Spanische Festspiele prolongiert – “Maestro Ignacio” weiter auf Rekordjagd

Das spanische “rot-gelb-rot” bleibt aktuell weiter Modefarbe Nummer 1 auf der Hobby-Tennis-Tour. Spaniens neuer HTT-Held Ignacio Martin hat nämlich am Dienstag Abend auch im Endspiel des 6. Februar-HTT-150-Turniers seinen Erfolgs-Run durch den Circuit prolongiert, und mit einem in exakt 70 Minuten errungenen 7:5, 6:3 Sieg über Ex-Wimbledon-Champion Michael Kunz das 11. Saisonturnier im UTC La Ville für sich entschieden. Der 25jährige Madrilene ist damit heuer der erste Spieler mit zwei gewonnenen Saison-Titeln, und vor seinem ersten HTT-500-Auftritt in zwei Wochen weiter ungeschlagen. Auf der anderen Seite brachte dem unterlegenen Michael Kunz die “Zahl 13” kein Glück. Im 13. Finale seiner Karriere, verpasste der 41jährige Deutsch Wagramer nicht nur seinen achten Turniersieg, sondern auch den 125. Einzelsieg seiner Laufbahn. Und nach 8 Siegen in Folge endete auch die Siegesserie des Niederösterreichers auf HTT-150-Ebene. Großer Sieger neben “Maestro Ignacio” war aber der Hobby-Tennis-Sport an sich, denn die Zuseher vor Ort und daheim am Live-Ticker bekamen einen packenden und teilweise recht hochklassigen finalen Tennis-Abend geboten. Ein Bericht von C.L

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Ignacio Martin diesmal ohne Mißgeschick bei der Pokal-Übergabe

Vor zwei Wochen bei seinem Tour-Debüt hatte Spaniens erster HTT-Star am ganzen Wochenende nur einen einzigen Fehler gemacht. Bei der Siegerehrung ließ “Don Ignacio” den Deckel seines Pokales fallen, der prompt in zwei Teile brach. Das konnte dem Shooting-Star aus Madrid am Dienstag Abend aber nicht noch einmal passieren. Weil der 25jährige zum einen bereits Erfahrung im Stemmen herrlicher Trophäen gesammelt hatte, und weil der Tour-Veranstalter einen Februar-HTT-150-Pokal ohne Deckel organisiert hatte. Und so konnte nichts passieren, als WTC-Star Mario Pritz bei der anschließenden Zeremonie im Foyer des UTC La Ville unter dem Applaus der “spanischen Fans” die Trophäe an den neuen spanischen Helden der Hobby-Tennis-Tour übergab. Der strahlte dann zum zweiten Mal binnen 14 Tagen hinein ins Blitzlichtgewitter, während der Wimbledon-Sieger der HTT von 2008 etwas grimmig dreinblickend den Teller des Zweitplatzierten entgegen nahm. Und der etwas finstere Blick des 41jährigen aus Deutsch Wagram hatte seine Berechtigung, wenn man die 70 Minuten davor live gesehen hat.

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Michael Kunz mit Wahnsinns-Performance bei seinen ersten 5 Service-Games

In einem wirklich ausgezeichneten Match, das speziell im ersten Heat absolut keine Wünsche offen ließ, hatte Kunz seinem spanischen Bezwinger nicht nur einen mehr als ebenbürtigen Gegner abgegeben, sondern vorallem in Durchgang 1 die weitaus besseren Möglichkeiten, die 1:0 Satzführung zu erzielen, und dem 11. Saisonfinale eine entscheidende Wende zu seinen Gunsten zu geben. Doch nach 37 Minuten hatte “el toro” auch “Matador Michi” aus Deutsch Wagram auf die Hörner genommen, und dem routinierten Doppel-Spezialisten bittere Momente beschert. Denn das Igancio Martin den ersten Satz – vor dem erwarteten und sich abzeichnenden Tie-Break – gewonnen hatte – kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Das von den Aufschlägern dominierte Geschehen des ersten Durchgangs brachte leichte Vorteile für den ehemaligen Rasen-König, denn während Kunz drei frühe Break-Chancen vorfand, stand Spaniens neuer Tour-Hero in den Aufschlagspielen seines Gegenübers komplett auf verlorenem Posten. Kunz servierte wie die “Hölle” und in einer Art und Weise, die selbst auf allerhöchstem Tour-Niveau zu Heldentaten gereicht hätte. Der 41jährige katapultierte sein Service mit derart enormer Wucht in Präzision ins Aufschlagfeld seines spanischen Gegners, dass dem nicht mehr als eine untergeordnete Statistenrolle blieb. Eine Einschätzung die mit statistischen Zahlen und Fakten belegbar ist. Kunz hatte zwar nur 47 Prozent an ersten Aufschlägen ins Feld gebracht (in der Anfangsphase waren es zeitweise gar nur 22 Prozent), doch das war weiter nicht wichtig, weil der Aufschlag-Riese eine Wahnsinns-Performance am “Zweiten” ablieferte. Es war augenscheinlich kein Unterschied zwischen erstem und zweitem Aufschlag zu erkennen, und eine Quote von 74 Prozent an gewonnenen Punkten nach dem zweiten Service dokumentieren eindrucksvollst, mit welcher Dynamik und Effizienz Kunz den kleinen gelben Filz beim jeweils zweiten Versuch ins Spiel brachte. 5 Mal war der Deutsch Wagramer einem Rückstand nachgelaufen, und in diesen 5 Service-Games ließ der “Lange” nicht nur keine Break-Chance zu, sondern seinem am Return chancenlosen Gegner gerade einmal zwei läppische Punkte. Zwei Mal war Martin bei Aufschlag Kunz auf “15” gekommen, und dann muss der ehemalige Grand-Slam-Champion doch den ersten Satz abgeben. Doch der Reihe nach:

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Katastrophal gespieltes 12. Game kostet Michael Kunz den ersten Satz

Bei 1:1 ist Kunz erstmals dran an einem Break, das bei seiner gigantischen Aufschlag-Performance wahrscheinlich vorentscheidend zum Satzgewinn gewesen wäre. Große Vorwürfe ob der ausgelassenen Break-Möglichkeiten – wie Kunz sie sich später machte – waren aber gar nicht angebracht, weil “Senor Ignacio” in dieser Phase nervenstark und im Stile eines Klassemannes konterte. Ein Rückhand-Winner gefolgt von einem krachenden ersten Aufschlag, und schon war die Gefahr eines frühen Breaks abgewendet. Minuten später – und nachdem beide Aufschläger souveränst ihre Service-Games ins Trockene brachten – stand Spaniens erster Tour-Star der Open Ära schon wieder via abzuwehrender Break-Chance unter Druck. Ein platzierter Vorhand-Winner und insgesamt 4 erzielte Asse im ominösen siebenten Game des ersten Satzes, nach nur 19 Minuten war nach wie vor alles in der Reihe. Zum 4:4 glich Kunz genauso zu Null aus, wie kurz darauf zum 5:5, als der 41jährige erstmals gegen den Satzverlust servierte, und dies überaus nervenstark erledigte. Bei 5:6 freilich war es plötzlich mit der Kunz’schen Lockerheit vorbei. Mit seinem ersten Doppelfehler zum 15:15 zeichnete sich ab, dass dieses 12. Game und der Versuch von Kunz, ins rettende Tie-Break zu gelangen, ein äußerst schwieriger werden würde. Und auf einmal hatte Martin seine erste Break-Gelegenheit, die Kunz zwar noch mit einem wuchtigen Service-Winner abwehren konnte, die aber verdeutlichte, dass längst der Hut beim 41jährigen brannte. Insgesamt 3 Spielbälle fand der Deutsch Wagramer vor, um den Tie-Break zu erreichen, doch beim ersten Mal greift Kunz unkontrolliert auf einen eigentlich ins Out fliegenden Ball, und versenkt den Volley seinerseits gut zwei Meter im Aus. Beim zweiten Spielball “zittert” der Routinier einen Doppelfehler ins Feld, und mit einem weiteren “Doppler” schenkte der Ranglisten-Fünfundzwanzigste seinem Gegenüber Satzball Nr. 2. Und als Kunz dann auch noch eine Vorhand ins Out “schiebt”, hatte er einem katastrophal gespielten Service-Game die Krone aufgesetzt. Nach nur 37 Minuten war also Durchgang 1 mit 7:5 an Ignacio Martin gegangen, und das bei einer ausgeglichenen Bilanz von 37 zu 37 Punkten.

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Ignacio Martin holt sich den zweiten – in einer Break-Orgie – ausgearteten Durchgang

Später in der Pressekonferenz bezeichnete Ignacio Martin dieses Break als matchentscheidend, es war zumindest ein mentaler Rückschlag für Kunz, und jener Moment, der dem spanischen Tour-Star die nötige Sicherheit und das Gefühl gab, beim Service nicht komplett chancenlos auf die Kunz-Granaten warten zu müssen. Just im Auftakt-Spiel des zweiten Heats gelang Kunz dann sein erstes Break, was seine Fans daheim am Live-Ticker und vor Ort in der Halle des UTC La Ville bei der bisher gezeigten Aufschlag-Performance bereits vom Satzausgleich träumen ließ. Doch Kunz war beim Service längst nicht mehr so aggressiv und punktgenau unterwegs, wie beinahe den ganzen ersten Satz lang. Prompt hatte sich der 41jährige das Re-Break eingehandelt, und nachdem er eine weitere Gelegenheit zum nächsten Break beinahe fahrlässig ausgelassen hatte, brachen beim Niederösterreicher in Sachen Service alle Dämme. Ein weiterer Doppelfehler war dabei, als Kunz trotz 30:0 seinen Aufschlag zum 1:3 abgab, und den nächsten Aufschlag-Verlust zum 2:4 musste der 7fache Turniersieger gar zu Null hinnehmen. Der einzige Service-Gewinn im zweiten Heat bescherte Kunz das Game zum 3:5, ehe Ignacio Martin die Partie nach 0:30 Rückstand souverän ausservierte. Mit einem Vorhand-Winner gleich beim ersten Matchball machte der 25jährige Madrilene alles klar, ehe er unter dem tosenden Applaus seiner Fans den Weg ans Netz zum Shakehands suchte.

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Spaniens neuer Tour-Hero ist noch immer ungeschlagen, und im vierten Anlauf der erste internationale Gewinner des Februar-HTT-150-Turniers

Die erste Frage des neuen Februar-HTT-150-Champions nach verwandeltem Matchball war jene nach dem Spielstand im “Clasico” zwischen seinem Lieblingsverein Real Madrid und dem FC Barcelona, danach genoss er die Menge im Bad und die von Michael Pritz durchgeführte Siegerehrung. Wo er letztlich als völlig verdienter “campeon” die Trophäe für den Gewinn des 11. Saisonturniers entgegen nehmen durfte, wie ein Blick auf die Matchstatistik von hobbytennistour.at beweist. 9:5 Asse, 36:22 Winner, 70:61 Gesamtpunkte, und die beeindruckende 100 % Quote beim Verwandeln seiner Break-Chancen im zweiten Satz, während Kunz von 74 Prozent an gewonnenen Punkten nach dem zweiten Aufschlag auf 18 Porzent im zweiten Durchgang abrutschte. Auch ein Grund, warum Spaniens neuer HTT-Hero seine beachtlichen Siegesserien weiter ausbauen konnte. Der 25jährige “madrilenos” ist jetzt bei 8:0 Siegen angelangt und weiter ungeschlagen, hat noch keinen Satz verloren, und in 8 Partien erst 18 Games abgeben müssen. Im Ranking geht es phantastische 169 Plätze nach oben, und von Rang 292 vor Beginn des Turniers auf sein Karriere-High-Ranking Nr. 123. Ignacio Martin ist obendrein Nachfolger von Vorjahressieger Rainer Bauer, vorallem aber gelang dem Iberer das Kunststück, als erster internationaler Spieler dieses Turnier für sich zu entscheiden. Was den ausländischen Stars in drei Versuchen davor nämlich nicht gelang. 2008 musste sich Russlands Stanislav Perepelkin im Endspiel geschlagen geben, 2011 war dem Serben Slobodan Vasiljevic der Sieg nicht vergönnt, und im Vorjahr ließ Deutschlands David Hühne die Chance zum Titelgewinn trotz Matchball ungenützt.

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“Ich habe dieses Turnier genossen, aber ich bin mir schon bewusst, dass meine erste Niederlage auf der Hobby-Tennis-Tour irgendwann demnächst passieren wird”

In einem Mix aus “Spanisch und Englisch”, gedolmetscht von Freund Martin Pichler und Freundin Maria Puy, absolvierte der 25jährige “Ibero-Star” dann seine zweite “finale” Pressekonferenz. “Ich freue mich riesig über diesen Titel, und ich habe dieses Turnier sehr genossen. Das Endspiel heute war richtig aufregend und äußerst spannend. Im ersten Satz war ich mir nicht sicher, diesen auch zu gewinnen. Zu gut und zu sicher servierte mein Gegner, da hatte ich keine Chance. Trotzdem hat mir dieser erste Satz sehr gut gefallen. Es hat extrem viel Spaß gemacht, obwohl wir nicht so viele Ballwechsel hatten, weil der Michael Kunz so schnell gespielt hat. Das Break zum 7:5 war aus meiner Sicht dann die Entscheidung in diesem Finale. Weil Kunz bis dahin so sicher wirkte, danach aber speziell beim Aufschlag zweifelnd aussah”, analysierte der glückliche Sieger. In zwei Wochen will der Madrilene beim März-HTT-500-Turnier wieder an den Start gehen, doch um die Rangliste geht es ihm nicht. “Wenn ich bei einem Turnier am Start bin, möchte ich natürlich den Titel holen, aber im Ranking habe ich keine Ambitionen. Ich weiß ja nicht einmal noch wie lange ich in Österreich bleiben werde. Bis Juli bin ich sicher hier, dann werden wir weiter sehen”, erklärte der 25jährige, der auch ein bißchen verspürten Druck nach den Schlagzeilen der letzten Wochen ob seiner Person gestand. “Ja, ich lese die Homepage und ich weiß, dass mein Person derzeit im Mittelpunkt steht. Das macht schon ein wenig Druck. Mir ist aber auch bewusst, dass meine erste Niederlage auf der Hobby-Tennis-Tour irgendwann demnächst kommen wird. Aber vorerst läuft es richtig gut, und ich hoffe das dies noch ein wenig andauern wird”, lachte der erfolgreiche Iberer, der selbst dem großen spanischen Fußball-Abend hinten anstellte, für ein gespieltes Finale der Hobby-Tennis-Tour. Was das heißt, wenn man weiß, welchen Stellenwert das runde Leder im Land des Welt- und Europameisters hat, kann man sich vorstellen, wie gut und wohl sich “Don Ignacio” im Circuit der HTT fühlt.

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Michael Kunz trauert in der Pressekonferenz seinen vergebenen Chancen im ersten Satz nach

Während der als “Nadal der HTT” gefeierte Spanier noch letzte Interview-Fragen beantwortete, saß Michael Kunz bereits am HTT-Stammtisch des La-Ville-Restaurants, und analysierte gemeinsam mit Doppelpartner Mario Pritz jene Situationen und Momente, die ihm wahrscheinlich den achten Tour-Titel seiner Karriere gekostet hatten. “Schade, da war heute mehr drinnen, viel mehr sogar, weil ich richtig gut gespielt habe”, klagte der 41jährige. “Ich habe halt meine Chancen im ersten Satz nicht genützt. 4 Breakmöglichkeiten, da musst du eine zumindest nützen, denn soviele Gelegenheiten kriegst du nicht gegen solche Leute”. Was genau beim Stand von 5:6 passierte, darüber war sich Kunz nicht sicher. “Im Unterbewusstsein war es vielleicht der knappe Spielstand, weshalb ich am zweiten Aufschlag plötzlich kein Risiko mehr genommen habe. Vielleicht habe ich auch zuviel nachgedacht. Keine Ahnung, aber ich hatte ja auch im zweiten Satz noch meine Chancen”, bilanzierte der Deutsch Wagramer. “Jetzt im Moment tut diese Niederlage richtig weh. Das ist ein bitterer Abend für mich, weil ich abermals richtig gut gespielt habe. Natürlich war das Break zum Satzverlust mitentscheidend, denn womöglich wäre sonst das ganze Match anders gelaufen. Der Ignacio ist aber ein starker Spieler, und ganz ehrlich: Ich traue ihm durchaus auch den Sieg bei einem Masters-Series-1000-Turnier zu. In jedem Fall passt er hervorragend in die Hobby-Tennis-Tour hinein. Jetzt freue ich mich auf das bevorstehende März-HTT-250-Turnier, wo ich mich weiter verbessern will”, so Kunz.

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WTC-Star Mario Pritz sieht spanischen Newcomer nicht als potentiellen Masters-Series-1000-Champion

Das abschließende Statement blieb schließlich noch WTC-Zaungast Mario Pritz vorbehalten. “In erster Linie war es heute ein qualitativ hochwertiges Finale. Ein cooles Spiel mit enorm hohem Tempo, und der “Kunzi” ist halt doch erst bei 90 % seiner Leistungsfähigkeit angelangt”, lachte Pritz, der auch den neuen Tour-Hero einzuschätzen versuchte. “Also heute haben wir gesehen, wie stark Ignacio Martin wirklich ist. Er hat eine extrem gute Beinarbeit, eine Wahnsinns-Vorhand, und er wird auf 250er-Ebene auch noch für Furore sorgen. Aber weiter oben ist die Luft extrem dünn, da sehe ich ehrlich gesagt keine Chance für ihn, etwa ein Masters-Series-1000-Turnier zu gewinnen. Dazu fehlen ihm doch einige spielerische Mittel”, so der WTC-Star.