Gesetztensterben zum Auftakt der 2. Babolat-Kitzbühel-Trophy 2013

Kaiserwetter über den Kitzbühler Alpen zum Auftakt der 2. Babolat-Kitzbühel-Trophy in Going und Kirchberg, doch mit der Sonne bei prächtigen Verhältnissen und Postkartenwetter lachten am Ende des Eröffnungstages nur die heimischen Kitz-Starter um die Wette. Ein massives Gesetztensterben prägte den gestrigen Mittwoch, an dem die Hoffnungen der Hobby-Tennis-Szene Ostösterreichs auf einen Titelgewinn der bekannten Namen arg dezimiert wurden. Die beiden Babolat-Kitz-Trophäen sind pünktlich zu Turnierbeginn aus Wien kommend in der Gamsstadt eingelangt, doch ob eine dieser beiden Silber-Pokale auch den Weg zurück in die Bundeshauptstadt finden wird, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Nach den ersten Eindrücken und den Premieren-Auftritten der “Alpen-Stars” scheint klar: Der Weg zum Titelgewinn bei der 2. Babolat-Kitzbühel-Trophy führt zumindest im HTT-500er-Bewerb über die “Tirol-Connection”. Ein Bericht von C.L

img_9248

img_9179

Wie “Jonas & Elias” Exotik pur versprühten, und den Stars der Szene die Show klauten

Zünftig und urig – so stellt man sich ein Tennisturnier in den Tiroler Bergen eigentlich vor, doch dann wurde es am ersten Spieltag der 2. Babolat-Kitzbühel-Trophy in Going so richtig exotisch. “Jonas & Elias” waren die heimlichen Stars des Eröffnungstages, und dazu sorgte ein Brite mit seinen ersten Gehversuchen auf Sand für Exotik pur am sonnenüberfluteten Centercourt des TC Going. Doch alles schön der Reihe nach: Viele hübsche Damen saßen am gestrigen Mittwoch im Publikum, doch der Hingucker zum Tag waren ohne Zweifel “Jonas & Elias”. Zwei junge “Tiroler Originale” vom ortsansässigen Verein, stahlen den Stars der Szene mit ihrem Auftritt ganz klar die Show. Die Mama eine Tirolerin, der Papa aus Ghana stammend, und schon war jene urige Mischung perfekt, die am Eröffnungstag ein ganz besonders symphatisches Flair verbreitete. Die beiden farbige Kids, die im Dialekt “tirolerten”, waren eine herrliche Abwechslung im längst ausgebrochenen Wettkampffieber rund um die Babolat-Kitz-Trophy. Jonas und Elias, zwei biblische Namen im heiligen Land Tirol, die sich – wann immer ein Match zu Ende war – als wieselflinke Helferlein präsentierten. Ein Eis, ein kühles Getränk als Lohn und die Babolat-Team-Bälle mit dem Kitzbühel-Logo als Souvenier behalten, genossen die beiden Afro-Tiroler einen Ferien- und Tennistag inmitten der HTT-Stars. Eigentlich – so erzählte Obmann Robert Hager – wollten “Jonas & Elias” ja den Job als Balljunge antreten, doch daraus wurde ob ihrer Unerfahrenheit nichts.

img_8945

Alexander Goodsell stiehlt Bruder Adam die Show, und gewinnt gegen Thoams Peyerl sein allererstes Match auf Sand

Apropos Unerfahrenheit: Die trifft auch auf Alexander Goodsell zu! Nein, Du hast Dich nicht verlesen, “unser” Adam Goodsell hat in Kitzbühel seinen jüngeren Bruder an den Start gebracht, und der avancierte hoch in den Tiroler Bergen zu einem echten “Claycourt-Exoten”. Zum ersten Mal in seinem Leben spielte “Alex” auf dem roten rutschigen – und für ihn total ungewohnten – Untergrund, und es dauerte dann im Eröffnungsmatch gegen Thomas Peyerl auch einige Zeit, bis sich der junge Brite mit den “sandigen Gegebenheiten” bekannt gemacht und arrangiert hatte. In der Einfühlphase des Engländers war der erste Satz im Tie-Break verloren gegangen, ehe Peyerl die Sicherheit der Anfangsphase abhanden gekommen war, und er mit vielen unerzwungenen Fehlern sein späteres 7:6, 2:6, 1:6 selbst einleitete. “Ich bin trotzdem gar nicht unzufrieden”, äußerte sich Peyerl, der insgesamt gegen einen wirklich guten Tennisspieler verlor. “Die Bälle springen höher ab als daheim in England”, lachte der 21jährige Sieger, der nun im Achtelfinale auf Clemens Beywinkler treffen wird.

img_9124

img_9022

Englands Nr. 1 Adam Goodsell beim 2:6, 2:6 gegen Mario Leitner chancenlos

Alexander Goodsell hatte damit bei seinem Tour-Debüt auch gleich einmal dem arrivierten Bruder Adam vor den Augen der gemeinsamen Eltern die Show gestohlen. Der 23jährige aus St. Leonards on sea läutete mit einem 2:6, 2:6 Debakel gegen den Tiroler Tour-Neuling Mario Leitner die Pleitenserie der gesetzten Topstars der Babolat-Kitzbühel-Trophy ein. Der britische WAT-Landstrasse-Star, der in Wien bei seinen Tourstarts immer wieder mit “Serve & Volley” für Furore sorgt, stand in der Höhenlage von Going recht rasch auf verlorenem Posten. Oder hatte Adam da gar was falsch verstanden? “Going oder zu deutsch gehen”, womöglichlich lag da genau das “englische Problem”, denn mehr als ein leichtes Traben war es nicht, was Goodsell da im Duell mit Mario Leitner auf dem Court bot. Es war in jedem Fall “läuferisch und in Sachen Beinarbeit” zuwenig, um sein in der Vergangenheit oftmals perfekt funktionierendes Offensivspiel aufzuziehen. Und ohne “Serve & Volley” war Goodsell chancenlos. An der Grundlinie mit schweren Beinen gegen einen Lokalmatador kämpfend, der sich linkshändig und spielstark zeigte, da war für Englands Nr. 1 absolut nichts zu holen. “Ich bin schon sehr enttäuscht, aber weniger über mein Ausscheiden als vielmehr darüber, dass ich nicht meine beste Leistung abrufen konnte”, so Goodsell. Und das vor den Augen von Mama Sandra und Papa Paul, was den missglückten Tennistag in Going richtig bitter machte.

img_9000

img_9148

Topgesetzter Mario Kiss im Duell mit Reinhard Told mit Höhenlage und Hitze überfordert

Leitner hingegen führte ein imponsant auftretendes “Tiroler-Quartett” an, das mit gediegenen Leistungen und noch besseren Resultaten für ein gelungenes “Heimspiel bei der Tour-Premiere” sorgte. Neben dem gebürtigen Kitzbühler überzeugten auch Alexander Gatt und Reinhard Told, die mit glatten Siegen die beiden topgesetzten Tourstars Mario Kiss und Jürgen Buchhammer richtig schlecht aussehen ließen. Einen enttäuschenden Auftritt lieferte TC Donaufeld-Star Mario Kiss ab. Der 34jährige patzte ausgerechnet in seinem 240. Karriere-Single und musste nach seiner 1:6, 4:6 Auftakt-Niederlage einsehen, dass Tennis in den Bergen auf rund 830 Metern Seehöhe “etwas anderes” ist. Mit den “abhauenden” kleinen gelben Filzkugeln hatte der 11fache Turniersieger genauso seine liebe Not, wie mit der Hitze, die einmal mehr Marios Defizite im körperlichen Bereich schonungslos aufdeckte. Über weite Phasen des Spieles war Kiss im Duell mit dem routinierten Gegner vom TC Ellmau ohne Chance, und als sich dann im Finish des zweiten Satzes bei 4:3 und einem Breakball auf 5:3 die kleine Chance doch noch auftat, scheiterte der Powerserver an den Verhältnissen. “Es ist was ganz anderes, hier in den Bergen Tennis zu spielen. Das ist definitiv nichts für mich. Ich konnte mich auf die Höhe hier und die Hitze nicht einstellen. Der Ball fliegt extrem, und der Spin steigt hier richtiggehend empor”, klagte der ehemalige Ranglisten-Erste vom TC Donaufeld.

img_9224_0

Alexander Gatt vom TC Ellmau verabschiedet mit Jürgen Buchhammer die Nr. 2 der Babolat-Kitzbühel-Trophy 2013, während Andreas Bürger mit Niederlage gegen Clemens Beywinkler den totalen Tirol-Triumph platzen ließ

Nach Leitner und Told konnte am Ende auch der dritte Lokalmatador vom TC Ellmau jubeln. Alexander Gatt vom Nachbarverein des TC Going, warf mit Jürgen Buchhammer die Nummer 2 des Turniers mit 6:4, 6:0 aus dem Titelrennen, und verblüffte bei seinem Tour-Debüt mit einer ansehnlichen Gesamtperformance. Der 20jährige aus Scheffau überzeugte neben spielerischen Highlights vorallem mit Kampfgeist. Nachdem Gatt die Anfangsnervosität abgelegt, und einen 3:4 Rückstand verarbeitet hattet, ließ er einen fehlerhaften Jürgen Buchhammer über die Klinge springen. Weniger erfolgreich verlief das HTT-Debüt hingegen für Andreas Bürger. Der vierte Mann aus dem TC-Ellmau-Quartettt hatte mit Clemens Beywinkler aber auch einen recht unangenehmen Gegner zu bekämpfen, der immerhin im Vorjahr das Viertelfinale hier erreichte.

img_9094

Ein junger Mann aus Niederbayern trägt die deutschen Hoffnungen in Kitzbühel

Jan-Philipp Hupasch auf Heimaturlaub an der Nordseeküste, David Hühne urlaubend in Montenegro, das deutsche Tennis schien ausgerechnet für den Saisonhöhepunkt in Kitzbühel in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Das “Schwarz-Rot-Gold” dieser Tage aber womöglich doch noch zur Modefarbe avancieren könnte, liegt an einem jungen 16jährigen Mann, der bei seinem Tour-Debüt cool und kaltschnäuzig die Kastanien für Deutschland aus dem Feuer holt. Und das nach 200 Kilometer langer Autofahrt aus Niederbayern kommend. Die Rede ist von Thomas Holzapfel aus Dingolfing, der mit einer souveränen Darbietung die Kitzbühel-Hoffnungen des Oberösterreichers Christoph Fragner brutal beendete. Was die Stars der Szene aufmerksam und vorsichtig machen sollte war aber weniger die Performance des “Isar-Bombers”, als vielmehr die Aussagen im Interview danach. “Ich bin total unzufrieden, weil ich weit unter meiner besten Form gespielt habe”, grollte der Deutsche.

img_9242

Daniel Holzleithner und Bernhard Schneider als Geheimfavoriten auf den Titelgewinn

Ein erstes Mal die persönliche Visitenkarte im Circuit abgegeben haben auch Bernhard Schneider, Daniel Holzleithner und TC Top-Serve-Jungstar Stefan Kraberger. Nun, alle drei “glänzten und brillierten” nur gegen zwar hochmotivierte aber spielerisch klar unterlegene Challenger-Kundschaft, aber schon beim ersten Kennenlernen auf den Courts des TC Going deutete sich an, dass alle Drei Potential für ein Topresultat besitzen. Bernhard Schneider vom TK Lindabrunn hatte nach nur einem abgegebenen Game soviel Mitleid mit dem heillos überforderten Stefan Dichtl, dass er sich sogar zu einem bedeutungslosen dritten Satz überreden ließ. Daniel Holzleithner deklassierte im OÖ-Derby Robert Priewasser, und bescherte dem Rieder damit einen rabenschwarzen Tennistag in Kitz. Und dann ist da ja auch noch Stefan Kraberger, der sich mit Thomas Löffelmann nicht lange aufhielt, und den Challenger-Star mit 6:0, 6:2 aus dem Bewerb kippte.

Martin Kova steht nach 1:5 Rückstand gegen Martin Steinbauer im Achtelfinale

Was tat sich sonst noch an diesem gestrigen Eröffnungstag zur Babolat-Kitzbühel-Trophy? Der 4fache HTT-French-Open-Sieger Martin Kova wahrte nach einer tollen Aufholdjagd die Chance auf seinen 380. Karriere-Einzelsieg. Der würde fallen, wenn der 30jährige Wiener nach seinem Startsieg über Martin Steinbauer auch das Achtelfinale gegen Goodsell-Bezwinger Mario Leitner erfolgreich gestalten könnte. Am Mittwoch im Erstrunden-Treffen mit dem Niederösterreich bewies Kova wieder einmal Kämpferqualitäten, holte er doch ein 1:5 im ersten Satz auf, ehe er mit 7:6, 6:0 sein Achtelfinal-Ticket buchte.

img_9002

Kirchberg-Stars rehabilitieren sich mit Super-Tagesbilanz für letztjähriges Debakel

Machen wir zum Abschluss noch einen Blick nach Kirchberg, wo die Lokalmatadore vom Gastgeberverein ein Jahr nach dem Premieren-Debakel diesmal eine richtig starke Performance samt passenden Resultaten ablieferten. Waren im Vorjahr von 7 Auftakt-Auftritten noch 6 danaben gegangen, zeigten Hirzinger & Co diesmal mit einer makellosen 5:0 Bilanz kräftig auf. Die Obermoser-Brüder räumten die Gegnerschaft mit nur 5 abgegebenen Games in vier gespielten Sätzen zur Seite, während Routinier Alois Hirzinger seinen Debüt-Erfolg auf der HTT mit einem 6:4, 6:0 Quali-Sieg über Kiss-Freundin Tajana Lienbacher feierte. Mit Mühe kämpfte sich hingegen Jessica Glatzl ins Achtelfinale des Challenger-Turniers in Kitzbühel. Die Terra-Rossa-Lady hatte mit Jannine Reitbauer einen ausgeglichenen und harten Kampf zu bestehen, ehe sich sich am Nachmittag vor dem Besuch auf der ATP-Anlage im Hotelzimmer ausgiebig ausschlief. Ein Duell mit der Nummer 1 des Turniers Peter Baumann sicherte sich auch Gerhard Kaineder. Der Tour-Newcomer vom UTC Krems-Mitterau schlug Peter Kova mit 6:1, 6:3, und darf sich nun am Donnerstag Mittag mit dem topgesetzten Baumann messen.