Alles offen beim French Open der Hobby-Tennis-Tour

Ruhetag beim Mai-Grand-Slam-Turnier, Zeit um einen Ausblick auf das turnierentscheidende Pfingstwochenende zu werfen. Und obwohl im Achtelfinale bereits drei Gesetzte fehlen, ist das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres noch mit vielen guten Spielern und aussichtsreichen Favoriten auf die Sandplatzkrone gespickt. Einen absoluten Turnierfavoriten gibt es heuer freilich nicht, selbst bei näherer Betrachtung kann man einen solchen nicht ausmachen. Titelverteidiger Bernhard Nagl nicht in Hochform, Rekordsieger Martin Kova von einer Vielzahl an Verletzungen geplagt, und dazu einige ganz starke Newcomer die für die große Überraschung sorgen könnten. Doch vielleicht rettete gerade der Umstand, vor dem anstehenden Achtelfinale keinen Topfavoriten ausmachen zu können das bislang eher unterkühlte Turnier. Ob aus dem derzeit “frostigen Sandplatzhöhepunkt des Jahres” noch ein heißes, allseits in Erinnerung bleibendes Event wird, entscheidet sich in den kommenden vier Tagen. Eine Vorschau auf das Achtelfinale von C.L

Der Sieger von 1997 gegen den Sieger von 2005 als Schlager des Tages

Den Auftakt im Kampf um ein Viertelfinalticket machen am Freitag Nachmittag Bernhard Nagl und Roman Ainberger. Im Schlagerspiel des Tages kommt es zum Duell zweier Mai-Grand-Slam-Sieger mit ihren persönlichen Superserien. Der Sieger von 1997 Roman Ainberger, der beim Mai-Grand-Slam seit 5 Spielen in Folge ohne Niederlage ist, fordert den Vorjahressieger aus Mödling, nämlich Bernhard Nagl. Der Titelverteidiger ist beim Mai-Grand-Slam sogar schon 6 Spiele lang unbesiegt, und insgesamt auf Grand-Slam-Ebene seit 16 Spielen ungeschlagen. “Ich spüre, wie langsam aber sicher die Form wieder zurückkommt”, gibt sich der 27jährige zuversichtlich. Für Ainberger selbst kommt der Showdown gegen Nagl ein wenig zu früh um ernshaft über einen Erfolg nachzudenken. Dennoch sollte man den 19fachen Turniersieger auf der Rechnung haben, hat er doch beim Mai-Grand-Slam noch nie vor dem Viertelfinale verloren. “Ich freue mich auf das Spiel mit Nagl, alles andere bleibt abzuwarten”, gibt sich Ainberger vorsichtig.

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Vytisk & Liu als klare Favorits gegen die Tour-Jugend

Als klarer Favorit geht ein weiterer der insgesamt vier im Achtelfinale stehenden Niederösterreicher in sein zweites Match im Rahmen des Mai-Grand-Slam-Turniers 2006. Juni-Grand-Prix-Sieger Martin Vytisk trifft im Duell um einen Platz im Viertelfinale auf Junior Matthias Tader. Der als Nummer 7 gesetzte Vytisk möchte dabei sein Mai-Grand-Slam-Debüt weiter erfolgreich gestalten und träumt von einer Partie gegen den Ranglisten-Zweiten Bernhard Nagl. “Ich bin echt gut in Form, habe in letzter Zeit sehr viel trainiert und bin guter Dinge, hier weit kommen zu können”, glaubt Martin an seine Chance. Sein zweites Karriere-Achtelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier der Hobby-Tennis-Tour bestreitet hingegen Matthias Tader. Beim Jänner-Grand-Slam 2005 war in der Runde der letzten 16 gegen Gerald Gavlik nichts zu holen, diesmal soll das anders werden. “Ich muss mich sicherlich steigern und gegen Vytisk eine andere Taktik spielen als am Mittwoch”, ist sich der 15jährige Ottakringer der Schwere seiner Aufgabe bewusst. Einen weiteren ganz interessanten Vergleich zwischen einem Routinier und einem Tour-Jugendlichen könnten wir am Samstag erleben. Dann treffen sich nämlich der Mai-Grand-Slam-Finalist von 2002 und hier an Nummer 5 gsetzte Tashi Liu und die einzige Dame des Achtelfinales Jelena Trifunovic zum Geschlechter-Duell um einen Viertelfinalplatz. Für Liu übrigens ein ganz heißes Match, zumindest aus statistischer Sicht, ist das Achtelfinale für den Asiaten doch eine gefährliche Runde. Gleich 3x musste er sich bei 5 Starts im Achtelfinale verabschieden. Für Trifunovic, die übrigens wie im Vorjahr die Runde des letzten 16 erreicht hat, ist der Achtelfinalfluch ihres Gegners dennoch kein Freibrief. Auch nicht für ihren Coach Harald Selak, mit dem die 16jährige am Donnerstag Abend noch eine Extraschicht eingelegt hat. “Rein vom spielerischen her traue ich Jelena gegen Liu den Sieg zu. Hoffentlich ist sie auch im Kopf so weit”.

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Juni-Grand-Slam-Finalist Scharrach hofft gegen Stoyanov auf seine Grand-Slam-Bilanz

Das erste von drei Achtelfinalspielen ohne Gesetzten steht ebenfalls am Freitag Nachmittag auf dem Programm. Das Duell zwischen dem Juni-Grand-Slam-Finalisten Christopher Scharrach und dem bulgarischen Mai-Super-4-Finalisten Svetlin Stoyanov wird mit großer Spannung erwartet. Weil Scharrach bei seinem Comeback nach fast 11monatiger Tour-Pause in Runde 1 gegen Christian Moller überzeugen konnte, und bei Grand-Slam-Bewerben zuletzt eine phantastische Serie hinlegte. Aus den letzten 10 Partien holte der 15jährige 8 Siege, und ein möglicher Achtelfinalerfolg über Stoyanov würde Karriere-Einzelsieg Nummer 40 bedeuten. Auf der anderen Seite steht mit Stoyanov aber der Bezwinger der Nummer 4 des Mai-Grand-Slam-Turniers, und der Svatek-Bezwinger fühlt sich auf Sand pudelwohl. “Ich bin zwar noch nicht in Topform, aber ich kann hier noch einige Runden weiter kommen”, zeigt sich der Bulgare optimistisch. Die vermutlich klarste Ausgangslage herrscht vor dem Achtelfinalmatch zwischen Markus Altsinger und Jaswinder Saroy. Die Ranglistenplatzierung, die Grand-Slam-Statistik und letztlich auch die Spielstärke sprechen eindeutig für den 18jährigen Jänner-Grand-Slam-Halbfinalisten. Das der Ottakringer bei seinem 25. Turnierstart wie im Vorjahr im Achtelfinale rausfliegt, glauben nicht einmal die größten Pessimisten. Und auch Saroy selbst wird sich für den Auftritt am Samstag Nachmittag höchstens seine ganz privaten Ziele setzen. Trotzdem wird der indische Tourbeitrag recht entspannt in dieses Match gehen, gilt das Erreichen des Achtelfinales doch schon jetzt als der bislang größte Karriere-Erfolg Saroys, und das nach bisher fünf Erstrunden-Ausrutschern bei seinen bisherigen Grand-Slam-Starts. “Ich mache 30 Punkte für das Champions-Race, die mich unter die Top 30 bringen. Das Turnier ist für mich jetzt schon ein voller Erfolg”, freut sich der Asiate.

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Vladkov gegen Ebner als “Duell der Slice-Künstler”

Weitaus enger wird da schon ein weiteres Topspiel des Achtelfinales zwischen dem bulgarischen Vorjahres-Halbfinalisten Filip Vladkov und dem niederösterreichischen Saison-Aufsteiger Hans Ebner. Im Duell der beiden Slice-Künstler könnte die Tagesverfassung entscheidend sein. Vladkov, der seit 5 Spielen in Serie ungeschlagen ist, kommt am Samstag Vormittag zu seinem ersten Antreten im Verlauf des Mai-Grand-Slam-Turniers. Regen und eine kampflose Aufgabe seiner Erstrundengegnerin Jeannine Hos haben den Bulgaren bislang “arbeitlos” gemacht. Erstmals seit seinem April-Without-Top-Ten-Titel schlägt Vladkov also wieder auf Tourebene auf. Gegner Hans Ebner, heuer schon Sieger des Jänner-Without-Top-Ten-Turniers, kommt als Foitik-Bezwinger mit einer tollen Sandplatzform und der noch grandioseren Saisonbilanz von 21:6 Siegen. “Mein Ziel ist das Mai-Grand-Slam-Turnier” verkündete der Korneuburger nach seinem Viertelfinal-Aus beim April-GP-Turnier, eine Drohung die vielen Mitkonkurrenten dieser Tage hartnäckig in den Ohren liegt. Einen nachhaltigen Eindruck hat auch der erste Auftritt von Ebner-Freund Thomas Prinz auf der Tour und bei der Konkurrenz hinterlassen. Der Amstettner zerlegte vor exakt einer Woche in Runde 1 Klaus Leister, und gilt in Fachkreisen auch gegen Hans Krammer als klarer Favorit in diesem dritten Achtelfinale ohne Gesetzten. Für Krammer, übrigens neben NNihad Berzengi der einzige Spieler der an allen bisherigen neun Saisonturnieren teilgenommen hat, wird das Mai-Gand-Slam-Turnier egal wie immer es auch ausgeht, höchst erfolgreich enden. Unter den letzten 16 einer 200 Punkte-Veranstaltung stand der älteste Teilnehmer im Feld erst einmal.

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Günter Weismann als Stoplerstein für Rekordsieger Martin Kova?

Ein absoluter Tennis-Leckerbissen erwartet uns im letzten Achtelfinale des Mai-Grand-Slam-Rasters 2006. Vorausgesetzt der an Nummer 2 gesetzte Rekordsieger der Veranstaltung Martin Kova ist nach seiner Zahnoperation fit, und der Floridsdorfer Grand-Slam-Debütant Günter Weismann kann sich in Normalform präsentieren, könnte uns Hobbytennis vom Feinsten ins Haus stehen. Weismann, der in Runde 1 mit Mario Eberhard kurzen Prozess machte, könnte der Stolperstein auf Kovas Weg zum 5. Mai-Grand-Slam-Titel sein. Der April-Grand-Prix-Sieger kann allerdings auf eine sensationelle Bilanz beim Sand-Grand-Slam verweisen. Bei keinem seiner bisher insgesamt sieben Starts ist der 23jährige vor dem Semifinale ausgeschieden.

Claus Lippert, 2. Juni 2006