Schneider siegt beim November-HTT-500-Turnier und holt die La Ville Indoor Series

Eine Woche vor Beginn des großen Saisonfinales der Top 8 im UTC La Ville, scheint Philipp Schneider bereits in blendender Mastersform zu sein. Der 33jährige vom UTC Waidhofen an der Thaya entschied am Mittwoch Abend das Endspiel des 22. November-HTT-500-Turniers gegen Spaniens HTT-Star Ignacio Martin glatt in zwei Sätzen mit 6:2, 6:2 für sich, und setzte damit ein kräftiges Ausrufezeichen an die unmittelbare Masters-Konkurrenz. Schneider deklassierte im Finale des 87. Saisonturniers einen mental müde wirkenden Gegner, und fixierte in nur 57 Minuten den insgesamt bereits fünften Saison- und Karriere-Titel auf der Hobby-Tennis-Tour. Damit ist Schneider – an Turniersiegen gemessen – der erfolgreichste Spieler des Jahres 2013. Auf HTT-500-Ebene ist der Waidhofner heuer überhaupt das Maß aller Dinge. Bei fünf Starts trug der 33jährige insgesamt 4 Mal den Titel davon, und 18:1 Siege dokumentieren eindrucksvoll die Ausnahmestellung des Niederösterreichers in dieser dritthöchsten Turnierkategorie der Hobby-Tennis-Tour. Der einzige Spieler der Schneider heuer auf 500er-Ebene bezwingen konnte, war Jungstar Stefan Kraberger, der beim September-HTT-500-Turnier – dem RMB TILE CUP – im Achtelfinale den Erfolgslauf des frischgebackenen November-HTT-500-Siegers stoppte. Zudem prolongierte Schneider seine Erfolgsbilanz in Endspielen, und baute seine Siegesserie auf 5 Erfolge bei 5 Finalteilnahmen aus. Schneiders aktuelle Hochform hat auch noch zwei schöne Nebeneffekte. In der neuesten HTT-Entry-List darf sich der Masters-Starter über Platz 4 und damit sein Karriere-High-Ranking freuen, und ein bißchen Weihnachtsgeld gibts obendrauf, steht der 33jährige doch seit Mittwoch Abend als Sieger der heuer erstmals durchgeführten La Ville Indoor Series fest. Dafür “casht” er 250 Euro, die er im Falle eines Masterssieges sogar noch verdoppeln könnte. Ein Bericht von C.L

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Erwartungen an finalen Superhit erfüllen sich nicht, weil Ignacio Martin den körperlichen und geistigen Anstrengungen des Vorabends Tribut zollen musste

Die riesigen Erwartungen in den Mega-Showdown beim Endspiel der 22. Auflage des November-HTT-500-Turniers zwischen den beiden 4fachen Saisonsiegern Ignacio Martin und Philipp Schneider haben sich nicht erfüllt. Das Duell der beiden Super-Serien (sowohl Schneider als auch Martin hatten bislang noch keines ihrer jeweils 4 Karriere-Finali verloren), endete am Mittwoch Abend in einer einseitigen One Man Show von Philipp Schneider, der sein spanisches Gegenüber in nur 57 Minuten mit lediglich vier abgegebenen Games klar beherrschte. Schon im Vorfeld des drittletzten Saisonfinales hatten Tour-Insider und Experten allerdings ihre berechtigten Zweifel angemeldet, ob und wie Ignacio Martin die außerordentlichen Belastungen des 24 Stunden zuvor ausgetragenen Semifinal-Schlagers gegen Renee Glatzl wegstecken und verkraften würde. Nun, gleich vorweg: Es gelang dem 25jährigen Madrilenen – beinahe erwartungsgemäß – in keiner Phase des Finales, auch nur annähernd seine Normalform auszuspielen. Den körperlichen und mentalen Anstrengungen des Vorabends, als Spaniens Nr. 1 gegen Renee Glatzl an seine physischen Grenzen ging, um am Ende sein Masters-Ticket zu ergattern, musste er letztlich Tribut zollen. Vorallem mental hatte der semifinale Kraftakt einiges an Substanz gekostet, und wer konnte dem spanischen Superstar schon böse sein, dass er nach seiner genialen Darbietung samt heroisch erobertem Sieg, am Tag danach nur als Schatten seiner selbst agierte.

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Stark spielender Philipp Schneider gewinnt Satz 1 nach nur 27 Minuten mit 6:2

Es ist auch wirklich nicht einfach, wenn man das letzte Quentchen an körperlicher und geistiger Kraft zur Realisierung eines ganz großen Zieles investiert, und am nächsten Tag nach vollbrachter Heldentat ohne jeglicher Körperspannung gegen einen ganz besonders starken Gegner anzutreten hat. Ignacio Martin hatte sein persönliches Finale schon 24 Stunden zuvor gegen Renee Glatzl gespielt, während Philipp Schneider nach seinem spielerisch auch nicht gerade einfachen – mental allerdings fast schonenden – Semifinalerfolg über Lukas Prüger topfit in das November-HTT-500-Finale startete. Und die ungleichen Voraussetzungen sorgten gleich zu Beginn für klare Verhältnisse. Schneider legte bombastisch los, knöpfte Martin gleich dessen erstes Aufschlagspiel ab, und hievte damit das finale Gipfeltreffen der beiden bis dahin erfolgreichsten Spieler des Jahres auf eine beinahe schiefe Ebene. Schneider punktete in dieser Anfangsphase immer wieder mit seinem Paradeschlag der Rückhand, während sein spanisches Gegenüber zu Beginn lediglich durch eine extrem hohe und für ihn ungewohnte Fehlerquote auffiel. Nach nur 14 Minuten hatte sich “Senor Ignacio” schon zwei Breaks und einen 1:4 Rückstand eingehandelt, und den Rest zum Gewinn des ersten Satzes nach 13 weiteren Minuten erledigte Schneider mit seiner unnachahmlichen Rückhand, mit der er Spaniens Top-Ten-Star immer wieder in Bedrängnis brachte. Nur 5 Winner bei 16 unerzwungenen Fehlern standen am Ende bei Ignacio Martin zu Buche, und das war natürlich weitaus zuwenig, um einen richtig gut spielenden Gegner auch nur annähernd zu gefährden.

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Schneider serviert sich ohne Aufschlagverlust zum 5. Saisontitel auf der HTT

Die Entscheidung im zweiten Satz, in dem sich Ignacio Martin zunächst bis 2:2 vorallem bei eigenem Aufschlag konsolidierte, fiel im fünften Game, als Schneider seine zweite Break-Möglichkeit mit einem wuchtigen Vorhand-Winner zum 3:2 nützte. Zumindest der Matchstatistik nach war der finale Showdown damit gelaufen, denn bis zu diesem Zeitpunkt waren Breakmöglichkeiten der spanischen Nummer 1 eine glatte Fehlanzeige. Just in diesen Augenblicken taten sich zwei kleine Lichtblicke am sonst eher düsteren Horizont des Spaniers auf, als der nämlich die ersten beiden – und letztlich auch einzigen – Breakmöglichkeiten des gesamten Matches vorfand. In solchen Phasen zeigt sich auch die Klasse eines Spielers, und die ist Falle Schneiders eine wirklich hohe. Der 33jährige packte erstmalig in diesem Endspiel bei eigenem Aufschlag in Bedrängnis seine besten Schläge aus, und donnerte seinem spanischen Gegenüber drei unnehmbare Winner vor die Füsse. Damit war nicht nur die Gefahr des ersten Aufschlagverlustes gebannt, sondern endgültig auch die Kräfteverhältnisse an diesem Abend geklärt. Schneider legte prompt nach, holt zu Null das Break zum 5:2, und servierte kurz darauf zum Titelgewinn. Das tat er ein letztes Mal in äußerster Souveränität und mit nur einem abgegebenen Punkt, und damit war um exakt 22:16 Uhr mit einem – zugegeben recht kuriosen – zweiten Matchball, die Sache erledigt.

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Die Stimmen zum letzten HTT-500-Saisonfinale im UTC La Ville

“Ich habe mich heute im Finale extrem wohl gefühlt und sehr gut gespielt. Mit meinem Tennis bin ich derzeit sehr sehr zufrieden wie ich gerade spiele. Dem Ignacio hat heute der letzte Biss gefehlt. Die ganze Masters-Hetzerei und das gestrige Semifinale bis weit nach Mitternacht wird ihm schon einiges an Energie gekostet haben”, äußerte sich der frischgebackene November-HTT-500-Champion, der allerdings eine Favoritenrolle für das in einer Woche beginnende Masters strikt ablehnt. “Favorit bin ich sicher nicht, eher war der Sieg was für das Selbstvertrauen. Grundsätzlich mag ich ja schnelle Beläge nicht so, auf den Teppich-Courts des UTC La Ville habe ich mich aber komischer Weise vom ersten Moment an sehr wohl gefühlt. Der Opticourt aber wird ganz sicher wieder ein ganz neue und gewaltige Herausforderung. Da bin ich echt schon gespannt wie das wird”, betonte Schneider. Ignacio Martin wiederum beklagte bei der anschließenden Pressekonferenz eine enorme Müdigkeit, die ihn im Finale begleitete und behinderte, und die ihm schließlich die erste Final-Niederlage seiner HTT-Karriere bescherte. “Es war sehr anstrengend gegen den Renee. Meine Beine waren schwer, und auch im Kopf war ich nicht frisch genug. Schade, natürlich hätte ich gerne das Turnier gewonnen. Wenn man in einem Finale steht, dann will man es auch gewinnen. Aber das war heute einfach nicht drinnen. Ich bin aber natürlich sehr froh, dass ich gestern siegreich blieb, und damit meinen Masters-Startplatz fixieren konnte. Jetzt freue ich mich auf das große Tour-Final. Mit wem ich in eine Gruppe gelost werde, ist völlig egal. Es sind nur ausgezeichnete Spieler am Start, und wenn du den Titel holen willst, dann musst du ohnehin jeden Gegner schlagen.