“a dream come true” – Sascha Kobsik jubelt über seinen ersten HTT-Karriere-Titel

Challenger-Star Sascha Kobsik hat sich am Mittwoch Abend den lange gehegten Traum vom ersten Turniersieg auf der Hobby-Tennis-Tour erfüllt. Der 31jährige behielt im finalen Showdown des ersten Saison-Events der Challenger-Tour 2013 gegen den 4fachen Turniersieger Clemens Wimmer die Nerven, und gewann die 7. Auflage des Jänner-Challenger-Turniers im UTC La Ville nach exakt 1:28 Stunden Spielzeit mit 6:1 und 6:4. Der seit vergangenen März im Circuit tourende Wiener ist mit seinem Premieren-Erfolg zum 178. Turniersieger der Open Ära seit 1990 avanciert, rangiert seit gestern Abend auf Position Nr. 39 im HTT-Entry-Ranking und damit so gut wie noch nie in seiner Karriere, und er hat als erster Spieler im heurigen Jahr, eines dieser so heiß begehrten 16 Tickets für das große Challenger-Tour-Final von 22. bis 26. November 2013 ergattert. Neben den statistischen Highlights die dieser Triumph zu bieten hat, könnte der finale Paukenschlag dem 31jährigen aber vorallem einen mentalen Schub verliehen haben. Wer nämlich weiß, wie verbissen Kobsik nach diesem Moment strebte, wie verkrampft er in den letzten Monaten um eine dieser prestigeträchtigen Trophäen kämpfte, der kann erahnen, welche Last am Mittwoch um genau 23:20 Uhr von ihm gefallen ist, und welche positiven Auswirkungen dieser Finalerfolg für Kobsik haben könnte. Ein Bericht von C.L

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Das Kobsik-Drama mit psychischer Abhängigkeit, Phobien und Komplexen

Wie oft hat Sascha Kobsik in den vergangenen 10 Monaten von diesem einen – so herrlichen – Augenblick geträumt! Es ist kaum einmal seit seinem Tour-Debüt am 17. März letzten Jahres ein Tag vergangen, an dem der 31jährige sich nicht im Traum ausgemalt hätte, wie es sich anfühlt, einen dieser Tour-Titel zu gewinnen, und den Siegerpokal mit nach Hause zu nehmen. Viel zu lange jagte der Wiener diesem Wunschtraum “unerfüllt” hinterher, und in den letzten Wochen und Monaten wurde aus dem Traum ein echter Albtraum. Mit jedem Turnierwochenende, das wieder ohne dem erhofften Resultat zu Ende ging, steigerte sich Kobsik in eine Art psychische Abhängigkeit hinein. Einen Titel zu gewinnen, einen Pokal zu holen, das wurde beinahe schon zu einer zwanghaften Vorstellung, die tonnenschweren Druck ohne Ende aufbaute. Mit der Phobie “nervte” Kobsik letztlich sogar schon sein Umfeld, und als dann im vergangenen September Ex-Kumpel Manfred Buzek auf der Future-Tour noch vor ihm zu Titelehren kam, wuchs sich Kobsiks Drang nach einem HTT-Turniersieg zu einem echten Komplex aus. Ein seelisches Martyrium, das 30 Turniere, 61 Matches oder 319 Tage lang andauerte, ehe es am Mittwoch vierzig Minuten vor Mitternacht zum großen Happy End im Kobsik-Lager kam.

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Kobsik läßt nach Matchball mit Urschrei den Frust und die Selbstzweifel von 10 Monaten Hobby-Tennis-Tour raus

Den statistisch ausgewiesenen 45igsten und letzten Netzangriff des 7. Jänner-Challenger-Finales hatte Clemens Wimmer gerade mit einem verpatzten Volley abgeschlossen, als ein ohrenbetäubender Urschrei durch die hinterste Halle des UTC La Ville hallte. Zehneinhalb Monate Frust, Sehnsucht und mitunter auch Zweifel ließ der neue Jänner-Challenger-Triumphator und Nachfolger von Vorjahressieger Daniel Elender in diesem Augenblick verbal von sich abfallen, ehe er die bislang schönsten Minuten seiner Tennis-Karriere zu genießen begann. Ein Küsschen von der Freundin, und dann ging es auf zur Siegerehrung, wo er endlich einmal Hand anlegen konnte, an eine dieser glitzernden Trophäen, die Woche für Woche an die Helden der Hobby-Tennis-Szene gehen. Jetzt steht eine dieser prestigeträchtigen Auszeichnungen auch in seinem Wohnzimmer, und mit dem Blitzlichtgewitter das über ihn bei der Siegerzeremonie hereinbrach, waren die frustigen Monate vom Debüt bis hin zum Matchball des Jänner-Challenger-Finales vergessen und nicht mehr als eine böse Erinnerung.

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Clemens Wimmer mit 27 Minuten des absoluten Tennis-Horrors

Vergessen waren auch die bitteren 97 Minuten des Juni-Challenger-Finales 2012 auf WAT Landstraße, als “Sascha” seine Endspiel-Premiere gegen US-Heimkehrer Patrick Khandroo nach ganz schwacher Leistung mit 5:7, 5:7 in den Sand setzte. Das bislang einzige Finale und die damit verbundene und letztlich vergeigte Groß-Chance, den ersten Titel zu gewinnen, hing Kobsik sehr lange und sehr negativ nach. Schon einmal ein Endspiel im Tour-Zirkus verloren zu haben, und die Angst selbiges noch einmal zu erleben, damit dürfte auch die extreme Nervosität erklärt sein, mit der die Nummer 4 des Jänner-Challenger-Turniers in der Anfangsphase des gestrigen Finales zu kämpfen hatte. Gleich im ersten Service-Game “wackelte” der für viele Experten als bester Aufschläger der Challenger-Tour gehandelte Wiener, und mit dem rasch kassierten Break gegen Blondschopf Clemens Wimmer verzeichnete Kobsik den denkbar schlechtesten Start in diese finale Entscheidung. Sein Glück war, dass sein Gegenüber gleich im Folge-Game jene Schwächen offenbarte, mit denen er die kompletten 88 Minuten dieses vierten Saison-Finales zu kämpfen hatte. Der Aufschlag – speziell im ersten Satz – eine Vorgabe, das sonst so sichere Grundlinienspiel des “Muster-Verschnitts” ohne Druck und ohne Länge, und das auf Challenger-Ebene so gefürchtete Offensiv-Furioso an Volleys, avancierte zu einem lauen und fehlerhaften Dauer-Intermezzo am Netz. Der ebenfalls 31jährige lieferte höchst katastrophale erste 27 Minuten in diesem Endspiel ab. Dann war der erste Satz vorbei, mit 1:6 verloren und das mit einem statistischen Debakel der Sonderklasse. Kein durchgebrachtes Aufschlagspiel, kaum einmal den Mut zum Risiko aufgebracht, nur 2 Winner erzielt, und selbst ohne Eigeninitiative auf irgendeinen Punktegewinn brachte es der 4fache Challenger-Champion fertig, mehr Eigenfehler als sein bemühtes Gegenüber zu produzieren.

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Als es im Finish “zappenduster” wird – allerdings nur in der Halle und nicht im Spiel des Sascha Kobsik

Ein bißchen besser und damit auch für das Publikum ansehnlicher wurde der zweite Satz, weil Wimmer plötzlich ein wenig entschlossener zur Sache ging, und Kobsik damit endlich Paroli geboten kam. Der 31jährige, der ohne Satzverlust in sein zweites Karriere-Finale gestürmt war, lieferte keine spielerische Glanzleistung ab, war weit weg von seinem besten Tennis, aber an diesem Abend “taktisch und mental” voll auf der Höhe. Und genau das sind jene Attribute, die man in spannungsgeladenen Endspielen benötigt, wo für spielerischen Glanz & Glamour nur selten Platz ist.  Wer fragt schon am Tag danach, ob der Sieger spielerisch geglänzt hat! Nein, in so entscheidenden Matches um Punkte, Pokale und Prestige zählt nur das Resultat, und das brachte Kobsik solide spielend sicher nach Hause. Auch wenn ihm im zweiten Satz die Souveränität fehlte, der erste Aufschlag (nur 35 Prozent) abhanden kam, und er gemeinsam mit Wimmer spielerische Magerkost servierte, mental hielt der neue Top-40-Star allemal dem großen Druck im Finish stand . Und es gab immerhin einige knifflige Situationen zu überstehen! Da war zunächst einmal das erwähnte Problem mit dem Aufschlag. Nicht nur das die Quote “am Ersten” mit Fortdauer des Spieles immer tiefer in den Keller rasselte, wurde Kobsik mit der akuten Promlematik seines zweiten Aufschlages konfrontiert. Als besserer Einwurf ins Spiel gebracht, kam sogar der “drucklos” agierende Wimmer zu “Chip & Charge-Chancen”, eine furchtbare Break-Orgie war letztlich die Folge.  Naja, und im Finish galt es dann die Nerven in Zaum zu halten. Bei 4:2 und 0:40 ließ Kobsik drei Break-Möglichkeiten am Stück aus, statt sich mit einer komfortablen 5:2 Führung in die Wechselpause zu begeben, ging bei 3:4 das große Nachdenken los. Bei 5:3 ließ Kobsik zwei Matchbälle ungenützt, wobei Wimmer den zweiten Matchball im Stile eines Klassemannes mit einem spektakulären, ganz tiefen und äußerst schwierigen Volley abwehrte. So schob Wimmer den Druck ein letztes Mal in Richtung Kobsik, der nun beim “Ausservieren” richtig gefordert war. Die Meisterprüfung stand in diesen Minuten an, mit einer letzten kniffligen Aufgabe. Zunächst einmal leistete sich Wimmer einen taktischen Lapsus! Da spielt er 85 Minuten keinen zwingenden Ball, und statt sich anzuschauen, wie Kobsik der nervlichen Belastung des “Ausservierens” gewachsen ist, schenkt er seinem Gegner mit zwei völlig unvorbereiteten Netzangriffen, ein Kraft und Sicherheit spendendes 30:0. Die höchst verkrampften Gesichtszüge Kobsiks hatten sich entspannt, ein Granat-Geschoss zum 40:0 bescherte dem Wiener drei weitere Matchbälle, als es plötzlich “zappenduster” am 10er-Court des UTC La Ville wurde. Da geht doch einfach und ohne Vorwarnung das Licht aus, und Kobsik steht mit einmal kopfschüttelnd und die Welt nicht verstehend im Finsteren. Ein Anruf im Restaurant folgt, und nach einigen Minuten ist er wieder beleuchtet, jener Court, der kurz darauf zur Bühne des größten Kobsik-Triumphs seiner Karriere wird. Ein verlorenes Netzduell zum 40:15 sorgt nur mehr bei Saschas Freundin für einen leisen Anflug des Zweifels im Gesicht, Kobsik selbst aber bleibt cool, ehe sein Gegner einen Volley am Netz versemmelt, und ……………., den Rest der Geschichte kennen wir ja bereits.

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“Mir ist heute eine riesige Last von den Schultern gefallen”

Der unterlegene Clemens Wimmer, der im Achtelfinale gegen Bernhard Sladek sein 100. Karriere-Match bestritten, und im Viertelfinale gegen Richard Rainer seinen 60. Einzelsieg eingefahren hatte, gab nach dem verlorenen 7. Endspiel seiner Laufbahn nur ein kurzes Statement ab. “Ich habe zu viele Fehler gemacht, und der Sascha sehr gut gespielt”. Damit war Raum und Zeit für die große und umfangreiche Pressekonferenz des neuen Jänner-Challenger-Champions geschaffen, der sich den Frust von der Seele redete, riesige Freude zeigte, mit unglaublichen Geständnissen aufhorchen ließ und interessante Zukunftsperspektiven zum Besten gab. “Mir ist heute eine riesige Last von den Schultern gefallen. Schon bei der Fahrt in die Halle, hatte ich ein gutes Gefühl, obwohl ich extrem nervös war. Die nervliche Belastung heute war extrem hoch, obwohl ich mich untertags abzulenken versucht habe. Wichtig war dann, dass im ersten Satz mein Aufschlag gut funktioniert hat. Wimmers Spielstil ist mir auch entgegen gekommen. Durch die vielen langen Rallyes konnte ich gut ins Spiel finden, zumal ich ohnehin ein Spieler bin, der immer sehr lange braucht, ehe er seinen Rhythmus gefunden hat. Ich habe versucht, wenige Fehler zu machen, und am Ende war ich heute sicher der stärkere Spieler. Wie auch schon im Semifinale war ich äußerst stark im Kopf, und das war wichtig, denn als er im zweiten Satz wieder rangekommen ist, war die Nervosität doch ziemlich groß”, analysierte der Sieger.

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Beklemmendes Geständnis: “Ich war psychisch fertig, mental und seelisch zermürbt”

“Die Freude ist unwahrscheinlich groß. Ich habe mein Ziel erreicht, und das gleich zu Beginn des Jahres. Jetzt kann ich ohne Druck aufspielen und auf die Bälle so richtig draufgehen. Geistig habe ich jetzt leichtes Spiel für den Rest der Saison. Denn ich muss gestehen, dass mich die Situation rund um den fehlenden Turniersieg so richtig psychisch fertig gemacht hat. Ich war total verkrampft, habe mir riesigen Druck gemacht, das Warten auf den ersten Titel hat mich seelisch und mental richtig zermürbt. Vorallem die Final-Niederlage bei WAT Landstraße gegen den Patrick Khandroo war äußerst bitter. Doch jetzt kann ich voll Gas geben und versuchen, Powertennis zu spielen. Ich bin außerdem fix im Challenger-Tour-Final, muss keine Gedanken mehr an die Qualifiaktion verschwenden und kann mich jetzt voll darauf konzentrieren, mein Tennis zu verbessern. Ich bin rundum glücklich, das war der perfekte Start ins neue Tennisjahr”, jubelte Sascha Kobsik.

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