Oktober-WTB 2009 als 190. Sandplatzturnier der Geschichte

Die Tage kühl, die Nächte kalt, ja es ist Oktober, womit sich die bislang längste und umfangreichste Freiluftsaison der Hobby-Tennis-Tour-Geschichte schön langsam dem Ende entgegen neigt. Auf der anderen Seite startet dieser Tage mit der 9. Auflage des Oktober-WTB-Turniers allerdings auch die heiße Phase im “Race to the masters”, wo acht Turniere vor Beginn des “Showdowns der Top 8” noch jede Menge Entscheidungen ausstehen. Noch brisanter stellt sich am ersten Oktober-Weekend des Jahres die Situation im Kampf um die Tickets für das in einer Woche anstehende Doppel-Masters dar. 7 Startplätze sind fix vergeben, um das ausstehende acht Ticket liefern sich die Teams Seitner-Hühne und Frei-Caesar ein Fernduell beim Oktober-WTB-Turnier. Für die deutsch-österreichische Paarung zählt nur der Titel. 40 Punkte müssen her, wenn Seitner-Hühne die durch Abwesenheit glänzenden Frei-Caesar noch vom achten und damit zur Teilnahme berechtigten Champions-Race-Rang verdrängen möchten. Das alles und noch viel mehr an interessantem Hobby-Tennis steht uns bis einschließlich Dienstag beim 190. Sandplatz-Turnier der Hobby-Tennis-Tour-Geschichte ins Haus. Ein Bericht von C.L

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Die Tennis-Cracks mit den roten Terra-Rossa-Hemden vor 2. Heimturnier

Noch schlagen die besten Hobby-Tennis-Spieler Österreichs unter freiem Himmel auf, dennoch ziehen schon jetzt die beiden anstehenden Masters-Entscheidungen die Stars der Szene in ihren Bann. Wer sammelt für den Showdown der besten Spieler die meisten Punkte, und wer sichert sich die Startplätze für das Saisonfinale der erfolgreichsten Doppelpaare. Die 9. Auflage des Oktober-WTB-Turniers 2009 wrd einige Antworten dazu liefern, hat aber auch aus einem anderen Grund noch ihren ganz besonderen Reiz. Denn nach den bisherigen Austragsungsorten TC Top Serve und Wasserpark, hat das letzte 40-Punkte-Freiluft-Event des Jahres mit dem Terra-Rossa-Tennisclub in Wien-Hernals eine neue “Heimat” gefunden. Und so können sich die “Terra-Rossa-Cracks” beim 2. Versuch “daheim” erneut präsentieren. Im vergangenen August hatten die “Heimischen” bei der Premieren-Veranstaltung noch Lehrgeld zu zahlen. Zur Erinnerung: Damals starteten 9 Terra-Rossa-Spieler ins August-Second-Series-Abenteuer, doch bei 8 Erstrundenniederlagen reichte es letztlich nur für den schon “tour-erprobten” Peter Prinz zu einem Erfolgserlebnis. Zwei Monate später soll das schon anders werden. Die Hernalser Tennis-Asse mit den “roten Trikots” legen dieser Tage mit einem 10 Aktive umfassenden Aufgebot nicht nur nominell nach, sondern sie schicken mit Renee Glatzl und Neuling Jan Ohanessi auch entsprechende Qualität ins Unternehmen “Heimsieg”.

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Roland Mayerhofer gewinnt “Auftakt-Exhibition” gegen Roman Riegler in 2 Sätzen

Die Terra-Rossa-Stars bei ihrem Heimturnier und wie sie sich auf den heimischen Courts schlagen, diese Frage verleiht dem 9. Oktober-WTB zusätzlich Spannung. Und schon nach dem ersten Spieltag am gestrigen Freitag haben die Hernalser Tennis-Cracks ihr August-Ergebnis übertroffen. Weil Christian Aspalter mit einem Zweisatzsieg die Quali überstand, und Jan Ohanessi beim 6:1, 6:2 Erfolg gegen Alexander Sterzl überzeugte und für den zweiten heimischen Tagessieg sorgte. Doch zunächst einmal gaben in den drei Eröffnungsspielen die arrivierten und favorisierten Tour-Stars den Ton an. Am schnellsten und sichersten agierte dabei Roland Mayerhofer. Der 30jährige blieb im Auftakt-Duell gegen den frisch gebackenen September-First-Series-Champion Roman Riegler mit 6:3, 6:2 siegreich und ungefährdert. Vielleicht auch, weil sich die Erstrundenpartie schon mit den ersten Games in eine Art “Exhibition” verwandelte, und Mayerhofer dort seine großen Stärken ausspielen konnte. Gefühl im Handgelenk und jede Menge Kreativität, da war der Juli-WTT-Sieger von 2008 rasch in seinem Element. Stopp & Lob, Schmäh & Spass, Roland und Roman boten dem Publikum eine abwechslungsreiche Show, aus der am Ende wie erwartet Mayerhofer als Sieger hervor ging. “Sowas wie heute spiele ich sehr gerne”, lächelte der Sieger, für den das Oktober-WTB-Turnier womöglich doch noch der Startschuss zu einer möglichen Masters-Quali sein könnte. Denn die im Champions-Race derzeit vor ihm platzierten Spieler schwächeln entweder oder sie gönnen sich schon eine ziemlich lange künstlerische Pause. Das könnte sich Mayerhofer zu Nutze machen, wenngleich er trotz gelungener Auftakt-Gala gleich auch wieder auf die Euphoriebremse tritt. “Natürlich ist in diesem Turnier für mich alles drinnen. Aber leicht wird es nicht. Auch bei WTB-Turnieren sind schon starke Leute am Start, und von Durchmarsch kann man bei WTB-Bewerben schon lange nicht mehr sprechen”, so der 30jährige.

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Roman Riegler so locker und entspannt wie noch nie in seiner Karriere

Nur 72 Stunden nach dem Gewinn seines ersten Karriere-Titels musste sich Roman Riegler also gleich bei seinem ersten Auftritt als Turniersieger geschlagen geben. Von Traurigkeit war beim 26jährigen nach dem frühen Aus aber nichts zu spüren. Warum auch, setzte der gebürtige Linzer doch im Match gegen Mayerhofer jenen Vorsatz perfekt in die Tat um, den er beim Sieger-Interview vor drei Tagen gefasst hatte. “Alles recht locker nehmen und Spass haben” war sein Plan, und das gelang dem Oberösterreicher vorzüglich. Noch nie hatte man Riegler mit derart viel Fun auf einem Tenniscourt gesehen, und noch nie präsentierte sich der September-First-Series-Sieger so locker und entspannt wie diesmal. Da schmerzte am Ende auch der Umstand nicht, dass er so wie im Vorjahr gleich in Runde 1 die Heimreise anzutreten hatte. “5 Games sind ok. Ich hatte nichts zu verlieren, von daher war es leicht gegen Jemanden zu spielen, gegen den man keine Chance hat”, so der 26jährige.

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Andreas Fegerl läßt 6:4, 4:1 Führung gegen Christopher Caesar ungenützt

“Eigentlich weiß ich gar nicht, warum ich noch hier bin”, meinte der September-First-Series-Sieger von 2007 Christopher Caesar, als er sich in seinem Erstrunden-Duell mit Andreas Fegerl gegen Ende des zweiten Satzes mit einer 6:5 Führung zur Wechselpause begab. Und in der Tat war dieser Umstand fast unglaublich, lag er doch noch eine halbe Stunde davor mit 4:6, 1:4 beinahe aussichtslos zurück. Caesar stand gegen das Aufschlag-Ungeheuer auf der anderen Seite des Netzes mit dem Rücken zur Wand und praktisch vor dem Ausscheiden, als sich der 2,02 Meter Riese aus Maria-Elend mit einer elendigen Leistung selbst noch ins Aus manövrierte. Fegerl spielte trotz klarer Führung auf einmal höchst fehlerhaft, verlor den Tie-Break und im Flutlicht unterstützten dritten Satz letztlich auch die Orientierung. “Ich habe bei dem künstlichen Licht die Bälle nicht so gut gesehen. Bei Tageslicht hätte ich die Partie sicher gewonnen”, war sich Fegerl sicher. Für Caesar hingegen scheinen die Fegerl-Brüder ideale Gegner zu sein. Denn der TC Seeschlacht-Star hatte heuer im Sommer beim Juli-Grand-Prix-Turnier in Runde 1 auch schon Andis Bruder Martin in drei Sätzen besiegt. Im Achtelfinale wird der Vorjahres-Halbfinalist übrigens auf den Sieger der Partie Kramer-Altsinger treffen.

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Gerald Scheller startet mit Erstrundenerfolg über Roman Arbeiter ins Oktober-WTB

Jener Mann, der Caesar im Vorjahr den Halbfinaleinzug beim Oktober-WTB-Turnier überhaupt erst ermöglichte, scheiterte diesmal 12 Monate später bereits in Runde 1. Die Rede ist von Roman Arbeiter, der damals im Oktober 08 wegen Terminproblemen trotz Führung sein Achtelfinale gegen Christopher Caesar w.o. gab, und seinem Kontrahenten somit den Weg in die Vorschlussrunde ebnete. Diesmal gab es für Arbeiter nichts zu gewinnen und auch nichts zu verschenken. Weil der 29jährige im Erstrunden-Duell gegen Gerald Scheller mit 3:6, 4:6 den Kürzeren zog. Eigentlich hatte Arbeiter ja nach seinem September-Grand-Slam-Ausscheiden in der Südstadt seine persönliche Outdoor-Saison für vorzeitig beendet erklärt. Doch ein vor wenigen Tagen erhaltener Operationstermin, ließ den Februar-First-Series-Sieger umdenken. Solide aber nicht mehr, so spielten sich Scheller und Arbeiter dann durch den Nachmittag in Hernals. Spektakuläre Höhepunkte blieben aus, weil Arbeiter weit entfernt von seiner Bestform agierte, und sich Scheller ungewöhnlich träge auf dem Hernalser Sand bewegte. Immerhin reichte es für den 38jährigen Esslinger aber zu einem Zweisatzsieg und den Aufstieg ins Achtelfinale.

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Aspalter & Schmidl sorgen für Sieg und Niederlage der Terra-Rossa-Stars in der Quali

Womit wir bei den Terra-Rossa-Stars und ihrem Auftreten am Eröffnungstag des 9. Oktober-WTB-Turniers angelangt wären. Mit 2 Siegen und einer Niederlage haben die “Heimischen” wie erwähnt schon am Starttag das August-Abschneiden übertroffen. Dabei begann das Turnier für die Lokalhelden mit einer Niederlage. Alexandra Schmidl musste sich in der Qualifikation trotz ansprechender Leistung gegen Martin Knab mit 2:6, 1:6 geschlagen geben. Technisch versierter als ihr Gegenüber wusste die 15jährige in ihrem Auftaktmatch zwar optisch zu überzeugen, die größere Spielpraxis entschied letztlich aber für ihren Gegner. “Ich habe jeden zweiten Ball ins Out gespielt. Ich hätte besser spielen können, das muss ich zugeben”, resümierte Schmidl. Während der Terra-Rossa-Teenie noch den Platz abzog, war am Nebencourt ihr Vereinskollege Christian Aspalter schon auf dem besten Weg in den Hauptbewerb. Von einer “Super-Erfahrung” sprach der 39jährige vor zwei Monaten nach seinem verloren gegangenen Debüt gegen Martin Knab. Von einer “Super-Sache” nach seinem allerersten Single-Erfolg auf der Hobby-Tennis-Tour. “Weil gewinnen besser als verlieren ist und einfach mehr Spass macht”, lächelte der gebürtige Steyrer nach seinem doch recht deutlichen 6:1, 6:3 Quali-Sieg über Robert Grünwald. Das berühmte “Lehrgeld” beim Debüt schon vor zwei Monaten bezahlt, machte der 39jährige seine Sache beim zweiten Mal schon um ein Vielfaches besser. “Es ist mir diesmal länger gelungen mich zu konzentrieren, und konstanter zu spielen. Insgesamt war ich auch viel lockerer als bei meinem ersten Turnier”, wusste Aspalter die Gründe für seinen Erfolg, der ihm übrigens einen Startplatz im Hauptbewerb und ein Duell mit Vereinskollegen Peter Prinz einbrachte.

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Sterzl prophezeit nach Auftakt-Aus den Turniersieg von Neuling Ohanessi

Im abschließenden Match des Eröffnungstages kam es in einer Night-Session zum Duell zwischen dem September-Second-Series-Sieger von 2007 Alexander Sterzl und Tour-Newcomer Jan Ohanessi. Der gebürtige Perser erreichte mit einem souverän erspielten 6:1, 6:2 Erfolg nicht nur das Achtelfinale, sondern er nährte mit einer glanzvollen Vorstellung auch die Hoffnungen der Gastgeber auf einen Heimsieg beim Oktober-WTB-Turnier. Ohanessi überzeugte mit seinem vorgetragenen Power-Tennis aber auch die Gegnerschaft, die anerkennend für eine wirklich starke Darbietung die Favoritenrolle an den Neuling verteilte. “Also für mich ist der Jan jetzt der Turnierfavorit”, erklärte Sterzl nach dem Treffen mit dem Lokalmatador. Und schon einmal ist der 39jährige Favoritner mit einem Siegertipp gold richtig gelegen. Im September 2007 war es, als Sterzl in Runde 1 des Grand-Prix-Turniers von Christian Sonnleitner vorgeführt wurde, und er seinen Bezwinger in die Rolle des Favoriten hievte. Und Erinnerungen an damals dürften am gestrigen Abend bei Sterzl wach geworden sein. Denn ähnlich wie vor 24 Monaten, war “Alex” auch an diesem Abend ohne Chance. Ohanessi diktierte mit Powertennis das Geschehen, während Sterzl zumeist in der Defensive agierend, nie zu erhofftem Rhythmus und Spiel fand. So war der erste Satz nach nur 20 Minuten zu Ende, und insgesamt dauerte der Sterzl-Ausflug nach Hernals gerade einmal 55 Minuten. Einmal im zweiten Satz hätte der 39jährige der Partie eine Wende geben können, als er 2:1 führte und einen Spielball zum 3:1 vorfand. Doch insgesamt ging Ohanessis Debüt-Erfolg mehr als in Ordnung. “Es war lässig”, lautete der kurze Kommentar des Siegers, während Sterzl nur eine Woche nach seinem wirklich ansprechenden Comeback-Auftritt beim September-GP diesmal enttäuschte. “Ich hatte es schon geahnt. Ein neuer Spieler ist bei mir meist ein guter Spieler. Aber das es letztlich so deutlich ausgehen wird, hätte ich dann doch nicht erwartet. Das es so klar wurde, ist aber schon auch an mir gelegen”, übte Sterzl Selbstkritik.

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Claus Lippert, 2. Oktober 2009