Challenger-Stars am ersten Spieltag des Pfingst-Wochenendes im Blickpunkt

Der Countdown ist längst angelaufen, der Höhepunkt der aktuell laufenden Sandplatzsaison steht vor der Türe, die “French-Open der Hobby-Tennis-Tour” werfen ihren Schatten voraus. Schon in 12 Tagen steigt bereits zum 22 Mal seit 1992 das größte und bedeutendste Hobby-Tennis-Turnier der Bundeshauptstadt mit der Qualifikation, und genau dort werden dann auch jene Herrschaften die ersten Hauptrollen spielen, die am gestrigen Eröffnungstag des Pfingst-Wochenendes beim World Tennis Club Dirnelwiese im Blickpunkt standen. Die Challenger-Stars rund um Werner Kovarik sorgten am Freitag Nachmittag für die Ouvertüre eines hoffentlich gelungenen 18. Saison-Tennis-Weekends, das vorallem für die Topstars der Szene beim 8. Mai-HTT-500-Turnier sowas wie die Generalprobe für das zweite Grand-Slam-Event des Jahres darstellt. Und nach dem von den “Eisheiligen” begleiteten Regenhorror am vergangenen Muttertags-Wochenende, hofft der Tour-Zirkus bei seinem Gastspiel auf der Dirnelwiese in Strebersdorf diesmal auf schönes Wetter. Unabhängig davon sind die Voraussetzungen für eine gelungene “French-Open-Generalprobe” aber prächtig, denn beim Gastgeberverein WTC lassen phantastisch präparierte Courts und ein hohes Maß an Service und Engagement im Gastrobereich keine Wünsche offen. Ein Bericht von C.L

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Entscheidung über den Austragungsort der heurigen “French Open der HTT” steht an

Langjährige Szenekenner und Insider der Hobby-Tennis-Tour tappen im Dunklen was die Favoriten für die heurige 22. Auflage des Mai-Grand-Slam-Turniers betrifft. Noch nie in der 23jährigen Geschichte der HTT gab es vor dem Showdown auf roter Asche derart viele aussichtsreiche Titelkandidaten wie diesmal, und genauso undurchsichtig bzw. ungeklärt ist derzeit auch noch die Frage, wo denn das prestigeträchtigste Event der Wiener Hobby-Tennis-Szene über die Bühne gehen wird. Eine Entscheidung ist diesbezüglich noch immer nicht gefallen, obgleich sich für viele Spieler gerade jener Tennisclub anbietet, der die Hobby-Tennis-Tour auch an diesem Pfingst-Wochenende beheimatet. Ein höchst bemühtes und beinahe enthusiastisch arbeitendes Team, sensationell aufbereitete Sandplatz-Courts, eine Tennisanlage im Grünen die mitten in der Arbeitszeit sowas wie Urlaubsstimmung aufkommen läßt, ja man hat seitens des World Tennis Clubs schon ganz gute Karten in der Hand, wenn Mitte nächster Woche die Entscheidung fallen wird, wo der “French Open-Champion der HTT” im Jahr 2013 gekürt wird.

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Mai-Challenger-Turnier der Kategorie 2 als “kapazunderfreie” Chance für Kovarik & Co

Will man ein Haar in der WTC-Suppe finden, dann ist es die beinahe als Abgeschiedenheit zu bezeichnende Lage des hübschen Tennisclubs am nördlichen Stadtrand, die viele Spieler vor ein verkehrstechnisches Problem stellt. So auch am gestrigen ersten Spieltag, wo beinahe im Minutentakt das Handy des Veranstalters piepste, der Verspätungs-SMS “en masse” empfangen musste. Ja, es war wieder einmal der absolute Horror, wenn man per Auto anreiste, und sich am größten Parkplatz Europas in Richtung Wiener Pforte staute. Als sie dann jedoch endlich alle da waren, zwar genervt aber doch wohlbehalten, stand dem ersten Spieltag beim 7. Mai-Challenger-Turnier 2013 nichts mehr im Wege. Und dieses 6. Saison-Event auf der so beliebt gewordenen Challenger-Tour könnte ein ganz spezielles werden. Zwar nur als Kategorie 2 eingestuft und mit 75 Punkten für den Sieger nur mäßig dotiert, scheint die 7. Auflage dieser Veranstaltung einen ganz besonderen Reiz auf die Spieler auszuüben. Denn sie alle werden bereits einen Blick auf den Raster geworfen haben, der nicht nur auf den ersten Blick ein “Kapazunder-freies” 28. Saisonturnier garantiert. Ja, es ist kein Akteur im recht klein aber fein gehaltenen Mini-Tableau von nur 24 Spielern, und ein weiterer Blick auf die Asse dieser Veranstaltung zeigt, dass mit April-Future-Tour-Sieger Karl Ader überhaupt nur ein Teilnehmer des Mai-Challenger-Turniers bislang zu Titelehren auf der Hobby-Tennis-Tour kam. Und sollte der fast 70jährige Rekordchampion dieser Tage nicht zu einem Wiederholungstäter avancieren, dann gibts einen neuen Titelträger, den insgesamt 187. Champion der Open Ära.

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Lokalmatador Gernot Hansen mit ärgerlichem Auftakt-Ausrutscher gegen Georg Gallo

Genau aus diesem Grund wurde man am gestrigen Freitag Nachmittag als Besucher der WTC-Anlage Augenzeuge, wie sich die “Stars aus der zweiten Reihe” unglaublich ambitioniert und höchst motiviert ins Geschehen warfen. Die Topstars des gleichzeitig stattfindenden Mai-HTT-500-Turniers wie Masterssieger Franz Mayrhuber, Olympiasieger Patrick Wiesmühler, Jungstar Renee Glatzl oder Lokalmatador Christoph Mayer noch nicht angereist, hatten Kovarik & Co die herrlich gelegenen Courts des World Tennis Club Dirnelwiese ganz für sich, und so nützte man die Gelegenheit, sich auf der “Bühne Hobby-Tennis-Tour” kurz einmal in den Blickpunkt zu spielen. Nun, die große Klasse gab es am Freitag Nachmittag nicht zu sehen, spielerisch wurde Tennis-Feinschmeckern eine Art Diät serviert, doch kämpferisch hatten die Challenger-Stars wie erwartet alles ausgepackt, um nicht schon in der Quali für das 307. Sandplatz-Turnier der Open Ära eine böse Überraschung zu erleben. Die es dann am Eröffnungstag aber logischer Weise doch gleich für 6 Herren setzte. Wie beispielsweise für Gernot Hansen, der sich als Lokal-Hero für sein Heimturnier einiges vorgenommen hatte. Und genau daran ist der 36jährige vom WTC in seiner Auftaktpartie mit dem slowakischen Routinier Georg Gallo gescheitert. Hansens wirklich beachtlicher und enormer Fortschritt mit dem Racket in der Hand, ließ gleichzeitg auch die Erwartungen steigen. Bei Hansen scheinbar ins Uferlose, und diese Erwartungshaltung an sich selbst, ist für den gerade einmal 22 Monate auf der Tour spielenden Wiener einfach nicht zu “packen”.

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“Ich bin derzeit unfähig, irgendwas Vernüftiges auf einem Tennisplatz zu erreichen”

Gernot Hansen hat sich tennistechnisch in den letzten knapp zwei Jahren grandios weiterentwickelt, und er hat sich praktisch vom unbeholfenen Anfänger zu einem modern spielenden Challenger-Akteur gewandelt. Einziges Problem ist der Hansen’sche Kopf, denn mental ist der 36jährige scheinbar in den Anfängen stecken geblieben. Ein kleiner Fauxpas reicht, und der WTC-Star verliert seine Contenance, und damit auch seine Matches. Genauso geschehen am Freitag Abend zum Auftakt des Mai-Challenger-Turniers gegen Georg Gallo, wo Hansen den ersten Satz bis 5:5 mit seinem Aufschlag offen hielt, ehe mit dem ersten Service-Verlust sein Spiel regelrecht auseinanderbrach. Schimpf-Arien, Fluch-Orgien, quer über den Platz fliegende Tennisrackets, es ist zwar in Sachen Action richtig was geboten wenn Hansen in Rumpelstilzchen-Manier über den Court flitzt, doch konkurrenzfähig ist die “Oranje-Jacke” damit aber nicht. Einer wie Gallo, routiniert, ausgeglichen und mit der Ruhe und Abgebrühtheit seiner 52 Lenze, “frühstückt” dann natürlich so einen Gegner ab. “Ich bin derzeit unfähig, irgendetwas Vernünftiges auf einem Tennisplatz zu erreichen”, polterte Hansen in einer ersten Reaktion, die er später dann relativierte. “Ich habe zuletzt 6 bis7 kg abgenommen, und viel Kraft und Ausdauer trainiert. Ich habe in den letzten Monaten auch enorm viel gelernt hier im Club, nur leider kann ich es noch nicht umsetzen. Es muss nur einmal Klick machen, dann werde ich solche Matches gewinnen”, analysierte Hansen. Georg Gallo hingegen trifft im Achtelfinale auf Hannes Pribitzer, und möchte dort zum dritten Mal in Serie nach 2011 und 2012 das Viertelfinale des Mai-Challenger-Turniers erreichen.

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Werner Kovarik schlägt Lukas Lachnit und feiert den 100. Einzelsieg seiner Karriere

Auch einer jener Spezies der nicht gerade unaufgeregt agierenden Tourspieler ist Werner Kovarik, der schon mal höchst extrovertiert und lautstark seine Auftritte im Circuit gestaltet. Für Aufregung der negativen Art war am Freitag Nachmittag aber kein Grund gegeben, kam der 38jährige Ottakringer doch in Runde 1 zu einem problemlosen Kantersieg über Lukas Lachnit. Ein souveräner 6:1, 6:1 Erfolg, der bei Insidern und Kollegen aber für Überraschung sorgte. Weil der technisch für die Challenger-Kollegenschaft als schwächster Tourspieler gehandelte Lukas Lachnit zuletzt mit bemerkenswerten Resultaten aufhorchen ließ, und heuer mit bereits 6 Einzelsiegen die lästernde Konkurrenz noch viel schlechter aussehen ließ, als Kritiker seine Art Tennis zu spielen beurteilen. Vorallem aber deshalb kam der Kovarik-Sieg und da speziell die Höhe für viele Mitspieler unerwartet, weil der Tour-Evergreen gerade mit Spieltypen wie Lachnit in der Vergangenheit schon oftmals seine liebe Not hatte. Doch weil sein 24jähriges Gegenüber später im Interview von der “besch……..sten Leistung” seiner Karriere sprach, und Kovarik auf emotionalem Normalpegel agierte, setzte es für den Challenger-Rekordmann einen ganz besonderen Sieg. Das 6:1, 6:1 bedeutete für Kovarik nicht nur den Einzug ins Achtelfinale, sondern der 38jährige feierte auch den 100. Einzelsieg seiner seit 1999 währenden Karriere. Zur absoluten Glückseeligkeit würde jetzt nur noch der Titelgewinn fehlen, dem das bullige Tour-Urgestein seit 14 Jahren nachläuft. Und einen passenderen Moment als an diesem Wochenende gibt es aus Sicht des 38jährigen gar nicht. Kovarik bestreitet dieser Tage sein 190. Karriere-Turnier, und er fühlt sich beim Mai-Challenger-Turnier so richtig wohl. Das beweisen die Resultate der vergangenen Jahre, wo Werner zuletzt zwei Mal in Folge das Semifinale erreichte.

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Milan Stojkov steht bei seinem 60. Turnierstart im Achtelfinale des Mai-Challengers

Was tat sich sonst noch am ersten Spieltag des Mai-Challenger-Turniers 2013? Russlands Tourstar Boris Macheev gab sich in seinem 30. Tour-Match keine Blöße, und fertigte den Donaufelder Manfred Ader bei dessen 20. Turnierstart mit 6:2, 6:2 ab. Thomas Dewald gab mit einem 6:1, 6:1 Erfolg über einen allerdings völlig indisponiert wirkenden Robert Rother seine Visitenkarte in diesem Turnier ab, und auch Hartmuth Beck ließ mit einem völlig ungefährdeten 6:1, 6:2 Sieg über Mario Ferrari Ambitionen für ein starkes Challenger-Ergebnis erkennen. Von einer kurzen Schwächephase im ersten Satz einmal abgesehen, hat auch Serbiens Milan Stojkov souverän das Achtelfinale erreicht. Der 28jährige führte im ersten Heat 5:3, ehe er die Satzführung erst im Tie-Break realisieren konnte. Im zweiten Satz half dann auch der fehlerhaft agierende Dieter Schickblicher mit, und somit darf Stojkov bei seinem 60. Karriere-Turnierstart im Achtelfinale gegen den Deutsch Wagramer Stefan Dichtl ran.

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Nemanja Dejanovic – der nächste serbische Rohdiamant

Die großen Stars von heute waren wie schon erwähnt am gestrigen ersten Spieltag nicht im Einsatz, einen großen Star von morgen gab es aber am mit nur zwei Spielen doch recht schlanken Eröffnungstag des Mai-HTT-500-Turniers zu sehen. Die Rede ist von Nemanja Dejanovic, einem 13jährigen Jüngling, der in seinem Quali-Match gegen WTC-Lokalmatador Mario Ferrari gnadenlos zu einem 6:0, 6:1 stürmte, und dabei sein großes Talent unter Beweis stellte. 24 Stunden zuvor staunte die Hobby-Tennis-Welt noch über Filip Markovic, der sich im Endspiel des Mai-Masters-Series-1000-Turniers gegen Markus Kurzemann trotz Niederlage von seiner besten Seite zeigte, und für die “French Open der HTT” in zwei Wochen kräftig aufzeigte. Und schon tags darauf bewunderte der Circuit den nächsten serbischen Jungstar, der im Falle Dejanovic gar erst 13 Jährchen jung ist, und als echter Rohdiamant gilt. Geschliffen wird er von einem Fachmann, von einem ausgewiesenen Spitzenmann seiner Zunft, nämlich von Vladimir Vukicevic. Insidern ist dieser Name natürlich ein Begriff, war “Vladi” doch im letzten Sommer Teil jenes unvergessenen Wimbledon-Rekord-Matches, das in die HTT-Geschichte nach 5:01 Stunden und sensationeller Performance als “best final ever”eingegangen ist. Viel seiner Erfahrung und seines Könnens gibt Vukicevic nun an Nemanja weiter, einen 13jährigen jungen Mann serbischer Abstammung, der am Freitag Nachmittag rundum positiv auffiel. Da ist natürlich einmal sein Tennis, mit dem er brillierte, und bei der staunenden Konkurrenz für Aufsehen sorgte. Seit seinem 7. Lebensjahr jagt der Junior dem kleinen gelben Filzball mit riesiger Begeisterung hinterher, stets unter Betreuung eines Trainerteams. Allerdings hat er den richtigen Ausbildner erst jetzt mit Vukicevic gefunden, der den 13jährigen am Jugendsektor auf die Erfolgsspur half. 4 bis 5 Mal die Woche wird zur Zeit an diesem Rohdiamanten geschliffen. Wie hell und glitzernd er irgendwann in der Zukunft einmal schimmern wird, steht freilich noch in den Sternen. Geht es nach den Vorstellung Nemanjas, dann soll es die ganz große Karriere werden. “Ich möchte einmal Profi auf der ATP-Tour werden”, äußerste sich der junge Mann, dessen Vorbild – no-na – Novak Djokovic ist.

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