Michael Kunz fordert im Endspiel des Februar-HTT-150-Turniers “el toro” Ignacio

Spaniens Shooting-Star Ignacio Martin greift am Dienstag Abend nach dem Sieg beim 6. Februar-HTT-150-Turnier, und könnte damit nach 10 verschiedenen Turniersiegern, als erster Spieler in dieser Saison zum 2fachen Titel-Champion auf der HTT avancieren. Dies verhindern möchte indes Ex-Wimbledon-Sieger Michael Kunz, der sich vor dem 11. Saison-Finale im UTC La Ville mit dem Selbstvertrauen von acht Einzelsiegen auf HTT-150-Ebene in Serie zuversichtlich zeigt, als Erster den “spanischen Stier” an den Hörnern zu packen und damit der unheimlichen “Martin-Mania” ein Ende zu setzen. In jedem Fall gibt es am Dienstag Abend das “logische Endspiel” jener beiden Herren, die sich im Verlauf des letzten Februar-Wochenendes am eindrucksvollsten und souveränsten durch den Raster des ersten HTT-150-Saison-Events spielten. Ihre teils drastische Überlegenheit demonstrierten die beiden Final-Stars auch im gestrigen “Semi”, wo die überforderten Thomas Löffelmann und Markus Eichleter nicht über die “Rolle eines Statisten” hinauskamen. Ein Bericht von C.L

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El toro Ignacio zertrampelt alles was sich ihm auf den Courts der HTT entgegenstellt

Es war die Szene des Abends und vorallem ein Bild mit symbolischer Aussagekraft, das man unmittelbar nach Ende des Semifinal-Treffens zwischen Ignacio Martin und Markus Eichleter am Centercourt des UTC La Ville zu sehen bekam. Der Kärntner WTC-Star war beim Matchball des Spaniers  wieder einmal der kleinen gelben Filzkugel vergeblich hinterher gejagt, und vor dem Netz mit einem lauten Frust-Schrei zu Boden gegangen. Auf den Knien gelandet, verharrte der 38jährige kurz in dieser Position, und begann sich mehrmals vor dem am Netz zum Shakehands aufgetauchten Gegner zu verneigen. Die Lacher und der Applaus für eine ganz feine Geste waren dem Arnoldsteiner sicher, und die Verneigung vor “Rey Ignacio” und seiner hohen Spielkunst gar nicht so ungerechtfertigt. Denn der 25jährige “madrilenos” bewies auch im gestrigen Vorschluss-Runden-Duell der unteren Tableau-Hälfte des Februar-HTT-150-Turniers, dass der momentane “Hype” um seine Person nicht von irgendwoher kommt. Sind sich Experten und Szene-Kenner auch nach seinem 6:0, 6:1 Kantersieg noch nicht einig, wozu das spielerische Potential des “Ibero-Stars” wirklich reicht, glänzt derzeit aber die “playing activity” des 25jährigen bei hobbytennistour.at in 100%igem “Hochglanz-Grün”. Der spanische Überflieger vernascht die zunehmend nervöser werdende Konkurrenz – zumindest statistisch betrachtet – in atemberaubender Manier. El Toro zertrampelte derzeit so gut wie alles, was ihm auf den Courts der Hobby-Tennis-Tour entgegen gestellt wird. Einen siegreichen “Matador” haben bislang weder die Future-Tour-Asse noch die Stars der 150er-Szene gefunden, vielleicht sollte sich Herausforderer Nr. 8 – Ex-Wimbledonsieger Michael Kunz – im heutigen Endspiel ein “rotes T-Shirt” im Kampf um den 11. Saison-Titel überstreifen.

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Martin hat in bewährter spanischer Sandplatz-Manier erst 10 Games in 7 Matches abgegeben

Vor dem Finale der 6. Ausgabe des Februar-HTT-150-Turniers polierte “Don Ignacio” aber mit dem halbfinalen Kantersieg über Markus Eichleter noch seine sensationelle Karriere-Bilanz auf. Der 25jährige Spanier ist bei 7:0 Siegen im Circuit noch ungeschlagen, und er feierte am Montag Abend vor den Augen seiner charmanten Freundin den sechsten Erfolg in Serie mit mindestens einem “zu Null” gewonnenen Satz. Obendrein hat der spanische Senkrechtstarter in 7 Matches erst 10 Games abgeben müssen, bei 7 von 14 gespielten Sätzen bei denen am Ende die “Null” stand, kein Wunder. Die vorerst letzte Heldentat bei seiner imposanten Rekordjagd vollbrachte Ignacio Martin wie schon erwähnt gegen Markus Eichleter. Eigentlich kommen ja beide Spieler aus dem “Süden”, Eichleter aus dem Süden Österreichs, und Martin aus dem Süden Europas. Das dort auf der iberischen Halbinsel die Sonne “länger und intensiver” vom Himmel lacht, als im Gailtal, und das auch im Tennis, offenbarte der “Süd-Gipfel” vom ersten Ballwechsel an. Der Oktober-HTT-150-Champion vom World Tennis Club Dirnelwiese wirkte ultra-nervös und beinahe gehemmt, als er gleich in seinem ersten Aufschlagspiel mit zwei Doppelfehlern patzte, und sich das Debakel bereits anzubahnen schien. Denn auch am Return scorte der Linkshänder aus Kärnten nur unforced errors, und so war nach nur 9 Minuten mit kassiertem Doppelbreak auch der Optimismus bei Coach Mario Pritz auf der Bank des WTC-Stars gebrochen. Die spanische Maschinerie begann auf Hochtouren zu laufen, und was das bedeutet, bekam Eichleter in den folgenden 13 Minuten zu sehen. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks spulte der Tolunay-Bezwinger sein “Grundlinien-Programm” in spanischer Sandplatz-Manier ab, während Eichleter  – völlig von der Rolle agierend – von Fehler zu Fehler stolperte. Nach nur 22 Minuten war ihm die befürchtete “Ignacio-Null” umgehängt worden, und das Semifinal-Duell praktisch entschieden.

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Eichleter über seinen “frühen Ärger” sauer, Coach Mario Pritz ist gespannt auf die Sandplatz-Performance des spanischen Überfliegers, und wie sich der Madrilene die Berichte der Webseite zu Gemüte führt

Nur bei den allergrößten Optimisten keimte kurzfristig sowas wie Hoffnung für eine Eichleter’sche Aufholjagd auf, nämlich als Martin in einem kurzen Schwächeanfall zwei Doppelfehler produzierte, und seinem rot-weiss-roten Gegenüber das Re-Break zum 1:1 am Silber-Tableau offerierte. Doch selbst mit spanischen Gastgeschenken war dem 38jährigen Arnoldsteiner nicht zu helfen. Der Ranglisten-Einunddreißigste, der am Vortag noch voller Selbstvertrauen und “gelangweilt” Thomas Pratsch nach Hause schickte, war dem sehr kompletten Spiel seines Gegenübers nicht gewachsen. Eichleter agierte an diesem Abend zu weit hinter der Grundlinie, um entsprechend Druck auf den Spanier ausüben zu können. Dazu fehlte dem 38jährigen das Timing praktisch bei allen seinen Schlägen, und auch das Service war eines HTT-150-Semifinalisten unwürdig. Wenn man kein einziges Aufschlagspiel im gesamten Match durchbringt, dann kann man einfach nicht gewinnen. Martin hingegen brillierte an diesem Abend auch als ganz gewiefter Taktiker. Als der 25jährige Madrilene merkte, dass Eichleter drauf und dran ist, mit einer Eigenfehler-Lawine an seinem Ausscheiden zu “basteln”, minimierte er sofort das Risiko in seinen Schlägen. Nach exakt 50 Minuten war der Horror aus Sicht Eichleters vorbei, und der Kärntner gemeinsam mit seinem Leidensgenossen Thomas Löffelmann auf ein wohlverdientes Bier. “Ich weiß nicht, leider habe ich mich zu früh geärgert, und dann die ganze Partie nur herumgeschusselt. Mir hat heute auch die Ruhe gefehlt, und vielleicht wollte ich dieses Match mit Gewalt gewinnen. In jedem Fall ist der Ignacio ein äußerst kompletter Spieler, und ich kann nicht sagen, wieviel Prozent er heute gegen micht gespielt hat”, zeigte sich Eichleter nach der ersten Niederlage nach 7 siegreichen Partien auf HTT-150-Ebene enttäuscht. Und auch der extra angereiste Eichleter-Coach Mario Pritz war ob der “traurigen” Performance seines Schützlings wenig “amused”. “Seine Leistung war unter jeder Kritik. Ich kenne den Markus aus dem Training auch ganz anders. Der Spanier hat für mich noch jede Menge Luft nach oben, und heute mit Sicherheit nicht voll gespielt. Ein erster Gradmesser könnte für ihn der Michi Kunz mit seinem unangenehmen Spiel werden. Ich bin auch schon gespannt, wie der Ignacio auf Sand spielen wird, zumal doch Teppich sicher nicht sein bevorzugter Belag ist. Teppich kennen doch die Spanier höchstens aus ihrem Wohnzimmer. Und er muss auch erst einmal gegen die absoluten Topleute der Hobby-Tennis-Tour ran. Gegen Spieler wie Planteu, Stabrawa, Kiss, Mayrhuber oder Kurzemann wird auch für ihn die Welt kleiner und die Luft dünner werden”, so Pritz. Ja vermutlich wird “el matador” in den Duellen mit der Tour-Elite auch noch kleinere “panecillos” backen müssen. “Ich bin im Moment mit meinem Spiel sehr zufrieden. Ich fühle mich gut, und es läuft prima. Natürlich würde ich mich über Matches mit mehr Gegenwehr freuen, aber ich denke diese Spiele werden auf der Tour noch kommen, und ich freue mich schon sehr auf die Duelle mit den Top-Stars der Hobby-Tennis-Tour”, so der 25jährige Februar-Future-Champion. Interessant war auch noch zu erfahren, ob und wie Ignacio die Berichte auf der Webseite liest. “Da sitze ich immer mit der Übersetzung von google. Ich verstehe zwar nicht alles, aber doch sehr viel. Die Tour ist unglaublich professionell organisiert. Sowas gibt es leider in Spanien nicht. Als Spieler macht es aber unglaublich viel Spaß, hier bei diesem Format dabei zu sein”, lobte der Iberer.

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Michael Kunz erklärt sich nach semifinalem Kantersieg über Thomas Löffelmann als zu stark für die 150er-Turnier-Serie der Hobby-Tennis-Tour

Im zweiten Semifinale des 6. Februar-HTT-150-Turniers wurde Ex-Wimbledon-Sieger Michael Kunz seiner Favoritenrolle mit einem klaren 6:2, 6:2 Erfolg über Thomas Löffelmann gerecht, und fixierte im 210. Single-Match seiner seit Juni 2006 währenden Karriere das insgesamt 13. Endspiel seiner Laufbahn. Der wieder in Form gekommene 7fache Titelträger aus Deutsch Wagram war im Duell mit dem Baumann-Bezwinger in allen Belangen “turmhoch” überlegen, und niemals auch nur annähernd in Gefahr, das Traumfinale mit dem spanischen Shooting-Star zu verpassen. Kunz hatte mit einem frühen Doppel-Break rasch die Weichen in Richtung Endspiel gestellt, und den an der Grundlinie unermüdlich herum hirschenden Gegner schnellst möglich um das kleine Fünkchen Hoffnung beraubt. Couragiert und höchst bemüht die rasch feststehende Niederlage in Grenzen zu halten, musste Froh-Natur “Leffe” alsbald die gigantische Überlegenheit des Wimbledon-Siegers von 2008 anerkennen. “Der Kunz war für mich sicher eine Nummer zu groß”, analysierte der 34jährige später in der Pressekonferenz. Zum billigen Schlachtopfer wurde Löffelmann in seinem vierten Karriere-Semifinale aber nicht. Zwei gewonnene Aufschlag-Games “verschönten” das Resultat des nach nur 29 Minuten zu Ende gegangenen ersten Heats, und auch die Ergebnis-Kosmetik in Durchgang 2 fiel optisch gelungen aus. So war nach genau 50 Minuten das ungleiche Semifinal-Duell zwar 2:6, 2:6 verloren gegangen, nicht aber die Ehre des 34jährigen, der so schließlich auch ein positives Resümee ziehen konnte. “Ich hatte keine Chance ihn zu breaken, und gegen den Michi reicht es auch nicht, wenn mein erster Aufschlag (4 Asse) kommt. Ich war definitiv komplett chancenlos und total überfordert. Vor dem Match hatte ich mich noch als 20:80 Außenseiter betrachtet, aber wahrscheinlich lagen die Chancen realistisch betrachtet höchstens bei 5:95”, lachte der unterlegene Underdog. “Ich bin trotzdem zufrieden, weil ich insgesamt ein tolles Turnier gespielt habe”, ergänzte Löffelmann. Derweil ließ der Sieger mit höchst interessanten Aussagen bei der Pressekonferenz aufhorchen. “So wie ich derzeit spiele, bin ich für die 150er-Turniere zu stark. Auch Ignacio Martin ist zu stark für diese Turnier-Serie. Ich werde in Zukunft keine 150er-Events mehr bestreiten. Ich denke das sollte Spielern wie Löffelmann oder Marhold vorbehalten bleiben”, versuchte sich Kunz, Freunde bei den Gegner des vergangenen Wochenendes zu machen. Warum er im Wissen seiner Stärke dann bei diesem Turnier genannt hat, wurde Kunz gefragt. “Ich wollte eine Art Formbestätigung haben”, erklärte der 41jährige Niederösterreicher und ergänzte: “Mein Spiel heute war sehr solide. Ich habe kaum Fehler gemacht, und so gespielt, wie ich mir das vorstelle. Natürlich will ich jetzt das Finale gewinnen, aber es wäre vermessen zu sagen, dass ich diesen Titel mit Sicherheit hole. Es wird verdammt schwer werden, aber ich sehr gute Chancen für mich”, erklärte der 7fache Turniersieger.

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