Favoritensiege im Viertelfinale

13. Grand-Slam-Einzelsieg in Serie – Nagl bestätigte auch im 1. Duell mit Franz Kastler seine Favoritenrolle auf den Titel

Der topgesetzte Niederösterreicher Bernhard Nagl steht bei seinem Jänner-Grand-Slam-Debüt im Semifinale. Die Nummer 1 der Hobby-Tennis-Tour präsentierte sich im Viertelfinalschlager gegen Franz Kastler einmal mehr in Spiellaune, und feierte mit einem 6:4, 6:1 Erfolg den 13. Einzelsieg auf Grand-Slam-Ebene in Folge. Im mit Spannung erwarteten ersten Duell der beiden Tourstars hielt Kastler über weite Strecken des Spieles mit, verkaufte sich mit vorbildlichem Kampfgeist so teuer wie möglich, musste aber nach knapp mehr als einer Stunde Spielzeit die Überlegenheit und Klasse seines Gegners anerkennen. “Was soll ich sagen. Er spielt unglaublich starke Bälle, sogar in Bedrängnis kam er zu Punktschlägen. Ich war aber in fast allen Games dran. Letztlich bin ich mit meiner heutigen Vorstellung zufrieden”, analysierte der Oldie unmittelbar nach Spielende. Für den Jänner-Grand-Slam-Sieger von 2003 ging mit dem Aus gegen Nagl auch eine stolze Serie zu Ende, wonach er bei allen seinen Hallen-Grand-Slam-Starts zumindest immer im Finale stand. “Mit einem Viertelfinale bei so einem Turnier muss man zufrieden sein. Immerhin waren die Top Ten mit Ausnahme von Thomas Valek vollständig am Start. Wie schnell es gehen kann und man nach der ersten Runde das Handtuch einpacken kann, zeigten die Fälle von Martin Kova und Stefan Schwing. Das Niveau ist gewaltig gestiegen, ich selbst hätte schon am Vortag gegen Reinhard Hos scheitern können”, zeigte sich Kastler mit seinem Start in die neue Saison zufrieden.

Christoph Wagner bleibt erstmals gegen Christoph Foitik siegreich

Der zweite Topfavorit auf den Jänner-Grand-Slam-Titel neben Bernhard Nagl hat sich am Montag Abend im Viertelfinale ebenfalls in zwei Sätzen durchgesetzt. Der 15jährige Christoph Wagner hier an Nummer 3 eingestuft, ist mit einem 6:1, 6:4 Sieg über Christoph Foitik in sein zweites Karriere-Grand-Slam-Halbfinale eingezogen. Einem klaren ersten Satz, in dem Foitik seinem jugendlichen Gegenüber wenig entgegen zu setzen hatte, folgte ein umkämpfter und von Seiten Foitiks couragiert geführter zweiter Durchgang. Der als Nummer 6 gesetzte Oktober-Without-Top-Ten-Sieger verwickelte den Ranglisten-Dritten in lange Rallyes von der Grundlinie und trotzte ihm so beinahe den zweiten Satz ab. Schließlich feierte der Mastersfinalist aber seinen 7. Einzelsieg bei Grand-Slam-Bewerben in Serie, und den ersten vollen Erfolg gegen Foitik im dritten Duell. “Mit meiner Hand die mächtig schmerzt war heute leider kein besseres Spiel von meiner Seite möglich”, kommentierte Wagner knapp und bündig seine viertelfinale Darbietung beim Abgang aus der Halle. Für Foitik war damit wie schon im Vorjahr im Viertelfinale Endstation, während sich Wagner beim dritten Jänner-Grand-Slam-Antreten über sein bisher bestes Ergebnis freuen kann.

Markus Altsinger mit Gala-Vorstellung ins erste Grand-Slam-Halbfinale seiner Karriere

Mit einem weiteren Gala-Auftritt sicherte sich Mixed-Olympiasieger Markus Altsinger erstmals in seiner Karriere einen Platz im Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers. Der 18jährige Ottakringer, am Vortag Sieger über Martin Kova bot auch am Tag danach eine beeindruckende Vorstellung, und deklassierte im Viertelfinalduell der Ungesetzten Juli-Without-Top-Ten-Sieger Philipp Svatek glatt mit 6:1 und 6:1. Mit großer Power, imponierender Sicherheit und enormer Übersicht gestaltete der Ranglisten-Zehnte den Tennisabend auf Court Nummer 9 zu einer One-Man-Show. Svatek, der im Vergleich zu seinen beiden Leistungen vom Sonntag müde und langsam wirkte, war den Grundliniengeschossen seines Gegners nur in wenigen Phasen gewachsen. Meist kam der 25jährige um den entscheidenden Schritt zu spät, gelegentliche Genieblitze des Schwing-Bezwingers waren aber zuwenig um Altsinger am Aufstieg ernsthaft zu hindern. “Ich habe jetzt schon mehr Punkte an diesem Wochenende gemacht, als jemals bei einem anderen Turnier zuvor. Ich bin happy, so kann es weiter gehen”, verabschiedete sich der Jungstar um dann eilig den Heimweg anzutreten. “Heute war nicht mein Tag, wenngleich ich so schlecht auch wieder nicht gespielt habe. Es hat mir ein wenig das Glück in den entscheidenden Phasen gefehlt. Man muss fairer Weise aber auch sagen, dass Markus heute hervorragend gespielt hat. Da gibt es gar nichts, er hat fast keine Eigenfehler gemacht”, sah Philipp die Gründe für die Niederlage im ersten Grand-Slam-Viertelfinale seiner Laufbahn.

Gerald Scheller weiter souverän, und Tashi Liu mit “deprimierenden Einsichten”

Ohne Satzverlust und im Eilzugstempo braust auch Gerald Scheller weiter durch den Jänner-Grand-Slam-Raster. Der 34jährige Oktober-GP-Sieger hatte beim 6:2, 6:0 Sieg über Tashi Liu keinerlei Probleme, und glich im Head to Head Vergleich mit dem Asiaten zum 2:2 aus. Die Entscheidung zugunsten Schellers fiel bereits im sechsten Game des ersten Satzes, als Liu beim Stand von 2:3 die Breakmöglichkeit zum Ausgleich mit einem leichten Volleyfehler vergab. Dann ging beim März-Super-4-Sieger gar nichts mehr, und die nächsten 9 Games an sein Gegenüber. Damit musste Liu auch beim 5. Jänner-Grand-Slam-Antreten vor dem Halbfinale seine Rackets einpacken. Mehr als ein Viertelfinale ist scheinbar beim Saisonauftakt für den 28jährigen nicht möglich. Das der 65. Turnierauftritt des Asiaten nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein würde, das zeichnete sich ja schon am Vortag ab, als er mit Walter Posteiner und Roman Ainberger seine liebe Mühe hatte, und sich nach schlechter Leistung unter die letzten Acht “schummelte”. Beim Einschlagen schien Liu nach einem Blick durch die Halle kurz zu realisieren, dass er im Kreis der Jänner-Grand-Slam-Besten stand. “Ich bin unter den Top 8” rief er durch die Halle, bevor er sich von Scheller eine Lehrstunde geben lassen musste. “Gery war zu stark für mich, vor allem im Finish hatte ich keine Chance”, lautete die erste Reaktion von Liu. “Mein Tennis dieser Tage war enttäuschend, mit dem Viertelfinale als Endergebnis muss ich aber zufrieden sein. Es laufen so viele gute Spieler herum, da war für mich nicht mehr zu erwarten, schon gar nicht bei diesem Turnier. Ernüchternd ist für mich aber die Tatsache, dass ich wahrscheinlich kein Turnier mehr gewinnen kann. Dazu fehlen mit die Kraft und auch die spielerischen Qualitäten. Wenn ich sehe wie ein Nagl oder Wagner perfekt Tennis spielen, dann sind Leute wie Kova, Valek oder ich nicht mehr für einen Titel gut. Scheller und Patrick Schwing können da auch hinkommen, und vielleicht geht auch dem Stefan Schwing heuer der Knopf auf”, sieht der “Wimbledonsieger der Hobby-Tennis-Tour” des Jahres 2002 die Situation auf der Tour.

Claus Lippert, 22.Jänner 2006