WAC-Star Thomas Müller mit Sensationssieg über Spaniens HTT-Star Ignacio Martin

Die “French-Open der Hobby-Tennis-Tour” haben am Donnerstag Abend ihren designierten Titelfavoriten Nr.1 verloren. Spaniens HTT-Superstar Ignacio Martin ist nach einer 4:6, 6:4, 4:6 Auftakt-Niederlage gegen Steinbauer-Bezwinger Thomas Müller ziemlich brutal aus seinen “Major-Titel-Träumen” gerissen worden und in der beinharten Realität der HTT-Welt aufgewacht. Der mit 20:1 Siegen angereiste Topstar aus Madrid, den die Kollegenschaft mehrheitlich – zumindest als Finaltipp – gehandelt hatte, musste sich erstmals überhaupt in seiner Tour-Karriere in Runde 1 geschlagen geben, und kassierte überdies nach zuletzt 9 Siegen in Serie wieder ein Niederlage. Auf der anderen Seite feierte der zuletzt oftmals tot geredete Wimbledonsieger von 2008 Thomas Müller eine beinahe filmreife Auferstehung und sein ganz persönliches und höchst triumphales Comeback in der Eliteliga der Hobby-Tennis-Tour. Ebenfalls in drei Sätzen erreichten auch die Nummer 1 Franz Mayrhuber und TK Big Point Muckendorf-Star Matthias Wagner das Viertelfinale, während für so manchen Topstar aus dem erweiterten Favoritenkreis der Donnerstag Nachmittag ein böses Erwachen brachte. Ein Bericht von C.L

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Mai-Grand-Slam-Turnier kommt nach Tagen des “dahintröpfelns” endlich in Schwung

Bislang “tröpfelte” die 22. Auflage des Mai-Grand-Slam-Turniers irgendwie so vor sich hin. Beinahe im Einklang mit dem permanenten Dauerregen ging das zweite Saison-Major-Event höhepunktlos über die Bühne, den Flair und die Faszination den die “HTT-French-Open” ansonsten immer entwickeln, der blieb angesichts des Schlechtwetter-Chaos und des “aufgeriebenen Spielbetriebs” total auf der Strecke. Doch am gestrigen achten Turniertag kam endlich Fahrt in die Szenerie, und hatte das 31. Saisonturnier endlich eine Reihe Schlagzeilen produzierender Überraschungen zu bieten. Und das lag nicht unbedingt an der frühzeitig gescheiterten Nr. 2 des Turniers Christoph Kramer, der sich der aktuellen Nr. 145 im HTT-Entry-Ranking Alexander Lovrek in zwei Sätzen geschlagen geben musste, und auch nicht an Jungstar Renee Glatzl, der auch im vierten Anlauf beim Mai-Grand-Slam nicht über das Achtelfinale hinausgekommen ist, und gegen Matthias Wagner gar eine 6:2, 3:0 Führung verschleudert hatte. Selbst das Aus des so hoch eingeschätzen Olympiasiegers Patrick Wiesmühler vor dem Viertelfinale blieb verhältnismäßig blass gegen jene Sensation, die sich am gestrigen Abend auf Court Nr. 4 des World Tennis Clubs abspielte. Nachdem Wagner und Glatzl mit ihrem zweieinhalb Stunden dauernden Auftritt das Tagesprogramm am “Einser Platz” schon im Auftaktspiel gesprengt hatten, musste der abendliche Höhepunkt zwischen Spaniens Tour-Hero Ignacio Martin und dem Ex-Wimbledon-Sieger der HTT Thomas Müller leider vom Centercourt gestrichen werden, und so ging die Top-Sensation des Turniers am Nebenplatz des Vierers beinahe unter.

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 Mai-Grand-Slam-Sensation kam nicht ganz unerwartet

“Um den Titel wird “Tom” nicht mitspielen, dafür ist er körperlich nicht in der Lage, und das weiß er natürlich selbst nur zu gut. Aber an einem guten Tag, kann der einstige Rasenkönig selbst den besten Spielern ein mehr als unangenehmer Gegner sein. Keiner kann sich in entscheidenden Situationen mental derart gut fokussieren und steigern, und nur ganz wenige haben am Netz jenen Touch und die Übersicht, um dort auch zwingend punkten zu können. Und nachdem der Sonntag richtig verregnet und damit spielfrei war, könnte er für den Zweitrunden-Hit gegen Spaniens neuen HTT-Topstar Ignacio Martin bereit sein! Also aufgepasst lieber Don Ignacio!”, so titelte hobbytennistour.at am vergangenen Montag im Turnierbericht nach dem Müller’schen Auftakt-Erfolg über Martin Steinbauer, und hatte damit die drei Tage später stattfindende Sensation schon ein wenig vorausgeahnt. Ja, der 6:4, 4:6, 6:4 Triumph von WAC-Star Thomas Müller über den iberischen Überflieger und 4fachen Saison-Champion Ignacio Martin hat das Turnier auf der Dirnelwiese aus seiner Lethargie gerissen und für einen echten Knalleffekt im Circuit gesorgt. Binnen Minuten hatte sich der Sensations-Erfolg des Thomas Müller herumgesprochen, und landeten massenweise SMS und Mails am Handy der Spieler und des Veranstalters.

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Abgeschriebener Thomas Müller mit filmreifer Auferstehung beim Mai-Grand-Slam

Natürlich ist der knappe Dreisatz-Erfolg Müllers über den megastarken Madrilenen eine Sensation. Alleine statistisch betrachtet schon, kam “Don Ignacio” doch mit der atemberaubend zu lesenden 20:1 Match-Statistik zu seinem Grand-Slam-Debüt, während der für viele Insider und Experten für nicht mehr wirklich konkurrenzfähig befundene Thomas Müller anno 2013 in den Niederungen der Szene umhertümpelte und bis zum Start der heurigen “HTT-French Open” nicht ein einziges Single-Match gewonnen hatte. Viele Kollegen hatten dem 43jährigen vom WAC den Stempel “zu alt” aufgedrückt, um wirklich noch einmal konkurrenzfähiges Tennis bei einem Grand-Slam-Turnier bieten zu können. Er, der 2008 hoch über Oberlaa das Sommermärchen mit seinem Triumph im Rasen-Mekka der HTT schrieb, und nebenbei als Ranglisten-Erster den Thron der Hobby-Tennis-Tour bestieg, war 2013 für viele “sogenannte Experten” nicht mehr als ein ehemaliger Topspieler, der mit seinem Erfolgen die aktuell hochgejazzten Events ein wenig glamourmäßig aufpoliert. Von großen Siegen sprach aber niemand mehr, und die traute man dem 43jährigen auch nicht mehr zu. Doch am Donnerstag Abend fügte Thomas Müller seiner außergewöhnlichen Karriere ein weiteres echt glitzerndes Highlight hinzu. Natürlich ist der Zweitrunden-Erfolg über Spaniens Superstar nicht vergleichbar mit seinem Grand-Slam-Triumph, aber “Tom” ordnete den Sieg auf roter Asche als eines seiner besten Matches überhaupt, recht hoch in seiner Laufbahn ein.

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Die drei Säulen des Müller’schen Sensationserfolges über Ignacio Martin

Und das auch berechtigter Weise, denn dem bis zum Start des Turniers noch sieglosen WAC-Routinier gelang am Donnerstag Abend ein Husarenstück, das heuer selbst arrivierten Topstars der Szene wie Hüseyin Tüfekci, Mario Kiss, Matthias Wagner, Rares Maftei, Udo Philipp, Christoph Kramer, Jan-Philip Hupasch, Nikolaus Kremser und vielen mehr verwehrt blieb. Müllers Supersieg über Spaniens-Top-Star war letztlich auf drei Säulen gebaut, die sich potentielle Nachahmer zu Gemüte führen sollten. Da war zunächst einmal mehr Toms Aufschlagstärke, mit der er den 4fachen Saisonsieger nachhaltig beeindruckte. Beinahe noch wichtiger – und eigentlich immer eine Spezialität des 43jährigen – war, dass er wieder in den alles entscheidenden Situationen sein bestes Tennis abrufen konnte. Das ist eine Gabe, die so schnell nicht erlernbar ist, die sicherlich auch ein wenig mit Routine und Erfahrung zusammen hängt, die aber vorallem eine riesige mentale Stärke voraussetzt. Und Säule Nr. 3 war die Taktik, mit der Müller die vermeintlich spanische Übermacht am Ende in die Knie zwang. Tom war stets bemüht, aggressiv und druckvoll dagegenzuhalten. Damit gelang es dem ehemaligen Ranglisten-Ersten nicht nur, sich aus dem Dauerdruck seines Gegenübers zu befreien, sondern den Spanier auch zu noch mehr Risiko zu verleiten. Das da einer plötzlich die druckvollen und präzisen Geschosse “parieren” kann, und selbst versucht den kleinen gelben Filz aktiv und aggressiv im Feld zu platzieren, machte den spanischen Überflieger scheinbar nachdenklich. So musste “Senor Ignacio” noch mehr Risiko nehmen, und dazu fehlte ihm – zumindest am Donnerstag Abend – auch die Spielpraxis.

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Wie Thomas Müller im dritten Satz ein 1:3 wettmachte und zur ganz großen Sensation ansetzte

Dabei war der an Nummer 14 gesetzte Madrilene bei seinem Grand-Slam-Debüt prächtig und erwartungsgemäß in die Gänge gekommen. Schnell führte Spaniens Nr. 1 mit 3:0, wobei selbst die ersten drei Games nicht leicht errungen waren. Müller konterte aber, glich zum 3:3 aus, und sicherte sich letztlich den ersten Durchgang noch mit 6:4. Als der 43jährige dann mit einem weiteren Break im Rücken bei 4:3 servierte und 40:30 führte, schien die Sache gelaufen, erst recht, nachdem Müller bei diesem Spielball am Netz auftauchte, um einen leichten Volley zu versenken. Einen Ball, den er der Offensiv-Stratege und Volley-Künstler wohl schon tausende Male in seinem Tennisleben zum Punktgewinn verwandelt hatte, schob Müller aber just in diesem wichtigen Moment um zwei Meter neben die Linie. Es folgte was in so einem Fall kommen muss. “Tom” eben noch oben auf, begann über diesen einen vergebenen Punkt zu grübeln, während Spaniens Tour-Star Oberwasser bekam, und mit drei Games in Serie den Satzausgleich fixierte. Die sich anbahnende Sensation bei 6:4, 4:3 mit “Satz & Break” vor, hatte längst die Kunde und die Runde auf der WTC-Anlage gemacht, doch in diesem Augenblick des Satzausgleiches, schien dann doch alles seinen gewohnten und erwarteten Lauf zu nehmen. “Dem Tom geht das Gas aus, der hat nicht die Kraft um einen dritten Satz gegen den Spanier zu gewinnen”, kamen die Tour-Kollegen mit den neuesten Entwicklungen und Analysen ins Salettl des WTC geeilt. Und zunächst schien das auch so, denn Ignacio Martin zog mit 3:1 davon, und dem 10. Sieg in Serie entgegen. Doch dann setzte “Tom Turbo” wieder einmal zu einem unwahrscheinlichen Finish an, packte einen seiner “111 Tricks” aus, und schob ganz einfach den großen Titelfavoriten aus dem Bewerb. Bei 5:3 in diesem intensiv geführten Schluss-Durchgang hatte Müller noch zwei Matchbälle ausgelassen, mit eigenem Aufschlag aber machte Tom letztlich alles klar. Ein Kick-Aufschlag nach Außen, unnehmbar für Spaniens Tour-Held, den dritten Matchball verwandelt, die große Sensation des 22. Mai-Grand-Slam-Turniers perfekt gemacht, damit war die sportliche Auferstehung des auf Platz Nr. 103 im Ranking abgerutschten WAC-Stars endgültig vollbracht.

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Thomas Müller: “Das war vielleicht überhaupt das beste Match meiner Karriere”

“Ich freue mich riesig. Dieser Sieg ist eine Super-Sache für mich”, strahlte der Sieger bei der anschließenden Pressekonferenz in der WTC-Kantine. “Es war ein sehr sehr intensives Match, das über die gesamte Spielzeit hin und hergegangen ist. Grundsätzlich war für diesen Sieg heute wichtig, dass ich selbst extrem aktiv war, und enorm gepusht habe. Das war mitentscheidend, denn sobald ich einmal zu kurz in meinen Schlägen wurde, sind mir die Bälle nur so um die Ohren geflogen. Ignacio spielt sensationelles und phantastisches Tennis, da musst du immer voll konzentriert sein, und darfst den Fokus nie verlieren. Das ist mir heute gut gelungen. Außerdem habe ich wieder außerordentlich stark und konstant serviert”, konstatierte Müller und fügte mit einem Lächeln hinzu. “Ja, ich kann schon noch bei den Topspielern der Tour für Ärger sorgen wenn mein Aufschlag funktioniert”. Und noch einen großen Vorteil führte der 43jährige ins Treffen: “Ich konnte heute relativ locker und frei aufspielen. Ich wusste schon im Vorfeld, dass ich gegen Ignacio Martin nichts zu verlieren habe. So ist mir heute vielleicht eines meiner besten Matches überhaupt gelungen”, jubelte Müller, der aber selbst in der Stunde des großen Erfolges an seinen Gegner dachte. “Ich kann die Situation vom Ignacio schon verstehen. Es war sicherlich von der mentalen Seite her nicht einfach für ihn. Dieses Mai-Grand-Slam-Turnier ist nunmal nur ganz schwer zu gewinnen. Da kommen soviele Meinungen von Mitspielern und Experten zusammen, jeder hat eine eigene Erwartung, und wenn man um den Titel mitspielt, dann ist das schon eine extrem schwierig zu meisternde Sache”, so der 43jährige, der nun im Achtelfinale am Donnerstag Vormittag auf Markus Kurzemann treffen wird.

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Spaniens Topstar bei der Pressekonferenz nach der ersten Auftaktniederlage seiner Karriere

Spaniens HTT-Superstar Ignacio Martin stand derweil am Gitterzaun des 4er-Courts und “stretchte” länger und ausführlicher als sonst üblich seinen “geschundenen Körper”. Es war wohl weniger eine körperliche Maßnahme, als vielmehr eine seelische Aufarbeitung des soeben Erlebten. Und immerhin hatte der 25jährige Spanier ja gerade eine komplett neue Situation aufzuarbeiten. Er, der stets am Turnierende bei den Siegerehrungen Dauergast ist, und heuer schon vier Mal die Trophäe mit nach Hause entführte, stand auf einmal als Erstrunden-Verlierer da. Plötzlich waren sich nicht mehr da, die Schulterklopfer und Fans, die sich bislang im Licht des Champions sonnten. Auf einmal stehst du selbst als vierfacher Saison-Champ völlig alleine da. Nur Freundin Puy Isaba stand ihm zur Seite, ehe der gefallene spanische Tourheld zum Interview schritt. In einer Mischung als “Deutsch, Englisch und Spanisch” wurde dann das Mai-Grand-Slam-Desaster noch einmal aufgearbeitet. “Ich habe mich heute extrem müde und überhaupt ganz schlecht auf dem Platz gefühlt”, so der 25jährige Madrilene in einer ersten Reaktion. Die Enttäuschung war dem großen und frühzeitig gestrauchelten Titelfavoriten anzumerken. “Ja klar bin ich enttäuscht. Ich wollte hier zumindest ein paar Runden gewinnen. Vom Finale habe ich ganz ehrlich gesagt nicht geträumt. Ich wusste, dass dieses Turnier nur ganz schwer zu gewinnen ist. Es sind so viele großartige und starke Spieler am Start, und meine Auslosung war nicht einfach. Selbst bei einem Sieg hätte in der nächsten Runde schon Markus Kurzemann gewartet”, so Martin. Zu spüren bekam Spaniens HTT-Topstar aber mit Sicherheit auch den Druck und die enorme Erwartungshaltung, der auf seiner Person im Zusammengang mit dem Titelgewinn lastete. Einmal mehr hat sich beim größten und prestigeträchtigsten Turnier gezeigt, dass das Mai-Grand-Slam keine Veranstaltung für designierte Favoriten ist.

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Ignacio Martin: “So einen Erstrundengegner wünscht man sich nicht”

Die unzähligen und Jahr für Jahr zusammenkommenden Stories über gestrauchelte Favoriten ist mindestens so lang und alt wie das Turnier selbst, Beispiele wie jene von Klaus Hofer, Markus Seitner, Christoph Wagner, Alexander Geisler oder im Vorjahr von Sandplatzkönig Victor Stabrawa sind längst legendär. Und auch Spaniens Hero musste diesem Druck weichen. 4 Turniersiege in diesem Jahr, 20:1 Siege, natürlich war der Madrilene der Topfavorit, auch wenn er sich im Vorfeld bei den großen Sandplatz-Turnieren vor dem Mai-Grand-Slam aus der medialen Schusslinie genommen hatte. Doch die vielen und teilweise höchst beeindruckenden Erfolge aus der Zeit davor reichten, um ihm die Favoritenrolle aufzubürden. “Ich habe gar nicht so sehr den Druck von Außen verspürt, aber natürlich war da eine gewisse Erwartungshaltung von mir selbst”. Mitschuld am frühen Aus des spanischen Tourstars könnten aber auch die Wochen vor dem Mai-Grand-Slam haben. Da war einmal die Geschichte mit einem Weisheitszahn, dann war Ignacio noch einmal eine Woche krank, und dazwischen auch noch mit Freundin Puy Isaba auf Reisen. Die beiden waren beispielsweise in München, und darum ist auch das Training in den letzten Wochen zu kurz gekommen. Gepaart mit der fehlenden Matchpraxis – Ignacio spielte letztmals beim April-HTT-500 – schlitterte er so ins erste Auftakt-Aus seiner HTT-Karriere. “Man muss aber auch sagen, dass der Thomas Müller hervorragend gespielt hat, und ein wirklich starker Spieler. So einen Erstrundengegner wünscht man sich nicht unbedingt”, lachte Ignacio und verabschiedete sich nicht ohne ein Versprechen” Beim nächsten Mal bin ich wieder ganz der Alte”.

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Kramers Auftakt-Pleite gegen die Nr. 145 der Hobby-Tennis-Tour-Entry-List

Im Schatten der Mega-Sensation des dritten Spieltages gingen die anderen Entscheidungen von Turniertag Nr. 8 fast ein wenig unter. Dabei gab es eine Fülle an Topstars und das ein oder andere – doch überraschende – Resultat zu bestaunen. Wie beispielsweise das Erstrunden-Aus von Christoph Kramer, der sich in seinem Auftakt-Match gegen die Nr. 145 der HTT-Entry-List blamierte. Nun, jetzt spielt der Alexander Lovrek durchaus attraktives und konkurrenzfähiges Tennis, aber Kramer ist immerhin die Nr. 2 der Setztliste und amtierender “US-Open-Champion” der HTT und als solcher eigentlich befähigt, Hürden wie Lovrek in einem Grand-Slam-Auftaktmatch zu überspringen. Dachte man zumindest bis gestern, doch die schrecklich verlaufende Saison des 30jährigen setzte sich am Donnerstag Nachmittag nahtlos fort. Kramer hatte gewohnten Kampfgeist in die Waagschale zu werfen, das war es dann aber auch schon, und gegen einen wie Lovrek war das obendrein zu wenig. Spielerisch ist der 11fache Turniersieger meilenweit entfernt von jenen Leistungen, mit denen er in den letzten Jahren die Szene von hinten aufrollte, sein Image als 250er-Spieler ablegte, und sich spätestens mit dem ersten Grand-Slam-Titel seiner Karriere im vergangenen September das Renommee bei der Kollegenschaft gesichert hatte. Jetzt ist Kramer aber gerade eifrigst dabei, diese Anerkennung und diesen hart erarbeiten Status wieder los zu werden. Im 61. Grand-Slam-Match seiner Laufbahn schrammte Kramer mitten hinein in eine richtig bittere Pleite. Im ersten Satz bei 6:5 einen Satzball ausgelassen, erfing sich der Leopoldsdorfer von diesem Schock nicht mehr, und raste bei seinem 12. Mai-Grand-Slam-Start in die sechste Erstrunden-Niederlage insgsamt. Das attraktivste am gestrigen Kramer-Auftritt war noch seine Freundin, die sich im Salettl hoch über dem Centercourt seine Niederlage gar nicht “live” gab. “Den ersten Satz muss ich gewinnen, dann läuft diese Partie vielleicht anders”, war sich Kramer sicher. Und doppelt bitter schmeckte die Niederlage aus Sicht des 30jährigen wohl bei einem Blick auf den weiteren Raster! “Ich freue mich! Aber ich spiele zum Spaß. Mir ist es immer völlig egal wie es gerade steht, ich laufe und kämpfe immer voll um jeden Ball, und was dann rauskommt sieht man eh. Das war ein schönes Workout, aber ich bin froh, dass es keinen dritten Satz gegeben hat, denn sonst hätte der Sohnemann der Oma die Wohnung zerlegt”, lachte derweil Sieger Alexander Lovrek.

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Olympiasieger Patrick Wiesmühler kommt nach indiskutabler Vorstellung wie schon 2011 nicht über das Mai-Grand-Slam-Achtelfinale hinaus, und avanciert danach zum Schläger-Zerstörer

Was tat sich sonst noch am dritten Spieltag des 22. Mai-Grand-Slam-Turniers? Olympiasieger Patrick Wiesmühler ist auch bei seinem zweiten “French-Open-Start” nach 2011 nicht über das Achtelfinale hinausgekommen. Der 20jährige vom TC Kalksburg – vor zwei Jahren beim Mai-Grand-Slam im Achtelfinale vom späteren Sieger Victor Stabrawa entzaubert – konnte einmal mehr bei einem wichtigen Match nicht seine Leistungsgrenze abrufen, und legte so einen echten Major-Bauchfleck am Centercourt des World Tennis Clubs hin. Für einen wie Wiesmühler war es eigentlich eine mehr als indiskutable Vorstellung, mit der sich der Olympiasieger im Duell mit dem “halben Lokalhero” Bernd Jaschke präsentierte. Irgendwie war man am gestrigen Tag an das Masters-Finale von Patrick gegen Franz Mayrhuber erinnert, als der Jungstar völlig losgelöst und von allen guten Geistern verlassen mit einer Horror-Leistung den Titel im Endspiel vergeigte. Was Wiesmühler im ersten Satz des Mai-Grand-Slam-Achtelfinal-Schlagers gegen Jaschke zum Besten gab, war noch grenzwertiger und horrender anzusehen als seine Minimalisten-Darbietung im letztjährigen Masters-Finale. Wiesmühler ballerte sich völlig plan- und konzeptlos selbst ins Aus, und ebnete seinem Gegenüber mit einem 0:6 den Weg ins Richtung Viertelfinale. Auf alles was sich bewegte hämmerte der 20jährige drauf, ohne auch nur einmal den Versuch zu unternehmen, Rhythmus und Timing zu  bekommen und sein Visier einzustellen. So kannst du gegen einen hochkarätigen Gegner wie Bernd Jaschke natürlich nie und nimmer zu Werke gehen, das Debakel war nur die logische Konsequenz. Im zweiten Satz zeigte Wiesmühler dann zwar in einigen Phasen, welches Potentail in ihm schlummert, für den Aufstieg reichte das aber nicht. Auffällig wurde der Sieger der Mai-Grand-Slam-Generalprobe nur, als er im Juschny-Stil eines seiner Rackets zu Kleinholz verarbeitete. “Das war unnnötig. Es hat mich schon beim Einspielen nicht gefreut. Dieses Spiel war ein Spiegelbild der bisherigen Saison. Bei mir läuft es derzeit einfach nicht”, so Wiesmühler. Bernd Jaschke hingegen wird derweil weiter seiner Rolle als Titelfavorit vollauf gerecht. Der 35jährige steht ohne Satzverlust unter den letzten Acht des Mai-Grand-Slam-Turniers, und zeigte sich nach seinem Kantersieg im Achtelfinale überrascht: “Ich hatte viel mehr Gegenwehr erwartet. Immerhin hat er bei den Landesmeisterschaften vor einer Woche gegen den Finalisten nur knapp verloren. Aber Patrick schien mir sehr nervös zu sein am Anfang. Er hat viele Fehler gemacht und aus meiner Sicht viel zu riskant gespielt”, analysierte der Major-Debütant, für den der Spaß an diesem Wochenende im Vordergrund steht. “Ich spiele hier nur zum Spaß, und ich habe keinerlei weitere Ambitionen”, so Jaschke.

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Jungstar Renee Glatzl läßt 6:2, 3:0 Führung im Achtelfinale gegen Matthias Wagner ungenützt

Zum Drama wurde der Donnerstag Nachmittag auch für den an Nummer 3 gesetzten Renee Glatzl. Der 19jährige wollte bei seinem vierten Mai-Grand-Slam-Start endlich einmal eine entscheidende Rolle spielen, zu mehr als einer Nebenrolle im Achtelfinale reichte es aber auch heuer nicht. Weil sich der Jungstar eine 6:2, 3:0 Führung aus der Hand nehmen ließ, und gegen Matthias Wagner so mit 6:2, 3:6, 4:6 den Aufstieg ins angepeilte Viertelfinale verfehlte. 11 Games lang dominierte der ehemalige Terra-Rossa-Star das Geschehen am Centercourt beinahe nach Belieben. Immer wieder krachte Wagner die Glatzl’sche Mördervorhand um die Ohren, der Niederösterreicher konnte einem direkt leid tun. Doch wie aus heiterem Himmel erfuhr die Partie plötzlich eine dramatische Wende. War es das Erscheinen von Wagner-Freundin Theres, oder war es eine kräftige Portion Überheblichkeit und Lässigkeit, mit der sich Glatzl fortan ins Verderben spielte? Wie auch immer, eine Erklärung fanden beide Akteure nicht. In jedem Fall legte Wagner ein Zwischen-Furioso aller erster Marke hin, machte acht Games in Serie und behielt auch im spannenden Finish bei 4:4 – nach 4:1 Führung – die Nerven. “Ich hatte eineinhalb Sätze nicht den Funken einer Chance, aber plötzlich war ich wieder zurück im Spiel”, war der Sieger verwundert. Und auch Renee Glatzl analysierte kopfschüttelnd: “Ich kann nicht sagen, warum das Spiel plötzlich abgerissen ist. Ich bin nicht fit in dieses Match gegangen, aber das soll keine Ausrede sein. Ich habe 6:2, 3:0 geführt, und dann haben mich ein paar dumme Fehler völlig aus dem Konzept gebracht. Das darf einfach nicht passieren. Gratulation an meinen Gegner. Er hat sehr gut gespielt”, lobte Glatzl nach dem Achtelfinal-Aus bei seinem 60. Karriere-Turnierstart.

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Mai-Grand-Slam-Legende und 4fach-Champion Martin Kova scheitert zum vierten Mal in den letzten fünf Jahren in Runde 1 bei den French-Open der Hobby-Tennis-Tour

Zahlen über die ein Martin Kova nur milde lächeln kann. Der 30jährige – hier an Nr. 16 gesetzt – feierte gestern in Runde 1 gegen Bernd Bleier bereits sein 15. Mai-Grand-Slam-Antreten, und absolvierte gegen den Major-Debütanten vom TC Essling das insgesamt 143. Grand-Slam-Single-Match seiner außergewöhnlichen Laufbahn. Damit baute er seinen persönlichen Grand-Slam-Rekord für die meisten Matches weiter aus, währenddessen er auf den Rekord für die meisten gewonnenen Grand-Slam-Single-Matches (100 Siege von Claus Lippert) noch warten muss. Denn seiner aktuelle Marke von 97 gewonnenen Grand-Slam-Spielen konnte Kova am Donnerstag Nachmittag im Duell mit Bernd Bleier keinen weiteren Erfolg hinzufügen. Ein aktiv gespieltes erstes Game im Startsatz, dazu der ein oder andere Achtungserfolg, das reicht anno 2013 mit kaum verhandener Spielpraxis eben nicht, wenn auf der anderen Seite ein austrainierter Dauerläufer wartet. Am Ende war Kova mit 2:6, 1:6 bedient, und zum insgesamt vierten Mal in den letzten fünf Jahren als Erstrunden-Verlierer vom Platz gegangen. Was dem mittlerweile 30jährigen aber niemand nehmen kann, sind seine “French-Open-Erfolge der Vergangenheit”. Mit 4 Titeln ist er noch immer Rekord-Champion, nicht weniger als 8 Mal stand er bei 15 Teilnahmen im Semifinale, und keiner gewann mehr Mai-Grand-Slam-Matches als Kova. Eine mehr als sensationelle Bilanz! Für den Kova-Bezwinger war übrigens eine Runde später im Achtelfinale Schluss. Der 30jährige Wiener musste sich im Duell mit dem Ranglisten-Ersten Franz Mayrhuber erst nach drei intensiven und engen Sätzen mit 3:6, 7:6, 3:6 beugen, und zog danach eine positive erste Bilanz seines Tour-Debüts. “Das war eine Super-Partie. Es war körperlich richtig anstrengend, und wie erwartet ein enger Schlagabtausch. Ich hätte aber nicht erwartet, dass Mayrhuber im dritten Satz so lange durchhält”, erklärte der Kova-Bezwinger. Kurz und bündig verabschiedete sich hingegen wie immer die Nummer 1. “Ich freue mich dieses schwere Match gewonnen zu haben”, erklärte der Branchen-Primus nach seinem geglückten dritten Mai-Grand-Slam-Viertelfinaleinzug nach 2008 und 2010.

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