Marhold trotzt “Eisheiligen” und holt sich beim Mai-Challenger seinen 3. Karriere-Titel

Gerald Marhold hat am Mittwoch Nachmittag die 3. Auflage des Mai-Challenger-Turniers im UTC La Ville gewonnen. Der 34jährige Wiener behielt im Finale des fünften Saisonturniers auf Challenger-Ebene gegen den an Nummer 2 gesetzten Thomas Pratsch in exakt 61 Minuten mit 6:4, 6:3 die Oberhand, schüttelte damit ein lange währendes und echt hartnäckiges Formtief gekonnt ab, und beendete obendrein eine 27 Monate dauernde Erfolglosigkeit. Erstmals seit dem Februar-Challenger-Turnier 2011 durfte der im HTT-Computer-Ranking auf Position Nr. 50 abgerutschte Marhold wieder einen Pokal mit nach Hause nehmen, und noch wichtiger – über seine Rückkehr zu alter Stärke jubeln. Mit einer Art Finalfluch scheint derweil hingegen der unterlegene Thomas Pratsch belegt. Der 33jährige Linkshänder kassierte am Mittwoch Nachmittag bereits die 6. Finalniederlage in Serie, und die insgesamt 7. Endspielpleite seiner Karriere. Ein Bericht von C.L

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Gerald Marhold auf dem Weg in sein 8. Karriere-Finale und zurück zu alter Stärke

Strahlender Sonnenschein, angenehm warme Temperaturen, am Finaltag des 3. Mai-Challenger-Turniers am Altmannsdorfer Ast erinnerte nichts mehr an das verregnete und unterkühlte Turnier-Wochenende, das Spielern und Veranstalter den Spaß am Tennis so richtig vermiest hatte. Mamertus, Pankratius, Servatius, die Eisheiligen waren wie jedes Jahr zu dieser Zeit im La Ville zu Gast, und sorgten drei Tage lang für “frostiges Flair” beim 305. Sandplatz-Turnier der Geschichte. Unbeeindruckt von Nieselregen, einstelligen Temperaturen und heftigen Windböen spielte sich Gerald Marhold dieser Tage in sein achtes Karriere-Finale. Der 34jährige, der in Runde 1 den jungen Niederösterreicher Stefan Dichtl mit 6:1, 6:1 abgefertigt, und damit den 90. Einzelsieg seiner Laufbahn fixiert hatte, kam im Verlauf des Turniers immer besser in Fahrt, wenngleich er im Achtel- und Viertelfinale noch mit Startschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Gegen Jens Gudenus in Runde 2 gab es im ersten Satz ein 2:5 aufzuholen, und auch im Viertelfinale gegen März-Challenger-Champion Clemens Wimmer lag der spätere Sieger zunächst einmal rasch mit 1:5 zurück. Danach freilich lief Marhold zu Höchstform auf, und ließ nach langer Zeit endlich wieder einmal jene Form erkennen, mit der er noch vor einigen Jahren bei 150-er-Events um Titel und Endspielteilnahmen kämpfte. Der heuer erstmals vereinslose Wiener schickte im Semifinale schließlich auch den russischen Marathonmann Stanislav Perepelkin zu Boden, womit er erstmals seit Jänner 2012 – damals unterlag Marhold im Endspiel des Jänner-HTT-250-Turniers gegen Michael Kovar in zwei Sätzen – wieder ein Finale erreichte.

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Stark servierender Marhold hält Thomas Pratsch im Mai-Challenger-Endspiel in Schach

Und dort im gleichzeitig 199. Match seiner Karriere legte Marhold einen famosen Blitzstart hin. Der 34jährige nahm Pratsch zu Beginn gleich zwei Mal dessen Service ab, und steuerte bei einer klaren 4:1 Führung scheinbar mühelos in Richtung Titelgewinn. Die drohende siebente Endspiel-Schmach seines Lebens vor Augen, bäumte sich die Nummer 2 des Turniers aber auf, und so schaffte Pratsch zunächst das Re-Break zum 2:4. Minuten später hatte der Linkshänder die große Chance am Schläger, sogar zum 4:4 auszugleichen, doch just in dieser heiklen Phase spielte Marhold zum ersten Mal an diesem frühen Abend seine große Stärke aus. Mit zwei krachenden und präzise gesetzten ersten Aufschlägen verhinderte Marhold das zweite Pratsch-Break, um kurz darauf den ersten Durchgang mit 6:4 nach Hause zu spielen. Ein katastrophal gespieltes Aufschlag-Game hievte Pratsch dann zu Beginn des zweiten Heats auf die Verliererstraße. Zu Null musste der Buzek-Bezwinger sein Service zum 1:2 abgeben, während Marhold glänzend disponiert bei eigenem Aufschlag nicht eine Break-Möglichkeit mehr zuließ. Bei 3:5 musste Pratsch deshalb bereits gegen den Matchverlust servieren, und dieses Unterfangen ging gegen einen nunmehr aggressiv und voller Selbstvertrauen agierenden Gegner schief. Nach 1:01 Stunden flog ein Pratsch-Lob über den am Netz lauernden Marhold ins Out hinweg, und damit feierte Marhold nach zwei Finalpleiten in Folge (Juli-HTT-150-Turnier gegen Ines Kreilinger 1:6, 7:5, 4:6 und Jänner-HTT-250-Turnier gegen Michael Kovar 1:6, 4:6) endlich wieder einmal einen Turniersieg.

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Die Stimmen zum großen Finale

“Die lange Zeit ohne Titel hat mich nicht geärgert, aber die Leistungen seither und wie ich in dieser Phase Tennis gespielt habe sehrwohl. Jeder Turniersieg ist eine tolle Sache, aber ich freue mich heute vorallem darüber, dass ich mich hier bei diesem Turnier von Spiel zu Spiel steigern konnte. Mit meiner heutigen Leistung bei Aufschlag und Vorhand war ich nicht so weit weg von meinem besten Tennis”, strahlte der Sieger. “Meine Returnschwäche hat mir heute das Match gekostet”, analysierte derweil der unterlegene Thomas Pratsch. “Ich konnte mich auf seinen Aufschlag einfach nicht einstellen. Zudem habe ich selbst zu schwach serviert. Ich war in diesem Finale eigentlich nie richtig im Spiel”, befand der 33jährige, der aber von einem Final-Fluch trotz 7 Endspielniederlagen nichts wissen möchte. “Am Anfang bei meinen Finalniederlagen gegen Bernhard Sladek und Stanislav Perepelkin war ich sehr nervös, aber seither geht es. Danach hatte ich auch viel Pech, wie beispielsweise mit meiner Verletzung gegen Jutta Torda, oder der gerissenen Saite meines Rackets gegen Markus Eichleter. Mein zweiter Turniersieg ist nur eine Frage der Zeit”, zeigte sich Pratsch zuversichtlich.

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Starkes Russen-Trio und eine frühzeitige gescheiterte Nummer 1

Was tat sich sonst noch beim 70. im La-Ville ausgetragenen HTT-Event. Für Vorjahresfinalist Peter Baumann war schon nach dem ersten Auftritt Schluss. Der topgesetzte Niederösterreicher kämpfte über drei Stunden, ehe er sich gegen Russlands Stanislav Perepelkin im Tie-Break des dritten Satzes geschlagen geben musste. Der 50. Einzelsieg seiner Karriere ist damit vorerst aufgeschoben, während Russlands Tennis-Cracks an diesem Wochenende groß aufzeigten. Neben Perepelkin standen mit Boris Macheev und Diana Ulojan noch zwei weitere Akteure aus dem größten Land der Erde im Viertelfinale. Zum Auftakt in Runde 1 gab es auch ein serbisches Derby, bei dem Milan Stojkov überraschend gegen seinen Landsmann Miroslav Jelic die Oberhand behielt, und nach vier Erstrundenpleiten en suite, endlich wieder einmal eine erste Runde überstand. Ein durchwachsenes Turnier spielte auch Manfred Buzek. Der 30jährige machte mit dem Einzug ins Semifinale zwar den eher blamablen Vorjahres-Auftritt gegen Alexander Szalay vergessen, der mühsamst errungene Erstrundensieg über einen aufopfernd kämpfenden Friedrich Böck und der fast zweistündige Viertelfinal-Erfolg über Lukas Lachnit waren aber freilich weniger glorreich. Indes: Mit seinem bereits 16. Turnierstart in dieser Saison, führt Buzek das Ranking aller Spieler mit den meisten Turnierteilnahmen 2013 an.

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