Emotionaler Quali-Auftakt bei den 22. US-Open der Hobby-Tennis-Tour

Die regengeplagten Donaufeld-Open werden entgegen anders lautender Spekulationen nun doch zu Ende geführt, doch der Turnier-Triplepack in der Floridsdorfer Nordmanngasse ist großteils aus dem medialen Fokus von hobbytennistour.at verschwunden, und das hat einen äußerst guten Grund. Denn seit Freitag Nachmittag läuft es, das letzte Grand-Slam-Turnier des heurigen Jahres, zum bereits achten Mal in Serie im Tennispoint Südstadt ausgetragen, und obendrein in neuem Glanz erstrahlend. Musste das März-Masters-Series-1000-Turnier zu Beginn der Freiluftsaison noch wegen baufälliger Plätze abgesagt werden, freuen sich die Stars der Hobby-Tennis-Tour nach einer im Mai stattgefundenen Sanierung nun über zwei komplette neue Hardcourts am südlichen Stadtrand von Wien. Ob das letzte Major-Event des Jahres mit zwei frisch aufgelegten Hartplätzen aber vom Status loskommt, das am wenigsten bedeutsame Grand-Slam-Turnier zu sein, darf bezweifelt werden. Ein Bericht von C.L

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US-Open der Hobby-Tennis-Tour leiden weiter unter dem Image der grauen Major-Maus

Sechs Top-Ten-Stars glänzen durch Abwesenheit, zwölf Top-20-Spieler “spritzen” ihren Auftritt bei einem mit 2000 Ranglisten-Punkten dotierten Event der allerhöchsten Turnier-Kategorie, und der ein oder andere namhafte Akteur der HTT-Geschichte hat ebenfalls nicht den Weg nach Maria Enzersdorf gefunden, das September-Grand-Slam auf den frisch aufgelegten Hartplätzen im Tennispoint Südstadt leidet weiter unter dem Image der grauen Maus unter den vier Top-Veranstaltungen mit Major-Status im Circuit. Natürlich ist man infrastrukturell gegenüber den Grand-Slam-Mitkonkurrenten schwerstens im Nachteil. Auf nur zwei Courts stehen vom ersten Aufschlag an nur begrenzte Kapazitäten in Sachen Teilnehmerfeld zur Verfügung, womit niemals die gesamte Tour-Elite auf einmal am Start sein wird können. Aktuell will sie das aber auch gar nicht, denn vielen der Top-Stars fehlt dem Saisonabschluss auf Major-Ebene das gediegene Flair einen großen Turniers, wie bei den anderen drei Grand-Slam-Veranstaltungen in Wien.

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Super-Oldie Karl Ader steht nach einem mühsam errungenen Quali-Sieg über Marcin Schiermayer aus Polen im Hauptfeld des letzten Saison-Grand-Slam-Turniers

Und große Stars suchte man auch am ersten Spieltag der 22. Auflage der US-Open der Hobby-Tennis-Tour vergeblich, wenngleich das mit der Qualifikation zu tun hatte, die am Freitag Nachmittag bei perfekten äußeren Bedingungen über die Bühne ging. Na ja, und immerhin wurde man dann in Sachen Tour-Prominenz doch noch fündig, nämlich gleich im Eröffnungsspiel des 61. Saisonturniers mit dem Auftritt von Donaufeld-Legende Karl Ader. Wohin der rüstige 70jährige auch kommt, in jedem Tennisclub der Stadt fliegen dem Super-Oldie Sympathien und Bewunderung entgegen. Kein Wunder, wenn man zu Beginn seines achten Lebensjahrzehntes Leistungen bringt und Resultate abruft, von den diverse Jungstars nur sehnsüchtig träumen können. Ader spielt aktuell die beste Saison seiner Karriere und in der Form seines Lebens. Davon zeugen nicht nur drei Saisontitel auf Future-Tour-Ebene, sondern auch seine heurige Matchbilanz bis Anfang September im Vergleich zu den beiden Vorsaisonen. 29 Einzelsiege hatte die Nr. 47 der Hobby-Tennis-Tour-Computer-Rangliste vor dem höchst interessanten US-Open-Quali-Duell mit dem polnischen Challenger-Star Marcin Schiermayer in diesem Jahr bereits eingefahren, und damit fast schon so viele Matches erfolgreich beendet, wie in den Jahren 2011 und 2012 zusammen. Bevor Ader am Centercourt Jubiläumssieg Nr. 30 im Jahr 2013 unter Dach und Fach hatte, musste er aber gegen einen engagiert spielenden und immer stärker werdenden Gegner an seine  Grenzen gehen. Denn Schiermayer verteilte im Duell mit Ader keinerlei Rentner-Bonus an den 41 Jahre älteren Gegner. Die polnische Nr. 80 im HTT-Entry-Ranking ließ in Durchgang 1 ein 4:2 ungenützt, und nach verlorenem Tie-Break mit 3:1 Zwischenführung und drei ärgerlichen Doppelfehlern auch ein frühes 2:0 zu Beginn des zweiten Satzes. Danach spielte Ader seine unendliche Routine aus, während Schiermayer mit seinem Aufschlag Probleme bekam. Eine Unzahl von Doppelfehlern – vorallem auch in entscheidenden Momenten – kosteten dem 29jährigen einen durchaus möglichen Platz im Hauptfeld der US-Open. Dort steht nach seinem 30. Saisoneinzelsieg Karl Ader, und dort gilt es mit einer ansehnlichen Leistung das Vorjahres-Trauma auszulöschen, als Ader in Runde 1 vom jungen Niederösterreicher Manuel Trost mit der Höchststrafe von 0:6, 0:6 vermöbelt wurde. Ein traumatisches Erlebnis, und der Grund, warum Ader ursprünglich eigentlich keine Lust auf ein zweites Hartplatz-Grand-Slam-Abenteuer hatte.

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Patric Weidinger kämpft in einem packenden Quali-Match Serbiens Miroslav Jelic im Tie-Break des dritten Satzes nieder

Einen phantastischen und in Sachen Spielverlauf höchst kuriosen Schlagabtausch lieferten sich Serbiens Miroslav Jelic und der junge Niederösterreicher Patric Weidinger. Zweieinhalb Stunden lang wogte die Quali-Partie am Grand Stand hin und her, ehe Weidinger schließlich mit 7:5, 4:6, 7:6 das glücklichere und bessere Ende für sich hatte. Vorangegangen waren dem Quali-Krimi aber 150 abwechslungsreiche Minuten, in denen Jelic zunächst das Tempo vorgab, nach einer 4:1 Führung aber mit 5:7 in Rückstand geraten, und bei 0:3 im zweiten Satz auch wie der sichere Verlierer ausgesehen hatte. Doch der gerade einmal ein paar Monate Tennis spielende Weidinger ist noch alles andere als sattelfest und routiniert im Umgang mit Szenarien, die Tennismatches in einer Grand-Slam-Qualifiaktion so speziell machen können. Obendrein hat die Kampfmaschine aus Bruck auch noch nicht die notwendige Konstanz im Spiel, um einmal einen Satz auf einem Level absolvieren zu können. Weidingers Tour-Auftritte gleichen im wahrsten Sinne des Wortes einer Hochschaubahnfahrt der Gefühle und Emotionen. Ein toller Punkt, ein gewonnenes Game, und Weidinger könnte der Hobby-Tennis-Tour-Welt den berühmten “Haxn” ausreißen. Unterläuft dem 24jährigen Brucker aber ein Fehler, stürzt das gesamte Fundament seines im Kopf zusammengebrauten und imaginären Tennis-Imperiums zusammen.

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Wie Weidinger im Finish mit Kampfgeist pur einen “überheblich” agierenden Gegner niederkämpfte

So auch am Freitag Abend, als er bei 7:5, 3:0 in Gedanken schon 90 Hauptbewerbspunkte auf sein Ranking-Konto addierte, und voller Selbstvertrauen die Erstrundenhürde Mathias Wagner aus dem Weg zu räumen gedachte. Doch mit dem ersten leichten Fehler im Duell mit Jelic, war Weidinger wieder auf dem Boden der Realität zurück. Und mit ihm sein Racket und seine Kappe, die praktisch nach jedem Fehler einem Belastunsgtest auf den neuen Hardcourts des Tennispoint Südstadt unterzogen wurden. Der unerfahrene Niederösterreicher erlebte plötzlich eine absolute Stunde des Horrors, als er von den folgenden 13 Games nur 2 zu seinen Gunsten entscheiden konnte, und sich bei seinem Grand-Slam-Debüt im entscheidenden dritten Satz plötzlich einem 1:5 Rückstand ausgesetzt sah, ehe Unvorhersehbares geschah. Jelic nahm die vermeintliche Schlussphase dieser Quali-Partie auf die leichte Schulter. Was sollte denn bitte sehr auch passieren, gegen ein bei jedem Fehler wie ein Rumpelstilzchen herumhüpfendes Gegenüber. Doch was Weidinger trotz seiner Unerfahrenheit in Perfektion auf den Platz bringt, ist sein immer wieder ungebrochener Kampfgeist, mit dem er zu sicheren oder gar überheblichen Kontrahenten noch die Butter vom Brot nehmen kann. So auch diesmal, denn Weidinger hirschte wieder einmal von Ecke zu Ecke, ließ dabei keinen Quadrat-Zentimeter des Platzes aus, und wurde schließlich nach 1:5 Rückstand noch mit dem Erreichen des Tie-Breaks belohnt. Und dort hatte er mit seinen Sicherheitsschlägen gegenüber dem stürmisch attackierenden Jelic die bessere Taktik zur Hand. Im 20. Karriere-Match mit einer heroischen Leistung beim Grand-Slam-Debüt den Hauptbewerb erreicht, damit konnt Weidinger hoch zufrieden die Heimreise nach Bruck antreten.

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Thomas Dewald nach souveräner Vorstellung im Hauptbewerb und Peter Baumann steht nach Sieg im 125. Karriere-Single über WTC-Star Rene Degrinis als erster Achtelfinalist fest

Was tat sich sonst noch am ersten Spieltag des 22. September-Grand-Slam-Turniers 2013? Thomas Dewald erreichte mit einem ganz souverän herausgespielten 6:0, 6:2 Erfolg über Blagoje Dogandzic den Hauptbewerb des letzten Saison-Major-Events. Der 37jährige war im zweiten Match des Tages am Centercourt in allen Belangen besser als sein serbisches Gegenüber, das mit dem frühen Aus in der Quali auch eine Menge an Ranglistenpunkten einzubüßen hat. Im Vorjahr noch im Achtelfinale, könnte es für Dogandzic nach den US Open raus aus den hart verdienten Top 50 gehen. Der erste Achtelfinalist des 88. Grand-Slam-Turniers der Open Ära steht indes auch schon fest. Peter Baumann, zuletzt beim August-HTT-150-Turnier auf Terra Rossa starker Finalteilnehmer, prolongierte seinen Aufwärtstrend mit einem 6:3, 6:4 über WTC-Star Rene Degrinis und erreichte in seinem 125. Karriere-Single so wie im Vorjahr die Runde der letzten 16, wo nun voraussichtlich Alexander Scheller warten wird.

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