Am Ziel seiner sportlichen Träume angelangt – Gerald Marhold holt Challenger-Tour-Final

Gerald Marhold hat einer von vielen Höhen und Tiefen geprägten, und seit November 2008 andauernden HTT-Karriere am Dienstag Abend mit dem Triumph beim Challenger-Tour-Final 2013 die Krone aufgesetzt. Der 35jährige Wiener triumphierte beim prestigeträchtigen Saisonfinale der besten Challenger-Spieler im UTC La Ville, und feierte im Endspiel gegen Kitzbühel-Sieger Manfred Kottisch nach 1:26 Stunden einen völlig verdienten 6:2 und 7:6 Erfolg. Für Marhold war es der insgesamt vierte Turniersieg seiner Laufbahn, mit Sicherheit aber der mit Abstand größte Erfolg seiner bisherigen Karriere. Neben einer herrlich glitzernden Silber-Trophäe kassierte der neue Challenger-Tour-Final-Champion auch noch einen Siegerscheck in Höhe von 1.930,– Euro. Derweil fand die imposante Siegesserie von Pribitzer-Bezwinger Manfred Kottisch ausgerechnet im wichtigsten Finale der Saison etwas überraschend ein Ende. Für den 48jährigen Routinier setzte es die erste Niederlage auf Challenger-Ebene nach 13 in Serie errungenen Einzelsiegen. Ein Bericht von C.L

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Gerald Marhold nach Jahren von Krisen und Selbstzweifeln am Ziel seiner sportlichen Träume angelangt

Gerald Marhold ist am gestrigen Dienstag spät Abends am Ziel seiner Träume angelangt. Der 35jährige Wiener erfüllte sich im Endspiel des 4. Challenger-Tour-Finals 2013 seinen sportlichen Lebenstraum, und fixierte mit einem – vorallem im ersten Satz – souverän herausgespielten 110. Karriere-Einzelsieg, den mit Abstand größten und wichtigsten Triumph seiner Laufbahn. Eine Karriere, die bis hier her von derart vielen Höhen und Tiefen geprägt war, dass Marhold oftmals gar mit einem vorzeitigen Karriere-Ende liebäugelte. 5 Jahre ist der 35jährige jetzt schon “on Tour”, und über weite Strecken weit unter Wert geschlagen worden. Oftmals von Selbstzweifeln geplagt, torkelte Marhold oft Monate lang und serienweise von einer Auftaktpleite zur nächsten. Immer öfters hatte er Mühe, die selbst verschuldeten Krisen glaubhaft zu erklären, immer wieder stand er auch medial ganz heftig in der Kritik, und bei der Kollegenschaft hatte Marhold über die Jahre auch kräftig an sportlichem Renomee verspielt. Doch seit Dienstag Abend 23:15 Uhr ist alles anders. Gerald Marhold hat seine Kritiker widerlegt, sämtliche Durststrecken der Vergangenheit mit einem Schlag vergessen gemacht, und sich zum Branchen-Besten der Challenger-Szene gekürt. Und es gibt wohl niemanden im ganzen Tour-Zirkus, der dem immer freundlichen, zurückhaltenden und höchst sympathischen Wiener diesen Erfolg nicht von Herzen gönnen würde.

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Eigentlich schien das Unternehmen “Challenger-Tour-Final-Titel” mit der Auslosung abgehakt, und jetzt steht Gerald Marhold als strahlender Held im Blickpunkt des Geschehens

Die Hallenuhr am Centercourt des UTC La Ville zeigte exakt 15 Minuten nach 23 Uhr, als Marhold mit seinem Paradeschlag der Vorhand den zweiten Matchball verwandelt hatte, und vor Freude und Erleichterung auf die Knie sank. Der Kopf in  Richtung Hallendecke gerichtet, die den Blick zum freien Himmel verhinderte, diese Szene war irgendwie symbolisch zu verstehen! Quasi als Dankeschön für die Unterstützung von oben, die Marhold an diesem Wochenende scheinbar genießen durfte. Denn eigentlich schien sich das Unternehmen “Challenger-Tour-Final-Titelgewinn” schon am Donnerstag Mittag bei der Auslosung zur Gruppenphase erledigt zu haben. Der Mai-Challenger-Sieger von Glücksgöttin Fortuna als Stiefkind behandelt, landet in Pool B, und damit mitten drin in jener Gruppe, in der die Aufstiegsfrage mit Titel-Topfavorit Matthias Hason schon vor dem ersten Aufschlag geklärt schien. Und dann erwischte Marhold am Freitag Abend einen Traumtag, während Oktober-Challenger-Sieger Matthias Hason einer starken Verkühlung und dem dadurch entstandenen Kräfteverlust Tribut zollen musste. “Jetzt nach dem Sieg über Hason will ich mich eigentlich nicht mehr stoppen lassen”, kündigte Marhold nach seinem Auftakt-Triumph im Interview an. Seitens des Veranstalters dachte man, Marhold würde damit den Gruppensieg und den damit verbundenen Aufstieg ins Semifinale meinen, doch der 35jährige hatte da längst andere Pläne, und aufgrund seines immensen Fokus für dieses Event auch keine Scheu, dies öffentlich kund zu tun. Er meinte natürlich den Titelgewinn, und auf dem Weg dorthin ließ sich Marhold auch im Semifinale von Angstgegner Sascha Kobsik nicht mehr stoppen. Dort im Halbfinale am Montag Abend musste er nach einer zwar taktisch brillanten, spielerisch aber mehr als dürftigen Dabietung Kritik seitens des Veranstalters einstecken, doch die passende Antwort darauf sollte er 24 Stunden später im großen Finale gegen Manfred Kottisch liefern.

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Marhold mit Blitzstart und grandios gespieltem ersten Satz, ehe mit dem ersten Break im zweiten Satz sein Schwung gebremst war, und Kottisch auf 5:2 davonziehen konnte

Mit einem grandiosen Blitzstart, der ihm nach nur 11 Minuten eine mehr als komfortable 4:0 Führung bescherte, hatte Marhold enormes Selbstvertrauen getankt, und den ersten Satz praktisch schon eingetütet, bevor das Match noch so richtig los ging. Der Rest des ersten Satzes, der mit 6:2 endete, war nur mehr von kosmetischer Natur. Imposant neben der Marhold’schen Darbietung waren vorallem die statistischen Werte, die hobbytennistour.at beim Live-Ticker ausspuckte. 8:1 Winner, nur 12 unerzwungene Fehler, dazu phantastische Werte beim Aufschlag, der ihn sicher durch diesen Eröffnungssatz des Challenger-Tour-Finals 2013 brachte. Die ersten drei Aufschlagspiele brachte Marhold allesamt zu Null durch, erst bei 5:2, 15:0 gab der 35jährige seinen ersten Punkt bei eigenem Service ab, insgesamt waren es am Ende des ersten Heats gerade einmal 2. Womöglich wäre Marhold ein Start-Ziel-Sprintsieg gelungen, wenn er zu Beginn des zweiten Durchgangs sein frühes Break zum 1:0 bestätigten hätte können. Doch erstmals in einem seiner Aufschlagspiele machte Marhold nicht den Punkt nach erstem Service, und Kottisch präsentierte sich gleich einmal im Stile von “Mister 100 Prozent”. Mit seiner ersten Möglichkeit zum Break war der Kitzbühel-Sieger zurück in einem Match, das aus seiner Sicht eigentlich schon verloren schien. Und dieses erste Break war wie eine Initialzündung im Spiel des 48jährigen vom KSV Siemens, während Marholds Anfangsschwung gebremst schien. Kottisch gelang ein weiteres Break zum 4:2, und als sich der 2fache Saisonsieger bei 5:2 zur Wechselpause begab, tippten wohl nur mehr die kühnsten Optimisten dagegen, dass dieses vierte Challenger-Tour-Final-Endspiel der Geschichte in drei Sätzen entschieden wird.

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Kottisch läßt im zweiten Satz insgesamt 6 Satzbälle teilweise leichtgfertig ungenützt

Marhold tümpelte in dieser Phase durch ein recht hartnäckig scheinendes Zwischentief. Einerseits hatte sich Kottisch – wie schon am Tag zuvor gegen Pribitzer gesehen – auf das Spiel seines Gegners eingestellt, und andererseits war die Leichtigkeit im Spiel Marholds wie weggeblasen. Immer öfters verließ den 35jährigen auch die Geduld, und so schien der dritte Satz nur eine Frage der Zeit. Erst recht, als Kottisch gleich im nächsten Game bei 15:40 zwei Satzbälle vorfand. Doch mit einem schlechten Return und einem seiner unzähligen Rückhandfehler, die sich wie ein roter Faden durch dieses Endspiel zogen, brachte sich Kottisch zunächst einmal selbst um die Früchte seiner Arbeit. Kein Problem dachte man, immerhin hatte der Kitz-Champion doch nun selbst Aufschlag, und bei 40:15 schon die Satzbälle Nr. 3 und 4 vor der Brust. Doch mit dem “gefühlt” 100sten Rückhand-Patzer und einem ins Netz geschlagenen “Baby-Smash” ließ Kottisch abermals zwei Chancen leichtfertig liegen, vorzeitig in einen dritten Satz einzutreten. Das Re-Break folgte als Strafe auf den Fuß, und damit war die Partie wieder völlig offen. Danach ging es mit dem Aufschlag ins Tie-Break des zweiten Satzes, wobei Kottisch zuvor als Krönung seiner 6 Kapitel umfassenden Satzball-Show zwei weitere Großchancen zum Satzausgleich ausließ. Im Tie-Break letztlich ließ Marhold dann nichts mehr anbrennen, hielt stets einen 2 Punkte-Vorsprung, ehe um 23:15 Uhr mittels bereits geschildertem Vorhand-Winner die Erlösung folgte.

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Gerald Marhold mit dem Dank an Freundin Susanne und der riesigen Erleichterung nach dem mit Abstand größten Erfolg seiner Karriere

Das 235. Single-Match seiner Karriere war gewonnen, das mit Abstand bedeutendste Spiel seines Lebens erfolgreich zu Ende gegangen, und als Lohn stand nun die Siegerehrung an, ehe er sich gemeinsam mit seinem Finalgegner auf der abschließenden Pressekonferenz präsentierte. Dort galt zunächst einmal der Dank seiner Freundin Susanne: “In erster Linie möchte ich mich bei meiner Freundin bedanken, die mich in den letzten Tagen moralisch unterstützt hat, und spät Abends auch immer in die Halle mitgekommen ist. Das ist gar nicht so selbstverständlich. Ich habe natürlich eine Riesenfreude. Dieser Titel ist für mich der absolut größte Erfolg, den ich jemals in meiner Tenniskarriere auch außerhalb der Hobby-Tennis-Tour erreicht habe. Es ist auch eine riesige Erleichterung. Wie schon gesagt, seit Juli oder August war das Challenger-Tour-Final mein ganz großes Ziel. Ich habe mich körperlich darauf vorbereitet, und vielleicht hätte ich noch mehr machen müssen, denn am Schluss bin ich ziemlich eingegangen”, betonte Marhold, der dann zum Match an sich Stellung bezog: “Am Anfang konnte der Manfred keinen Ball von mir zurückspielen, das hat mich schon sehr gewundert. Der erste Satz war dann sehr schnell vorbei, und im zweiten Durchgang habe ich es leider aus meiner Sicht verabsäumt, nach dem frühen Break zum 1:0 davonzuziehen. Dann wäre das Spiel wohl schnell vorbei gewesen. Danach ist der Manfred halt immer besser ins Spiel gekommen, und er hat dann ein Mittel gegen mich gefunden, um mit meinem Spin umzugehen. Bei 2:5 habe ich mich dann schon auf einen dritten Satz eingestellt, und plötzlich – ich weiß gar nicht wie – stand es auf einmal 4:5. Dann habe ich alles in diese Schlussphase gelegt, und mich körperlich voll verausgabt. Zum Glück ist es für mich gut ausgegangen, weil in einem dritten Satz hätte wohl der Manfred gewonnen”, analysierte der Sieger.

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Vom möglichen Karriere-Ende und einstigen Zweifeln alles hinzuschmeißen – Gerald Marhold läßt mit brisanten Aussagen im Sieger-Interview aufhorchen

“Nach der Auslosung als ich Hason in meiner Gruppe sah, hatte ich das Turnier eigentlich schon abgehakt, aber plötzlich hatte ich am Freitag gegen Hason einen Wahnsinnstag, und er natürlich einen schwächeren. Das war sicher auch Glück für mich, aber nach diesem Sieg – das hatte ich ja schon am Freitag nach dem Auftakterfolg gesagt – durfte mich nichts mehr stoppen. Ich war natürlich bei allen meinen Matches im Vorfeld nervös, die Anspannung war wirklich riesengroß, aber am Platz selbst habe ich nichts gespürt”, äußerte sich Marhold, der dann zum Schluss seines ausführlichen Interviews auch noch einen Ausblick in Richtung 2014 wagte, und dabei mit einer sensationellen Ankündigung aufhorchen ließ. “Nächstes Jahr werde ich noch viel mehr spielen aus heuer, und womöglich ist 2014 auch mein letztes Tennisjahr, das kann man ja nie wissen. Vielleicht kommen dann ja andere Prioritäten”, gab sich der 35jährige geheimnisvoll in Sachen Zukunft. “Ich werde aber im nächsten Jahr meinen Gewinn von einem Jahr HTT Gratis voll ausnützen, und auch bei den großen Turnieren an den Start gehen. Ich will mich auch mit den besseren Spielern messen, und hoffentlich kann ich dann auch mein Niveau steigern”, ergänzte der frischgebackene Challenger-Tour-Final-Sieger 2013, ehe er auch noch recht offen über Krisen der Vergangenheit sprach: “Meine Erkenntnis aus diesem Turnier ist klar: Ohne der gewissen Motivation und nötiger Körperspannung verliere ich gegen Jeden. Ich war jetzt 5 Tage lang voll motiviert, weil ich diesen Titel unbedingt wollte, und jetzt habe ich es geschafft. Damit sind auch die Krisenzeiten von früher vergessen. Oft habe ich mir gedacht, warum fahre ich hierher, um dann gegen irgendwen zu verlieren. Da habe ich schon oft nachgedacht, lasse es sein, pfeif auf Tennis und konzentriere dich auf einen anderen Sport. Diese Gedanken hatte ich wirklich oft”, so Marhold.

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Manfred Kottisch: “Wenn man in Kitzbühel gewinnen durfte, dann kann man so eine Niederlage wie heute leichter verkraften”

Nach 13 Siegen in Serie, im 20. Match seiner noch kurzen HTT-Karriere, musste der bislang stets erfolgsverwöhnte Manfred Kottisch erstmals in einem großen, wichtigen und prestigeträchtigen Finale ein Interview als Verlierer geben. “Natürlich ist das sehr enttäuschend, weil im zweiten Satz das Momentum schon auf meiner Seite war, und wenn ich in einen dritten Satz komme, wäre es wahrscheinlich sehr schwer für Marhold geworden. In einem dritten Satz glaube ich schon, dass ich gute Chance gehabt hätte, dieses Match zu gewinnen. Ich war demnach nur zwei Punkte entfernt von meiner persönlichen Auffassung, nur die habe ich halt nicht gemacht. Ich habe heute lange Zeit nach dem richtigen Mittel gegen meinen Gegner gesucht, und zurückschupfen war es eindeutig nicht. Draufgehen ist halt nicht mein normales Spiel, und irgendwas dazwischen habe ich halt gesucht. Das hat eine Stunde gedauert bis ich das gefunden habe, und dann hätte es ganz gut funktioniert. Leider hat meine Rückhand heute überhaupt nicht geklappt, vorallem wenn ich longline gehen wollte. Ich habe aber schon auch viele lange Rückhände gespielt, nur haben die leider nicht zum Punktgewinn gereicht”, lautete die Kottisch-Analyse zum Finale, ehe er noch eine abschließende Bilanz zu seinem Challenger-Final-Start zog. “Ich habe sicher gestern gegen den Herrn Pribitzer eine meiner besseren – wenn nicht sogar die beste – Partie gespielt. Das war wirklich ein Spitzen-Match, das hat irrsinnig Spaß gemacht, und insofern war dieses Turnier auf jeden Fall ein gutes Turnier. Hier im Finale zu stehen, beim Final wo nur Sieger antreten dürfen, ist auch schon einmal was Großes. Schade halt, dass ich es nicht gemacht habe, denn es wäre schon möglich gewesen. Aber wenn man in Kitzbühel gewinnen durfte, dann kann man auch leichter eine Niederlage wie heute verkraften”, lächelte Kottisch.

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Domenic Stangl und Katharina Kothmayer holen sich den Doppeltitel beim Challenger-Tour-Final, der obendrein historisch angehaucht ist

Vor dem finalen Showdown im Single, stand bereits das große Finale im Doppelbewerb des Challenger-Tour-Finals 2013 auf dem Programm, und dort dominierten Katharina Kothmayer und Domenic Stangl das Endspiel-Geschehen mit einem klaren 6:2, 6:2 Sieg über das Terra-Rossa-Duo Thomas Peyerl und Lucas Rydl nach Belieben. Die Mixed-Paarung mit dem TK-Eden-Star und der langbeinigen Terra-Rossa-Lady entpuppte sich bei diesem abschließenden Saisonfinale der besten und erfolgreichsten Challenger-Doppel des Jahres als perfekt eingespieltes Team, das ohne Niederlage zum Titelgewinn rauschte. Zwei Endspiele standen in dieser Saison auf der Habenseite des Mixed-Duos, und zwar jene beim September-HTT-150, und beim HTT-500-Turnier des gleichen Monats. Den ersten Titelgewinn sparte man sich aber für das Challenger-Tour-Final auf, und dieser “große und richtig bedeutende Sieg”, ist für beide Champions auch eine Art Genugtuung. Stangl schloss – zumindest zum Teil – Frieden mit dem Challenger-Tour-Final, immerhin ging er 2011 im Endspiel des Einzelbewerbs als Verlierer gegen Rares Maftei vom Platz. Und Kathi Kothmayer hatte vor genau einer Woche richtig seelische Schmerzen, als sie im Halbfinale des Future-Tour-Finals von ihrem Vereinskollegen Lucas Rydl entzaubert wurde. Jetzt gab es mit einer Woche Verspätung die Revanche, die obendrein auch historische Ausmaße besitzt. Denn erstmals in der 23jährigen Geschichte der Hobby-Tennis-Tour ist es einer Frau gelungen, einen Titelgewinn bei einem “Final-Turnier” abzustauben.

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