Die Nummer 1 der HTT muss sich im Viertelfinale Lokalmatador Bernd Jaschke beugen

Einen Tag nachdem die 22. Auflage des Mai-Grand-Slam-Turniers mit Spaniens 4fachen Saisonsieger Ignacio Martin ihren großen Titelfavoriten verloren hatte, ist dem zweiten Major-Event des Jahres auch die Nummer 1 abhanden gekommen. Der im Ranking überlegen führende Franz Mayrhuber agierte am Freitag Nachmittag im Viertelfinal-Hit gegen den von vielen Insidern so hoch gepriesenen Lokalmatador Bernd Jaschke zwar fast zweieinhalb Stunden auf Augenhöhe, musste am Ende aber eine 4:6, 6:3, 3:6 Niederlage in Kauf nehmen. Im Halbfinale der oberen Tableau-Hälfte trifft der 35jährige Mayrhuber-Bezwinger nun auf den ebenfalls ungesetzt in die Vorschluss-Runde gestürmten Peter Klager. Der noch 20jährige, der bislang im Verlauf des Turniers den besten Eindruck aller Spieler machte, hielt sich auch im Viertelfinale gegen Glatzl-Bezwinger Matthias Wagner nicht lange auf, und deklassierte den 22jährigen Niederösterreicher mit 6:1, 6:1. Mit einem wahren Kraftakt hat derweil auch Markus Kurzemann die Vorschlussrunde des Mai-Grand-Slam-Turniers erreicht. Der an Nummer 4 gesetzte Vorarlberger rang nacheinander den Sensationsmann des Vortages Thomas Müller und Deutschlands Nr. 1 Jan-Philip Hupasch in jeweils drei Sätzen nieder, und erreichte damit erstmals in seiner Karriere das Semifinale bei den French-Open der Hobby-Tennis-Tour. Ein Bericht von C.L

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Masterssieger Franz Mayrhuber zwingt favorisierten Lokalmatador Bernd Jaschke erstmals in diesem Turnier in einen dritten Satz

Am Freitag Nachmittag erwischte es bei den Profis in Roland Garros mit Novak Djokovic die Nummer 1 der ATP, und zur gleichen Zeit “crashte” bei den Hobbyspielern auch die Nummer 1 der HTT beim Mai-Grand-Slam im World Tennis Club aus dem Bewerb. Für Masterssieger Franz Mayrhuber war im dritten “HTT-French-Open-Viertelfinale” seiner Karriere gegen Lokal-Hero Bernd Jaschke Endstation, von Enttäuschung war nach dem lange Zeit sehr offenen und letztlich knapp mit 4:6, 6:3, 3:6 verloren gegangenen Schlagabtausch aber nichts zu sehen. Im Gegenteil: Der 48jährige hatte am Centercourt des WTC auf der Dirnelwiese wieder einmal ganz eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er es mit spielstarken, druckvollen und eben vermeintlich besseren Akteuren zu jeder Zeit aufnehmen kann. Ja mehr noch, kann der Branchen-Primus doch mit seiner Art Tennis zu spielen, den technisch hochkarätigen Gegnern richtig weh tun. Wenn die Power-Server dieser Stadt gegen den Defensiv-Künstler und Slice-König anzutreten haben, dann kann es schon mal vorkommen, dass Mayrhuber sie mit seinem verhältnismäßig langsamen Spiel richtig schlecht aussehen läßt. So passiert auch am Freitag Nachmittag, wo er den bis dahin so souveränen Grand-Slam-Debütanten Bernd Jaschke in arge Bedrängnis brachte. Dabei war man sich vor Ort im World Tennis Club noch so sicher, dass “ihr Bernd” in diesem Viertelfinal-Schlager gegen die Nummer 1 leichtes Spiel haben werde, und über den Ranking-Leader problemlos hinweg ins Semifinale fegen würde. Tja, und dann sah der spätere Sieger – oder sein Tennis – eineinhalb Stunden nicht wirklich überzeugend aus.

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Jaschke haderte mit warmen Temperaturen und langsamer Spielweise seines Gegners

Jaschke legte zwar beinahe programmgemäß los, holte sich den ersten Durchgang mit 6:4, bekam aber recht bald im zweiten Satz echte Probleme mit der drucklosen Performance seines Gegenübers. Mayrhuber konterte mit 6:3, ehe sich das Viertelfinal-Duell zu Beginn des dritten Heats zu einem äußerst intensiven Schlagabtausch entwickelte. Alleine das dritte Game dauerte über 10 Minuten, ehe der Ranglisten-Erste die 2:1 Führung inne hatte. Danach befreite sich Jaschke zwar aus dem defensiven Würgegriff Mayrhubers, modern, dynamisch und attraktiv war das was der als Titelfavorit gehandelte Lokalmatador zeigte, aber nicht. Ein wenig verließen den an Nummer 1 gesetzten 12fachen Turniersieger am Ende auch die Kräfte, und so rettete sich Jaschke trotz erstem Satzverlust in diesem Turnier ins Halbfinale. “Das war ein richtig schwieriges Match. Es war schwerer als ich erwartet hatte. Das klingt vielleicht jetzt komisch, aber ich hatte mit dem verhältnismäßig warmen Wetter heute echte Probleme. Mir ist das am Centercourt da unten vorgekommen wie 30 Grad. Dazu war natürlich auch Mayrhubers mäßiges Tempo ein großes Problem. Und ganz ehrlich gesagt, ich habe mich auch nicht so gut bewegt wie gestern”, fand Jaschke die Gründe für seine eher bescheidene  Darbietung. Bei Franz Mayrhuber hatte man hingegen den Eindruck, dass die knappe Dreisatz-Niederlage gefühlt ein Erfolg für den 48jährigen war. “Das stimmt auch, denn ich habe gegen einen Gegner voll mitgehalten, den vor dem Match alle Experten als ganz klaren Favoriten gehandelt hatten. Daher überwiegt bei mir die Genugtuung, Jaschke in ein ganz enges Match verwickelt zu haben. Im Vorfeld habe ich nicht gedacht, dass ich gegen ihn einen Satz gewinnen werde, und auf einmal führte ich im dritten Durchgang sogar mit 2:1. Körperlich hatte ich im Finish ein paar Schwierigkeiten, während Jaschke auf mich einen topfiten Eindruck macht. Ich bin mit dem Erreichen des Viertelfinales aber hochzufrieden. Das sind wieder wichtige 360 Punkte für die Rangliste”, bilanzierte der Ranglisten-Erste, der mit dem Ausscheiden beim Mai-Grand-Slam allerdings einen “doppelten Jubiläums-Sieg” verpasste. Im Falle eines Triumphs hätte der 48jährige den 150. Einzelsieg seiner Karriere und den 40. Matcherfolg auf Grand-Slam-Ebene fixiert.

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Peter Klager nach Kantersieg über Glatz-Bezwinger Mathias Wagner bereits seit 9 Matches ungeschlagen

Im zweiten Match des Tages am Centercourt hat Februar-Masters-Series-1000-Champion Peter Klager seinen momentanen Erfolgslauf eindrucksvoll prolongiert. Der noch 20jährige Wiener machte am frühen Freitag Abend im Viertelfinal-Treffen mit dem an Nummer 13 gesetzten Niederösterreicher Mathias Wagner abermals eine blendende Figur, und jagte den Glatzl-Bezwinger in schwachen 50 Minuten mit 6:1, 6:1 vom Platz. Vor den Augen seiner Familie blieb Klager zwei Tage vor seinem 21. Geburtstag einmal mehr ungefährdet, und präsentierte sich obendrein abermals in außergewöhnlich guter Form. Sein Kantersieg – wohl gemerkt in einem Grand-Slam-Viertelfinale – nährt derweil im eigenen Lager die Hoffnungen auf den ganz großen Coup. Nimmt man das bisherige Geschehen des 22. Mai-Grand-Slam-Turniers zum Maßstab, dann gilt es in erster Linie den mittlerweile bereits seit 9 Spielen unbesiegten Jungstar zu schlagen.

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Markus Kurzemann steht nach Kraftakt erstmals in seiner Karriere im Mai-Grand-Slam-Semifinale

Während Peter Klager also spielerisch leicht sein erstes Grand-Slam-Semifinale erreichte, und damit das Duell der beiden ungesetzten Major-Debütanten gegen Bernd Jaschke komplett machte, hatte die Nummer 4 des Turniers Markus Kurzemann einen echten Kraftakt zu absolvieren, ehe der 32jährige aus Dornbirn zum zweiten Mal in Serie und zum zweiten Mal in seiner Laufbahn die Top 4 eines Major-Turniers erreicht hatte. Das der Mann aus dem Ländle am Freitag Nachmittag aber vorallem erstmalig die Vorschluss-Runde des Mai-Grand-Slam-Turniers erreicht hatte, freute Kurzemann doppelt. Es ist ja kein Geheimnis, dass sich der Vorarlberger auf roter Asche am stärksten sieht, diesen Bodenbelag auch zu seinem Lieblingsbelag auserkoren hat, und ein Top-Resultat beim Mai-Grand-Slam als sein größtes Ziel ausgegeben hatte. Und dann war bislang ja auch noch das eher gespannte Verhältnis des 32jährigen mit den “French Open der HTT”, bei denen er noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen war. Im Vorjahr setzte es noch in Runde 1 das Regen-Debakel gegen Nikolaus Kremser, und spätestens seit diesem Moment war für Kurzemann klar, dass es die Scharte Mai-Grand-Slam endlich auszubügeln galt.

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Sensationsmann Thomas Müller agiert auch gegen Markus Kurzemann auf höchstem Niveau

Das ist dem Ländle-Bomber am mittlerweile bereits 9. Turniertag bestens gelungen, auch wenn ein heroischer Kraftakt von Nöten war, um gegen die arrivierte und spielstarke Konkurrenz in 6 Sätzen die Oberhand zu behalten. Zunächst hatte der 32jährige Dornbirner im Achtelfinale massiv zu kämpfen, ehe er Sensationsmann und Martin-Bezwinger Thomas Müller ausgeschaltet hatte. Der 7fache Titelträger feierte am Ende mit 6:2, 3:6, 6:3 den 80. Einzelsieg seiner Karriere, doch erst nach knapp über zweieinhalb Stunden hatte sich Thomas Müller dem Ranglisten-Vierten beugen müssen. Müller agierte keine 13 Stunden nach seinem für gewaltiges Echo in der Szene sorgenden Supersieg über Spaniens HTT-Topstar Ignacio Martin erneut auf extrem hohem Level. Kurz gesagt, Müller konnte auch im Treffen mit seinem Kontrahenten aus Vorarlberg auf höchstem Niveau dagegenhalten, und davon zeigte sich Kurzemann in vielen Szenen zumindest irritiert. Gegen Ende des zweiten Satzes drehte der ehemalige Wimbledonsieger der HTT groß auf, und als der 43jährige im alles entscheidenden dritten Druchgang zwischenzeitlich sogar mit 2:1 in Front lag, schwand bei Kurzemann zusehends die Zuversicht. Womöglich profitierte der Vorarlberger im Finish auch von den schwindenden Kräften bei seinem Gegner, denn Müller wirkte im Finish nicht mehr spritzig und fit genug, um womöglich noch ein letztes Mal das Tempo entscheidend anziehen zu können. “Ja, am Ende habe ich natürlich das Match vom Vortag schon gespürt. Die Regenerationszeit war viel zu kurz. Das nächste Mal bringe ich mehr Zeit und Kondi mit, HTT ich komme wieder”, verabschiedete sich Müller.

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Deutschlands Nr. 1 Jan-Philipp Hupasch fliegt im Viertelfinale aus dem Turnier und schwänzt anschließend die Pressekonferenz

Keine vier Stunden später stand Markus Kurzemann dann schon wieder auf dem Platz, diesmal im Viertelfinal-Hit gegen Deutschlands aktuell besten Spieler Jan-Philipp Hupasch. Gleich vorweg, der Ranglisten-Sechste aus Varel dürfte nach dem Spiel ziemlich angeschleimt gewesen sein, denn der 21jährige war wort- und grußlos von der Anlage verschwunden. Die Pressekonferenz schenkte sich die deutsche Nummer 1! Der Ärger darüber, dass er auch im zweiten Grand-Slam-Viertelfinale seiner noch jungen Karriere nicht reüssieren konnte, und das er weiterhin auf Sand nicht annähernd an seine teils grandiosen Indoor-Darbietungen anschließen konnte, war wohl riesig. Und ein verhältnismäßig einfaches Semifinale vor Augen, machte den Hupasch-Hals am Ende erst richtig dick. Wobei, was ist für den Norddeutschen schon ein leichtes Semifinale. In der Art und Weise wie der 21jährige Niedersachse über die rote Asche des WTC schlurfte, wäre das weiter im Turnier befindliche und als möglicher Semi-Gegner in Frage gekommene Trio Goodsell, Lovrek, Maftei bei weitem kein Selbstläufer. Hupasch wirkte auch im Duell mit Markus Kurzemann auf Sand erneut wie ein Fremdkörper. Seine Art sich zu bewegen schaut auf roter Asche nicht nur ungeschickt aus, sie ist auch nicht dazu geeignet, den jungen Deutschen in jene Position zu bringen, aus der er in der Halle seine Winner abfeuert. Auf Sand ist sein Spiel alles andere als gefährlich, schon gar nicht effektiv und damit nicht konkurrenzfähig in Sachen Grand-Slam-Spitzenergebnis. Immerhin lieferte Hupasch den Zusehern und seinem Gegner aber einen wilden Kampf, dem es an Leidenschaft und Einsatzbereitschaft keineswegs fehlte. Doch das alleine ist für die Ansprüche die ein Top-Ten-Star hat, mit Sicherheit zu wenig. Genauso wie das 6:7, 6:4, 2:6, das Hupasch das Aus bescherte, und seinem Gegner ein Halbfinalticket einbrachte. “Das Semifinale war mein großes Ziel bei diesem Turnier. Das wollte ich unbedingt erreichen, und ich bin froh, das geschafft zu haben. Ich bin jetzt auch körperlich besser in Schuss als vor einem Jahr. Am Ende war es nach 6 Sätzen aber schon eine zähe Angelegenheit”, analysierte der Sieger.

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