Kiss-Debakel im Viertelfinal-Duell mit spanischem HTT-Shooting-Star

Die spanische “fiesta” im Circuit um und mit Ignacio Martin geht in eine nächste Runde, genauso wie die höchst eindrucksvolle zur Schaustellung unglaublicher Konstanz des Ranglisten-Leaders Franz Mayrhuber, und damit nähert sich das zweite Saison-Turnier der HTT-Masters-Series in riesigen Schritten dem prognostizierten Finale zwischen dem seit heute bereits 71 Wochen als Nummer 1 herrschenden Branchen-Primus aus Oberösterreich, und dem iberischen Shooting-Star. Den erwarteten Finalkracher sprengen könnten aber zwei Jungstars, die an diesem zurückliegenden ersten April-Wochenende ebenfalls mit furiosen Leistungen aufwarten konnten. Sowohl TK Big Point Muckendorf-Star Mathias Wagner als auch der erst 14jährige Rohdiamant Stefan Kraberger haben es “drauf”, den beiden Titel-Topfavoriten knapp vor dem Ziel noch in die Suppe spucken. Wobei man im Falle von Kraberger eigentlich “hätte es drauf gehabt” sagen muss, kann doch der junge Niederösterreicher krankheitsbedingt nicht zum Vorschluss-Runden-Gipfel gegen Spaniens Nummer 1 antreten. Damit findet leider auch der “März-Masters-Series-Fluch” eine Fortsetzung. Seit 2011 sind von 8 auf dem Programm stehenden Semifinal- und Final-Entscheidungen bei diesem Turnier nun bereits vier Matches nicht zur Austragung gekommen. Der gestrige Super-Sonntag im UTC La Ville ging hingegen “krankheits- und verletzungsfrei” über die Bühne, und lieferte einen repräsentativen Eindruck, über das phantastische Niveau, das “Jung & Alt” anno 2013 auf der Hobby-Tennis-Tour zu spielen im Stande sind. Ein Bericht von C.L

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WTC-Star Markus Eichleter beeindruckt: “Egal wie schnell du den Ball über das Netz spielst, er kommt noch schneller wieder zurück”

Wenn es noch irgendeines Beweises bedurft hätte, in welcher “Liga” Spaniens HTT-Star Ignacio Martin Tennis spielen kann, dann hätte der gestrige Sonntag im UTC La Ville die letzte Aufklärung geliefert. Es ist ganz ohne Zweifel die “primera divison”, in der sich der iberische Tour-Star bewegt. Der 25jährige Madrilene ist mehr als nur ein Tourspieler, der aus dem tennisverrückten Spanien kommt, er ist vielmehr in kürzester Zeit zu einem absoluten Siegspieler – und das selbst bei den großen Turnieren – aufgestiegen. Diese Erfahrung mussten am gestrigen Sonntag auch WTC-Star Markus Eichleter und der 3fache Grand-Slam-Champion Mario Kiss machen. Zusammen war dem Duo aus Floridsdorf die magere Ausbeute von 6 Games vergönnt, die der “Nadal der HTT” ihnen in seinem Sonntag-Nachmittags-Doppelpack gönnte. “Es ist ein Wahnsinn! Egal wie schnell du den Ball über das Netz schießt, er kommt noch schneller zurück”, schnaufte Markus Eichleter, nachdem er sich im Achtelfinale mit 1:6, 2:6, und damit auch im zweiten direkten Duell mit dem Ibero-Star geschlagen geben musste. Aus der Revanche für das glatt verlorene März-HTT-150-Halbfinale wurde also nichts, “obwohl ich um Hausecken besser gespielt habe als damals”, bestätigte Eichleiter, der im 90. Match seiner HTT-Karriere vergeblich seinem 48. Erfolg hinterjagte. “Ich bin dennoch nicht unzufrieden. Und meine Ziele für heuer sind entweder ein Turnier zu gewinnen, oder die 2.000 Punkte Marke im Ranking zu knacken”, erklärte der 38jährige Arnoldsteiner.

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Ignacio Martin macht “ergebnistechnisch” keinen Unterschied zwischen Markus Eichleter und einem 3fachen Grand-Slam-Gewinner

Eine Stunde später war zum Staunen der Konkurrenz auch der an Nummer 2 gesetzte Ranglisten-Dritte Mario Kiss vom “spanischen Stier” auf die Hörner genommen worden. Ignacio Martin machte auf seinem Sturmlauf in sein viertes Karriere-Semifinale beim vierten Antreten “game-technisch” keinen Unterschied zwischen dem an Nummer 31 “gerankten” Oktober-HTT-150-Champion Markus Eichleter und einem ehemaligen Ranglisten-Ersten, der auf seiner sportlichen Visitienkarte als 3facher Major-Champion geführt wird. Zumindest ergebnistechnich nicht, und so dürfte das überdeutliche 1:6, 2:6 aus Sicht von Mario Kiss wieder für einigen Diskussionsstoff unter den Kollegen sorgen. Wobei man die Geschehnisse des viertelfinalen Schlagers beim März-Masters-Series-1000-Turnier schon relativieren muss. Man darf nicht vergessen, dass Kiss noch im Jänner auf dem Operationstisch des Krankenhauses Wiener Neustadt lag, in Wahrheit noch immer mit einem nicht vollständig verheilten “Loch” im Steißbein herumläuft, und seit seinem Comeback erst sein fünftes Turniermatch bestritt. Allerdings sind doch einige Aspekte beim gestrigen Kiss-Auftritt auch kritisch zu beäugen, zumal der 34jährige Donaufeld-Star selbst seinen im Debakel endenden Viertelfinal-Ausrutscher “als gar nicht so schlecht” bezeichnete. “Man kann sich die eigene Leistung auch schön reden”, übte Kiss-Freundin Tajana Lienbacher Kritik am gehörten Interview ihres Doppelpartners.

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Die Ursachen der klaren Kiss-Niederlage, die das Ende zweier Super-Serien zur Folge hatte

Nun, es bleibt einfach ganz klar festzuhalten, dass der Sieger von 11 HTT-Turnieren im Moment zumindest nicht in jener Verfassung ist, in der man – angesichts des hohen Niveaus bei großen prestigeträchtigen Events – sein muss, um konkurrenzfähig nach diesen Titeln greifen zu können. Der 34jährige ist körperlich nicht in der Lage, auf konstant hohem Niveau zu spielen. Das beginnt bei den Beinen, die den Power-Server – selbst bei einem Freilos – nach ein, zwei Matches nicht mehr nach Wunsch über die Courts dieser Stadt tragen. Ist die Beinarbeit mangelhaft, kann Kiss nicht mehr jene Präzision und Power in seine Schläge bringen, für die er eigentlich weit über die Grenzen Wiens hinaus bekannt ist. Das zweite Hauptproblem das den März-Masters-Series-Champion von 2010 zur Zeit quält, ist ganz ohne Zweifel sein Aufschlag. Auch wenn Kiss selbst seine Vorhand als Paradeschlag sieht, kommt man nicht umhin, sein Service als eines der besten und schnellsten im Circuit zu klassifizieren. Einzig dieses Hammer-Service von Einst funktioniert derzeit nicht. Der erste Aufschlag kommt zu selten, und so beschränkt sich der verunsicherte 34jährige immer öfters darauf, statt einem punktbringenden “Ersten” einen soliden “Zweiten” mit viel Spin ins Feld der Gegner zu platzieren. Das stellt womöglich Vorrundengegner mit Challenger-Niveau vor Probleme, nicht aber Kapazunder wie Ignacio Martin, die am Sonntag Abend quasi mit jedem Return nicht nur im Spiel war, sondern das Kommando in den Rallyes inne hatte. Und wenn Kiss gar über den zweiten Aufschlag musste, dann flogen dem ehemaligen Ranglisten-Ersten die Returns in einer Regelmäßigkeit um die Ohren, wie er es in seiner Hobby-Tennis-Karriere auch noch nie erleben musste. Nichtsdestotrotz ist das Endresultat freilich zu hoch ausgefallen, war Kiss doch in zwei Drittel der Games “über Einstand”, oder gar mit Spielbällen dran. Eine Aufstiegs-Chance hatte der Donaufeld-Star aber dennoch nicht, und so gingen mit dem 1:6, 2:6 gleich zwei ganz beachtliche Kiss-Serien auf einmal zu Ende. Zum ersten Mal überhaupt schaffte es der 34jährige bei seinem 4. März-Masters-Series-Antreten nicht, das Semifinale zu erreichen. Und zudem konnte sich “Super-Mario” nach zuletzt 6 Halbfinalteilnahmen auf Masters-Series-Ebene in ununterbrochener Reihenfolge nicht für ein “1000er-Semi” qualifizieren. “Ich muss trotzdem sagen, dass ich vom Spielerischen her nicht unzufrieden bin, mit dem Ergebnis aber natürlich sehr wohl nicht glücklich sein kann. Allein vom Schlagfeeling her, war es um vieles besser als in den letzten Wochen”, resümmierte Kiss.

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 14jähriger demontiert mit 40 Assen die arrivierte Gegnerschaft

Im Semifinale hätte es Spaniens HTT-Topstar und Kiss-Bezwinger Ignacio Martin mit Top-Serve-Jungstar Stefan Kraberger zu tun bekommen, und vor dem erst 14jährigen hatte der 2fache Saison-Champion von der iberischen Halbinsel jede Menge Respekt. “Ich habe ihn in seinen Matches gesehen, er spielt phantastisch”, lobte Martin. Am Sonntag Abend spielte Krabeger nicht nur phantastisch, er servierte vorallem in einer mehr als überzeugenden Manier. Das war schon großes Kino, mit welcher Wucht und Präzision der junge Tullner seinen drei Gegnern auf dem Weg ins Semifinale den kleinen gelben Filzball eins ums andere Mal in die Ecken des Aufschlagfeldes servierte. Mehr als drei Dutzend Asse standen am Ende eines intensiven Tennis-Nachmittags zu Buche, und wirkten bei der Gegnerschaft genauso imposant nach, wie die drei glatten Resultate, mit denen sich der 14jährige Rohdiamant aus der Tennis-Zone International von Roland Berger und Werner Eschauer unter die Top 4 des zweiten Masters-Series-1000-Turniers bugsierte. Es war schon eine echte Demonstration seiner großen Klasse in noch jungen Jahren, mit denen er die teils arrivierte Konkurrenz ohne Satzverlust “ziemlich schlecht” aussehen ließ. Qualifikant Daniel Elender kam mit vier gewonnenen Games noch halbwegs glimpflich davon, für Christoph Straninger waren “2 mal 2 Games” letztlich auch das “Höchste der Gefühle”, wenngleich er aber über eine andere Qualität als Oberösterreichs Daniel Elender verfügt. Einen wie den Neumarkter Christoph Straninger mit nur 4 Games zurück in die 1.806 Einwohner zählende Marktgemeinde im Bezirk Melk zu schießen, zeugt von großer individueller Klasse, die der erst 14jährige bei seinen gestrigen Auftritten an den Tag legte. Noch imposanter und eindrucksvoller wirkt der Junior auf die Konkurrenz, wenn man sich seine Masters-Series-Karriere-Bilanz näher ansieht. Bei vier dieser Turniere der zweithöchsten Kategorie stand er zumindest immer im Viertelfinale, zwei Mal davon sogar im Semifinale. Die ersten drei erfolgreichen 1000er-Auftritte absolvierte Kraberger sogar in der Saison 2011 als 13jähriger. Beachtlich war sein Triple-Pack-Auftreten am Sonntag Abend auch aus zwei weiteren Gründen. Dem ständigen aktuellen Wachstum geschuldet waren Knieschmerzen, die den bald 15jährigen plagten, und nachdem er sich das Viertelfinale gegen Beywinkler-Bezwinger Hüseyin Tüfekci ohne zwischenzeitlich Nahrungsaufnahme und daher mit einem “Hunger-Ast” gönnte, sind 6 am Stück gewonnene Sätze mit fast 40 Assen eine grandiose Ausbeute des gestrigen Tennis-Ausfluges nach Wien. Bleibt uns nur mehr baldige Besserung zu wünschen! Schade, dass der Semifinal-Hit mit Spaniens Ignacio Martin ausfallen muss.

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Franz Mayrhuber – “Mister Konstanz & Stehaufmännchen” revanchiert sich an Alexander Walter und kämpft im viertelfinalen OÖ-Derby Paul Ganglberger in drei Sätzen nieder

Zumindest ein Semifinale steht der Hobby-Tennis-Tour am Montag Abend aber doch ins Haus, und das bestreiten der topgesetzte Ranglisten-Erste Franz Mayrhuber und Jungstar Mathias Wagner. Erstgenannter wurde am Sonntag Abend wieder einmal seiner Rolle als “Mister Konstanz und echtes Stehaufmännchen” gerecht. Der 48jährige Branchen-Primus hatte sich im Achtelfinale zunächst einmal an Alexander Walter für die vorjährige Auftakt-Niederlage beim April-HTT-500-Turnier revanchiert, und mit einem 6:3, 6:3 einem weiteren neuen persönlichen Rekord ein “Jubiläums-Mascherl” umgehängt. Denn immerhin erreichte Mayrhuber mit diesem glatten Zweisatz-Erfolg zum 20. Mal in Serie das Viertelfinale bei einem Masters-Series-Turnier. Ein wahrlich eindrucksvoller Beleg für die unglaubliche Konstanz, mit der Mayrhuber seit Mai 2008 die Hobby-Tennis-Szene beeindruckt. Und das der Rückhand-Slice-König auch den Titel Stehaufmännchen zurecht trägt, bewies er im anschließenden Viertelfinale gegen Oberösterreichs Paul Ganglberger. Nachdem Mayrhuber den ersten Satz in diesem OÖ-Derby mit 6:4 für sich entschieden hatte, kam sein Gegner in die Gänge, und legte einen imposanten Zwischenspurt hin. 6:2, 3:1, von einem Dutzend an ausgespielten Games, ließ Ganglberger seinem prominenten Gegenüber nur ein müdes “Viertel”, das in dieser Phase aus Sicht Mayrhubers nicht auszureichen schien, um sich für das 15. Masters-Series-1000-Semifinale seiner Karriere zu qualifizieren. Im Gegenteil, sein 31jähriges Gegenüber aus St. Oswald bei Freistadt wirkte optisch fiter, spielte aggressiver und schien gut auf dem Weg, nach seinem achtelfinalen Kantersieg über Landsmann Christoph Fragner auch sein zweites OÖ-Derby an diesem Sonntag zu gewinnen. Doch auf der anderen Seite des Netzes stand eben der Branchen-Leader, und der holte sich in bekannter Manier fünf Games in Folge und den Aufstieg, womit Mayrhuber so wie im Vorjahr im Semifinale des März-Masters-Series-1000-Turniers steht. “Ich habe gewusst, wie schwer es gegen den Paul werden würde, und das wir ein 50:50 Duell austragen. Ich bin jetzt voll abgekämpft und heilfroh, diese schwierige Hürde übersprungen zu haben”, wirkte Mayrhuber im Interview erleichtert.

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Mathias Wagner steht nach Siegen über Filip Markovic und Michael Kunz zum dritten Mal in seiner Karriere in einem Semifinale auf der Hobby-Tennis-Tour

Wenngleich auch die nächste Aufgabe für den Ranglisten-Ersten alles andere als einfach(er) wird, wartet doch mit Mathias Wagner eine der in den letzten Wochen und Monaten rapide steigenden Aktien der Hobby-Tennis-Tour-Börse. Der noch 21jährige aus Königstetten kämpfte am Sonntag Nachmittag 5 Sätze lang, um nach Siegen über den serbischen Jungstar Filip Markovic und den Rasen-Grand-Slam-Champion von 2008 Michael Kunz das dritte Semifinale seiner Hobby-Tennis-Tour-Karriere zu erreichen. Nachdem Wagner am Freitag Abend mit einem glatten Sieg über Lokalmatador Klaus Stattmann das “Unternehmen HTT-März-Masters” recht gemütlich angegangen war, wehte ihm am dritten Spieltag ein weitaus schärfer Wind entgegen. Serbien Zukunftshoffnung Filip Markovic lieferte dem Jungstar vom TK Big Point Muckendorf einen intensiven und vorallem im zweiten Satz recht ausgeglichenen Fight, den Wagner am Ende mit 6:3, 7:5 zu seinen Gunsten entschied. Markovic hatte übrigens zuvor immerhin den an Nummer 3 gereihten Rumänen Rares Maftei mit 6:2 ,7:6 auf die Heimreise geschickt. Im Viertelfinale – der Gegner hatte einen Generationssprung mit sich gebracht – stand Wagner dann mit Michael Kunz ein konplett anderen Kontrahent gegenüber. Michael Kunz, 41jähriger “HTT-Wimbledon-Champion von 2008”, hatte im Achtelfinale und im Schongang den Qualifikanten Manfred Buzek mit 6:4, 6:1 aus dem Weg geräumt, um sich danach dem Königstettner entgegen zustellen. “Ich werde mir was betreffend seines Aufschlages überlegen müssen”, zeigte sich Kunz vor dem Duell mit Wagner von dessen Aufschlagstärke beeindruckt. Dabei zählt das Service auch zu den ganz großen Stärken des Michael Kunz, und so war dann auch phasenweise das erwartete Aufschlag-Gewitter zu sehen. Wagner dominierte Durchgang 1 mit 6:1, ehe er mit den Gedanken an das anstehende Semifinale den Fokus auf Partie und Gegner verlor. Was sich verheerend auswirken kann, wenn auf der anderen Seite des Netzes ein Michael Kunz steht, der seit Wochen in stets steigender Form Gegnerschaft und Kritiker beeindruckt.

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Michael Kunz – vom tot geglaubten Ex-Major-Sieger zum Aufsteiger des Jahres

Eigentlich galt der Deutsch Wagramer ja von seinen Kritikern und Kollegen bereits als abgeschrieben. Sportlich “tot” analysiert, ins rankingtechnische Niemandsland abgestürzt, war die “Aktie Kunz” eigentlich vom Markt genommen. Der 41jährige war vom Gewinn des Wimbledon-Titels im Sommer 2008 ins totale Abseits drittrangiger Turniere gerutscht, ohne dort obendrein auch noch reüssieren zu können. Von ganz oben war Kunz also in die tiefsten Niederungen des Hobby-Tennis-Sports abgerutscht, und von Mitspielern und vorallem Kritikern maximal noch milde belächelt worden. Sein Tennis wurde als antiquiert abqualifiziert, jede Berechtigung von einem Topresultat bei einem großen Turnier wurde ihm abgesprochen. Nur Kunz selbst glaubte immer an sich und daran, ein Comeback in den Siegerlisten zu schaffen. Sein stets zur Schau getragener Optimismus, der lange Zeit nur wie eine nicht enden wollende Durchhalteparole klang, hat sich nun aber ausgezahlt. Am Sonntag Abend im Viertelfinale eines “HTT-Masters-Events” zu spielen, im Kreis der absoluten Top-Stars der Szene wieder mitwirken zu können, ist wie Balsam auf die Jahre lang geschundene Seele des 41jährigen. Was der Doppelspezialist aus Niederösterreich auch im Einzel wieder zu leisten im Stande ist, zeigte Satz 2 im Viertelfinal-Duell mit Wagner, den Kunz mit 6:2 für sich entschied. Dort agierte Kunz entfesselt spielend, imponierte mit einer gradiosen Aufschlagleistung, und verblüffte mit seiner unorthodox geschlagenen Vorhand, die so in keinem Tennislehrbuch zu finden ist. Den Schläger von oben nach unten geführt, kann Kunz die Bälle mit seiner Vorhand atemberaubend rasch beschleunigen. Mit jeder Zehntelsekunde des Fluges, wird der gelbe Filz schneller, und am Ende für die Gegner eigentlich unspielbar. “In der Zone” wirkt Kunz dann, wenn Aufschläge (egal ob Erster oder Zweiter) und Vorhände mit Lichtgeschwindigkeit die Seiten des Centercourts wechseln, und sein Rückhand-Slice lang und länger in Richtung Grundlinie segelt. Konserviert hat Kunz diese Art Tennis zu spielen aber eben auch nicht, und so war der dritte Satz im Duell mit Wagner dann wieder Beute seines 20 Jahre jüngeren Gegners geworden, der sich so über das dritte Karriere-Semifinale und das zweite direkte Duell mit Franz Mayrhuber freuen durfte. “Natürlich bin ich jetzt ein bißchen enttäuscht, vorallem über den dritten Satz. Nach dem Satzausgleich hatte ich mir doch mehr erwartet, aber leider habe ich gleich zu Beginn des Entscheidungssatzes ein früher Break kassiert, und Wagner hat dann bei eigenem Aufschlag nichts mehr zugelassen”, analysierte Kunz. “Ich habe schon bessere Tage erlebt, vorallem gegen Markovic habe ich nicht besonders gut gespielt. Ich habe aber versucht zu dranzubleiben und zu kämpfen, weil spielerisch ging nichts. Ich war auch total verkrampft”, schilderte Wagner die Geschehnisse rund um sein Achtelfinale. “Ersten und dritten Satz im Viertelfinale gegen Kunz kann man kurz zusammenfassen. Ich habe gut serviert, und es waren die erwartet kurzen Ballwechsel. Im zweiten Satz hatte ich ein mentales Problem, und der Kunz hat sich in einen wahren Rausch gespielt”, ergänzte Wagner.