei einer 0:40 Führung sogar drei Breakbälle am Stück zum möglichen 5:2 ungenützt. Doch das war alles kein Problem aus Sicht des Newcomers, der sich davon unbeeindruckt zeigte, und im Stile eines Klassemannes auch sein Aufschlagspiel zum 5:3 nach Hause spielte, ehe er sich doch noch ein zweites Break zum 6:3 Satzgewinn sicherte.

img_4343

Schneider steigert sich beim Aufschlag, und gewinnt den zweiten Satz mit 6:3

Der zweite Durchgang des 11. März-HTT-500-Finales verlief dann vom Spielverlauf exakt wie der erste Satz, nur diesmal in die Richtung des Masterssiegers. Der 33jährige profitierte gleich im ersten Game von einem katastrophal absolvierten Aufschlagspiel Beutlers, der sich mit drei Doppelfehlern selbst sein erstes abgegebenes Aufschlagspiel eingehandelt hatte. Und wieder war die Entscheidung gleich zu Beginn des Satzes gefallen, weil diesmal Beutler “keinen Zugriff mehr zum Aufschlag Schneiders bekam”, wie er später im Interview bekannte. In der Folge dominierten die Aufschläger das Geschehen des 15. Saisonfinales, wobei sich vorallem der Masterssieger beim Service im Vergleich zu Durchgang 1 massiv steigerte. Auffallend war dabei vorallem die stark gesteigerte Quote der gewonnenen Punkte nach dem ersten Aufschlag. Hatte Schneider im ersten Heat nur zu mageren 57 Prozent den Punkt nach dem ersten Aufschlag gemacht, hievte der 33jährige diese Quote im zweiten Satz auf beachtliche 92 Prozent. Damit kam Schneider nicht nur zu vielen locker gewonnenen Aufschlagspielen, sondern im logischen Umkehrschluss vereitelte der Ranglisten-Dritte auch jegliche Chancen Beutlers auf ein Break. Das der 29jährige seinerseits dann zum 3:6 kassierte, womit das Endspiel des 220. HTT-500-Turniers nach exakt 62 Minuten Spielzeit wieder völlig offen war.

img_4347

Beutler fixiert nach spannender und zittriger Schlussphase gleich bei seinem ersten Antreten seinen ersten Turniersieg auf der Hobby-Tennis-Tour

Wer würde nun im dritten Satz die Oberhand behalten, diese Frage blieb während der letzten 32 Minuten des Finales lange Zeit ungeklärt, und endete statistisch betrachtet auch ein wenig kurios. Schneider hatte im alles entscheidenden dritten Satz mit 79 zu 54 Prozent das weitaus bessere Percantage beim ersten Aufschlag als seiner Gegner. Der Masterssieger machte 6 unerzwungene Fehler weniger als sein Gegenüber, und hatte am Ende mit 30:27 sogar drei Punkte mehr zu Buche stehen als Beutler. Der Tour-Newcomer aber hatte mehr Games gemacht, ein Break mehr “heraus-retourniert”, und damit völlig verdient einen höchst spannend verlaufenden dritten Satz für sich entschieden. Mit Doppelfehler Nr. 6 und einem Vorhand-Patzer hatte sich Schneider neuerlich ein viel zu frühes Break eingefangen, und Glück in dieser Phase, dass Beutler gleich darauf mit einem Horror-Game und vier Fehlern seinen Aufschlag ebenfalls zu Null abgeben muss. Seiner Vorhand verdankte Beutler dann das Break zum 3:2, das zudem eine “Hochphase” des späteren Siegers einleitete. Beutler steuerte mit drei Games in Serie und einer 5:2 Zwischenführung einem scheinbar klaren Sieg entgegen, ehe der “Neue” mit dem allseits bekannten Phänomen der “Zitterhand” Bekanntschaft machte. Es folgten zwei völlig verkorkste Beutler-Games, in denen er mit 0:8 keinen einzigen Punkt machte, und mit seinen Doppelfehlern Nr. 11 bis 14 zum zweiten Mal in diesem Endspiel mit drei “Dopplern” in einem Aufschlagspiel auffiel. Mit einem Schlag war es also wieder hoch spannend in der Halle geworden, als sich Beutler ein zweites Mal aufmachte, mit eigenem Aufschlag den Premieren-Triumph unter Dach und Fach zu bringen. Und beim zweiten Versuch sollte es dann klappen, weil Beutler “sein Herz in die Hand nahm”, und aktiv versuchte, dieses eine zum Sieg noch nötige Aufschlagspiel zu machen. Ein Rückhand-Volley exakt an die Linie gesetzt und eine abermals wuchtig und präzise getroffene Vorhand, brachten dem 29jähirgen bei 30:0 die nötige Sicherheit, um schließlich bei 40:30 mit seinem sechsten Ass den großen Triumph perfekt zu machen.

img_4357

“Ich bin sehr happy über diesen Turniersieg, und das war ein guter Start in die Tour”

Nur eine Woche nach den Turniersiegen von Peter Hillebrand und Yannik Podesser, setzte es mit den Erfolgen von Robert Rother und Christoph Beutler bereits den zweiten Premierensieger-Doppelpack in Folge. Beutler avancierte wie schon eingangs erwähnt zum zweiten Debüt-Champion 2014 nach Matthias Braun, zum 217. Turniersieger der Open Ära und zum insgesamt bereits neunten neuen Siegergesicht in der noch kurzen heurigen HTT-Saison. Dementsprechend glücklich zeigte sich Beutler in seiner Stellungnahme nach dem Turnier: “Der erste Satz war fast perfekt gespielt von mir. Ich hatte mich total fit gefühlt, und die Bälle früh genommen. Der zweite Satz war dann ein bißchen seltsam. Ich bin gleich dem frühen Break nachgelaufen, und hatte danach irgendwie nie einen Zugang zu Schneiders Aufschlag. In den dritten Satz bin ich dann gleich gut gestartet, habe dann ein bisserl nachgelassen, mich im letzten Game aber nochmals zusammengerissen. Den Matchball habe ich unter dem Motto “Augen zu und durch” verwandelt. Die vielen Doppelfehler heute sind ein bißchen bitter, waren mir aber gar nicht so bewusst während des Matches. Der Philipp hat heute nicht gut retourniert, und im Semifinale sicher besser gespielt. Ich bin dennoch sehr happy über diesen Turniersieg. Das war ein guter Einstieg in die Tour”, äußerte sich Christoph Beutler.

img_4345

img_4356

Masterssieger Philipp Schneider über seine Return-Leistung enttäuscht und trotzdem neue Nummer 2 der Hobby-Tennis-Tour, und Jan-Philip Toader löst Vorjahressieger Jan-Philip Hupasch als neue deutsche Nummer 1 ab

86:82 Punkte spuckte die Matchstatistik von hobbytennistour.at am Ende für den unterlegenen Masterssieger aus, vier Punkte mehr erzielt als der spätere Sieger reichten aber nicht, um seine exzellenten Siegesserien auf HTT-500-Ebene prolongieren zu können. Zum allerersten Mal musste sich Philipp Schneider nach 6 errungenen Titeln in einem HTT-Finale geschlagen geben. 21 Siege holte der 33jährige aus seinen letzten 22 HTT-500-Matches, ehe ihm ein großartig spielender Christoph Beutler am Dienstag Abend die insgesamt erst zweite Niederlage auf 500er-Ebene nach dem Achtelfinal-Aus beim September-HTT-500-Turnier im letzten Jahr gegen Stefan Kraberger zufügte. Und doch war der im Endspiel gescheiterte Philipp Schneider gar nicht so sehr ob seiner verloren gegangenen Erfolgsbilanz enttäuscht. “Der Christoph hat sehr gut gespielt, taktisch hervorragend und vorallem sehr konsequent agiert. Ich bin aber sehr enttäuscht, dass ich am Return – der eigentlich meine Stärke ist – nicht mehr entgegenzusetzen hatte. Das die Siegesserien vorbei sind ist schade, aber die schlechte Returnleistung ärgert mich mehr. Das Ergebnis geht in Ordnung, und jetzt habe ich aber wenigstens auch einen Teller daheim”, nahm Schneider die Finalniederlage beim März-HTT-500-Turnier 2014 mit Galgenhumor. Und noch ein kleines Trostpflaster gab es für den unterlegenen Masterssieger. Im neuesten Ranking wird Schneider den bereits im Semifinale gescheiterten Jänner-Grand-Slam-Sieger Renee Glatzl überholen, und damit darf sich der 33jährige Niederösterreicher mit Platz 2 über sein Karriere-High-Ranking freuen. Apropos Rangliste: In der neuesten am vergangenen Mittwoch erschienenen Ausgabe der HTT-Entry-List, ist Vorjahressieger Jan-Philip Hupasch um 10 Plätze nach unten gerutscht, und damit aus den Top 20 gefallen. Vorallem aber musste der dreifache Turniersieger aus Varel die Position als deutsche Nummer 1 abtreten, und zwar an einen anderen Jan-Philip, nämlich Toader, der sich als neue Nummer 18 zur fünften deutschen Nummer 1 der Hobby-Tennis-Tour nach Alfred Weinberg, Robin Douglas, David Hühne und Jan-Philip Hupasch in die Geschichtsbücher eintragen konnte.

img_2377

img_2363