Martin Haslinger entscheidet Juni-Future-Premieren-Turnier für sich

Mit dem Sieg des Hollabrunner Nachwuchsspielers Martin Haslinger endete am Mittwoch Abend die Premieren-Ausgabe des Juni-Future-Turniers beim TC Matchball in Wien-Simmering. Der erst 14jährige entscheid mit einem 6:7, 7:5, 6:0 Erfolg über Hartmuth Beck das finale Generationsduell beim 33. Saisonturnier in der Leberstrasse für sich, und konnte damit nach exakt 1:54 Stunden Spielzeit nach seinem ersten Karriere-Titel auf der Hobby-Tennis-Tour greifen. Haslinger, der “nur” als Nummer 371 der HTT-Computer-Rangliste in dieses Turnier gestartet war, ist damit der Champion mit dem viertniedrigsten Ranking in der gesamten Open Ära seit 1990. Der knapp unterlegene Hartmuth Beck setzte derweil das zweite Future-Tour-Endspiel in Serie in den Sand, und sorgte damit für ein Malheur, das ihm so hätte ganz und gar nicht passieren müssen. Ein Bericht von C.L

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Hartmuth Beck setzt sein zweites Karriere-Finale recht unnötig in den Simmeringer Sand

Längst war die Nacht über Wien-Simmering hereingebrochen, als sich Juni-Future-Finalist Hartmuth Beck von der Anlage des TC Matchball gestohlen hatte. Die Finsternis schien dem wenige Minuten zuvor als Verlierer vom Platz gegangenen 46jährigen willkommen, denn so rasch als möglich und am besten unerkannt wollte Beck weg vom Ort seiner zweiten Karriere-Niederlage, der freilich aber auch genausogut zum Ort des totalen Triumphes hätte werden können. Brutal ausgedrückt, stellte sich der 46jährige im zweiten Satz nämlich ein wenig ungeschickt an, als er mit 1:0 Satzführung im Rücken insgesamt gleich drei Mal den Vorteil eines Breaks nicht nützen konnte. Becks Nachlässigkeit wurde schließlich bestraft, und mit einem “Nuller” im entscheidenden dritten Durchgang setzte es sogar die Höchststrafe.

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Beck zeigt sich schon im ersten Satz trotz gewonnenem Tie-Break nicht konsequent genug

Knapp zwei Stunden zuvor sah die Sache freilich noch ganz anders aus! Da wurde Junior Martin Haslinger zum Opfer seines eigenen recht dünnen Nervenkostüms, und zitterte sich in der Anfangsphase mehr schlecht als recht über den Centercourt des TC Matchball. Ganz anders der 32 Jährchen ältere Kontrahent! Zwei rasche Breaks und eine komfortable 3:0 Führung nach nur 8 gespielten Minuten, eigentlich war es aus Sicht des 46jährigen ja schon im Eröffnungssatz ein Kunststück, sich weitere 45 Minuten mit dem Nervösling aus Hollabrunn herumzuschlagen, ehe er im Tie-Break den Sack zumachen konnte. In einer Break-Orgie stand der Vasiljevic-Bezwinger bei 5:2 schon dicht vor der Satzführung, hatte bei eigenem Aufschlag einen Satzball, den Haslinger freilich aufmerksam und “erstmals” nervenstark mit einem Volley abwehrte. Kurz darauf bei 5:3 fand Beck schon den nächsten “big point” in Form von Satzball Nr. 2 vor, diesmal patzte der Routinier aber mit einer Rückhand ins Netz. Leicht schockiert von zwei ausgelassenen Satzbällen kassierte Beck ein zu Null-Break zum 5:5, was angesichts der eklatanten Aufschlagschwäche beider Finalisten aber kein großes Malheur darstellte. Zwei weitere Breaks bescherten den Zusehern am Centercourt des TC Matchball dann eine Tie-Break-Entscheidung, die Beck mit 7:4 für sich entschied.

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Beck läßt seinen Gegner im zweiten Satz gleich “drei Mal” zurück ins Match

Als Beck nach sieben weiteren Minuten das abermals früh gelungene Break zum 2:0 inne hatte, und Haslinger mental angezählt wirkte, schien sich der 46jährige nur zwei Wochen nach seiner Final-Niederlage beim Mai-Future im World Tennis Club gegen Karl Ader seinen Traum vom Premieren-Titel auf der Hobby-Tennis-Tour zu erfüllen. Doch dann ist Beck wie schon erwähnt insgesamt drei Aufschlagspiele lang nicht im Stande, ein einziges konzentriertes und erfolgreich abgeschlossenes Service-Game abzuliefern. Beim Aufschlagverlust zum 1:2 passt mehrmals die Beinarbeit absolut nicht, beim kassierten Break zum 2:3 kann man dem Routinier noch am wenigsten Vorwürfe mache, weil Haslinger in dieser Phase mutig und offensiv versuchte, das Spiel noch zu seinen Gunsten zu drehen. Doch schon zum 3:4 “glänzte” Beck in negativem Sinn mit zwei unnötigen Vorhand-Patzern in der entscheidenden Phase. Damit waren Becks “Vorteile und Chancen” aufgebraucht, Haslinger lieferte mit einem blitzsauberen Aufschlagspiel zum 4:4 ab, und behielt auch Minuten später mit einem abermals zu Null gewonnenen Service-Game zum 5:5 die Nerven. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass Beck kurz zuvor mit dem Spiel zum 5:4 bereits sein letztes Game in diesem Finale geschafft haben sollte. Danach ging beim 46jährigen nichts mehr! Zunächst muss er das Break zum 5:6 hinnehmen, und kurz darauf helfen ihm sogar zwei Doppelfehler seines Gegners nicht, der zweite Satz war nach weiteren 43 Minuten mit 5:7 verloren gegangen. Beck hatte zwar alle seine drei Break-Chancen in diesem zweiten Heat zu 100 Prozent genützt, doch nur magere 36 Prozent beim ersten Aufschlag, lediglich 5 Winner bei 22 Gewinnschlägen seines Gegenübers und 6 erfolglose Netzangriffe, auch die statistichen Werte aus der Datenbank von hobbytennistour.at konnten den zweiten Satz aus Sicht des unterlegenen Routiniers nicht schönen.

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In nur 16 Minuten stürmt Beck konzeptlos in ein 0:6 Debakel

Das es keine spannende Thriller-Entscheidung wie im zuvor gesehenen Endspiel des Juni-HTT-250-Turniers geben würde – zumindest nicht an diesem Mittwoch-Abend – war allen Beteiligten beim Blick in Richtung Himmel bewusst. Knapp 10 Minuten vor 21 Uhr standen noch halbwegs helle 20 Minütchen zur Verfügung, und die – so dachte man – würden wohl kaum reichen, um den Sieger des Juni-Future-Turniers 2013 küren zu können. “Wie geht es denn jetzt weiter”, fragte Beck vor Beginn des dritten Satzes, als er vom Veranstalter die Botschaft vernahm, dass man wie schon so oft in der Vergangenheit vielleicht einen schnellen dritten Satz erleben könnte. Und so war es dann auch. Nach nur 16 Minuten war die Angelegenheit vorbei, weil Beck kaum mehr nennenswerten Widerstand lieferte, und taktisch völlig konzeptlos ins Debakel schlitterte. Mit 2:15 Punkten aus den ersten 17 Ballwechseln hatte er sich einen raschen und vorentscheidenden 0:3 Rückstand eingehandelt, der Rest war dann nur noch Formsache. Insgesamt ballerte sich Beck mit 20 unforced errors im Finish sogar vorsätzlich in die Niederlage, Winner schoss der 46jährige im gesamten dritten Durchgang keinen mehr, nach 1:54 Stunden und einem Return-Fehler hatte Beck auch sein zweites Future-Karriere-Finale in den Sand gesetzt.

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Hartmuth Beck schüttet mit drei groben Fehlern auch sein zweites Future-Karriere-Finale aus

Resümiert man das 33. Saison-Endspiel aus Sicht des Unterlegenen, dann kommt man zum Schluss, dass sich Beck mit drei groben Fehlern eine mehr als unnötige Niederlage beinahe selbst zugefügt hatte. Erstens ließ der 46jährige im zweiten Satz ganz einfach viel zu viele Chancen zum Titelgewinn in zwei Durchgängen aus. Zweitens hätte er im dritten Heat wegen der hereinbrechenden Dämmerung mögliche Sehprobleme bei der Turnierleitung urgieren müssen, denn im Nachhinein die schlechte Sicht zu kritisieren, ist halt auch keine glänzende Idee. Genausowenig wie die kleinen gelben Filzkugeln eher unmotiviert durch die Gegend zu ballern, und dem Gegner damit den Titel quasi am Silbertableau zu servieren. Taktisch betrachtet wäre da schon noch einiges möglich gewesen, um Haslinger zumindest an diesem Abend am Feiern zu hindern. Das tat der 14jährige aber danach, und er freute sich im Kreise seiner Familie über den lange Zeit recht weit weg scheinenden Turniersieg.

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Martin Haslinger löst Ticket zum Babolat-Future-Tour-Final 2013

“Dieser Titel freut mich total. Ich habe das ganze Wochenende nur über Tennis nachgedacht. Dieses Turnier ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Dann war da auch noch das Problem mit dem Finaltermin. Ich konnte mich nach dem gewonnenen Semifinale gar nicht freuen, weil ja ein Endspiel am Dienstag ohne Liverübertragung und Siegerehrung drohte. Das wäre kein schönes Finale gewesen. Jetzt bin ich froh, das alles gut ausgegangen ist”, strahlte der Gewinner, ehe er seinen Final-Auftritt analysierte. “Ich war zu Beginn sehr sehr sehr nervös. Eigentlich war ich schon unmittelbar nach dem Semifinal-Sieg über Jelic nervös. Beim Einspielen ohne Druck lief es zwar halbwegs gut, aber mit den ersten Games war die Nervosität wieder da. Erst mit dem gewonnenen Game zum 1:3 ging es besser, weil ich da gesehen hatte, dass ich doch mithalten kann. Im zweiten Satz war es dann auch nicht einfach, doch ich habe mir selbst in Rückstand liegend immer eingeredet, komm probiere es noch einmal. Als ich dann den zweiten Satz gewonnen hatte, war mir schon viel wohler, weil ich wusste, dass ich im Falle der hereinbrechenden Dunkelheit zumindest eine Nacht zum drüber schlafen habe. Im dritten Satz habe ich mehr Risiko genommen, und bei 5:0 war mir klar, dieses Match lasse ich mir nicht mehr nehmen”, erklärte der 14jährige bei der abschließenden Pressekonferenz. Der erste Titelgewinn seiner Karriere brachte dem Haslinger-Junior neben einer herrlichen Trophäe und einer vom TC Matchball gesponserten Tennistasche von Babolat auch das so sehr ersehnte Ticket für das Babolat-Future-Tour-Final im UTC La Ville!

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