“Wenns laft dann lafts” – Philipp Schneider nützt Erfolgsrun zu Saisontitel Nr. 4

Der neue HTT-Top-Ten-Star Philipp Schneider hat das von vielen Experten erwartete Finale des 22. Oktober-HTT-500-Turniers im UTC La Ville gegen den topgesetzten Renee Glatzl für sich entschieden. Der 33jährige aus Waidhofen siegte am Mittwoch Abend in einer flotten und teilweise hochklassigen Partie nach 1:28 Stunden Spielzeit mit 7:5, 6:1, und behielt damit auch im zweiten direkten Duell mit dem Jungstar vom Schwechater TC klar die Oberhand. Der Niederösterreicher ist damit weiterhin der Mann der Stunde im Tour-Zirkus, stehen doch heuer bereits 4 Turniersiege auf seinem Konto, und damit genausoviele wie bei Spaniens Tour-Hero Ignacio Martin. Zudem ist Schneider nach seinem Oktober-Double (Sieg beim Masters-Series-1000-Turnier und beim 500er-Event) bereits seit 9 Indoor-Matches ungeschlagen und im Ranking weiter unaufhaltsam auf dem Weg nach oben. Die neueste – am Donnerstag erschienene – Entry-List weist den 33jährigen Shooting-Star bereits als Nr. 6 aus. Ein Bericht von C.L

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Shooting-Star Philipp Schneider surft auf einer Welle des Erfolges unter die Top Ten

Oktober-Masters-Series-1000-Champion Philipp Schneider ist weiter in beneidenswerter Topform und “drauf & dran”, sich für das große Tour-Final (Masters) im UTC La Ville zu qualifizieren. Der 33jährige ist seit Mittwoch Abend 4facher Saisonsieger, und damit ex aequo mit Spaniens Tour-Star Ignacio Martin der – zumindest an Titeln gemessen – erfolgreichste Spieler des Jahres. Schneider befindet sich aber nicht nur in grandioser Verfassung, sondern er hat derzeit auch ein echten Lauf und in vielen Phasen das nötige Glück auf seiner Seite. Alles zusammen macht dann eine Erfolgswelle aus, auf der der Waidhofner an den letzten beiden Wochenenden mitten hinein in die Top Ten der Hobby-Tennis-Tour surfte. Es hätte nämlich auch an diesem Weekend gut und gerne sein können, dass die Trophäe beim 80. Saisonturnier an ein anderes HTT-Ass gegangen wäre. Man darf nämlich im allgemeinen Jubel um den neuen HTT-Star nicht vergessen, dass der 33jährige im Viertelfinale gegen einen phantastisch agierenden Tour-Newcomer namens Lukas Prüger eigentlich schon vor dem Aus stand, und auch im Endspiel gegen die Nummer 1 des Turniers Renee Glatzl eine Stunde lang alles andere als souverän wirkte.

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Tour-Newcomer Lukas Prüger läßt gegen den späteren Turniersieger im Viertelfinale drei Matchbälle ungenützt, ehe er von Krämpfen gebeutelt bei 2:2 im dritten Satz aufgeben muss

Doch “wenn es laft, dann lafts”, eine Weisheit mit der schon der 3fache Ski-Weltmeister Rudi Nierlich einst seine Erfolge erklärte, und die auch Philipp Schneider am Mittwoch Abend bei der abschließenden Pressekonferenz bemühte. “Wenn du gut in Form bist, und auch das nötige Glück hast, dann gewinnst du eben auch solche Matches”, meinte Schneider, und sprach damit den unfassbaren und an Dramatik kaum überbietbaren Viertelfinal-Schlager gegen Markovic-Bezwinger Lukas Prüger an. Der 15jährige aus Zwölfaxing hatte den Oktober-Masters-Series-1000-Sieger nach sensationeller Performance längst am Rande einer Niederlage, als ihm der zuvor absolvierte Achtelfinal-Fight gegen den serbischen Jungstar Filip Markovic zum Verhängnis wurde. Von Krämpfen gebeutelt, kämpfte sich der gebürtige Mödlinger nach gewonnenem ersten Satz gegen Schneider in den Tie-Break, fand insgesamt 3 Matchbälle vor, und ging trotzdem als Verlierer vom Platz. Weil er bei 2:2 im dritten Durchgang ganz einfach nicht mehr laufen konnte, und so der Traum vom am Schläger gehabten Semifinal-Einzug wie eine Seifenblase platzte. Dennoch lieferte Prüger ein Versprechen für die Zukunft ab!

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Renee Glatzl spielt nur eine Woche nach seiner Pleite-Nummer ein Super-Turnier und kann erst im Finale trotz 5:4, 30:0 Führung von Philipp Schneider gestoppt werden

Längst im Circuit etabliert und nach seiner Vorwochen-Pleite auch wieder rehabilitiert ist Jungstar Renee Glatzl. Nach seinem desatrösen Auftritt vor einer Woche beim Oktober-Masters-Series-1000-Turnier, wo der 19jährige im Achtelfinale gegen den Qualifikanten Alexander Lovrek mit 1:6, 2:6 sang- und klanglos unterging, spielte sich der junge Wiener an diesem Weekend wieder in die Elite vor. Von einer “Wundertüte” die Glatzl wäre, berichtete hobbytennistour.at, und diesem Ruf wurde der Ranglisten-Zweite bei seinem 69. Karriere-Turnierstart wieder einmal voll auf gerecht. Nach dem Masters-Series-Flop gegen Lovrek, räumte der selbe Spieler eine Woche später hochkarätigste Konkurrenz aus dem Weg. In den beiden ersten Runden waren sowohl der Kärntner Andreas Böhm als auch September-Masters-Series-1000-Finalist David Schützhofer ohne Satzgewinn und ohne Chance geblieben. Im Viertelfinale kämpfte Glatzl über drei Stunden lang den immer stärker werdenden Patrick Joksch vom TK Bigpoint Muckendorf in drei Sätzen nieder, und im Semifnale beendete der 5fache Turniersieger im 150. Match seiner Laufbahn den Erfolgsrun von Spaniens Shooting-Star Ignacio Martin. Damit hatte der 19jährige mehr als verdient sein 11. Karriere-Finale erreicht, wo er gegen Philipp Schneider eine Stunde lang die besseren Karten in der Hand hatte. Glatzl führte 4:2 und bei eigenem Aufschlag 30:15, der ehemalige Terra-Rossa-Star lag dann auch noch – nachdem er im neunten Game sieben Break-Chancen seines Gegners abgewehrt hatte – mit 5:4 und 30:0 voran, doch der Satz ging schließlich doch noch verloren. Genauso der zweite Durchgang, in dem Glatzl das Tempo nochmals verschärfte und die Risikobereitschaft in seinen Schlägen drastisch erhöhte, was zwar zu gelegentlichen Glanzpunkten reichte, insgesamt aber ein 1:6 in nur 24 Minuten zur Folge hatte.

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Spaniens HTT-Star Ignacio Martin kommt im Saisonfinish wieder in Form

300 Punkte im Entry-Ranking und die am Leben gehaltene Chance, am Jahresende den Langzeit-Leader Franz Mayrhuber abzulösen, und vielleicht erstmals in seiner Karriere die Numemr 1 der HTT zu werden, blieben als durchaus achtbare Glatzl-Bilanz. Neben dem Ranglisten-Zweiten vom Schwechater TC spielten sich bei diesem insgesamt 215. HTT-500-Turnier der Open Ära aber auch noch andere Tour-Stars in den Blickpunkt des Geschehens. Spaniens 4facher Saison-Champion Ignacio Martin scheint gerade rechtzeitig vor dem Saisonfinale wieder zu alter Stärke gefunden zu haben. Mit wuchtigem und präzisem Grundlinientennis dominierte der Madrilene seine Gegner, schickte Lokal-Matador Jürgen Buchhammer und den polnischen Jänner-Grand-Slam-Sieger im Doppel Bartosz Krzeminski in jeweils zwei Sätzen nach Hause, ehe er im Viertelfinal-Hit gegen den 3fachen HTT-250-Saison-Champion Alexander Scheller erstmals über die volle Distanz von drei Sätzen gehen musste. Dort im Kampf um ein Semifinal-Ticket wirkte der Iberer auch um den Tick frischer als Scheller, der sich in der Hetzjagd Richtung Masters körperlich aufzureiben scheint.

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Olympiasiegerin Ines Kreilinger erreicht im 10. Saisonturnier nach famoser Leistung und gelungener Viertelfinal-Revanche gegen Deutschlands Nr. 1 Jan Philip Hupasch erstmals heuer ein Semifinale

Die große Überraschung dieses Wochenendes lieferte Olympiasiegerin Ines Kreilinger! Die 24jährige Oberösterreicherin  – vor einer Woche noch kränklich und schwächlich in Runde 1 des Oktober-Masters-Series-1000-Turniers abserviert – lieferte beim 728. Single-Event der Open Ära einmal mehr den Beweis ab, dass sie zu den Topstars der Szene gehört. Tennistechnisch machen der 2fachen Turniersiegerin aus Mining ohnehin nur die wenigsten Tour-Konkurrenten was vor, und auch beim Aufschlag zeigte sich die 6fache Goldmedaillen-Gewinnerin diesmal stark verbessert. Mit diesem adaptierten Gesamtpaket demoralisierte Kreilinger zum Auftakt ihres 10. Saisonturniers den jungen ambitionierten und beinahe euphorisch auftretenden Franzosen Nils Klermund mit einer “unnetten” Doppel-Null, und auch im Achtelfinale gegen den Zistersdorfer Stefan Loibl glänzte Kreilinger speziell im ersten Satz mit einer mehr als sehenswerten Darbietung. Ihr Glanzstück legte die charismatische 24jährige aber im Viertelfinale gegen Deutschlands Nr. 1 Jan-Philip Hupasch ab. In einer Neuauflage des Vorwochen-Erstrunden-Duells beim Oktober-Masters-Series-1000-Turnier, wo Deutschlands Bester der 6fachen Olympiasiegerin bei deren 10. Masters-Series-Turnierstart die allererste Auftakt-Niederlage zufügte, revanchierte sich die Nr. 35 der HTT-Computer-Rangliste mit einem völlig verdienten und großartig herausgespielten 6:4, 6:3 Sieg. Damit erreichte die Miningerin heuer bei ihrem 10. Turnierstart erstmals ein Semifinale auf der Hobby-Tennis-Tour, und insgesamt durfte sich Kreilinger über ihr drittes Karriere-Halbfinale auf HTT-500er-Ebene freuen. Erst im Semifinale fand die Hupasch-Bezwingerin dann im späteren Turniersieger Philipp Schneider ihren Meister, der einmal mehr mit druckvollem Powertennis die Kreilinger-Schwächen aufdeckte. Am dritten Turniertag läuft es sich für die Championesse einfach nicht mehr so einfach, soll heißen mit der Beinarbeit und Physis steht die 24jährige dann zumeist auf Kriegsfuß.

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Deutschlands Nr. 1 Jan-Philip Hupasch verkündet nach Viertelfinal-Aus gegen Ines Kreilinger sein vorzeitiges Saisonende

180 Punkte eroberte Kreilinger mit ihren Husarenritt durch den Oktober-HTT-500-Raster, 180 Punkte die sie wieder ein Stück näher ran bringen an die Top 30. Diese 180 Zähler hätte derweil der bezwungene Jan-Philip Hupasch so gerne auf seinem Punktekonto gutgeschreiben, doch statt dem erwarteten Semifinal-Duell mit Philipp Schneider, musste die zerknirschte Nummer 2 des Turniers aus Varel zu einer der bittersten Pressekonferenzen seiner noch jungen Karriere antreten. Dort musste der völlig außer Form gekommene Top-Serve-Star aus Niedersachsen nicht nur die Gründe seines Scheiterns analysieren, nein dort verkündete der 22jährige auch gleich sein Saisonende, und gestand sich damit auch ein, dass er den Kampf um die erstmalige und so sehr angestrebte Masters-Teilnahme verloren gibt. Dem Vorjahresfinalisten aus Deutschland fehlt derzeit ganz einfach die Konstanz. Einem mühsamen Auftaktsieg über den niederösterreichischen Qualifikanten Albert Wanka, folgte ein Kantersieg über WAC-Spieler Martin Vesely, ehe ihn der viertelfinale Alptraum mit der Niederlage gegen Ines Kreilinger einholte. Für den viertelfinalen “battle of sexes” hatte Hupasch im Vorfeld nicht viel über, und einen klaren Sieg eingeplant. Doch am Ende ließ sich nicht vertuschen, dass Deutschlands Nr. 1 nach einem recht tennisarmen Sommer die Spielpraxis fehlt, und der Kampf um eines der begehrten Masters-Tickets zur “mission impossible” wurde.

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