Peter Klager feiert beim Februar-Masters-Series-1000-Turnier ein Tour-Debüt nach Maß

Tour-Neuling Peter Klager hat das erste Masters-Series-1000-Turnier der Saison gewonnen, und damit seinem bislang ohnehin schon sensationell verlaufenden Tour-Debüt, eine ganz besondere Note verliehen. Der 20jährige Wiener siegte am Dienstag Abend im Endspiel der 5. Auflage zum Februar-Masters-Series-Turnier im UTC La Ville gegen den Ranglisten-Ersten Franz Mayrhuber nach exakt zweistündiger Spielzeit mit 6:3, 7:6, und krönte so seinen höchst gelungenen Premieren-Auftritt mit dem ersten Turniersieg seiner Karriere. Und während der siegreiche Newcomer auch im fünften Match in Serie ohne Satzverlust blieb, und damit nach dem Spanier Ignacio Martin zum zweiten Debütanten-Champion der heurigen Saison avancierte, musste sich Masterssieger Franz Mayrhuber auch in seinem zweiten Februar-Masters-Series-1000-Endspiel nach 2009 mit der Rolle des Kronprinzen zufrieden geben. Der 48jährige verpasste ausgerechnet bei seinem 50. Turnier-Start den erhofften ersten Saison-Titel, baute aber gleichzeitig seine Führung in der HTT-Computer-Rangliste weiter aus. Ein Bericht von C.L

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Emotionale Höhepunkte im Finish des Februar-Masters-Series-Finales 2013

Es sind diese Momente, die man sonst nur aus dem Fernsehen von der Übertragungen der ganz großen Grand-Slam-Turniere kennt, und die auch Endspiel-Entscheidungen auf der Hobby-Tennis-Tour so speziell und einzigartig machen. Wenn sich die ganz großen Champions der ATP-Tour nach verwandeltem Matchball vor Freude fallen lassen, Kusshändchen ins Publikum schicken, und ihren Emotionen freien Lauf lassen, dann sind Millionen von Tennis-Fans entzückt. Szenen wie diese würde man sich öfters auch auf Hobby-Tennis-Ebene wünschen, doch für emotionalen Überschwang fehlen oft die sogenannten “big moments” unmittelbar vor dem siegbringenden Matchball. Im Finale des 9. Saison-Events gab es sie endlich wieder einmal, die Augenblicke und Momente, die ganz große und emotional begleitete Gesten rechtfertigten. Es war genau 20 Minuten nach 22 Uhr, die Matchuhr zeigte eine Spielzeit von exakt 2 Stunden an, als ein an Dramatik und Spannung kaum überbietbares Finish beim Februar-Masters-Series-1000-Finale in einer wahren Gefühls-Explosion endete. Ein knochenharter Tennis-Fight mit zwei Akteuren, die am Rande der totalen Erschöpfung um den Titel buhlten, und dem Publikum ein wahrlich atemberaubendes Duell um den ersten Masters-Series-1000-Saison-Titel lieferten, war gerade zu Ende gegangen, als sich Tour-Neuling Peter Klager nach verwandeltem Volley und unter dem ohrenbetäubenden Jubel seines Anhangs überglücklich zu Boden fallen ließ. Die körperlichen Anstrengungen eines 92 Minuten dauernden zweiten Satzes, der für beide Final-Stars zum Gewalt-Akt wurde, waren gerade vom siegreichen Debütanten abgefallen, genauso wie nervliche die Anspannung, die der im nervenzerreißenden Tie-Break endende Marathon-Satz mit sich brachte. Die Endorphine-Ausschüttung beim 20jährigen gerade am Höhepunkt, stürmten kurz darauf auch Mama Gertraud und Papa Franz auf den Centercourt, um dem siegreichen Sohnemann zu gratulieren.

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Unglücklicher Final-Auftritt bei Mayrhubers 50. Turnierstart, mit verpassten Groß-Chancen und vielen unnötigen Diskussionen

Im Hintergrund “kauerte” derweil Franz Mayrhuber auf der Spielerbank, und ließ womöglich eine Partie nochmals kurz Revue passieren, in der er möglicher Weise in einem entscheidenden dritten Satz die besseren Karten gehabt hätte, und vielleicht den 5. Masters-Series-Titel seiner Laufbahn und den insgesamt 12. Turniersieg seiner außergewöhnlichen Karriere fixieren hätte können. Doch “hätte, wenn und aber” sind eben nicht mehr als Makulatur, und auch nicht Mayrhubers Ding, wenngleich er sich schon mit den durchaus verpassten Möglichkeiten auf einen dritten Entscheidungssatz in der Nachbetrachtung befassen sollte. Da war zum Beispiel die Groß-Chance zum 5:2, als Mayrhuber im siebenten Game des zweiten Durchgangs ein 40:0 seines Gegners wettmachte, dann allerdings bei der erwähnten Break-Chance eine Slice-Rückhand neben die Linie setzte, wodurch es wenig später statt 5:2 nur mehr 4:3 stand. In einer kampfbetonten Nervenschlacht hatte Mayrhuber zudem im Finish bei einer 6:5 Führung die Gelegenheit, per eigenem Aufschlag zum Satzausgleich zu kommen, doch auch diese Chance ließ der 48jährige ungenützt, genauso wie die 5:4 Führung im Tie-Break, die er mit eigenem Service hätte nützen können. Doch der topgesetzte Ranglisten-Erste verzettelte sich am Dienstag Abend in der finalen Entscheidung des ersten Saison-Turniers auf Masters-Series-1000-Ebene viel zu oft in unbedeutenden Kleinigkeiten, verrannte sich – auch unter dem ausgeübten Druck seines starken und jungen Herausforderers – immer wieder in Diskussionen um knappe Bälle, und tat sich im Endeffekt damit selbst keinen Gefallen.

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Diskussionen und Dispute – Franz Mayrhuber verzettelte sich im Endspiel ganz gewaltig

Diese umstrittenen Szenen, die selbst der bekennende und im Publikum sitzende Mayrhuber-Freund Michael Kunz nicht nachvollziehen konnte, hat der als Vorbild im Circuit geltende Mayrhuber eigentlich gar nicht nötig. Angeregte und ausgedehnte Diskussionen über diverse knappe Out-Entscheidungen, ein heiß und unerbittlich ausgetragener Disput um einen Klager’schen Regelverstoß den der 20jährige begangen hatte, nachdem er einen tollen Passierball mit einem lauten Yes quittierte, obwohl Mayrhuber noch beim letztlich aussichtslosen Versuch war, den Ball zu erreichen, all diese Szenen schadeten Mayrhuber letztlich mehr, als sie ihm nützten. Und das in doppelter Hinsicht, denn ergebnistechnisch blieb Klager der Sieger, und auch abseits des Courts fördern solche Aktionen nicht den gerade den guten Ruf des Ranglisten-Ersten.

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Offensiv eingestellt und immer wieder am Netz punktend, holt sich Peter Klager den ersten Satz nach nur 28 Minuten mit 6:3

Spielerisch stand es zunächst auch nicht gut um den erwähnten Ruf des Branchen-Primus vom SK Handelsministerium. Der routinierte Masterssieger hatte das Final-Duell mit Tour-Neuling Peter Klager im ersten Satz bis 3:3 offen gehalten, ehe er sich das vorentscheidende Break zum 3:4 eingehandelt hatte. Wobei der “Neue” in dieser Phase mit genau jener Taktik reüssierte, mit der man dem arrivierten Grundlinien-Könner zusetzen kann. Viel “Offensives”, gepaart mit Rhythmus brechendem Tennis von der Grundlinie, so holte sich Klager das Break, und obendrein zu Null sein folgendes Aufschlagspiel zum 5:3, ehe Mayrhuber im anschließenden Service-Game bei 0:15 einen Outball mit seinem Gegner diskutieren wollte. Den Ärger über die kurz verloren gegangene Konzentration, wandelte Klager in einen prächtig platzierten Rückhand-Passierball zum 0:30 um, während Mayrhuber auch der Fokus abhanden gekommen war, und der erste Doppelfehler samt einer im Anschluss verschlagenen Rückhand, das nächste Break und den damit verbundenen Satzverlust nach nur 28 Minuten bedeutete.

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Break-Orgie prägt zunächst Durchgang 2 des Februar-Masters-Series-Finales 2013

Nur ein einziger selbst erzielter Punkt, dürftige 35 Prozent an Punkten nach dem ersten Aufschlag, Mayrhuber hatte eher ernüchternde 28 Minuten hinter sich, und so war wohl auch jene Diskussion verständlich, die sich der unausgeglichen wirkende 11fache Turniersieger in der Satzpause mit dem Publikum ob der strittigen Szenen während des ersten Heats lieferte. Sie brachten genau “gar nichts”, denn der scheinbar abgelenkte Mayrhuber ließ gleich im Eröffnungs-Game des zweiten Satzes abermals zwei Break-Chancen ungenützt. Nachdem der Super-Oldie mit eigenem Aufschlag zum 1:1 ausgeglichen hatte, folgte eine drei Games umfassende Break-Orgie, die Mayrhuber letztlich eine 4:2 Führung brachte. Die ausgelassenen Break-Möglichkeiten zum 5:2 haben wir ja schon erwähnt, genauso wie die Szenen bei 6:5 und im letztlich alles entscheidenden Tie-Break. Am Ende war Klager aber nicht unverdienter Sieger der 5. Auflage beim Februar-Masters-Series-1000-Turnier, obwohl er mit einer haarsträubenden Taktik-Änderung während des Spieles eigentlich um eine Niederlage bettelte.

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Klager mit haarsträubender Taktik-Änderung nur haarscharf an einem dritten Satz und einer dann möglichen Niederlage vorbeigeschrammt

Indes: Als Turniersieger hat man mit der ausgewählten Taktik am Ende immer Recht, doch Fragen läßt der finale Klager-Auftritt einige offen. Warum wechselt ein Spieler einen phantastisch funktionierenden Plan, der ihm mit geballter Offensive und einem sehenswerten Feuerwerk an punktbringenden Volleys, in nur 28 Minuten einen auch in dieser Höhe völlig verdienten 6:3 Satz-Gewinn einbrachte. Wieso beginnt ein – für das Spiel am Netz – geradezu begnadeter Akteur, plötzlich an der Grundlinie massenhaft und meterhoch aufgestellte Rückhand-Bälle zu produzieren, seinen Gegner damit zu füttern, und ihn an Sicherheit und Rhythmus richtig gehend “aufzupäppeln”? Das der 48jährige Branchen-Leader dann Probleme hat, wenn seine Gegner mit geballter Volley-Kunst am Netz auftauchen ist kein Geheimnis, dass sich der Rückhand-Slice-König geradezu pudelwohl wühlt, wenn er an der Grundlinie mit “tempolosen” Bällen konfrontiert wird, hat sich in der Hobby-Tennis-Szene dieser Stadt auch längst herumgesprochen. “Ich hatte zu Beginn des zweiten Satzes das Gefühl und die Sicherheit für permanentes Serve & Volley verloren”, rechtfertigte der Sieger später in der Pressekonferenz seine plötzliche Taktik-Änderung. Die – objektiv betrachtet – mit einigem Glück nicht in die Hose ging, weil der Tour-Debütant einen dritten Satz vermeiden konnte. Dort wäre dem 20jährigen Shooting-Star – ohne ein Prophet sein zu müssen – definitiv der Sprit ausgegangen, und dann wäre die Mondball-Taktik aus Durchgang 2 zum Reinfall des Abends avanciert. Es mutete nämlich auch höchst kurios an, dass Klager in den 92 Minuten des zweiten Satzes seine Punkte nach elendig langen Grundlinien-Rallyes doch immer wieder mit einem Netzangriff abzuschließen versuchte. Allerdings entschied sich der Kurzemann-Bezwinger immer erst nach 30 bis 40 turmhoch übers Netz gespielten Grundlinienschlägen zu einem lohnende Ausflug ans Netz. Warum Klager die paar Meter in die Offensive nicht schon nach 5 bis 10 Grundlinienschlägen in Betracht zog, blieb auch bei der anschließenden Pressekonferenz sein Geheimnis.

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“Es war einfach geil, echt mörderisch und extrem leiwand”

Kein Geheimnis machte der neue und hoch verdiente Februar-Masters-Series-Champion aus seinen Gefühlen, die ihn in den Augenblicken des Triumphes überkamen. “Das war einfach geil, echt mörderisch und wirklich extrem “leiwand”, auch weil es eine Spontan-Aktion war, an diesem Turnier teilzunehmen. Es war ein tolles Event, und ich freue mich extrem über diesen Erfolg. Als ich nach dem Matchball zu Boden fiel, war ich total fertig, und überwältigt vom soeben Erlebten. Es war nervlich auch total anstrengend”, erzählte Klager, ehe er zum Spiel an sich Stellung bezog. “Zu Beginn des zweiten Satzes war plötzlich die nötige Konzentration für konsequentes Netzspiel weg. Auf einmal fehlte mir die Lockerheit, und dann wird es gegen den Franz Mayrhuber ganz schwer. Ich wollte ihm dann nurmehr ganz hoch auf die Rückhand spielen, und ich glaube diese Taktik ist ganz gut aufgegangen. Ärgerlich waren nur die vielen Diskussionen, die waren unnötig. Eigentlich darf ich darauf ja nicht einsteigen, aber das ist halt schwer in so engen Situationen eines Finales. Angespannt war ich dann auch noch vor dem Tie-Break, weil ich natürlich wusste, dass mein Gegner gerade in Tie-Breaks enorm stark ist. Der Punkt zum 6:5 im Tie-Break, der für mich Matchball bedeutete, war zumindest aus meiner Sicht ganz wichtig. Er hat mir dann das Gefühl gegeben, dieses Match gewinnen zu können”, analysierte der 20jährige, der angesprochen auf seine Ziele, mit einer richtig heißen Kampfansage aufhorchen ließ. “Ich möchte Franz Mayrhuber als Nummer 1 ablösen, das wäre mir schon ein Anliegen”.

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Franz Mayrhuber nicht enttäuscht, höchstens ein klein bißchen verärgert

Kurz angebunden nach der zweiten Final-Niederlage in diesem Jahr, stellte sich auch der Ranglisten-Erste Franz Mayrhuber den Fragen des Veranstalters. “Es gibt nicht viel zu sagen. Klager hat verdient gewonnen, und ich habe einfach nicht gut genug gespielt. Den zweiten Satz hätte ich gerne für mich entschieden, um zu sehen, wie sich die Partie auch in konditioneller Hinsicht entwickelt. Die Schlüsselszene aus meiner Sicht war der von Klager toll gespielte Gegenstopp bei 5:4. Mein Stoppball war eigentlich gut gesetzt, und wäre der Punkt zum 6:4 gewesen. Doch ich unterschätze immer öfters die Schnelligkeit meiner jungen Gegner. Enttäuscht bin ich nicht, nach Spielende war ich eher ein kleines bißchen verägert. Aber ich denke das ist ok, und gehört dazu”, betonte der 48jährige, der bei seinem 50. Karriere-Turnierstart wie bereits erwähnt den 12. Turniersieg seiner Laufbahn verpasste.

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Stimmungsvolle Sieger-Party – warum Mama Klager beim Finale mit von der Partie war, und was es mit dem Glücks-Dress auf sich hat

Nach Siegerehrung, Foto-Shooting, und Pressekonferenz, standen dann im Klager-Lager noch “nette Überstunden” im La-Ville-Restaurant an. Mit Mama Gertraud, Papa Franz, seinem besten Kumpel Alex Scheller und seinem neuesten Fan Michael Kunz, begann der Party-Marathon nach einem glanzvoll zu Ende gegangenen Tour-Debüt. Mit einem ersten “Weizen” wurde auf den tollen Titelgewinn angestoßen, später bei Cola-Rot der Triumph so richtig genossen. “Großartig war er der Peter, aber das haben wir ja aber schon vorher gewusst”, strahlte Mama Gertraud als die blau schimmernde Glas-Trophäe zur Bewunderung und Begutachtung die Runde machte. “Nach dem ersten Spiel habe ich zu meinem Sohn gesagt, wenn du das Finale erreichst, dann komme ich persönlich in die Halle, um das Spiel live vor Ort zu verfolgen. Und so ist es dann auch gekommen”, lachte Mama Klager, und erzählte dann auch noch die Geschichte um den Glücks-Dress ihres Sohnes. “Am Montag vor dem Semifinale hat der Peter noch überlegt, welches Leibchen er anziehen soll. Letzlich hat er sich für ein rotes Leiberl entschieden, und die neue eben erst gelieferte Sieger-Dress für das heutige Finale aufgespart”. Glücklich und ehrlich erfreut für den besten Kumpel zeigte sich auch Alexander Scheller bei der großen improvisierten Titel-Party. “Ich habe heute ärger mitgefiebert als bei Federer-Matches im TV, und das heißt was”, lachte Alex. Glücklicher Peter Klager! Gleich beim Tour-Debüt – und das noch dazu auf 1000er-Ebene den Titel davongetragen, und dann im Kreise der Familie abgefeiert! Einen traumhafteren Einstand kann man nicht haben!

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