Challenger-Rekordsieger verabschiedet sich sieglos vom Tour-Final 2013

Der aktuell – gemeinsam mit Friedrich Pliemitscher – erfolgreichste Challenger-Spieler der Open Ära, der 6fache Titel-Gewinner Clemens Wimmer muss weiter auf seinen 7. Karriere-Erfolg und den alleinigen Rekord an gewonnenen Challenger-Turnieren warten. Der 32jährige verlor am Samstag Nachmittag auch sein zweites Vorrunden-Match gegen WAT Landstrasse-Star Thomas Grabensteiner in nur 1:08 Stunden mit 1:6, 4:6, und musste sich damit im dritten Anlauf erstmals in seiner Karriere ohne Sieg aus der Gruppenphase des Challenger-Tour-Finals verabschieden. Einstweilen setzte Neo-Donaufelder Sascha Kobsik seinen aktuellen Erfolgslauf im Circuit weiter fort. Der 31jährige war bei seinem ersten Antreten im heurigen Challenger-Tour-Final auch von Manfred Buzek nicht zu bremsen, und feierte nach knapp zwei Stunden Spielzeit mit 6:3, 4:6, 6:1 bereits den 11. Einzelsieg auf Challenger-Ebene in Serie. Ein Bericht von C.L

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Kobsik & Buzek – nach fast einem Jahr der Erzfeindschaft wieder versöhnt

Fast eine ganze Saison lang wartete die Tour-Community vergeblich auf das brisante Duell “Kobsik vs. Buzek”, und dann kommt es im Finish der insgesamt 91 Turniere umfassenden Spielzeit 2013 gleich zwei Mal zum Treffen der beiden ehemaligen Erzfeinde. Einzig die Brisanz dieses Challenger-Hits war nicht mehr gegeben, als sich die beiden zukünftigen Mannschaftskollegen vom TC Donaufeld am gestrigen Samstag Nachmittag zum Giganten-Meeting in Todesgruppe C und zur Neuauflage des November-Challenger-Erstrunden-Derbys von vor einer Woche trafen. Private Zwistigkeiten und Meinungsverschiedenheiten hatten Anfang des Jahres aus zwei dicken Freunden zwei Erzfeinde gemacht, die sich seitdem keines Blickes mehr würdigten, und auch jeglichen verbalen Kontakt miteinander einstellten. Eine Rivalität war geboren, die zunächst in einem recht ungesunden Tennis-Kleinkrieg ausartete. Über die Tour-Medien ließ man sich gegenseitig ausrichten, dass gewonnene Titel “Kindergarten-Niveau” hätten und Turniersiege des Kontrahenten gegen wenig hochklassige Konkurrenz erzielt worden wären. Ein Schlagabtausch auf verbaler Ebene war freilich alles, was aus diesem öffentlichen Dauerzwist herausschaute, eben weil es die ganze Saison über nicht zur allseits erhofften “Challenger-battle” kam. Vor wenigen Wochen versöhnten sich die einstigen Busenfreunde und zwischenzeitlichen Streithähne wieder, und prompte kam es vor einer Woche beim November-Challenger-Turnier zum ersten großen Showdown zwischen Buzek und Kobsik.

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Ausgerechnet Sascha Kobsik rettete Manfred Buzeks Ticket zum Challenger-Tour-Final, wo es am gestrigen Samstag Nachmittag zum mit Spannung erwarteten Revanche-Gipfel kam

In einem von großer Nervosität geprägten Erstrunden-Gipfel hatte Kobsik das erste offizielle Duell der beiden Neo-Kumpel auf HTT-Ebene mit 6:3, 7:6 für sich entschieden, und damit den Grundstein für seinen dritten Saison- und Karriere-Titel gelegt. Mit dem er kurioser Weise auch noch dem ehemaligen Erzfeind den “Arsch” in Form des letzten Tickets zum gerade stattfindenden Challenger-Tour-Final rettete, weil Kobsik wenige Tage später gegen Gerald Marhold im Finale gewann, und sich Buzek dadurch als letzter Spieler für die Gruppenphase des Saisonfinales am Altmannsdorfer Ast qualifiziert hatte. Am Ende waren zwei Sätze gespielt, ohne Brisanz und Eklat, eben so wie sich zwei Freunde verhalten, wenn sie sich am Tennisplatz treffen. 8 Tage später und damit weitaus früher als sich Manfred Buzek vielleicht die Gelegenheit zur Revanche erwartet und erhofft hatte, stand auch schon der Revanche-Gipfel auf dem Programm, der diesmal zusätzliche Brisanz durch die Austragung beim Challenger-Tour-Final und das Freitags-Duell in der sogenannten Todesgruppe C mit sich brachte. Kobsik mit dem Selbstbewusstsein von insgesamt 10 Challenger-Einzelsiegen in Serie und dem Wissen, Buzek in der Vorwoche schon einmal in die Schranken gewiesen zu haben, der Herausforderer vom TC Donaufeld mit der Motivation, sein sich in dieser Saison angeeignetes Können entsprechend darzubieten und nach der Niederlage vom Vorabend gegen Thomas Löffelmann seine kleine Semifinal-Chance mit einem Zweisatzsieg zu wahren, die Voraussetzungen vor diesem zweiten direkten Duell sprachen eher für Kobsik, der dann aber doch fast zwei Stunden lang äußerste Mühe hatte, den stürmischen Herausforderer aus dem Titelrennen zu nehmen.

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Sascha Kobsik “kontert” Buzek im entscheidenden dritten Satz aus, und hat damit am Sonntag Nachmittag sein erstes “Endspiel” um den Semifinal-Aufstieg gegen Thomas Löffelmann vor der Brust

Kobsik hatte zunächst mit dem Schwung aus seinem Triumph beim November-Challenger-Turnier das Momentum auf seiner Seite. Der 31jährige profitierte in der Anfangsphase seines 105. Karriere-Matches vom Umstand, dass Buzek aufgrund seiner Freitags-Niederlage gegen Löffelmann zum Handeln gezwungen war, und ungeduldig das Spiel machte. So schlichen sich “unforced errors” en masse beim 30jährigen Rotschopf ein, der mit dem Verlust des ersten Satzes auch jegliche Hoffnungen auf ein Aufstiegswunder ins Semi begraben musste. Nebst seiner gewaltigen spielerischen Entwicklung weiß Buzek mittlerweile aber auch seine Kämpfer-Qualitäten in die Waagschale zu werfen, und so kam der einzige Teilnehmer des Challenger-Tour-Finals ohne gewonnenen Saisontitel (abgesehen von Ersatzmann Milan Stojkov) zum nicht unverdienten Satzausgleich. Im alles entscheidenden dritten Heat zwang der frischgebackene November-Challenger-Champion die Partie dann aber wieder in ein taktisches Korsett, mit dem er tempolos und im Stile eines Defensiv-Künstlers die wütenden Angriffsbemühungen seines Gegners verpuffen ließ. So musste sich Buzek bei seiner Challenger-Tour-Final-Premiere sieglos verabschieden, was wiederum den negativen Umstand mit sich brachte, dass der “rote Baron” seinen 38. Saison-Einzelsieg verfehlte. Was das besondere daran sein soll? Nun, 38 Matches in der kommenden Woche zu Ende gehenden Saison hat nur der 3fache HTT-250-Saison-Champion Alexander Scheller gewonnen. Kein Spieler gewann anno 2013 öfters. “Schade, wenn es schon nichts mit einem Titel wurde, dann hätte ich gerne diese Bestmarke mitgenommen”, lächelte Buzek, der überdies auch eine extreme Müdigkeit beklagte. “Ich war vom Match gestern Abend gegen den Löffelmann total kaputt. Ich bin im ersten Satz voll auf den Ball draufgegangen, und habe mich leider selbst erschossen. Im zweiten Satz habe ich viel klüger gespielt, und im dritten Durchgang war ich nicht mehr motiviert. Im Endeffekt hat es mir im letzten Satz absolut keinen Spaß mehr gemacht”, bekannte der Challenger-Star vom TC Donaufeld.

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November-Challenger-Sieger Sascha Kobsik wehrt sich gegen aufkommende Kritik der Kollegenschaft an seinem neuen defensiven Spielstil

Mit einem großen Lob startete dann Sascha Kobsik sein Pressegespräch mit hobbytennistour.at: “Ich denke der Buzek ist jener Spieler mit der größten Entwicklung und Steigerung im heurigen Jahr. Mir war klar, dass es wieder eine ganz schwierige und enge Partie werden würde. Das Match lief wie schon von Buzek geschildert, und im dritten Satz wusste ich, dass ich ihn wieder taktisch bekämpfen muss und genau das spielen werde, was er nicht mag”, betonte der Sieger. Kritik seiner Challenger-Kollegen, wonach er sich immer mehr vom Powertennis entferne, und zu einer Art Schupfer mutiere, konterte der in seiner Ehre gekränkte 3fache Saisonsieger dann wie folgt: “Mein Ziel war es, dieses Match zu gewinnen, und nicht zu glänzen. Ich spiele Turniere um sie zu gewinnen. Ich bin nicht da, um was für die Gallerie zu tun. Egal was die Leute auch sagen, ich habe heuer mit dieser Art Tennis schon drei Titel geholt, und das müssen mir die Kritiker erst einmal nachmachen”, polterte Kobsik, der dann auch noch zum sonntägigen Endspiel der Todesgruppe Stellung nahm: “Das wird eine 50:50 Partie. Es wird darauf ankommen, wie der Löffelmann drauf ist. Spielt er so wie gestern gegen Buzek, dann wird es sehr schwer für mich. Sollte ich allerdings so spielen wie heuer bei meinem Turniersieg auf Donaufeld, dann wird es für Löffelmann auch kein Zuckerschlecken”, analysierte der 31jährige Wiener.

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Clemens Wimmer muss nach Niederlage gegen Thomas Grabensteiner weiter auf den rekordbringenden siebenten Challenger-Titel warten

Mit einer klaren Zweisatz-Niederlage die letztlich das zweite Vorrunden-Aus in Serie zur Folge hatte, musste sich derweil Challenger-Rekord-Champion Clemens Wimmer am Samstag Nachmittag abfinden. Der 32jährige Blondschopf kassierte gegen Rasen-Challenger-Sieger Thomas Grabensteiner eine doch recht deutliche 1:6, 4:6 Niederlage, und muss damit weiter auf seinen 7. Turniersieg samt alleiniger Bestmarke warten. Der sonst stets so engagierte 2fache Saisongewinner wirkte nach seiner Auftakt-Niederlage gegen Hannes Pribitzer nicht sonderlich motiviert, und damit war Wimmer gegen WAT-Landstrasse-Star Thomas Grabensteiner recht rasch auf verlorenem Posten. Der 41jährige sicherte sich Satz 1 mit 6:1, und trotz 0:3 bzw. 2:4 Rückstand letztlich auch den zweiten Durchgang noch mit 6:4, was ihm zumindest für 24 Stunden die Tabellenführung in Gruppe A einbrachte. Vorallem aber sparte Grabensteiner Kräfte für das entscheidende Aufstiegsduell mit Hannes Pribitzer, das so wie alle anderen Partien des letzten Vorrundentages um 16 Uhr im UTC La Ville beginnt. “Kein Biss, kein Ziel, keine Motivation, nach dem Resultat vom Freitag wollte ich heute eigentlich gar nicht mehr spielen”, erzählte Wimmer später im Interview. “Diese Partie heute war für mich eigentlich völlig wertlos. Ich wollte aber aus Fairness-Gründen nicht w.o geben”, bekundete Wimmer, der zudem seine heurige Tennissaison für beendet erklärte, und auch dazu noch eine kurze Bilanz zog. “Ich habe zwei Challenger-Turniere gewonnen, das ist leider um mindestens eines zu wenig. Ich will nämlich endlich den Challenger-Titel-Rekord für mich alleine haben”, äußerte sich Wimmer, der im nächsten Jahr 4 Challenger-Titel holen will. “Weil ich dann 10 Turniersiege in meiner Karriere hätte”, lachte der Blondschopf.

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