Erfolgreiches Urach-Comeback endet im Halbfinale

Florian Urachs Erfolgsrun beim Comeback ist zu Ende. Der 18jährige musste sich am Montag Abend im Semifinale des Juni-GP-Turniers Christoph Kramer knapp in drei Sätzen geschlagen geben. In einem spannenden knapp zwei Stunden dauernden Match qualifizierte sich Kramer mit 4:6, 6:3 und 7:5 für sein drittes Karriere-Finale. Ein Bericht von C.L

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Urach gegen Kramer wurde auch im 4. Vergleich in drei Sätzen entschieden

Auch der vierte direkte Vergleich zwischen den beiden Tourstars Florian Urach und Christoph Kramer wurde zum absoluten “Thriller in drei Akten”. Das erste Semifinale am Montag hatte so zeimlich alles zu bieten, was ein “gutes Match” braucht um ein absolut “großes Spiel” zu werden. Tolle Ballwechsel, zwei höchst engagierte Akteure und einen an Spannung kaum mehr zu überbietenden Schlussdurchgang. Der dritte Satz brachte die Entscheidung nach einem wahrlich kuriosen Spielverlauf. Schon ein Blick auf die Head to Head Bilanz zwischen Urach und Kramer ließ im Vorfeld dieses Duells erahnen, was auf die Aktiven und die Zuseher an diesem Montag Nachmittag zukommen sollte. Noch knapper als die 2:1 Führung Urachs im direkten Vergleich, sind die Ergebnisse der bisherigen Duelle. Alle drei Aufeinandertreffen wurden im Tie-Break des dritten Satzes entschieden, 5 der bisher ausgetragenen 9 Sätze gingen ins Tie-Break und keiner der 9 Sätze hatte weniger als 10 Games zu bieten.

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Kramer mit Blitzstart, Urach fährt Konter mit feinstem Sandplatztennis

Und auch diesmal fiel die Entscheidung erst in knappen drei Sätzen, allerdings mit den beiden kleinen Schönheitsfehlern, dass Durchgang 2 erstmals weniger als 10 Games aufzuweisen hatte, und die Entscheidung erstmals nicht im Tie-Break fiel. Seis drum, die Partie war dennoch eines Halbfinales absolut würdig. Kramer nach seinem mühsamen Arbeitssieg im Viertelfinale über Meinhart höchst motiviert, auch spielerich wieder Glanzpunkte zu setzen, startete wie aus der Pistole geschossen, überrumpelte einen indisponiert wirkenden Urach und führte rasch mit 3:0 und 4:1. Doch der erstmals seit Oktober 2003 wieder im Einzel spielende Urach fand rasch zu seinem Spiel, und zu was für einem noch dazu. Der Mai-Grand-Slam-Sieger 2002 zauberte aller feinstes Sandplatztennis auf den Centercourt und gewann unglaubliche 6 Games in Serie. Damit war Satz 1 und eine 1:0 Führung fixiert, die Urach sogar zu einer 3:1 Führung ausbauen konnte. Alles sah nach einem sicheren Zweisatzerfolg des 18jährigen aus, ehe Kramer zum nicht mehr für möglich gehaltenen Konter ansetzte.

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Halbfinale als Hochschaubahnfahrt mit “up and downs”

Von den nächsten 11 Games sicherte sich Kramer mit aggressivem und kontrollierten Tennis 10 Spiele. Satzausgleich und eine komfortable 5:1 Führung im entscheidenden Satz, das sichere Ende der Partie schien sich abzuzeichnen. Doch das Match mit den “Up and downs” hatte noch eine weitere Zugabe zu bieten. Die Hochschaubahnfahrt der Gefühle und der Leistungen beider Halbfinalprotagonisten ging in eine letzte Runde. Kramer vergab bei 5:2 einen ersten Matchball, der Beginn einer an Verunsicherung und Angst dominierten Schlussphase. Urach startete eine sensationelle Aufholjgad, hatte seine eineinhalb Sätze dauernde Künstlerpause beendet, und holte sich Spiel um Spiel. Kramer wurde von Minute zu Minute nervöser, ließ jegliche Länge in seinen Schlägen vermissen und musste mit ansehen, wie sein 18jähriges Gegenüber zum 5:5 ausgleichen konnte. Da stand sie wieder im Raum, die mögliche vierte Entscheidung im Tie-Break. Doch Kramer behielt vorerst in seinem letzten Aufschlagspiel die Nerven, und schlug bei Service Urachs mit dem wichtigsten Break des Spieles gnadenlos zu. Urach setzte eine Vorhand in Aus, und die Hoffnungen auf einen Finalplatz in den Sand. Damit glich Kramer im Head to Head auf 2:2 aus, sicherte sich im zweiten Halbfinale innerhalb von 8 Tagen die dritte Finalteilnahme seiner Laufbahn und zeigte sich im Anschluss an das “Super-Match” erleichtert und zufrieden.

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“Einen möglichen Tie-Break hätte ich sicher nicht gewonnen”

Am Ende habe ich nicht mehr an den Sieg geglaubt. Speziell als Florian zum 5:5 ausgleichen konnte, hatte ich ernste Bedenken. Zum Glück hat er im letzten Game einige leichte Fehler gemacht. Ein mögliches Tie-Break hätte ich sicher nicht gewonnen. Ich bin natürlich froh über den Sieg, aber es bedeutet mir auch sehr viel, dass ich mich im Vergleich zum Viertelfinale gegen Meinhart wieder spielerisch gesteigert habe. Ich Finale gegen Wagner wird es natürlich ganz schwierig, aber ich werde mein Bestes versuchen”. Die Enttäuschung über das knappe Aus hielt sich bei Urach in Grenzen, kein Wunder hatte doch auch der 6fache Turniersieger einen großen Teil dazu beigetragen, dass die Zuseher einen megaspannenden Halbfinalkrimi zu sehen bekamen. “Schade, die Aufholjagd ist nicht ganz gelungen”, lautete der gewohnt knappe Urach-Kommentar. Im zweiten Halbfinale am Dienstag besiegte übrigens Christoph Wagner den polnischen Routinier Robert Piatek mit 6:3 und 6:0.

Claus Lippert, 21. Juni 2006