Serbische Challenger-Stars mit Teilerfolgen bei Tour-Final-Vorrunden-K.o

Vor der Halle des UTC La Ville sorgt ein beleuchteter Christbaum seit Tagen für besinnliche Stimmung, in der Halle am Altmannsdorfer Ast geht es seit Freitag Abend freilich weitaus weniger besinnlich zu! Von vorweihnachtlicher Stimmung keine Spur, und das ist auch kein Wunder wenn man sich vor Augen führt, worum es an diesem vorletzten Turnier-Wochenende des Jahres geht. Die Elite der besten Challenger-Spieler der Stadt gibt sich dieser Tage ein Stelldichein in Wiens Tennis-Hot-Spot dem “La Ville”, und kämpft dort bis einschließlich Dienstag um den prestigeträchtigsten Titel, den es auf der Challenger-Tour zu gewinnen gibt. Neben Ruhm und Anerkennung warten auf den neuen Champion und Nachfolger von Vorjahressieger Thomas Peyerl neben der traditionellen Silber-Trophäe für den Sieger auch noch ein Gratis-Tennis-Jahr auf der HTT im Wert von 1.730,– Euro und ein Scheck von Toursponsor Babolat im Wert von Euro 200,–. Nur für seine “international Tennisnumber” kann man an diesem Wochenende nichts tun, und das – man mag es gar nicht glauben – ist für so manchen Spieler Grund genug, das Top-Event der Challenger-Spieler zu boykottieren. Kollektives Kopfschütteln der Kollegen gab es auf die einzige Absage bei diesem 90. Saison-Turnier, und damit wollen wir die wohl kurioseste Szene des Jahres nicht näher kommentieren und es dabei belassen. Lohnt sich auch kaum, denn die anwesenden Stars der Szene sorgen seit Freitag ohnehin für sportliche und damit weitaus wertvollere Schlagzeilen. Ein Bericht von C.L

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Gerald Marhold steht nach zweitem Vorrundensieg als erster Semifinalist des Challenger-Tour-Finals 2013 fest

Der vierten Auflage des Challenger-Tour-Finals 2013 steht ein echter Super-Sonntag ins Haus! Nicht weniger als fünf der sechs angesetzten Partien zum dritten und letzten Vorrundentag inklusive Doppel sind “kleine Endspiele” in Sachen Semifinal-Qualifikation, und damit wird es wahrlich recht heiß hergehen auf den Teppich-Courts des Tennis-Tempels am Dr. Karl-Waltl-Weg. Nur ein Spieler wird den heutigen Sonntag als jenen Tag genießen können, als der er eigentlich vorgesehen ist, nämlich als “Feiertag der Woche”, an dem man “blau macht” und die Seele baumeln läßt. Die Rede ist von Gerald Marhold, der am Samstag Nachmittag mit einem 6:4, 6:3 Erfolg über Serbiens Milan Stojkov seinen zweiten Vorrundensieg beim Challenger-Tour-Final-Debüt fixierte, und damit als erster Spieler das Semifinale des Saisonfinales der Challenger-Tour erreichte. Der 35jährige Wiener, der am Vortag sensationeller Weise den großen Titelfavoriten Matthias Hason in zwei Sätzen aus dem Titelrennen genommen hatte, lieferte auch im vermeintlich einfachen Gruppen-Duell mit Serbiens Nr. 6 eine starke und motivierte Leistung ab, und machte in knapp einer Stunde und fünf Minuten seinen freien Sonntag auf der Couch samt Halbfinaleinzug perfekt.

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Ersatzmann Milan Stojkov präsentiert sich rein gar nicht als das erwartete Schlachtopfer, und überzeugte mit einer sehenswerten Darbietung sogar seinen Bezwinger

Stojkov, der für den nicht angereisten WAT Landstrasse-Sieger Andreas Kucera nachrückte, rechtfertigte seine Nachnominierung für die Gruppenphase mit einer sehenswerten Darbietung, die auch dem vorzeitig für das Semifinale qualifizierten Gerald Marhold Respekt abverlangte. Der 29jährige aus Vrsac imponierte eineinhalb Sätze lang mit dynamischem Grundlinien-Tennis, das lediglich die berechtigte Frage aufwarf, warum dieser sechstbeste von aktuell 20 im HTT-Ranking positionierten serbischen Spielern bislang noch keinen Future-Tour-Titel an Land ziehen konnte. Keine Spur von chancenlosem Punktelieferant oder gar Schlachtopfer, wie Stojkov im Vorfeld von vielen Szene-Insidern unschön tituliert wurde. Der September-Challenger-Finalist spielte befreit und ohne auferlegten Aufstiegs-Zwang groß auf, und zwang den Hason-Bezwinger über die gesamte Distanz des zweiten Vorrunden-Matches in Gruppe C zur vollen Konzentration und absoluten Hingabe für den vermeintlichen Selbstläufer. Stojkov präsentierte sich alles andere als abschussreifes Kanonenfutter, und sorgte ein ums andere Mal dafür, dass der erste Challenger-Tour-Semifinalist vergeblich den kleinen gelben Filzkugeln hinterher blicken musste.

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Marhold erneut aufschlagstark, und Stojkov mit konkreten Zielen für 2014

November-Challenger-Finalist Gerald Marhold konnte sich in diesem zweiten Gruppen-Match erneut auf seinen Aufschlag verlassen, und das war aus seiner Sicht wichtig, denn sonst hätte der Samstag-Nachmittags-Ausflug ins UTC La Ville womöglich ungemütlich enden können. So aber genügte dem 3fachen Turniersieger ein einziges Break (gleich zum 1:0), um den ersten Satz glanzlos nach Hause zu servieren. Etwas leichter brachte Marhold schließlich Durchgang 2 ins Trockene, zumal bei Stojkov zusehends die Kräfte schwanden. Mit 6:4, 6:3 und dem insgesamt 108. Einzelsieg seiner Karriere durfte sich Marhold am Ende als erster Spieler über die vorzeitige Qualifikation für das Semifinale des Challenger-Tour-Finals freuen. “Ich muss zuerst einmal dem Milan ein großes Kompliment machen. Das ich heute so gefordert werde, hätte ich im Vorfeld nie und nimmer gedacht. Ich musste alles geben, und ich habe vorallem wieder sehr gut aufgeschlagen. Das Erreichen des Semifinales beim Challenger-Final ist eine tolle Sache, zumal ich damit vor dem Turnier ja nicht gerechnet hatte. Am Montag beginnt jetzt die richtig heiße Phase des Turniers, und ich freue mich schon riesig darauf. Die Pause am Sonntag kommt mir sehr gelegen. Kobsik und Löffelmann können sich ruhig drei Sätzen lang austoben”, hofft Marhold auf einen “müden” Gegner im Kampf um eines der beiden Finaltickets. “Ich bin zufrieden, das war eine starke Leistung. Ich bin total happy, dass ich beim Challenger-Tour-Final einspringen konnte und doch noch zum Zug kam”, strahlte derweil Serbiens Nr. 6. Und Stojkov gab auch gleich noch ein Ziel für 2014 aus. “Ich denke ein Future-Titel sollte im nächsten Jahr schon möglich sein”.

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Serbiens Jungstar Daniel Strezoski läßt 4:1 und 5:3 Führung im ersten Satz gegen Thomas Pratsch ungenützt, ehe sein Gegner mit 9 Games in Serie seinerseits die Chance auf die erstmalige Semifinal-Teilnahme beim Challenger-Tour-Final wahrte

Serbiens Tennis erlebt zwar aktuell mit zwei Spielern in den Top Ten der Hobby-Tennis-Tour einen noch nie dagewesenen Boom, die serbischen Challenger-Stars hatten am Samstag Nachmittag aber – zumindest ergebnistechnisch – nichts zu lachen. Denn neben Milan Stojkov musste sich am zweiten Vorrunden-Spieltag des Challenger-Tour-Finals auch Daniel Strezoski mit einer Niederlage und dem frühzeitigen Aus in Gruppe D abfinden. Der 18jährige Februar-Challenger-Champion musste Samstag Nachmittag knapp nach 17:30 Uhr mit 0:2 Niederlagen und 0:4 Sätzen im Gepäck die Heimreise antreten, und seinen Comeback-Auftritt im Tour-Zirkus unter der Kategorie “missglückt” abschreiben. Ergebnistechnisch war es nicht das, was sich Strezoski von seinem Debüt beim Challenger-Final versprochen hatte, spielerisch konnte der serbische Jungstar aber zumindest im ersten Satz des Vorrunden-Duells mit Thomas Pratsch überzeugen. Der 18jährige vom City & Country Sportclub dominierte weite Strecken des ersten Satzes, den er gegen einen nervös startenden Thomas Pratsch überfallsartig in Angriff nahm. Die ersten sieben Punkte gingen allesamt an Strezoski, der in der Folge auch eine 4:1 und 5:3 Führung inne hatte, daraus aber kein zählbares Kapital schlagen konnte. Seiner Sache ziemlich sicher, schlitterte der 18jährige dann aber leichtfertig und lässig agierend in ein echtes Debakel zum Abschied. 9 Games in Serie machte September-Challenger-Sieger Thomas Pratsch, der sich mit seinem 7:5, 6:0 Erfolg die Chance offen ließ, erstmals im dritten Anlauf nach 2011 und 2012 die Vorrunde beim Challenger-Tour-Final zu überstehen. “Ich war am Anfang extrem nervös. Erst nach dem ersten Satz habe ich die Partie trocken runtergespielt”, analysierte Pratsch sein siegreich gestaltetes 170. Karriere-Single-Match. Damit hat der 34jährige am Sonntag sein “Endspiel” gegen Kitzbühel-Sieger Manfred Kottisch, und für dieses erstmalige Aufeinandertreffen der beiden Challenger-Stars ist Pratsch optimistisch. “Ich denke mein morgiger Gegner wird angenehmer zu spielen sein . Ich mag es, wenn mein Gegner nicht so aggressiv spielt”, erklärte der 2fache HTT-Titelträger.

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Daniel Strezoski selbstkritisch, und wie der Jungstar im Februar den aktuellen serbischen Tennis-Boom auf der Hobby-Tennis-Tour einleitete

Selbstkritisch stellte sich dann auch noch Serbiens Jungstar Daniel Strezoski dem abschließenden Interview zum Abschneiden bei seiner Challenger-Tour-Final-Premiere. “Ich bin gut reingekommen in dieses Match mit den ersten sieben oder acht Punkten in Serie. Als ich dann 4:1 und später auch 5:3 führte, war ich viel zu selbstsicher. Im Vergleich zum gestrigen Match gegen Kottisch war ich heute auch viel zu lasch. Ich habe keinerlei Druck und Anspannung verspürt. Ich habe das Spiel einfach nicht ernst genommen, und der Thomas ist im Laufe des Matches immer stärker geworden. Dann habe ich im zweiten Satz die volle Breitseite kassiert”, schmunzelte Strezoski, der heuer im Jänner und Februar eigentlich den aktuellen serbischen Tennisboom einleitete. Beim Februar-Challenger-Turnier im UTC La Ville sorgte Strezoski mit seinem Finalsieg über Thomas Pretl für einen historischen Momemt aus serbischer Sicht. Denn der damals noch 17jährige spielte den ersten HTT-Turniersieg der “Cevapcici-Server” für die Balkan-Republik nach 16 titellosen Jahren ein. Vladimir Vukicevic und Filip Markovic ließen im Laufe der Saison dann noch drei weitere Titel folgen, und aktuell darf sich Tennis-Serbien auf HTT-Ebene wie bereits eingangs erwähnt über zwei Top-Ten-Stars freuen.