Rasensaison 2010 mit dem 15. Juni-Super-4-Turnier

angelaufen – Comeback bei WAT Landstraße nach 1082 Tagen

Es war am 10. Juli 2007, als Mario Kiss mit einem 6:4, 7:6, 6:2 Erfolg im Finale des Juni-Grand-Slam-Turniers den Versuch des damaligen Ranglisten-Ersten Andreas Harbarth stoppte, als erster Spieler der Geschichte den Grand-Slam (also den Sieg bei allen vier Majors innerhalb einer Saison) zu gewinnen. Gleichzeitig beendeten die beiden Tourstars mit ihrem damaligen Auftritt auch die Äa der Hobby-Tennis-Tour in der Hans Bock-Anlage in Wien Landstraße. Fortan gelangten die Rasenturniere hoch über Oberlaa beim SC Austrian Airlines zur Austragung, wo sich Michael Kunz im Jahre 2008 mit zwei Titelgewinnen und Thomas Müller im Vorjahr mit dem Rasen-Hattrick als dominierende Persönlichkeiten in den Blickpunkt spielten. Nachdem aber der dortige Clubbetrieb im vergangenen November eingestellt wurde, kehrte die Hobby-Tennis-Tour nun nach exakt 1082 Tagen Unterbrechung auf die Anlage des WAT Landstraße zurück. Die Ehre des ersten Auftritts beim Comeback der Tour auf Landstraßer Rasen wurde übrigens den Herren Martin Fegerl und Benedikt Schratt zu Teil, die am Centercourt das Eröffnungsspiel des 15. Juni-Super-4-Turniers bestritten. Ein Bericht von C.L

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WAT Landstraße aus Dornröschenschlaf erwacht – es war echt was los am ersten Juni-Super-4-Spieltag

Drei Jahre war die Tour seit dem letzten Antreten des Circuits im Sommer 2007 weg, eine echt lange Zeit, in der sich beim WAT Landstraße aber so einiges getan hat. Der einst im tiefen Dornröschenschlaf befindliche Tennisclub in der Baumgasse scheint aufgewacht zu sein und hat sich zu einem beliebten Treffpunkt sportbegeisterter Menschen aller Altersgruppen gemausert. Zumindest wenn man dem bunten und schrillen Treiben des gestrigen Samstags glauben schenken darf. Keine 100 Meter, schräg gegenüber gelegenen von jener Anlage wo Harbarth & Co im Winter um Punkte & Titel kämpfen, hat sich scheinbar eine echte Freizeitsport-Szene entwickelt. Seit 1. April hat die schicke und auf den Namen “Hans Bock” getaufte Sportanlage auch einen neuen Platzwart, der auch die Tee-Küche im oberen Stockwerk betreibt. “Wir haben sogar die vorderen drei Rasenplätze vor wenigen Wochen komplett neu aufgelegt”, weiß Platzwart Roland stolz zu erzählen. Doch es sind nicht nur die ins Auge stechenden brandneuen Courts, sondern viele weitere Kleinigkeiten, warum Kids und Eltern in Scharen auf die Anlage strömen. Für die Kleinsten sind Sandkiste, Rutsche und Trampolin vor Ort, ein Muss für jede Tennisanlage die auch auf die “Mitglieder der Zukunft” schaut. Vom Nebenplatz dringen plötzlich “fetzige Rhythmen” auf die Tennis-Courts herüber. Die Sektion Basketball ist den ganzen Tag am Trainieren. Hot dogs und kühle Getränke zum Spottpreis, ja das Angebot beim WAT Landstraße läßt keine Wünsche offen.

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AZ-Tennisclub-Star Benedikt Schratt liefert unerschrockenes Tour-Debüt ab

Bei diesem Angebot war dann auch recht schnell die vielen Tourspielern ans Herz gewachsene Anlage des SC Austrian Airlines hoch über Oberlaa vergessen. Obendrein sorgte herrliches Sommerwetter für perfektes Tennis-Feeling unter den Akteuren der 15. Juni-Super-4-Auflage. Womit wir schon bei den Highlights des Eröffnungstages wären. Eine Woche vor Beginn des Rasen-Grand-Slam-Klassikers sorgte vorallem ein junger Mann mit phantastischem Tour-Debüt für Aufsehen. Der erst 16jährige Benedikt Schratt legte am Samstag Vormittag eine unerschrockene Tour-Premiere hin, und erreichte mit einem “Doppelpack ohne Satzverlust” das Viertelfinale beim zweigrößten Rasenturnier des Jahres. Der spielstarke Jungstar vom AZ Tennisclub deklassierte zunächst einen völlig von der Rolle agierenden und komplett außer Form geratenen Martin Fegerl mit 6:0, 6:1, und auch im Achtelfinale setzte sich der Teamkollege von Mario Kiss nach anfänglichen Schwierigkeiten souverän und sicher durch. Nach 1:09 Stunden hatte Schratt auch die Nummer 1 des TC Kapellerfeld Martin Mayerhofer mit 6:3, 6:3 in die Schranken gewiesen und damit beim Debüt auf Anhieb das Viertelfinale erreicht. “Die Ergebnisse sind ganz ok, aber mit meiner Leistung bin ich heute überhaupt nicht zufrieden. Weil ich mich nicht ordentlich bewegt habe, und weil die Vorhand auch nicht wie gewohnt funktioniert hat”, wusste der 16jährige. Dazu war wohl auch der selten gespielte Kunstrasenbelag für den Junior gewöhnungsbedürftig. Seine Gegner schoss Schratt am gestrigen Samstag trotzdem in “Frust & Depression”. Martin Mayerhofer, der im Vorjahr bereits in Runde 1 gescheitert war, drosch sein Racket an den Zaun, konnte sich aber zumindest mit dem Auftaktsieg über Ägyptens Basel Abdelmoneim trösten. Weitaus drastischer fiel da schon Martin Fegerls Reaktion aus. Der hoch aufgeschossene und mit 2,04 Metern größte Spieler im Circuit, bot nach dem Start-Debakel in Runde 1 des Juni-Super-4-Turniers seine beiden Wilson-Rackets zum Verkauf an. “Ich habe momentan überhaupt kein Selbstvertrauen. Ich denke es ist am besten, wenn ich die beiden Schläger verkaufe.

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Schwerer Stand für Second-Series-Spieler am ersten Tag beim Juni-Super-4-Turnier

Problemlos und im Schnelldruchgang erreichte derweil Martins Bruder Andreas Fegerl die Runde des letzten 16 beim 15. Juni-Super-4-Turnier 2010. Der Vorjahres-Halbfinalist deklassierte den einmal mehr im Nadal-Outfit antretenden Second-Series-Star Patrick Khandroo mit 6:0, 6:0, ehe nun im Achtelfinale mit dem ehemaligen Sandplatzkönig Markus Seitner ein erster echter Gradmesser an diesem Wochenende wartet. Khandroo hatte sich also die Höchststrafe abgeholt und war damit nicht der einzig vorzeitig ausgeschiedene Second-Series-Spieler. Auch Basel Abdelmoneim erwischte es dank Auslosungspech gleich in Runde 1, genauso wie Peter Wenitzky, der beim 2:6, 1:6 gegen Afrika-Urlaubs-Heimkehrer Patrick Meinhart bereits die achte Erstrunden-Niederlage in Serie bezog. Ganz anständig verkaufte sich hingegen Serbiens neuer Second-Series-Star Slobodan Vasiljevic im Duell mit Thomas Valek. Der 6fache Turniersieger zeigte sich bemüht, die Sensations-Scharte nach der Niederlage im Juni-WTB-Achtelfinale gegen Marcus Rotter vergessen zu machen. Was dem 36jährigen aber nur teilweise gelang. Eine souverän herausgespielte 5:1 Führung beinahe leichtfertig vergeben, mühte sich Valek im Rest des Matches mit dem ambitionierten Second-Series-Star aus Serbien ab. “Ich weiß nicht, aber so wirklich ins Spielen wie früher komme ich nicht mehr. Schön langsam gebe ich den Glauben auf, noch einmal an alte Zeiten anschließen zu können”, zeigte sich der ehemalige Hallenkönig der Tour unzufrieden. Übrigens: Für Second-Series-Spieler gab es an diesem ersten Spieltag beim 15. Juni-Super-4-Turnier nur dann etwa zu gewinnen, wenn man sich “quasi intern” im Kampf um einen Platz im Achtelfinale gegenüberstand. So feierte der Slowake Georg Gallo einen 6:3, 6:3 Erfolg über Freund und Doppelpartner Blagoje Dogandzic, und auch Terra-Rossa-Jungstar Andreas Tolunay profitierte beim 6:1, 6:1 Sieg über Rares Maftei von der glücklichen Auslosung.

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Thomas Guem und Robert Rath spielen sich in den erweiterten Favoritenkreis

Zum erweiterten Kreis der Titelfavoriten gehören an diesem sommerlichen Juni-Super-4-Weekend mit Sicherheit auch die Herren Thomas Guem und Robert Rath, die am Samstag Nachmittag ihr Rasen-Debüt feierten. Ein gelungenes noch dazu, setzte es doch u.a. für den dreifachen Saisonsieger aus Tirol Thomas Guem einen deutlchen 6:2, 6:3 Erfolg über Wenitzky-Bezwinger Patrick Meinhart. Das offensive Spiel des 28jährigen aus Schönwies ist eigentlich bestens geeignet für eine tolle Performance auf Rasen. Ein starker Volley, ein tiefer Slice, effektive Waffen um auf Rasen erfolgreich spielen zu können. Doch stattdessen war den Tiroler Shooting-Star nach seinem Premieren-Auftritt ganz und gar nicht zufrieden. “Das war nicht sonderlich gut”, lautete Guems abschließender Kommentar. Das Match des Tages ging am späten Nachmittag am Centercourt der Hans-Bock-Anlage über die Bühne. Robert Rath und Daniel Schmid boten im besten Spiel des Tages eine sehenswerte und von vielen temporeichen Ballwechseln geprägte Partie. Eigentlich schade, dass im Duell zwischen der Nummer 52 aus dem Marchfeld und dem Linkshänder aus Vorarlberg ein Topmann auf der Strecke bleiben musste. “Der Daniel spielt ausgezeichnetes Tennis. Dieses Match hat mir total getaugt, extrem natürlich weil ich gewonnen habe”, lachte der Sieger. “Schade, das war ein echt starkes Spiel heute, womöglich war ich diesmal nur um die Spur zu passiv. Jetzt habe ich wenigstens einen freien Sonntag”, lächelte auch der knap unterlegene Daniel Schmid.

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Claus Lippert, 27. Juni 2010