Mario Kiss hat den Anschluss an die absolute Spitze der Hobby-Tennis-Tour verloren

Schreiben wir nun eigentlich Turniertag Nr. 7 oder Spieltag Nr. 2,  und hätten wir am gestrigen Mittwoch nicht ursprünglich das große Finale beim 22. Mai-Grand-Slam-Turnier 2013 im World Tennis Club Dirnelwiese erleben sollen? Tja, wer behält da noch den Überblick bei permanenten Absagen und Verschiebungen im Schlechtwetter-Chaos des 31. Saison-Events! Nun “sei’s drum”, die Hauptsache ist, dass nach Tagen des Zuwartens und einer insgesamt 85 Stunden dauernden Regenpause, am gestrigen Mittwoch endlich wieder Tennis gespielt werden konnte. Und dieser “zweite Spieltag” am “siebenten Turniertag” mit 12 am Programm stehenden Matches war sowas wie “Rettung in letzter Not”. Denn ein weiterer abgesagter Spieltag und ein neuerlich zur Untätigkeit gezwungenes HTT-Star-Ensemble hätten den verantwortlichen Tour-Organisator in richtig grobe Probleme manövriert. So sieht der Blick auf den riesigen Mai-Grand-Slam-Raster nun schon rosiger aus, “es ist quasi Land in Sicht” im Kampf um die Sandplatzkrone 2013. In diesen Kampf nicht mehr involviert sind seit Mittwoch Nachmittag auch zwei prominente Gesetzte, die ihre Hoffnungen auf ein Major-Spitzen-Resultat frühzeitig begraben mussten. Ein Bericht von C.L

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Mario Kiss kassiert zweite Grand-Slam-Auftakt-Niederlage seiner Karriere und liegt im Head to Head mit Angstgegner Nikolaus Kremser bereits mit 0:3 zurück

Zum zweiten Mal in Serie ist WAC-Star Nikolaus Kremser zum Mai-Grand-Slam-Stolperstein für Mario Kiss geworden. Nachdem der 34jährige vom TC Donaufeld im Vorjahr im Viertelfinale an Kremser gescheitert war, baute sich der 25jährige Vorjahresfinalist diesmal schon in Runde 2 als unüberwindbare Hürde für Mario Kiss auf. Mit einem hochverdienten 6:0, 6:3 Erfolg machte Kremser sein Achtelfinal-Final-Treffen mit Februar-Masters-Series-1000-Sieger Peter Klager und gleichzeitig die insgesamt erst zweite Auftaktniederlage des ehemaligen Ranglisten-Ersten bei einem Grand-Slam-Turnier perfekt. Kiss war von Insidern und Experten im Vorfeld ohnehin nicht als Favorit in die Partie mit dem unangenehm zu spielenden WAC-Star gegangen, und die äußeren Bedingungen machten es dem “French-Open-Champion der HTT von 2008” noch um ein vielfaches schwieriger. Der extrem langsame weil nasse Platz, und Bälle die aufgrund der vorherrschenden Feuchtigkeit rasch “aufgehen”, sorgten für Verhältnisse, mit denen sich einst schon ein in Topform agierender Kiss immer schwer getan hatte.

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“Spareibs statt Fitness-Center” – Mario Kiss spielt bei großen Turnieren keine Rolle mehr

Anno 2013 sind schwierige Bedingungen für Kiss – zumindest bei einem Grand-Slam-Turnier – schon gleichbedeutend mit fast gekappten Aufstiegschancen. Man muss einfach ganz klar festhalten, dass der 11fache Turniersieger derzeit nicht in der “Champions League der Hobby-Tennis-Tour” spielt, und von großen Titeln oder ansprechenden Major-Resultaten meilenweit entfernt ist. Auch wenn die immer wieder nach Niederlagen bei großen Events zur Sprache kommende “fehlende Fitness” wie eine alter Leier klingt, so muss man dieses Problem auch nach der ersten Mai-Grand-Slam-Auftakt-Pleite des Mario K. wieder thematisieren. Für jeden Tennisspieler ist die Beinarbeit die Grundvoraussetzung für ein optimales Umsetzen seiner Schläge, und wenn die dann – wie bei Kiss- zu einer echten Waffe werden, kann man erahnen, was der nicht austrainierte 34jährige an ungenütztem Potential “liegen läßt”. Doch Fitness-Studio ist nicht wirklich, stattdessen genießt der Ranglisten-Fünfte das Leben in vollen Zügen. “Ganz ehrlich: Ich weiß, dass ich mit meinen Fähigkeiten und wenn ich voll fit wäre, ganz oben stehen würde. Aber ich verbringe lieber die Zeit mit meiner Freundin, oder gehe gut essen, anstatt mich im Fitness-Studio zu quälen. Im Moment bevorzuge ich eher “Spareibs”, schmunzelt Kiss. “Außerdem ist es völlig egal, ob du bei einem Grand-Slam-Turnier in der ersten Runde, im Achtelfinale oder im Semi ausscheidest, denn in Wirklichkeit zählt doch hier nur der Gewinn des Titels”, so der Top-Star des TC Donaufeld. Und Kiss kennt noch weitere Gründe, warum er aktuell den Anschluss nach ganz oben verpasst hat. “Ich bin halt doch schon 34 Jahre alt, und da muss ich mir eingestehen, dass es vorallem mit meiner Art Tennis zu spielen nicht mehr so geht wie mit 26. Ich könnte zwar jetzt mein Tennis umstellen, und mich stundenlang “niederslicen”, aber das ist nicht meine Art Tennis zu spielen. Natürlich wurmt es mich, dass ich derzeit bei großen Turnieren absolut keine Rolle spiele. Das liegt allerdings auch daran, dass es in den letzten 1 bis 2 Jahren viele gesundheitliche Probleme gab. Da war die Sache mit dem Bänderriss, und heuer die OP am Steißbein. Vielleicht fehlt mir auch die Motivation, mich absolut voll reinzuhängen. Auf der anderen Seite ist das alles relativ. Wenn ich zum Beispiel die Auslosung vom Goodsell habe, mit Kreilinger in Runde 1 und im Achtelfinale den Kramer, dann stehe ich auch im Viertelfinale, und keiner redet von einer Formkrise”, betonte der 34jährige.

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Peter Klager weiter nicht zu stoppen, und Favoriten-Trio mit Major-Spaziergang

In jedem Fall ersparte sich Mario Kiss nach dem frühesten Mai-Grand-Slam-Aus seiner Karriere ein Duell mit Peter Klager, und das wäre an diesem gestrigen Mittwoch Abend in der aktuellen Form wohl nicht gut ausgegangen. Denn der bald 21jährige setzte im Achtelfinal-Hit gegen Vorjahresfinalist und Kiss-Bezwinger Nikolaus Kremser seinen beeindruckten Erfolgslauf weiter fort, und feierte mit einem 6:4, 6:2 bereits den achten Einzelsieg in Serie. Im bislang besten Match des Turniers, lieferte der Februar-Masters-Series-1000-Sieger eine großartige Leistung ab, und spielte sich mit Leidenschaft mitten hinein in den erweiterten Favoritenkreis. Dort stehen – wenn es nach vielen “sogenannten” Experten geht – ja nur 4 Spieler, von denen heute gleich drei im Einsatz waren, und bei ihren ersten Auftritten “noch” nicht wirklich aus sich herausgehen mussten. Olympiasieger Patrick Wiesmühler deklassierte einen voll motivierten und für seine Verhältnisse richtig stark spielenden Thomas Löffelmann mit 6:1, 6:2, und stürmte so ins Achtelfinale, wo Bernd Jaschke wartet. Der Major-Newcomer vom TC Deutsch Wagram, der zusätzlich beim World Tennis Club für die dortigen Senioren spielt, machte bei seinem Grand-Slam-Premieren-Doppelpack beinahe keinen Unterschied zwischen einem Challenger-Spieler aus der Quali und einem arrivierten Top-Ten-Mann. Sascha Kobsik war mit einem erzielten Game davongekommen, und Hüseyin Tüfekci waren in seinem 90. Karriere-Match auch nur drei Spiele gegönnt. Zu einem Spaziergang wurde auch der Debüt-Auftritt von Bernd Bleier, der gegen den Qualifikanten Robert Priewasser die Gnade eines Ehrengames für seinen Gegner aus Ried walten ließ.

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Franz Mayrhuber und Adam Goodsell starten mit Zweisatz-Siegen das Unternehmen Mai-Grand-Slam

Was tat sich sonst noch am zweiten Mai-Grand-Slam-Spieltag? Die Nummer 1 des Turniers Franz Mayrhuber hat mit einem 6:3, 6:4 Erfolg zum Auftakt über Lokalmatador Horst Gruber das Achtelfinale erreicht, und dabei die Vorjahresschlappe gegen Markus Horacek ausgebügelt. Weiter auf den ersten Einzelsieg bei einem Grand-Slam-Turnier muss auch Grubers Clubkollege Markus Eichleter warten. Der Kärntner Linkshänder ging gegen Alexander Scheller als 1:6, 7:5, 3:6 Verlierer vom Platz, und äußerte sich zudem recht kritisch über die aktuelle Situation des größten Turniers der Hobby-Tennis-Tour. “Natürlich kann niemand was dafür, aber für mich hat der Regen an diesem Wochenende das ganz Grand-Slam-Flair weggespült. Das finde ich echt schade”, so der Arnoldsteiner, der sich ansonsten im Duell mit dem höher eingeschätzen Scheller aber prächtig verkaufte. Das Achtelfinale hat schließlich auch noch Englands Nr. 1 Adam Goodsell erreicht. Obwohl diesmal für seine Verhältnisse relativ “defensiv” agierend, gewann der Brite den “battle of sexes” gegen Olympiasiegerin Ines Kreilinger mit 6:4, 6:2, und beendete damit das am Samstag so großartig angelaufene Comeback der 23jährigen Oberösterreicherin. Die Vorjahres-Viertelfinalistin legte zwar erneut gewaltig los, führte 4:2, ehe ihr beim vorgetragenen Power-Tennis die Konstanz fehlte. Das nützte Goodsell, der eigentlich nur auf die Fehler seiner Gegnerin wartete, und so seinen Platz im Achtelfinale ergatterte. “Ich musste heute nicht oft ans Netz gehen, weil Kreilinger ziemlich viele Fehler machte”, bestätigte der Sieger.

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