Serbiens Jungstar Nemanja Dejanovic entzaubert Challenger-Tour-Final-Champion

Eigentlich steht die an diesem Wochenende stattfindende 8. Auflage des Februar-Challenger-Turniers ja im Schatten des gleichzeitig über die Bühne gehenden zweiten Saison-Events der hochgejazzten 500er-Serie der Hobby-Tennis-Tour, doch Marhold & Co treten in den letzten Wochen und Monaten immer öfters geschlossen und erfolgreich in Erscheinung. Haben die Challenger-Turniere im Profi-Tennis irgendwie den Beigeschmack, Events zweiter Klasse zu sein, profilieren sich die Challenger-Veranstaltungen der Hobby-Tennis-Tour hingegen immer mehr zu höchst respektierten Bewerben, bei denen mittlerweile richtig gutes Hobby-Tennis geboten wird. Die Zeiten sind vorbei, als man sich im Circuit für einen Challenger-Titel genieren musste! Anno 2014 zeigen die Challenger-Stars Flagge, hat ein mit 100 Punkten dotierter Turniersieg richtig viel Gewicht, und hat eine ganze Turnierserie den Durchbruch als anerkannter Teil des Tour-Zirkus längst geschafft. Als weitere Aufwertung der Challenger-Szene dient mit Sicherheit auch die zu Saisonbeginn neu strukturierte Turnierlandschaft auf Challenger-Ebene, die nun in drei statt bislang zwei Kategorien eingeteilt ist, und in ihrer stärksten Liga sogar Spieler mit einer International Tennis Number von 5,5 anlocken soll. Das gesteigerte Nievau und der vollzogene und vorallem spürbare Imagewandel der einst als Tour der schwächlichen Verlierer gehandelten Challenger-Serie, hat auch strikte Challenger-Verweigerer wie Markus Hobiger zu einem Umdenken veranlasst, und damit scheint ein hoch interessantes und spannendes siebentes Saison-Turnier mit immerhin 9 Titelträgern der HTT-Geschichte garantiert. Das 8. Februar-Challenger-Turnier hat aber nicht nur gut und gerne 15 heiße Titel-Aspiranten zu bieten, sondern es gibt auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten und ehemaligen Challenger-Stars. Ein Bericht von C.L

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Serbiens Jungstar Nemanja Dejanovic schlägt nach vorwöchigem Sensations-Erfolg über Christoph Kramer nun auch den amtierenden Challenger-Tour-Final-Champion Gerald Marhold

11:2 Siege aus den letzten 13 Spielen auf Challenger-Ebene, zwei Endspielteilnahmen bei den vergangenen drei Challenger-Auftritten und dazu der große Triumph beim Challenger-Tour-Final 2013, Gerald Marhold war zuletzt mit großartigen Leistungen und phantastischen Resultaten zum Aushängeschild und Vorzeige-Athleten der Challenger-Tour avanciert. Dementsprechend favorisiert ging der 35jährige am Freitag Abend auch in sein Erstrunden-Duell mit Serbiens Jungstar Nemanja Dejanovic. Der erst 14jährige kam mit der Empfehlung des vorwöchigen Sensationssieges über den HTT-US-Open-Champion von 2012 Christoph Kramer, den er zum Auftakt des Jänner-HTT-250-Turniers mit 6:3, 6:1 doch recht unsanft aus der Halle des UTC La Ville befördert hatte. Insider freilich wissen um die aktuelle Unform des Christoph Kramer, wodurch man dem Überraschungserfolg des jungen Serben nicht die übermäßige Bedeutung zukommen lassen sollte. Was ein Sieg über einen renommierten und namhaften Tourstar – auch wenn der augenblicklich meilenweit von Normalform entfernt agiert – dennoch ausmachen kann, bekam man am Eröffnungstag des Februar-Challenger-Turniers zu sehen. Es ist diese gewaltige Portion Respekt, die einem als Kramer-Bezwinger entgegengebracht wird, erst recht wenn man selbst den Status Challenger-Spieler inne hat. Wer einem ehemaligen Ranglisten-Zweiten und einem allseits bekannten Tour-Star mit der Routine von 270 gespielten Turnieren nur 4 Games läßt, der muss Tennis spielen können, und das obendrein noch recht gut. Und diese These bestätigte Dejanovic im Erstrunden-Schlager mit dem immerhin amtierenden Challenger-Tour-Final-Champion eindrucksvollst. Der Teenie-Star jagte eine desaströs auftretende Nummer 4 des Turniers mit nur einem Game vom Platz, und fügte dem zuletzt so erfolgreich spielenden und vorallem in seinen Leistungen so stabil wirkenden Marhold eine ganz bittere Niederlage zu. “Der Nemanja war heute der klar bessere Spieler. Er hat verdient gewonnen, und ist für mich jetzt der absolute Turnierfavorit. Ich hingegen habe heute meine absolut schlechteste Leistung im Jahr 2014 gezeigt”, übte der Verlierer nach seinem absolvierten und verloren gegangenen 245. Karriere-Single durchaus Selbstkritik.

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Mit dem verunsicherten Günther Wlaschitz und dem heuer noch sieglosen Thomas Hiebl erwischte es zum Auftakt des Februar-Challenger-Turniers zwei aussichtsreiche Titel-Mitfavoriten

Es erwischte am ersten Spieltag des Februar-Challenger-Turniers 2014 aber auch noch andere aussichtsreiche Kandidaten, die im Vorfeld durchaus auch in Zusammenhang mit einem Topergebnis in Verbindung gebracht wurden. So musste etwa ein außer Form gekommener und reichlich verunsichert wirkender Günther Wlaschitz mit 1:6, 0:6 in beinahe dramatischer Ausprägung die Segel gegen WAT Landstrasse-Star Thomas Grabensteiner streichen. Auf der Rechnung hatten viele Insider auch den Namen Thomas Hiebl, doch der 27jährige floppte beim Versuch, sich im Auftakt-Duell gegen Thomas Pratsch sein drittes Karriere-Achtelfinale zu sichern. Die bittere Pille in Form eines 2:6, 3:6 Ausrutschers bedeutete bereits die dritte Erstrunden-Niederlage im Jahr 2014, wodurch “Tom” heuer noch sieg- und glücklos durch die Tour tingelt, und vermutlich mit Wehmut an die November-Tage seines Tour-Debüts zurückdenken wird. 8 Siege in 10 Spielen feierte Hiebl im November letzten Jahres, kämpfte sich dabei sowohl beim November-HTT-150-Turnier als auch beim November-Challenger jeweils höchst erfolgreich durch drei Quali-Runden, ehe er auch noch jeweils die erste Hauptbewerbsrunde siegreich absolvierte. Von dieser Lockerheit ist aktuell im Spiel des 27jährigen nichts mehr übrig. In der Rolle des Underdogs, der durch die Quali pflügte, fühlte sich Hiebl scheinbar erheblich wohler. “Jetzt mache ich einmal eine Turnierpause. Ich habe heute eigentlich die Punkte für den Pratsch gemacht”, lachte der Unterlegene.

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Alexander Sterzl feiert Arbeitssieg und 60. Matcherfolg seiner Karriere gegen einen Maximilian Fötsch, der nach einer unbelohnten Aufholjagd im dritten Satz, sein Racket zu Kleinholz verarbeitet

Im Achtelfinale bekommt es Hiebl-Bezwinger Thomas Pratsch nun mit Tour-Rückkehrer Alexander Sterzl zu tun, der am Freitag Abend mit einem Arbeitssieg über Maximilian Fötsch zum 60. Mal in seiner HTT-Karriere über einen Matcherfolg jubeln durfte. Der mittlerweile bereits 43jährige Wiener hatte allerdings höchste Mühe, um nach rund zwei Stunden Spielzeit einen im dritten Satz eigentlich nicht mehr in Frage stehenden Sieg klar zu machen. Ein bißchen die Konzentration verloren, ein wenig von den Kräften verlassen, dazu mit dem Handicap mangelnder Matchpraxis behaftet, und schon war ein scheinbar klarer 5:1 Vorsprung auch wieder verjuxt. Das hätte gerade noch gefehlt, wenn der ohnehin zuletzt nicht vom Glück und Erfolg geküsste Sterzl diesen “Bock” geschossen hätte. Doch mit der Routine von 107 Turnierstarts rettete Sterzl einen ganz wichtigen Sieg über die Ziellinie. “Es ist weniger das Erreichen des Achtelfinales beim Februar-Challenger-Turniers an sich, als vielmehr die gelungene Art und Weise, wie sich der 43jährige im Finish aus dem Niederlagen-Sumpf befreite. Danach zeigte sich Sterzl über den 60. Einzelsieg seiner Laufbahn erleichtert, während Fötsch sein Racket gleich am Centercourt zu Kleinholz verarbeitete. “Heute bin ich nur über das Ergebnis froh”, betonte der siegreiche Routinier nach seinem Arbeitssieg, mit dem er sein Achtelfinal-Ticket löste. Dort in der Runde der letzten 16 braucht es aber eine weitere Steigerung, zumal mit Linkshänder Thomas Pratsch nicht unbedingt Sterzls Lieblingsgegner wartet. Das Head to Head spuckt eine 0:2 Bilanz aus, am Samstag Abend aber hat der Tour-Heimkehrer jedoch die Chance auf den ersten vollen Erfolg über Pratsch.

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Tour-Rückkehrer Robert Heuberger scheitert beim Comeback an Thomas Janzso

Der Eröffnungstag beim 8. Februar-Challenger-Turnier stand aber auch im Zeichen der Comebacks zweier ehemaliger Challenger-Stars, die zuletzt schon in Vergessenheit geraten waren. 2008 stand er hier bei diesem Turnier gegen Alexander Szele im Viertelfinale, im Jahr darauf scheiterte er sogar erst im Halbfinale am späteren Sieger Mathias Molnar, die Rede ist natürlich von Robert Heuberger, der erstmals seit August 2009 wieder im Circuit aufschlug. Der 19jährige vom Tennistreff Maria Lanzendorf traf bei seinem Comeback auf Thomas Janzso, der zuletzt bei den Australian Open der HTT mit einer starken Vorstellung und geschaffter Qualifikation auf sich aufmerksam machte. Der 24jährige vom City & Country Sportclub siegte in einem ansprechenden und vorallem flotten Erstrunden-Match mit 6:3, 6:3, und eliminierte mit dem Heuberger-Junior einen ebenfalls hoch gehandelten Titelaspiranten. Heuberger demonstrierte in seiner Comeback-Partie, dass er Tennis mit atemberaubender Geschwindigkeit spielen kann, musste andererseits aber auch dem Umstand Tribut zollen, als echter Sandplatzspezialist mit dem Ballabsprung und den Bedingungen in den mit Teppch ausgelegten La-Ville-Hallen noch nicht auf “Du” zu sein. “Macht nichts, der Robert hat nicht schlecht gespielt. Die Umstellung von Sand auf Teppich ist nicht so einfach, und er hat seine durchaus vorhandenen Chancen nicht genützt. Dann verliert man halt so eine Partie”, analysierte Papa Norbert nach dem Comeback des Sohnemanns.

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Posteiner-Sieg beim Comeback über Azteken-Server Julian David Allende, der erzählt wie schwierig es in seiner Heimat Mexiko ist, Tennis zu spielen

Nicht ganz so lange wie bei Robert Heuberger liegt der letzte Tour-Auftritt des Markus Posteiner zurück, in Vergessenheit war aber auch der 27jährige Wiener geraten. Zwei Challenger-Turniere im Jahr 2007 hat der “Comebacker” einst für sich entschieden, doch zuletzt wurde es still um jenen Mann, der im Herbst 2006 ein damals unfassbares Debüt auf der HTT feierte. Als Quer-Einsteiger und völlig “talentfrei” für den weißen Sport angekündigt, strafte der damals 20jährige schon bald alle Experten Lügen. Zwar ging sein Debüt-Single am 30. September 2006 in Runde 1 des September-HTT-500-Turniers gegen Johann Krammer mit Pauken und Trompeten 1:6, 0:6 verloren, doch der äußerst engagierte und höchst motivierte Tennis-Neuling arbeitete sich fleißigst und enorm zielstrebig die Karriereleiter empor. Keine acht Monate später hatte sich Posteiner gleich zwei Mal in die Siegerlisten der Challenger-Tour eingetragen, und damit sein HTT-Engagement gekrönt. 110 Turniere hat der mittlerweile 27jährige auf seiner Visitenkarte stehen, damit zählt er zum insgesamt nur 19 Spieler umfassenden 100er-Club, wo jene Akteure höchst elitär zusammengefasst sind, die es in der Open Ära auf 100 und mehr Turnierteilnahmen gebracht haben. Ob der 110. Start ein erfolgreicher werden würde, darüber war man sich seitens der Tour-Insider vor dem Comeback-Match des Wieners nicht sicher. Immerhin steht “Posti” aber im Achtelfinale, und das nach einem 7:5, 6:3 Erfolg über Tour-Newcomer Julian David Allende, der am gestrigen Abend wieder einen Hauch von Internationalität in den Circuit brachte. Der 21jährige mit dem wohl klingenden Namen kommt aus Mexiko, womit die Hobby-Tennis-Tour in ihrer Geschichte neben den rot-weiss-roten Stars, Teilnehmer aus 40 verschiedenen Ländern aus allen Kontinenten begrüßen durfte. Allende musste nach nur eineinhalb Stunden zwar sein Premieren-Match in zwei Sätzen verloren geben, doch man muss kein Hellseher sein, um dem motiviert scheinenden “Azteken-Server” eine erfolgreiche Zukunft vorauszusagen. Dem Umstand “Tour-Debüt” war der teils fehlerhafte erste Auftritt des jungen Mexikaners geschuldet, der sich aber nach langer Tennispause erst wieder zurückkämpfen muss. Der in Chihuahua geborene Tour-Neuling spielte einst in der Jugend regelmäßig und erfolgreich in seiner Heimat Turniertennis, ehe er des Studiums wegen nach Europa kam, und vorerst sein Tennis zurückstellen musste. In Berlin fand er nicht die geeignete Basis, ehe er vor vor rund einem Jahr nach Wien kam, und vor wenigen Wochen auf die HTT-Webseite stieß. Jetzt so glaubt Allende, hat er die besten Voraussetzungen und jenes Umfeld gefunden, in dem er ambitioniert sein Tennis wieder auf ein höheres Level schrauben kann. Wie überhaupt es hier in Wien im Vergleich zu seiner Heimat viel einfacher in Sachen Tennis ist. “Tennis ist ein sehr teurer Sport, und daher in Mexiko nicht so leicht ausübbar. Man kann nicht so wie hier einfach einen Tennisplatz für ein paar Stunden mieten. Um in Mexiko nachhaltig Tennis spielen zu können, musst du in einem Club Mitglied sein, und das geht nur, wenn du Anteile von diesem Club kaufst”, erzählte der Neue aus Monterrey.

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Wie man sich täuschen kann – Rother und Schickblichler gegen scheinbar schlagbare Konkurrenz chancenlos

Was tat sich sonst noch am ersten Spieltag der 8. Auflage zum Februar-Challenger-Turnier 2014? Die junge Welle schwappt weiter unaufhaltsam über die Hobby-Tennis-Tour hinweg. Am kommenden Montag feiert er seinen 14. Geburtstag, und drei Tage zuvor machte sich Youngster Yannik Podesser bei seinem Tour-Debüt schon selbst ein erstes Geschenk. Mit einer bravourösen Darbietung und völlig unerschrocken, demontierte der Jüngling vom Vienna Cricket Club sein chancenloses Gegenüber Robert Rother mit 6:0, 6:1 und fügte dem Niederösterreicher damit bereits die dritte Februar-Challenger-Erstrunden-Niederlage seiner Karriere zu. 2008 an Manuela Heuberger und 2010 an Johann Krammer jeweils in Runde 1 gescheitert, hatte Rother auch am Abend des letzten Jänner-Tages nicht den Hauch einer Chance, seine Negativ-Serie bei diesem Turnier zu beenden. “Der Yannik hat ganz klar und völlig verdient gewonnen”, bilanzierte der Unterlegene, ehe er sich auf ein Bier ins La-Ville-Restaurant zurückzog, und dort in bester Gesellschaft mit einem Becher Gerstensaft die Auftaktpleite runterspülte. Mit Robert Rother gönnte sich auch Dieter Schickbichler ein Bierchen, und gemeinsam verdaute man den Pleite-Abend dann doch viel leichter. Rothers Leidensgenosse Dieter Schickbichler machte zwar zwei Games mehr, war beim 2:6, 1:6 gegen Tour-Oldie Karl Ader aber auch so richtig chancenlos. Dabei hatte sich das Duo untertags noch per SMS Mut gemacht, und die Auslosung quasi bejubelt. “Wir haben heute Abend beide endlich mal wieder schlagbare Gegner” sollen sich Robert und Dieter gesimst haben”, war gerüchteweise zu vernehmen.

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Jugend im Aufwind – Patrick Weisz gewinnt Quali-Krimi gegen Helmut Trötzmüller, und die atemberaubende Debüt-Vorstellung von Stefan Mitrovic

Einen Junior-Aufstand gab es am Freitag Abend auch in der Qualifikation zum zweiten Challenger-Turnier des Jahres. Der erst 18jährige Patrick Weisz lieferte dem 50jährigen Helmut Trötzmüller eine heiße und attraktive Tie-Break-Schlacht, ehe er den Quali-Krimi und das Generationen-Duell mit 7:6, 7:6 gewonnen hatte. Souveränst entledigte sich auch Tour-Neuling Stefan Mitrovic seines Auftakt-Gegners in der Februar-Challenger-Quali. Der 17jährige gewann das Jugend-Treffen mit einem diesmal völlig von der Rolle agierenden Claus Brüstl in knappen 50 Minuten mit 6:0, 6:1, und sorgte mit diesem Kantersieg für besorgte Gesichter bei der Konkurrenz. Nächster Prüfstein für den Jungstar vom Sport Zentrum Gurdrunstraße wird am Samstag Nachmittag Tour-Evergreen Werner Kovarik sein.

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