Himmel & Hölle für David Hühne am Olympia-Eröffnungstag

10 Jahre ist es mittlerweile schon wieder her, als im August 2003 erstmals ein Hauch von Olympia durch die Hobby-Tennis-Tour-Welt wehte. Einige Wochen zuvor, hatte sich eine Gruppe von Freunden in der Leberstrasse zu einem gemütlichen Sportnachmittag verabredet, und dort neben Tennis auch ein bißchen Fußball gespielt. Und weil im Kofferraum eines der Freunde auch noch Boccia-Kugeln herumlagen, gab es zum Abschluss noch ein erstes Rendezvous mit den bunten Kugeln. Vorallem aber war das die Geburtsstunde einer Veranstaltung, die mittlerweile Jahr für Jahr zum absoluten Höhepunkt der Wiener Freizeitsportszene zählt. Ein Top-Event war also aus der Taufe gehoben, das an diesem Wochenende seinen 10. Geburtstag feiert. Aus einer spontanen Idee wurde aber vorallem ein so nicht zu erwartender Selbstläufer. Denn während praktisch jedes großes Turnier und auch die HTT selbst Jahre benötigten, um zu dem zu werden was sie jetzt sind, war Olympia quasi über Nacht seinen Kinderschuhen entwachsen. Zwar duellierten sich bei der Premiere unter den fünf olympischen Ringen nur 45 Teilnehmer in einer Art Familienfest, doch der entstandene Hype um das Olympia-Debüt sorgte schon ein Jahr später für eine Mega-Veranstaltung im XXL-Stil. 98 Sportler aus 10 Nationen reisten ein Jahr darauf auf die Schmelz, wo die multifunktionele Sportanlage perfekte Bedingungen für eine Veranstaltung dieser Größenordnung bot. Ab 2005 war Olympia dann wieder in der Leberstrasse beheimatet, wo man zwar unter fast “spartanischen” Voraussetzungen acht Jahre lang Edelmetall vergab, und dennoch immer wieder phantastische Teilnehmerfelder in Wien-Simmering begrüßen konnte. Heuer quasi zum Olympia-Jubiläum hievt man das Event in eine neue infrastrukturelle Dimension. Die Anlage von WAT Landstrasse bietet den Stars der Hobby-Tennis-Tour ein sensationelles Umfeld und ein neues Gefühl im Kampf um olympisches Edelmetall, wie die ersten Starter am gestrigen Feiertag erleben durften. Ein Bericht von C.L

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5 Top-Ten-Stars sorgen für qualitativ hochwertigen Olympia-Tennis-Bewerb

Womit wir auch schon in einer kurzen Zusammenfassung des ersten Olympiatages wären. Voll angelaufen ist am gestrigen Feiertag die erste Runde im Herren-Einzel-Bewerb des olympischen Tennisturniers, das dieses Jahr gar nicht so schlecht besetzt ist. Quantitativ ist die “Serve & Volley-Show der HTT” ja immer bestens ausgestattet, doch zum Geburtstags-Auftritt sind immerhin 5 aktuelle Top-Ten-Stars zum “Goldschürfen” in die Baumgasse gekommen, von denen mit dem Ranglisten-Ersten Franz Mayrhuber und US-Open-Champion Christoph Kramer auch schon zwei der Top-Asse im Einsatz waren, und sich erwartungsgemäß auch keine Blöße gaben. Mayrhuber – im Vorjahr nur mit Blech und dem undankbaren vierten Platz abgereist – warf den frischgebackenen August-Challenger-Sieger Clemens Wimmer aus dem Bewerb, während Kramer gegen Berzengi-Ersatzmann Rainer Bauer vom TC Terra Rossa ganz klar mit 8:3 die Oberhand behielt. Souveräne Auftaktsiege feierten auch Tour-Debütant Christian Kreidl mit einem 8:0 über TK-Eden-Star Domenic Stangl, Patrick Wimmer, der Schwärzli-Bezwinger Peter Steinberger deutlichst mit 8:1 in die Schranken weisen konnte, und Michael Kunz, der sich auf seinem Lieblingsbelag Rasen den Traum vom Olympiagold im Single erfüllen möchte, und den ersten Schritt dorthin mit einem 8:2 über Olympia-Rekord-Medaillen-Gewinner Martin Kova setzte. Überraschend stark präsentierte sich auch Alexander Würz. Der Jungstar vom Alt Erlaaer TC jagte Challenger-Star Robert Priewasser mit 8:4 aus dem Medaillenrennen, während Philipp Chorherr nach klarer Führung gegen Serbiens Slobodan Vasiljevic noch zittern musste, ehe er im Tie-Break den Aufstieg ins Olympia-Achtelfinale fixiert hatte. In der Qualifikation rauschten derweil die Herren Mario Ferrari, Dieter Schickbichler, Ondrej Dostal und Patrick Weidinger dem olympischen Hauptbewerb entgegen.

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Sascha Kobsik avanciert mit Sieg über David Hühne und Erfolg im Doppel an der Seite von Michael Kunz zum Mann des ersten Olympia-Tages

Der Mann des ersten Olympiatages war aber ganz ohne Zweifel Sascha Kobsik. Der 30jährige Wiener, vor eineinhalb Wochen Finalist beim August-Challenger-Turnier in Wien-Simmering, sorgte mit einem 8:7 über Deutschlands Nr. 2 David Hühne für die erste sportliche Sensation der Jubiläumsspiele. Im Kopf frei und ohne jeglicher Erwartungshaltung, demonstrierte der Jänner-Challenger-Sieger gegen einen gehemmt wirkenden Hühne, was er tatsächlich zu spielen im Stande ist. Den favorisierten Deutschen einmal so weit gebracht, dass dieser seine Taktik umstellen musste, sorgte Kobsik mit einem makellos gespielten Tie-Break letztlich dafür, dass aus einer guten Leistung ein bärenstarkes Resultat und das Achtelfinal-Ticket im Single-Bewerb herausschaute. “Wir wissen alle, dass der Hühne der bessere Tennisspieler von uns beiden ist, aber ich habe heute völlig befreit aufgespielt, und dieser Sieg freut mich schon sehr”, strahlte Kobsik, der dann im Doppel noch eins draufsetzte. Denn das der Doppel-Exot plötzlich neben einer Allzeit-Größe der HTT-Doppelszene einlaufen durfte, motivierte den Challenger-Star scheinbar gleich noch einmal extra. Die höher eingeschätzte Paarung Patrick Meinhart und Nihad Berzengi wurde in Runde 1 mit 9:5 verabschiedet, wobei vorallem Meinhart einen rabenschwarzen Tag am Netz erwischte. Da war selbst der “nicht ganz taufrisch wirkende” Berzengi noch eine Augenweide! “Wir sind ein bisserl die Nerverln gewesen”, so umschrieb derweil Terra-Rossa-Star Alexander Barbunopulos die Gründe für das 6:9 in Runde 1 des Doppelbewerbs, das er mit Partner Rainer Bauer gegen das bunt zusammengewürfelte Duo Martin Kova und Alexander Würz einfuhr. Im Viertelfinale kommt es nun übrigens zum Duell zwischen Kova-Würz und Kunz-Kobsik.

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Rebekka Seipel und David Hühne gewinnen grandiosen Mixed-Doppel-Semifinal-Schlager gegen Ines Kreilinger und Patrick Wimmer

Das sportliche Highlight des ersten Olympiatages – und da waren sich einmal ausnahmsweise alle Zuseher einig – bildete das Mixed-Doppel-Semifinale zwischen dem deutsch-österreichischen Duo David Hühne & Rebekka Seipel sowie der 4fachen Olympiasiegerin Ines Kreilinger und Patrick Wimmer. Am Centercourt des WAT Landstrasse entwickelte sich über 16 Games lang ein sehenswerter Schlagabtausch, in dem Seipel & Kreilinger das Vorurteil vom “schwachen Geschlecht” ganz massiv widerlegen konnten. Es waren nämlich die beiden Ladies, die mit grandioser und leidenschaftlicher Tenniskunst ein Mixed-Doppel zelebrierten, das ganz ohne Zweifel bereits absoluten Final-Charakter hatte. Die 4fache Olympia-Goldmedaillengewinnerin Ines Kreilinger demonstrierte an der Grundlinie vorallem mit ihrer Rückhand, welch außergewöhnliche Klasse sie besitzt. Und weil im Doppel “quasi” nur die Hälfte des Platzes abzudecken ist, und nur die Hälfte der Laufwege anfallen, ist die aggressiv spielende Oberösterreicherin gleich doppelt gefährlich. Auf der anderen Seite des Netzes spulte Rebekka Seipel eine phantastische Leistung ab. Mit der Konstanz eines Schweizer Uhrwerks und beinahe fehlerlos über das gesamte Match, sorgte die junge Dame vom BMTC zudem auch mental und emotional für den Ruhepol im gemeinsamen Doppel mit dem hochroten Hitzkopf aus Deutschland. Hühne hatte eigentlich nach der Single-Pleite gegen Sascha Kobsik keinen Kopf und keine Lust mehr auf ein Mixed-Doppel, schon gar nicht gegen die als Mitfavoriten gehandelten Wimmer und Kreilinger. Doch dem weiblichen Superstar der Spiele – noch dazu extra “teuer” engagiert – einen Korb zu geben, das traute sich der Mann aus Singen nicht. Und so entwickelte sich ein Top-Doppel auf höchstem Mixed-Niveau, bei dem das männliche Begleitservice “Wimmer & Hühne” mit Fortdauer der Partie auch zu einer außergwöhnlichen Partie beitrugen. Eine Partie, die Wimmer & Kreilinger eigentlich bei einer deutlichen 5:2 Führung in der Hand hatten. Eine halbe Stunde später saß das enttäuschte Duo mit der Gewissheit in der Wiese vor dem Centercourt, dass es am anstehenden Wochenende “nur” um die Bronzemedaille gehen wird. Angesichts der katastrophalen Doppelleistung vom Terra-Rossa-Weekend, wo das Mixed-Duo im Semifinale an Ronovsky-Sladek scheiterte, wäre Olympia-Bronze aber gar nicht so schlecht.

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David Hühne – Deutschlands Nr. 2 “nur” mehr mit Challenger-Niveau oder bald schon Mixed-Olympiasieger? Und das ganze Dilemma um den Mixed-Start von Terra-Rossa-Jungstar Katharina Kothmayer

Kontroverser “bringt” es derzeit wohl nur David Hühne im Circuit. Bei Terra Rossa vor wenigen Tagen im Semifinale an Challenger-Star Peter Baumann gescheitert, im Olympia-Einzelbewerb mit Sascha Kobsik am nächsten Challenger-Spieler die Zähne ausgebissen, war Hühne am Abend des ersten Tages trotzdem der einzige männliche Olympia-Starter, der seine Medaille fix hatte. Ein aktuelles “Auf & Ab” verzeichnet derzeit auch Terra-Rossa-Jungstar Katahrina Kothmayer. Die 18jährige triumphierte vor wenigen Wochen beim Juli-Future-Turnier im Sportzentrum 23, stand in Kitzbühel im Semifinale des Challenger-Bewerbs, ehe die “doppelte Heimpleite” am vergangenen Wochenende “auf Terra Rossa” folgte. Und ihr Doppelstart im Mixed an der Seite von Mario Ferrari warf auch einige Fragen auf. Die Tennis-Beau aus Hernals hatte beim Veranstalter massigst Anfragen für einen Mixed-Start vorliegen, doch sie entschied sich für ein Antreten mit Future-Tour-Star Mario Ferrari. Was in der Szene für Kopfschütteln sorgte, und ihr selbst nach dem frühen Aus im Mixed scheinbar auch Kopfzerbrechen machte. “Pech und Aus” mit diesem knappen Kommentar wollte “Kathi” das leidige Thema abhandeln und sichtlich nicht mehr näher darauf eingehen. Neben Tennis wurden am gestrigen Eröffnungstag auch die Bewerbe im Tischtennis und Soccer-Tennis gestartet. An der Ping-Pong-Platte hatten die großen Stars und gesetzten Goldfavoriten noch Pause. Die einzige Ausnahme bildete Martin Kova. Der 3fache Tischtennis-Olympiasieger (2003, 2007, 2008) feierte in seinem Auftakt-Match den erwartet klaren 3:0 Sieg über Robert Priewasser, der in der Vorrunde Clemens Wimmer mit 3:1 das Nachsehen erteilte. Ebenfalls die 2. Runde erreicht haben Patrick Wimmer (3:0 gegen Stefan Dichtl), Domenic Stangl mit einem 3:0 über Tajana Lienbacher, Serbiens Milan Stojkov mit einem 3:0 gegen Olympia-Newcomer Gerald Suchy, und Georg Gallo, der gegen Brgitte Kunz beim 3:0 ebenfalls nichts anbrennen ließ. Noch einmal richtig Stimmung kam am Abend im Eröffnungsspiel des Soccer-Tennis-Turniers auf. Dort ließen die technisch versierteren Nihad Berzengi und Patrick Meinhart dem WTC-Duo Mario Ferrari und Peter Steinberger keine Chance, und zogen mit einem letztlich sicheren 11:4, 11:6 Erfolg ins Viertelfinale ein.

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