Daniel Strezoski sorgt 16 Jahre nach Jovan Milanovic wieder für serbischen Tour-Titel

Serbiens Jungstar Daniel Strezoski hat die Serie internationaler Turniersieger beim Februar-Challenger der Kategorie 2 im UTC La Ville fortgesetzt. Der 17jährige vom City & Country Sportclub rang am Dienstag Abend in einem lange Zeit höchst ausgeglichenen Endspiel den oberösterreichischen Final-Debütanten Thomas Pretl in 1:38 Stunden mit 7:6, 6:2 nieder, und prolongierte mit seinem Premieren-Titel im Circuit die Erfolgsserie internationaler Februar-Challenger-Champions. Nach Marko Bogdanov aus Deutschland im Jahr 2010, Robert Piatek aus Polen 2011, und Stanislav Perepelkin aus Russland 2012, trug sich Serbiens Daniel Strezoski als vierter ausländischer Titelgewinner in Serie in die Siegerliste des Februar-Challenger-Turniers ein. Ein Bericht von C.L

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Als Jovan Milanovic im Dezember 1996 für den bislang letzten serbischen Turniersieg sorgte, war “Klein-Daniel” Strezoski niedliche 16 Monate alt

Als Thomas Pretl am Dienstag Abend um exakt 21:45 Uhr eine Vorhand im Netz versenkte, und sein Gegenüber Daniel Strezoski sein Racket fallen ließ, um die Hände zum Jubel frei zu haben, war wieder einmal einer der ganz speziellen und historischen Momente in der Geschichte der Hobby-Tennis-Tour angebrochen. Der 17jährige hatte nämlich gerade nicht nur den ersten Titel seiner HTT-Karriere gewonnen, sondern für einen richtig außergewöhnlichen Triumph Serbiens gesorgt. Denn seit Dezember 1996 – damals gewann Jovan Milanovic das November-WTT-Turnier – warteten die “Cevapcici-Server” sehnsüchtigst auf einen weiteren Turniersieg, für den eigentlich einer der aktuell so superstarken “Balkan-Bomber” programmiert war. Doch nicht wie erwartet Serbiens Topstar Vladimir Vukicevic, und auch nicht Shootingstar Filip Markovic sorgten für den dritten serbischen Tour-Titel der Open Ära, sondern ein bis dahin großteils unbekannter 17jähriger Youngster. Als die Balkan-Republik über ihren bislang letzten Turniersieg jubeln durfte, war “Klein-Daniel” gerade einmal 16 Monate alt.

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Zwei holprige Auftaktrunden, eine Bauchmuskelzerrung, ein scheinbar unüberwindbarer Semifinalgegner und der designierte Titelfavorit als Final-Kontrahent, doch Strezoski meisterte alle Hürden auf dem Weg zu seinem Premieren-Sieg

Unglaubliche 16 Jahre und zwei Monate lag er also zurück, der letzte serbische Turniersieg der HTT-Geschichte, und vor dem vergangenen Turnier-Wochenende hatte wirklich niemand in der großen Tour-Familie damit gerechnet, dass ausgerechnet Daniel Strezoski die über eineinhalb Jahrzehnte lange titellose Leidenszeit der stolzen Tennis-Nation Serbien beenden würde. Zu mühsam und beinahe kompliziert gestalteten sich die ersten beiden Runden des 17jährigen, der sowohl zum Auftakt im Geschlechter-Kampf gegen die gleichaltrige Muckendorferin Katharina Bieder als auch im achtelfinalen Generationen-Duell gegen Hartmuth Beck jeweils den ersten Satz abgegeben, und in der Folge äußerst hart zu kämpfen hatte, um nicht frühzeitig aus dem Bewerb zu fallen. Dann war da noch eine hartnäckige Bauchmuskelzerrung, die dem Junior zu schaffen machte, und obendrein schien ihm im Semifinale mit Manfred Buzek ein unüberwindbarer Gegner im Weg zu stehen. Ja selbst für den finalen Showdown gegen den bis dahin so souverän agierenden Thomas Pretl, wurden dem neuen serbischen Tour-Helden von der Konkurrenz nur Außenseiterchancen zugebilligt. Doch im Halbfinale leistete sich der große Favorit und viel höher einzuschätzende Manfred Buzek einen “mentaler Selbstfaller”, und damit hatte Strezoski mit einem Mal und völlig unerwartet sein erstes Karriere-Finale auf der Hobby-Tennis-Tour erreicht.

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Thomas Pretl legt souverän los, führt 5:2 und hat 2 Satzbälle, ehe er mit einem katastrophal gespielten Tie-Break auf die Verliererstraße gerät

Dort wartete Thomas Pretl, ein 35jähriger Oberösterreicher, der auf dem Weg in sein Premieren-Endspiel der chancenlosen Konkurrenz – egal ob jung (Jens Gudenus), alt (Karl Ader) aus Griechenland (Vasilis Vamvakidis) oder Südamerika (Erik Sichra) gerade einmal 15 Games überließ. Eine wahrlich beeindruckende Bilanz, die den Newcomer aus Steyr für die Entscheidung beim 50. im UTC La Ville ausgetragenen Hallenturnier, zum großen Favoriten stempelte. Und dieser Favoritenrolle wurde Pretl vor den Augen seiner Frau Simone zunächst auch voll gerecht. 17 Minuten waren erst gespielt, da lag der Steyrer mit einem frühzeitig gelungenen Break 4:1 in Front, und auf bestem Kurs den ersten Satz ganz klar für sich zu entscheiden. Vermutlich hätte Pretl diesen ersten Heat des 6. Saisonfinales auch gewonnen, wenn – ja wenn – er die vielen sich bietenden Möglichkeiten konsequent genützt hätte. Zunächst war da einmal die Gelegenheit, mit zwei Break-Chancen das 5:1 zu fixieren, womit der Kuchen gegessen gewesen wäre. Immerhin behält Pretl zunächst bei eigenem Service die Nerven, erhöht auf 5:2, doch selbst diese Führung sollte schließlich nicht zum Satzgewinn reichen. Nachdem Strezoski zu Null sein Aufschlagspiel zum 3:5 durchbringt, muss Pretl ausgerechnet beim Versuch den ersten Satz auszuservieren, sein erstes Break in diesem Match hinnehmen. Doch der 35jährige schien sich von diesem Schock rasch zu erholen, geht abermals mit eigenem Aufschlag 6:5 in Führung, um kurz darauf im Service-Game seines Gegners zwei Satzbälle vorzufinden. Den ersten Satzball vergeigt Pretl selbst, weil er ungeduldig eine Vorhand ins Netz jagt, bei der zweiten Groß-Chance zur Satzführung ist der 35jährige “unschuldig”, fliegt ihm doch eine unnehmbare serbische Service-Rakete um die Ohren. So fiel die Entscheidung im Tie-Break, und dort konnte Pretl einfach nicht seine beste Leistung “abliefern”. Wobei das noch “milde” formuliert ist, denn in diesem Elfmeterschießen des Tennissports, erwischte der Steyrer katastrophale 7 Minuten. Wie überhaupt es diesem Tie-Break an Klasse fehlte. 9 unforced errors produzierten die beiden Final-Protagonisten zusammen, wobei Pretl insgesamt 7 Mal mit seiner Vorhand patzte, und ab 2:2 sogar 5 Vorhandfehler in Serie beging.

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Pretls Spiel bricht im zweiten Satz komplett auseinander, während Strezoski taktisch clever die Partie nach Hause bringt

Damit hatte der 35jährige aus Steyr seinen halb so alten Gegner quasi auf die Siegerstraße gehievt, denn dieser wirklich komplett verkorkste Tie-Break war aus Sicht Pretls der Anfang vom Ende. 64 Minuten hatte dieser erste – zunächst so prächtig laufende – Satz gedauert, doch mit insgesamt 40 unerzwungenen Fehlern kann man eben beim besten Willen nicht reüssieren. Und von diesem Schock, eines – nach 5:2 Führung und 2 Satzbällen – eigentlich völlig unnötig verlorenen ersten Durchgangs, erholte sich Pretl wie schon erwähnt nicht mehr. Mit seinem ersten Doppelfehler kassierte der Oberösterreicher das Break zum 0:2, und obwohl ihm postwendend das Re-Break zum 1:2 gelang, hatte man draußen im Zuseherraum nicht das Gefühl, dass der Oberösterreicher dieser Partie noch eine entscheidende Wende geben kann. Auch seine bis dahin im Publikum mitfiebernde Gattin hatte die Halle verlassen, und ersparte sich so mitanzusehen, wie ihr “Thomas” sofort wieder seinen Aufschlag zum 1:3 abgeben musste. Mittlerweile war Pretls Spiel total auseinandergebrochen, die Vorhand ein Torso, der zweite Aufschlag nicht nur statistisch betrachtet eine Null-Nummer, und nur ein gewonnener Punkt aus den folgenden beiden Games, bedeuteten den raschen 1:5 Rückstand. Weil Strezoski dann ein bißchen wackelt und ihn das übliche Zitterhändchen beim ersten Matchball plagt, kann Pretl zwar noch Ergebniskosmetik zum 2:5 betreiben, doch den kontrolliert und taktisch äußerst cleveren Gegner nicht mehr weiter nervös machen. Den vierten Matchball verwandelt Strezoski, oder eigentlich macht das doch Pretl selbst mit seiner Achillesferse der Vorhand und dem Jubiläumsfehler Nr. 65.

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“Mein Ziel an diesem Wochenende war eigentlich nur, schönes Tennis zu zeigen”

Damit war das Rookie-Endspiel und die erste finale Entscheidung der Open Ära zweier Spieler jenseits der Top 300 im Ranking zu Ende, und der erste serbische Turniersieg 16 Jahre und 2 Monate nach dem letzten Triumph der Balkan-Republik perfekt. Strezoski – als Nr. 396 des HTT-Computer-Rankings gestartet – ist also nach Sasa Ilic und Jovan Milanovic der dritte serbische Champion der Tour-Geschichte, obendrein der 179. Turniersieger der offenen Ära, und heuer im sechsten Turnier bereits der vierte “junge” Sieger mit einem Alter unter 22 Jahren. Den Rekord für den Titelträger mit dem schlechtesten Ranking behält aber Thomas Peyerl, der beim Oktober-Challenger des Vorjahres als Nr. 398 triumphierte. “Ich weiß nicht was ich sagen soll, können wir das Interview nächste Woche weiterführen”, zeigte sich der neue serbische Jungstar überwältigt. “Diesen Ausgang hätte ich nicht erwartet. Ich bin eigentlich nur mit dem Ziel in dieses Turnierwochenende gegangen, schönes Tennis zu zeigen. Zufrieden bin ich mit meiner mentalen Leistung. Immerhin war ich ja in den ersten beiden Runden jeweils einen Satz zurück. Darüber bin ich echt erstaunt. Heute hatte ich den ersten Satz beim Stand von 2:5 eigentlich schon abgeschrieben. Aber mein Trainer hat mich gelehrt, immer frühzeitig in die Zukunft zu schauen, und das habe ich heute auch umgesetzt. Spielerisch kann ich mich natürlich noch um vieles verbessern, aber so schlecht war das diesmal gar nicht”, urteilte der Sieger, der das ganze Turnier über perfekt von Mama Dragana und Oma Ruzica unterstützt und begleitet wurde.

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Der unterlegene Thomas Pretl streut seinem Bezwinger Blumen

Zufrieden trotz Endspiel-Niederlage zeigte sich im Anschluss auch Thomas Pretl. “Das war ein sehr schönes Turnier für mich. Heute hatte ich mich eigentlich gut gefühlt, ich habe gut begonnen, gut serviert, und hatte alle Chancen auf den Sieg. Den Satzball muss ich machen, aber letztlich war es auch ein Verdienst meines Gegners, dass ich verloren habe. Er hat genau das gespielt was nötig war um mich zu schlagen. In diesem Alter schon so eine Spielintelligenz zu besitzen, dazu kann man nur gratulieren. So eine Abgebrühtheit hat man oder eben nicht”, lobte der Unterlegene.