Mario Kiss verpasst nach Debakel erstmals in seiner Karriere ein Masters-Semifinale

Die nach jeweils zwei Masters-Auftritten siegreich gebliebenen Franz Mayrhuber, Patrick Wiesmühler und Hüseyin Tüfekci haben sich am Samstag Nachmittag vorzeitig den Aufstieg ins Semifinale des 23. Babolat-Masters-Turniers im UTC La Ville gesichert. Durch die in Gruppe A – aufgrund des Einsatzes von Ersatzmann Renee Glatzl – recht kompliziert anzuwendende Aufstiegs-Arithmetik, hat der Ranglisten-Erste Franz Mayrhuber nicht nur sein Halbfinal-Ticket fix in Händen, sondern auch den Gruppensieg bereits in der Tasche, während in Gruppe B Patrick Wiesmühler und Hüseyin Tüfekci am Sonntag Abend im direkten Duell um den ersten Gruppenplatz rittern werden. Vorbei ist die 23. Masters-Auflage hingegen schon für die Herren Mario Kiss und Christoph Kramer, die sich ihren letzten Auftritt am Sonntag Nachmittag im gedachten Eröffnungsmatch des vierten Spieltages schenken. Kam für den amtierenden US-Open-Champion Christoph Kramer das frühe Masters-Aus – zumindest statistisch gesehen – erwartet, war das vorzeitige Scheitern des 3fachen Major-Gewinners Mario Kiss doch eine große Überraschung. Zum ersten Mal überhaupt verfehlte der 33jährige Topstar von TC Donaufeld bei seinem vierten Masters-Antreten die Vorschluss-Runde. Ein Bericht von C.L

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Christoph Kramer kann Mario Kiss nicht die erhoffte Schützenhilfe zukommen lassen

Um exakt 17:58 Uhr am gestrigen frühen Samstag Abend war es zur traurigen Gewissheit geworden. Der 11fache Turniersieger der Hobby-Tennis-Tour Mario Kiss hatte erstmals in seiner beachtlichen Karriere und beim vierten Masters-Antreten, das Semifinale des prestigeträchtigsten Turniers der Hobby-Tennis-Szene verpasst. Der türkische Masters-Neuling Hüseyin Tüfekci hatte im Duell mit Christoph Kramer gerade einen Service-Winner im Feld seines Gegners platziert, und damit gleich den ersten Matchball des in Sachen Aufstieg so entscheidenden Single-Matches verwandelt. Was das mit Mario Kiss zu tun hat? Nun, der 33jährige hatte im Match zuvor gegen Patrick Wiesmühler eine 1:6, 1:6 Klatsche kassiert, und war nach dem schlechtesten Masters-Auftakt seiner Karriere plötzlich auf fremde Hilfe in Person von Christoph Kramer angewiesen. Rein statistisch betrachtet war die Kiss-Hoffnung auf Schützenhilfe des aktuellen US-Open-Champions aus Leopoldsdorf aber ohnehin nur ein kleines “Hoffnungs-Schimmerchen”. Denn in 10 Masters-Spielen zuvor, hatte Kramer nur ein einziges Match – und das 2008 in einem bedeutungslosen Duell gegen Ersatzmann Stefan Rieger – gewonnen. Und auch Kramers 11. Versuch, beim Masters endlich einmal eine ansprechende Leistung und das dazupassende Resultat einzufahren, scheiterte kläglich. Dabei war der 30jährige noch nie zuvor in einer so aussichtsreichen Ausgangs-Situation wie heuer. Mit einem Erfolg über den türkischen Masters-Debütanten Hüseyin Tüfekci hätte sich Kramer für den abschließenden Super-Sonntag alle Aufstiegs-Optionen offen gelassen, doch dann wurde man am Centercourt des UTC La Ville Zeuge einer total verkorksten Kramer’schen Darbietung.

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Kramer mit 10. Masters-Niederlage seiner Karriere und Tüfekci der erst vierte internationale Masters-Semifinalist der Geschichte

Das Unheil nahm schon im zweiten Game dieses Matches seinen Lauf. Tüfekci hatte zuvor zwar erst seinen vierten Spielball zur 1:0 Führung verwandelt, doch immerhin sein erstes Aufschlagspiel durchgebracht. Was Kramer nicht gelang, und der erste Satz damit rasch in die “türkische Richtung” lief. 13 Minuten kämpfte Kramer in diesem zweiten Game verbissen um den Ausgleich, ließ 4 Spielbälle zum 1:1 ungenützt, ehe Tüfekci nach einem verschlagenen Rückhand-Slice-Ball Kramers mit seiner fünften Break-Möglichkeit zum 2:0 kommt. Der Rest des ersten Durchgangs ist schnell erzählt, zumal er exakt genauso lange dauert, wie das umkämpfte – und aus Sicht Kramers verloren gegangene – zweite Game. 13 Minuten, geprägt durch eine unansehnliche Fehlerlawine des Ranglisten-Zweiten, der im Finish nur mehr durch permanentes Schlägerwerfen  auffiel, und froh sein musste, dass Oberschiedsrichter Marko Bogdanov da noch nicht seinen Dienst aufgenommen hatte. Tüfekci legte derweil mit seinem siebenten in Serie gewonnen Game zum 1:0 nach, ehe Kramer erstmals ein Lebenszeichen von sich gab. Der Wahl-Niederösterreicher glich zum 1:1 aus, und deutete mit 2 Breakchancen zum 2:1 an, dass er sehr wohl noch bemüht gewesen wäre, dieses Spiel zu gewinnen, und dem draußen im Publikum sitzenden Mario Kiss Schützenhilfe zu leisten. Minuten später schien der sonst so kampfkräftige Leopoldsdorfer tatsächlich die Wende vollbracht zu haben. Mit seinem ersten Break lag Kramer plötzlich 3:2 voran, ehe er sich ein katastrophal gespieltes sechstes Game im zweiten Satz leistete. Vier unerzwungene Fehler, darunter ein verschlagener Volley, den die Kleinsten im La-Ville-Jugend-Camp mit geschlossenen Augen verwandeln, der soeben erkämpfte Vorteil, war postwendend mit dem kassierten Re-Break wieder dahin. Und Kramer hatte an diesem Nachmittag nicht die Moral, spielerisch und kämpferisch entsprechend zulegen zu können. 9 Minuten später war der Spuk vorbei, Tüfekci 6:0, 6:3 Sieger, glücklicher Besitzer eines Halbfinaltickets, und der erste internationale Masters-Semifinalist seit 2009. Nach Tashi Liu 2001, Robin Douglas 2007 und Branislav Grznar 2009 ist der 35jährige aus Izmir überhaupt erst der vierte ausländische Akteur in einer Masters-Vorschluss-Runde. “Ich habe sehr gut gespielt. Ich habe vorallem versucht, jeden Ballwechsel mit einem Punktgewinn abzuschließen. Darum habe ich auch sehr viel Druck gemacht, und Kramer zu Fehlern gezwungen. Dieser Sieg war sehr wichtig, weil ein Entscheidungsspiel am Sonntag um einen Platz im Semifinale, hätte sehr viel Druck bedeutet.

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“Meine Leistung heute war einem Masters total unwürdig”

Für Christoph Kramer hingegen bleibt das Masters ein “rotes Tuch”. Beim Saisonfinale der Top 8 wieder einmal nicht konkurrenzfähig, musste der 30jährige seine bislang beste Karriere-Saison auf der Hobby-Tennis-Tour mit einer riesigen Enttäuschung beenden. Im 515. Match seiner Laufbahn kassierte Kramer seine achte Masters-Niederlage in Serie, und die zehnte Pleite auf Masters-Ebene überhaupt. “Obwohl ich wusste, um was es heute geht, habe ich extrem schlecht gespielt. Meine Leistung heute war einem Masters total unwürdig. Ich bin sehr enttäuscht, und der Ärger ist groß, ausgerechnet beim Masters so schlecht gespielt zu haben. Jetzt gehe ich einmal in eine lange Tennispause. Es kann gut sein, dass ich erst in zwei oder drei Monaten wieder auf die Tour zurückkomme. Ich möchte jetzt mehr Augenmerk auf das Training legen”, verabschiedete sich der amtierende US-Open-Champion nach seinem vierten vorzeitigen Masters-Aus.

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Mario Kiss läuft gegen Patrick Wiesmühler in nur 61 Minuten in ein Debakel und ins erste Masters-Vorrunden-Aus seiner Karriere

Mit einer Mega-Enttäuschung ist die 23. Auflage des Babolat-Masters-Turniers am Samstag Abend auch für Mario Kiss zu Ende gegangen. Der 33jährige Power-Server vom TC Donaufeld, lief im Eröffnungsspiel gegen den Olympiasieger von 2011 Patrick Wiesmühler in ein gerade einmal 61 Minuten dauerndes 1:6, 1:6 Debakel, und musste damit bei seinem vierten Masters-Antreten erstmals vor dem Semifinale die Heimreise antreten. Kiss ist einfach und kurz gesagt, im Augenblick nicht in jener Verfassung, in der man auf höchster Ebene um Turniersiege mitspielen kann. Der 2fache Saisonsieger wirkte dieser Tage körperlich müde und ausgelaugt, machte auf dem Platz nie den Eindruck, voll motivert zu sein, und erwies sich auch spielerisch als nicht konstant genug, um mit einem Kaliber wie Olympiasieger Patrick Wiesmühler mithalten zu können. Dabei wäre gerade der Power-Server vom TC Donaufeld vermutlich der einzige Akteur im Feld, der es mit dem 19jährigen Titelfavoiten schlagtechnisch aufnehmen könnte. Immer wieder holte sich der Ranglisten-Dritte Szeneapplaus für geniale Winnerschläge ab, doch was nützen Vorhand-Geschosse mit Ultraschallgeschwindigkeit die im Feld des Gegners für gelegentliches Staunen sorgen, wenn die nächsten zwei Bälle -drastisch ausgedrückt – an der Hallenmauer landen. “Ich habe im Vorfeld dieses Turniers ohnehin nicht viel erwartet, und dementsprechend auch gespielt. Jetzt wartet eine Tennispause von 4 Monaten auf mich, und dann probieren wir es noch einmal von vorne”, verabschiedete sich Kiss.