Eisige Stimmung beim Mai-Grand-Slam-Turnier

Weiterhin spätherbstliche Temperaturen – die Stimmung bei den Stars der Hobby-Tennis-Tour daduch im Keller. So präsentierte sich das Mai-Grand-Slam-Turnier 06 auch an seinem 7. Spieltag, der aber zumindest den Abschluss der beiden ersten Runden und die ein oder andere Sonnenstunde brachte. Eine Tageszusammenfassung von C.L

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Tader sichert sich mit Doppelschlag letztes Achtelfinalticket

Das Achtelfinale beim 15. Mai-Grand-Slam-Turnier ist also komplett. Und ein Blick darauf läßt für die kommenden Tage noch einiges an hochkarätiger Tenniskunst erwarten. Doch vor dem heutigen Ruhetag wurden am gestrigen 7. Spieltag die letzten Tickets für die Runde der letzten 16 vergeben. Der große Gewinner dabei hieß Matthias Tader. Der 15jährige Ottakringer steht zum 2x in seiner Karriere im Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers. Der Ex-WAT-Ottakringer-Spieler setzte sich am Mittwoch Nachmittag mit einem Doppelschlag über die beiden Tour-Newcomer Bernd Ruiss und Patrick Kolomaznik hinweg, und darf am Freitag gegen die Nummer 7 des Turniers Martin Vytisk sogar vom Viertelfinale träumen. Zuvor hatte Tader aber einen “langen Arbeitestag” hinter sich zu bringen. Zunächst besiegte er in der letzten ausständigen Erstrundenpartie Tour-Debütant Bernd Ruiss mit 6:1 und 6:3. “Das war eine komplett unnotwendige Niederlage”, zeigte sich Ruiss entzürnt. “Ok, im ersten Satz habe ich schlecht gespielt, aber im zweiten Durchgang war das Spiel offen. Bei solchen Bedingungen kann man ja fast nicht spielen. Der starke Wind und meine vielen Eigenfehler waren eine schlechte Kombination um hier erfolgreich zu sein. Dabei war der Gegner keineswegs übrmächtig”, ärgerte sich Bernd nach seinem Premierenmatch auf der Tour. Eine Stunde später war der Tader`sche Doppelschlag perfekt, und auch sein Zweitrundengegner Patrick Kolomaznik mit gleichem Ergebnis und ähnlicher Analyse vom 15. Mai-Grand-Slam-Turnier verabschiedet. 1:6, 3:6, der Szele-Bewzinger konnte in seinem zweiten Tour-Match nicht an seine Debüt-Leistung vom vergangenen Donnerstag anschließen. Nervös, gehemmt, und nicht risikobereit, vergab der Waldviertler Meisterschaftsspieler die große Chance, gegen einen keineswegs überragend agierenden Gegner ein Achtelfinalticket zu lösen. Ohne Mut zum Angriff, “schupften” sich Tader & Kolomaznik durch den frühen Abend. Die tief stehende und den Platz in verschiedene Licht-Schatten-Zonen teilende Sonne trug bei Kolomaznik das Übrige dazu bei, dass der zweite Einzelauftritt in die Hosen ging. “Es war sehr schwer bei diesen Lichtverhältnissen. Ich habe den Ball oft gar nicht oder sehr spät gesehen”, entschuldigte sich der Brillenträger. Zufrieden zog hingegen Matthias Tader Bilanz nach seinem ersten “doppelten” Einsatz im Einzelbewerb. “Super. Im zweiten Spiel habe ich zwar nicht mehr das Tennis gespielt wie ich es mir vorstelle, aber zumindest habe ich im ersten Satz gegen Kolomaznik gut serviert. Gegen Vytisk muss ich ohnehin anders spielen wenn ich eine Chance haben möchte. Das ist mir bewusst”.

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Trifunovic nach Emotionsschlacht wie im Vorjahr im Achtelfinale

Kurios endete auch das Erstrundenspiel zwischen Jelena Trifunovic und Florian Dinter. Letztgenannter gab beim Stand von 6:5 und dem Versuch zum Satzgewinn aufzuschlagen w.o. Was war geschehen. Ein turbulentes Finish eines emotionsgeladenen Geschlechter-Duells zwischen Dinter und Trifunovic kündigte sich schon im Verlauf des ersten Duchgangs und vor dem Spiel an. “Ich mag nicht gegen Trifunovic spielen, gegen sie habe ich schon einmal nur knapp gewonnen, das wird wieder ein zähes Match”, bekundete Florian schon vor dem ersten Ballwechsel seinen Widerwillen zu diesem Erstrundenspiel. Während des letztlich fast 1 Stunde und 15 Minuten dauernden ersten Durchgangs regierte dann nicht nur wetterbedingte “Eiszeit” auf Court Nr. 8. Jeder Ball der knapp auf oder neben die Linie fiel, wurde von beiden Akteuren mit Argusaugen kontrolliert. Misstrauen pur auf beiden Seiten, Hund und Katz dagegen gute Freunde. Das der erste Durchgang eines eigentlich “grauslich schwachen Spieles” auch noch so eng und spannend wurde, sorgte zusätzlich für Emotionsaufbau. Die Nerven endgültig verlor Dinter, als ihm bei 6:5 und dem Versuch den ersten Satz zu gewinnen die Saite bei seinem Racket riss. Wutentbrannt stürmte der 24jährige vom Platz in die Kantine und warf zornig seine beiden Wilson-Arbeitsgeräte in eine Ecke. “Ich habe absolut keine Lust mehr weiterzuspielen”, rechtfertigte er sich auf die Frage warum er sich denn kein anderes Racket ausgeliehen hat. “Das macht wirklich keinen Spass. Ich bin hier um Tennis zu spielen und nicht um über eine Stunde den Ball übers Netz zu schupfen”, fluchte der “walk over-Mann”. Nachdem er sich Minuten später gesammelt und beruhigt hatte, suchte er die Schuld dann doch bei sich selbst. “Es ist immer das selbe mit mir. Bei großen Turnieren vergeige ich mit meinem Spiel stets die guten Resultate. Und so eines wäre heute durchaus wieder möglich gewesen”. So aber steht Jelena Trifunovic wie im Vorjahr im Achtelfinale des Mai-Grand-Slam-Turniers. Die 16jährige zeigte sich nach der gelungenen Revanche für die Erstrundenniederlage beim heurigen Jänner-Without-Top-Ten-Turnier aber alles andere als zufrieden. “Ich habe schlecht gespielt”, meinte sie, um sich gleich darauf auch für den Vorwurf der Schupferei zu rechtfertigen. “Warum sollte ich bei diesem Wetter was anders spielen. Mit dem Wind war das heute nicht so einfach. Ist man auf die Bälle voll drauf gegangen, sind sie meist irgendwohin gefallen. Es war vor allem deshalb so schwierig heute das richtige Timing zu finden, weil der Wind wechselnd war”, analysierte die U18-Spielerin des TC Schmelz. Übrigens hat der emotionsgeladene Erstrunden-Geschlechter-Kampf vielleicht sogar noch ein Nachspiel. Beim Abgang soll Dinter seine Gegnerin mit unschönen Worten verabschiedet haben.

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Die Doppel-Olympiasieger sind wieder “on tour”

Doppel wurde an diesem 7. Spieltag beim Mai-Grand-Slam auch wieder gespielt. Matthias Tader krönte dabei seinen Supertag mit zwei Siegen im Einzel, mit einem Doppelerfolg im Achtelfinale. Im Schlager des Tages setzten sich die Olympiasieger im Herren-Doppel von 2005 Franz Korger und Matthias Tader gegen Philipp Svatek und Walter Posteiner mit 6:2 und 7:5 durch. Der erste Auftritt der Goldmedaillengewinner seit ihrem großen Triumph, entwickelte sich unterschiedlich und durchwachsen. Einem beinahe genialen ersten Satz, in dem Svatek und Posteiner chanenlos waren, folgte ein eher unrund verlaufender zweiter Heat. Denn während Svatek und Posteiner mit Kampfgeist und Siegeswillen ins Spiel zurückfanden und eine 5:2 Führung herausholen konnten, verschwanden die Olympia-Champions zeitweise von der Bildfläche. Vorallem Tader gefährdete mit vielen Fehlern am Netz den letztlich doch noch geschafften Viertelfinaleinzug im Doppelbewerb des Mai-Grand-Slam-Turniers. Weil die beiden Sieger eine tolle Moral bewiesen, eine sensationelle Aufholjagd starteten und so der Lotterie “Champions-Tie-Break” entgehen konnten. “Ein Witz, da hast du eine 5:2 Führung und kannst den Satz nicht gewinnen. Ich frage mich wofür wir den ganzen zweiten Satz lang so gut gespielt und fast alles aufgeholt haben”, zeigte sich Philpp Svatek für den das Mai-Grand-Slam-Turnier mit einem Doppel-K.o endete, verärgert.

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“Es git Tage, da sollte man einfach nicht Tennis spielen”

Im Achtelfinale des Doppelbewerbes stand dann am Abend noch ein weiteres Match auf dem Programm. Florian Dinter & Bernd Ruiss drehten ein eigentlich schon verloren geglaubtes Spiel gegen die UTC-Karlstein Asse Gerhard Fröhlich und Patrick Kolomaznik noch um. Die niederösterreichische Meisterschaftspaarung geführt vom routinierten Fröhlich dominierte vorerst das Geschehen auf dem Centercourt nach Belieben. Kolomaznik obwohl nicht in Hochform spielte neben dem April-Without-Top-Ten-Halbfinalisten eine solide Partie, während auf der anderen Seite des Netzes Dinter mit altem Leihracket und Ruiss mit alter Verunsicherung ins Debakel zu laufen schienen. Doch mit Fortdauer der achtelfinalen Doppelbegegnung wurde das Spiel von Fröhlich und Kolomaznik schwächer, agierten sie nicht mehr so zwingend wie noch in Satz 1. Die Folge war, dass Satz 2 gegen die weiterhin wenig berauschend, dafür aber aufopfernd kämpfenden Dinter & Ruiss verloren ging, und die Entscheidung im “Lotto der Hobby-Tennis-Tour” fallen musste. Der neu eingeführte Champions-Tie-Break findet nicht nur Fürsprecher, gilt mittlerweile als glasharte und manchmal auch höchst brutale Entscheidungsfindung in vielen eigentlich recht ausgegleichenen Doppeln nach 1:1 Sätzen. So auch diesmal, wo am Ende das eigentlich spielbestimmende Duo mit leeren Händen da stand. 10:5 ging der Champions-Tie-Break an Dinter-Ruiss, womit beide zumindest das enttäuschende Einzel-Abschneiden vom Nachmitag vergessen nachen konnten, während Patrick Kolomaznik den “schwarzen Mittwoch” aus seiner Sicht mit einem knappen Kommentar Revue passieren ließ. “Es gibt Tage, da sollte man einfach nicht auf die Anlage kommen und Tennis spielen”. So einer war wohl heute beim Tour-Debütanten, der insgesamt aber mit seinem ersten Antreten auf der Hobby-Tennis-Tour zufrieden sein kann. Im Einzel und Doppel jeweils eine Runde überstanden, damit kann Patrick im Endeffekt sicherlich gut leben.

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Claus Lippert, 1. Juni 2006